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Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

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Reichthum Göttlicher Güte.
Soll ich nicht billig ein Adama aus dir machen/ und dich
wie Zeboim zu richten? Aber mein Hertz ist anders Sin-
nes/ meine Barmhertzigkeit ist zu brünstig/ daß ich nicht
thun will nach meinem grimmigen Zorn/ noch mich kehren/
Ephraim gar zuverderben/ denn ich bin GOtt/ und nichtHos. 11, 8. 9
ein Mensch/ und bin der Heilige unter dir. Freylich läßet
Er uns sein Gnaden-Hertz sehen/ wenn er nicht mit unsPsal. 103,
v.
10.

handelt nach unsern Sünden/ und vergilt uns nicht nach
unser Missethat: Wenn er uns die Sünde vergibt/ und1. Joh. 1, 9.
reiniget uns von aller Untugend. Worum hier David be-
tet; Und vergib mir alle meine Sünde. Mit dem Binde-
Wörtlein; Vnd/ wil er die verdienende Ursach seiner vor-
hin geklagten Angst/ Nöthen/ Jammers und Elends an-
deuten/ und gleich so viel sagen: Ach! frommer/ barmher-
tziger GOtt und Vater/ wann ich meine viele und schwere
Sünden bedencke/ so muß ich allerdings gestehen/ daß ich
billich in meiner grossen Hertzens-Angst stecke/ und empfa-
he/ was meine Thaten werth sind. Ja wenn du aus dei-Luc. 23, 41.
nem gerechtesten Gericht meine Sünden woltest ansehen/
nnd heimsuchen/ so dürfftestu mich aus meinen Nöthen
nimmermehr ausführen/ nimmermehr meinen Jammer
und Elend ansehen. Aber daß dein Ohr ja meine Angst-
Klage höre/ deine Hand mich rette/ dein Auge mich auch
beobachte/ ach! so schleuß doch dein Liebwallendes Hertz auf
gegen mich/ und vergib mir alle meine Sünde. Also hö-Sünde.
ren wir in diesen Worten eine willige/ bußfertige Sünden-
Bekäntnis und Beichte. Er verschweigt und verhölet seinePsal. 32, 5.
Missethat nicht. Er ist nicht wie ein unbesonnener
Patient/ der einen heimlichen gefährlichen Schaden an
sich hat/ und niemand davon was wil wissen lassen/ aber zu
seinem eignen Unheil und verderben. Mit Hiob bricht er

aus
H 3

Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
Soll ich nicht billig ein Adama aus dir machen/ und dich
wie Zeboim zu richten? Aber mein Hertz iſt anders Sin-
nes/ meine Barmhertzigkeit iſt zu bruͤnſtig/ daß ich nicht
thun will nach meinem grimmigen Zorn/ noch mich kehren/
Ephraim gar zuverderben/ denn ich bin GOtt/ und nichtHoſ. 11, 8. 9
ein Menſch/ und bin der Heilige unter dir. Freylich laͤßet
Er uns ſein Gnaden-Hertz ſehen/ wenn er nicht mit unsPſal. 103,
v.
10.

