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Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

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Reichthum Göttlicher Güte.
grundgütige GOtt aber sihet gerne/ sihet mitleidig/ sihet
zu unserm heilsamen Nutz unser Elend und Jammer an. Er
selbst versichert dessen/ wann Er spricht: Jch sehe an den
Elenden/ und der zerbrochenesGeistes ist/ und der sich fürch-
Esa. 66, 2.tet für meinem Wort. Und das ist sein Lob biß an der
Welt Ende/ das ihm der zehende Psalm giebet; Du sihest
ja/ denn du schauest das Elend und Jammer/ es stehet in
deinen Händen/ die Armen befehlens dir/ du bist der Wai-
Psa. 10, 14.sen Helffer. Darum denn David auch hier/ und mit ihm
ein iedes in gleicher Noth steckendes Hertz zu ihm seine Zu-
flucht nehmen/ und umb ein mitleidiges Auge seuffzen mag.
Umb dasselbe rieff den Herrn in ihrer Bedrängniß an
die Kirche Altes Testaments/ durch ihren Vorsänger/ den
Assaph: GOtt Zebaoth/ war ihr Beth-Lied/ wende dich
doch/ schau vom Himmel/ und sihe an/ und suche heim die-
sen Weinstock/ und halt ihn im Bau/ den deine Rechte ge-
pflantzet hat/ und den du dir festiglich erwehlet hast. Sihe
drein/ und schilt/ daß des Brennens und Reissens ein Ende
werde. Deine Hand schütze das Volck deiner Rechten/
Psal. 80,
15. seqq.
die Leute/ die du dir festiglich erwehlet hast. Das erseuffzete
auch Daniel/ da er in seinem Hertzeifferigen Gebet klagte:
Und nun/ unser GOtt/ höre das Gebet deines Knechts/
und sein Flehen/ und sihe gnädiglich an dein Heiligthum/
das verstöret ist/ ümb des Herrn willen. Neige deine
Ohren/ mein GOtt und höre/ thue deine Augen auf/ und
Dan. 9, 17.
18.
sihe/ wie wir verstöret sind/ und die Stadt/ die nach deinem
Namen genennet ist.

Jammer.

Hie wil David gerne von GOTT angesehen haben
seinen Jammer. Nennet den in seiner Sprache yg`, so
sonst Plage/ Quaal und Armuth heisset/ als wenn Joseph
seinen ersten Jammerstand in Egypten wil beschreiben/ so

nen-

Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
grundguͤtige GOtt aber ſihet gerne/ ſihet mitleidig/ ſihet
zu unſerm heilſamen Nutz unſer Elend und Jammer an. Er
ſelbſt verſichert deſſen/ wann Er ſpricht: Jch ſehe an den
Elenden/ und der zerbꝛochenesGeiſtes iſt/ und der ſich fuͤrch-
Eſa. 66, 2.tet fuͤr meinem Wort. Und das iſt ſein Lob biß an der
Welt Ende/ das ihm der zehende Pſalm giebet; Du ſiheſt
ja/ denn du ſchaueſt das Elend und Jammer/ es ſtehet in
deinen Haͤnden/ die Armen befehlens dir/ du biſt der Wai-
Pſa. 10, 14.ſen Helffer. Darum denn David auch hier/ und mit ihm
ein iedes in gleicher Noth ſteckendes Hertz zu ihm ſeine Zu-
flucht nehmen/ und umb ein mitleidiges Auge ſeuffzen mag.
Umb daſſelbe rieff den Herrn in ihrer Bedrängniß an
die Kirche Altes Teſtaments/ durch ihren Vorſänger/ den
Aſſaph: GOtt Zebaoth/ war ihr Beth-Lied/ wende dich
doch/ ſchau vom Himmel/ und ſihe an/ und ſuche heim die-
ſen Weinſtock/ und halt ihn im Bau/ den deine Rechte ge-
pflantzet hat/ und den du dir feſtiglich erwehlet haſt. Sihe
drein/ und ſchilt/ daß des Brennens und Reiſſens ein Ende
werde. Deine Hand ſchuͤtze das Volck deiner Rechten/
Pſal. 80,
15. ſeqq.
die Leute/ die du dir feſtiglich erwehlet haſt. Das erſeuffzete
auch Daniel/ da er in ſeinem Hertzeifferigen Gebet klagte:
Und nun/ unſer GOtt/ hoͤre das Gebet deines Knechts/
und ſein Flehen/ und ſihe gnaͤdiglich an dein Heiligthum/
das verſtoͤret iſt/ uͤmb des Herrn willen. Neige deine
Ohren/ mein GOtt und hoͤre/ thue deine Augen auf/ und
Dan. 9, 17.
18.
ſihe/ wie wir verſtoͤret ſind/ und die Stadt/ die nach deinem
Namen genennet iſt.

