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Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

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Reichthum Göttlicher Güte.
kennen geben lassen. So lobet Mose seinem Volck das
gesegnete Land Canaan; Auf welch Land der Herr dein
GOtt acht hat/ und die Augen des Herrn deines Gottes
immerdar darauf sehen/ von Anfang des Jahrs/ biß ans
Ende. Salomo bath den Herrn bey der herrlichen Ein-Deut. 11, 12
weihung seines Tempels/ daß doch seine Augen möchten
offen stehen über diß Hauß Tag und Nacht. Und GOtt1. Reg. 8,
v. 29.
c.
9, 3.

versprachs ihm bald drauff: Meine Augen/ und mein
Hertz sollen da seyn allewege. Elihu rühmet von GOtt:
Er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten. SiheJoh. 36, 7.
des Herrn Auge sihet auf die/ so ihn fürchten/ die auf sei-
ne Güte hoffen/ daß er ihre Seele errette vom Tode/ und er-Psalm. 33,
v.
18. 19.

nehre sie in der Theurung. Von den Augen des Herrn
verstossen seyn/ heisset in der Schrifft/ von GOTT ohne
Trost/ Hülffe/ Rettung und Beystand gelassen werden.
Mit solchen seinem gnädigen Auge sihet nun der Höchste
nicht nur unser Glück/ und erfreulichen Wohlstand/ son-
dern auch unser Jammer und Elend an. Betrübte und
jämmerliche Sachen sind uns Menschen gemeiniglich ver-
drüßlich an zusehen. Seit Eva den lustigen Baum im Pa-Gen. 3, 6.
radieß mit sündlich-begierigen Augen angeschauet/ sind
unsere Augen dermassen verwöhnet/ daß sie lieber auf den
reichen Mann in seiner Pracht und Wohlleben/ als auf
den lieben Lazarum in seiner Armuth und Schweren ge-
richtet sind. Ja wenn wir offt unsere Augen dem elenden
Nechsten gönnen/ so geschichts doch etwan ohne Mitleiden/
wie Josephs Brüder die Angst seiner Seelen sahen/ da er
ihnen flehet/ und sie wolten ihn doch nicht erhören; OderGen. 42,
v.
21.

wir haben gar ophthalmon poneron, ein Schalcks-Auge/ und
sehen des Nechsten Leid mit Freud und Ergötzung an/ undPsalm. 35,
v.
21. 25.

sagen: Da da/ das sehen wir gerne/ das wolten wir. Der

grund-
F

Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
kennen geben laſſen. So lobet Moſe ſeinem Volck das
geſegnete Land Canaan; Auf welch Land der Herr dein
GOtt acht hat/ und die Augen des Herrn deines Gottes
immerdar darauf ſehen/ von Anfang des Jahrs/ biß ans
Ende. Salomo bath den Herrn bey der herrlichen Ein-Deut. 11, 12
weihung ſeines Tempels/ daß doch ſeine Augen moͤchten
offen ſtehen uͤber diß Hauß Tag und Nacht. Und GOtt1. Reg. 8,
v. 29.
c.
9, 3.

verſprachs ihm bald drauff: Meine Augen/ und mein
Hertz ſollen da ſeyn allewege. Elihu ruͤhmet von GOtt:
Er wendet ſeine Augen nicht von dem Gerechten. SiheJoh. 36, 7.
des Herrn Auge ſihet auf die/ ſo ihn fuͤrchten/ die auf ſei-
ne Guͤte hoffen/ daß er ihre Seele errette vom Tode/ und er-Pſalm. 33,
v.
18. 19.