handelt nach unſern Suͤnden/ und vergilt uns nicht nach
unſer Miſſethat: Wenn er uns die Suͤnde vergibt/ und1. Joh. 1, 9.
reiniget uns von aller Untugend. Worum hier David be-
tet; Und vergib mir alle meine Suͤnde. Mit dem Binde-
Woͤrtlein; Vnd/ wil er die verdienende Urſach ſeiner vor-
hin geklagten Angſt/ Noͤthen/ Jammers und Elends an-
deuten/ und gleich ſo viel ſagen: Ach! frommer/ barmher-
tziger GOtt und Vater/ wann ich meine viele und ſchwere
Suͤnden bedencke/ ſo muß ich allerdings geſtehen/ daß ich
billich in meiner groſſen Hertzens-Angſt ſtecke/ und empfa-
he/ was meine Thaten werth ſind. Ja wenn du aus dei-Luc. 23, 41.
nem gerechteſten Gericht meine Suͤnden wolteſt anſehen/
nnd heimſuchen/ ſo duͤrffteſtu mich aus meinen Noͤthen
nimmermehr ausfuͤhren/ nimmermehr meinen Jammer
und Elend anſehen. Aber daß dein Ohr ja meine Angſt-
Klage hoͤre/ deine Hand mich rette/ dein Auge mich auch
beobachte/ ach! ſo ſchleuß doch dein Liebwallendes Hertz auf
gegen mich/ und vergib mir alle meine Suͤnde. Alſo hoͤ-Suͤnde.
ren wir in dieſen Worten eine willige/ bußfertige Suͤnden-
Bekaͤntnis und Beichte. Er verſchweigt und verhoͤlet ſeinePſal. 32, 5.
Miſſethat nicht. Er iſt nicht wie ein unbeſonnener
Patient/ der einen heimlichen gefaͤhrlichen Schaden an
ſich hat/ und niemand davon was wil wiſſen laſſen/ aber zu
ſeinem eignen Unheil und verderben. Mit Hiob bricht er

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[61/0061] Reichthum Goͤttlicher Guͤte. Soll ich nicht billig ein Adama aus dir machen/ und dich wie Zeboim zu richten? Aber mein Hertz iſt anders Sin- nes/ meine Barmhertzigkeit iſt zu bruͤnſtig/ daß ich nicht thun will nach meinem grimmigen Zorn/ noch mich kehren/ Ephraim gar zuverderben/ denn ich bin GOtt/ und nicht ein Menſch/ und bin der Heilige unter dir. Freylich laͤßet Er uns ſein Gnaden-Hertz ſehen/ wenn er nicht mit uns handelt nach unſern Suͤnden/ und vergilt uns nicht nach unſer Miſſethat: Wenn er uns die Suͤnde vergibt/ und reiniget uns von aller Untugend. Worum hier David be- tet; Und vergib mir alle meine Suͤnde. Mit dem Binde- Woͤrtlein; Vnd/ wil er die verdienende Urſach ſeiner vor- hin geklagten Angſt/ Noͤthen/ Jammers und Elends an- deuten/ und gleich ſo viel ſagen: Ach! frommer/ barmher- tziger GOtt und Vater/ wann ich meine viele und ſchwere Suͤnden bedencke/ ſo muß ich allerdings geſtehen/ daß ich billich in meiner groſſen Hertzens-Angſt ſtecke/ und empfa- he/ was meine Thaten werth ſind. Ja wenn du aus dei- nem gerechteſten Gericht meine Suͤnden wolteſt anſehen/ nnd heimſuchen/ ſo duͤrffteſtu mich aus meinen Noͤthen nimmermehr ausfuͤhren/ nimmermehr meinen Jammer und Elend anſehen. Aber daß dein Ohr ja meine Angſt- Klage hoͤre/ deine Hand mich rette/ dein Auge mich auch beobachte/ ach! ſo ſchleuß doch dein Liebwallendes Hertz auf gegen mich/ und vergib mir alle meine Suͤnde. Alſo hoͤ- ren wir in dieſen Worten eine willige/ bußfertige Suͤnden- Bekaͤntnis und Beichte. Er verſchweigt und verhoͤlet ſeine Miſſethat nicht. Er iſt nicht wie ein unbeſonnener Patient/ der einen heimlichen gefaͤhrlichen Schaden an ſich hat/ und niemand davon was wil wiſſen laſſen/ aber zu ſeinem eignen Unheil und verderben. Mit Hiob bricht er aus Hoſ. 11, 8. 9 Pſal. 103, v. 10. 1. Joh. 1, 9. Luc. 23, 41. Suͤnde. Pſal. 32, 5. H 3

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Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/61>, abgerufen am 25.11.2024.