Jammer.

Hie wil David gerne von GOTT angeſehen haben
ſeinen Jammer. Nennet den in ſeiner Sprache יגע, ſo
ſonſt Plage/ Quaal und Armuth heiſſet/ als wenn Joſeph
ſeinen erſten Jammerſtand in Egypten wil beſchreiben/ ſo

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[42/0042] Reichthum Goͤttlicher Guͤte. grundguͤtige GOtt aber ſihet gerne/ ſihet mitleidig/ ſihet zu unſerm heilſamen Nutz unſer Elend und Jammer an. Er ſelbſt verſichert deſſen/ wann Er ſpricht: Jch ſehe an den Elenden/ und der zerbꝛochenesGeiſtes iſt/ und der ſich fuͤrch- tet fuͤr meinem Wort. Und das iſt ſein Lob biß an der Welt Ende/ das ihm der zehende Pſalm giebet; Du ſiheſt ja/ denn du ſchaueſt das Elend und Jammer/ es ſtehet in deinen Haͤnden/ die Armen befehlens dir/ du biſt der Wai- ſen Helffer. Darum denn David auch hier/ und mit ihm ein iedes in gleicher Noth ſteckendes Hertz zu ihm ſeine Zu- flucht nehmen/ und umb ein mitleidiges Auge ſeuffzen mag. Umb daſſelbe rieff den Herrn in ihrer Bedrängniß an die Kirche Altes Teſtaments/ durch ihren Vorſänger/ den Aſſaph: GOtt Zebaoth/ war ihr Beth-Lied/ wende dich doch/ ſchau vom Himmel/ und ſihe an/ und ſuche heim die- ſen Weinſtock/ und halt ihn im Bau/ den deine Rechte ge- pflantzet hat/ und den du dir feſtiglich erwehlet haſt. Sihe drein/ und ſchilt/ daß des Brennens und Reiſſens ein Ende werde. Deine Hand ſchuͤtze das Volck deiner Rechten/ die Leute/ die du dir feſtiglich erwehlet haſt. Das erſeuffzete auch Daniel/ da er in ſeinem Hertzeifferigen Gebet klagte: Und nun/ unſer GOtt/ hoͤre das Gebet deines Knechts/ und ſein Flehen/ und ſihe gnaͤdiglich an dein Heiligthum/ das verſtoͤret iſt/ uͤmb des Herrn willen. Neige deine Ohren/ mein GOtt und hoͤre/ thue deine Augen auf/ und ſihe/ wie wir verſtoͤret ſind/ und die Stadt/ die nach deinem Namen genennet iſt. Eſa. 66, 2. Pſa. 10, 14. Pſal. 80, 15. ſeqq. Dan. 9, 17. 18. Hie wil David gerne von GOTT angeſehen haben ſeinen Jammer. Nennet den in ſeiner Sprache יגע, ſo ſonſt Plage/ Quaal und Armuth heiſſet/ als wenn Joſeph ſeinen erſten Jammerſtand in Egypten wil beſchreiben/ ſo nen-

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Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/42>, abgerufen am 19.04.2024.