nehre ſie in der Theurung. Von den Augen des Herrn
verſtoſſen ſeyn/ heiſſet in der Schrifft/ von GOTT ohne
Troſt/ Huͤlffe/ Rettung und Beyſtand gelaſſen werden.
Mit ſolchen ſeinem gnaͤdigen Auge ſihet nun der Hoͤchſte
nicht nur unſer Gluͤck/ und erfreulichen Wohlſtand/ ſon-
dern auch unſer Jammer und Elend an. Betruͤbte und
jaͤmmerliche Sachen ſind uns Menſchen gemeiniglich ver-
druͤßlich an zuſehen. Seit Eva den luſtigen Baum im Pa-Gen. 3, 6.
radieß mit ſuͤndlich-begierigen Augen angeſchauet/ ſind
unſere Augen dermaſſen verwoͤhnet/ daß ſie lieber auf den
reichen Mann in ſeiner Pracht und Wohlleben/ als auf
den lieben Lazarum in ſeiner Armuth und Schweren ge-
richtet ſind. Ja wenn wir offt unſere Augen dem elenden
Nechſten goͤnnen/ ſo geſchichts doch etwan ohne Mitleiden/
wie Joſephs Bruͤder die Angſt ſeiner Seelen ſahen/ da er
ihnen flehet/ und ſie wolten ihn doch nicht erhoͤren; OderGen. 42,
v.
21.

wir haben gar ὀφϑαλμὸν ϖονηρὸν, ein Schalcks-Auge/ und
ſehen des Nechſten Leid mit Freud und Ergoͤtzung an/ undPſalm. 35,
v.
21. 25.

ſagen: Da da/ das ſehen wir gerne/ das wolten wir. Der

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[41/0041] Reichthum Goͤttlicher Guͤte. kennen geben laſſen. So lobet Moſe ſeinem Volck das geſegnete Land Canaan; Auf welch Land der Herr dein GOtt acht hat/ und die Augen des Herrn deines Gottes immerdar darauf ſehen/ von Anfang des Jahrs/ biß ans Ende. Salomo bath den Herrn bey der herrlichen Ein- weihung ſeines Tempels/ daß doch ſeine Augen moͤchten offen ſtehen uͤber diß Hauß Tag und Nacht. Und GOtt verſprachs ihm bald drauff: Meine Augen/ und mein Hertz ſollen da ſeyn allewege. Elihu ruͤhmet von GOtt: Er wendet ſeine Augen nicht von dem Gerechten. Sihe des Herrn Auge ſihet auf die/ ſo ihn fuͤrchten/ die auf ſei- ne Guͤte hoffen/ daß er ihre Seele errette vom Tode/ und er- nehre ſie in der Theurung. Von den Augen des Herrn verſtoſſen ſeyn/ heiſſet in der Schrifft/ von GOTT ohne Troſt/ Huͤlffe/ Rettung und Beyſtand gelaſſen werden. Mit ſolchen ſeinem gnaͤdigen Auge ſihet nun der Hoͤchſte nicht nur unſer Gluͤck/ und erfreulichen Wohlſtand/ ſon- dern auch unſer Jammer und Elend an. Betruͤbte und jaͤmmerliche Sachen ſind uns Menſchen gemeiniglich ver- druͤßlich an zuſehen. Seit Eva den luſtigen Baum im Pa- radieß mit ſuͤndlich-begierigen Augen angeſchauet/ ſind unſere Augen dermaſſen verwoͤhnet/ daß ſie lieber auf den reichen Mann in ſeiner Pracht und Wohlleben/ als auf den lieben Lazarum in ſeiner Armuth und Schweren ge- richtet ſind. Ja wenn wir offt unſere Augen dem elenden Nechſten goͤnnen/ ſo geſchichts doch etwan ohne Mitleiden/ wie Joſephs Bruͤder die Angſt ſeiner Seelen ſahen/ da er ihnen flehet/ und ſie wolten ihn doch nicht erhoͤren; Oder wir haben gar ὀφϑαλμὸν ϖονηρὸν, ein Schalcks-Auge/ und ſehen des Nechſten Leid mit Freud und Ergoͤtzung an/ und ſagen: Da da/ das ſehen wir gerne/ das wolten wir. Der grund- Deut. 11, 12 1. Reg. 8, v. 29. c. 9, 3. Joh. 36, 7. Pſalm. 33, v. 18. 19. Gen. 3, 6. Gen. 42, v. 21. Pſalm. 35, v. 21. 25. F

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Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/41>, abgerufen am 25.04.2024.