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Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

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Reichthum GöttlicherGüte.
noch werde auszustehen haben? Jnsonderheit aber/ wie bit-
ter einmahl der letzte Feind/ der Tod seyn werde? Der eben/
der ist der rechte Angst Gast unsers Hertzens. Was dievid. inter
alios Bux-
torf Lex.
Talm. col.

1181. nec
non Syna-
gog. c.
49.
p. m. 712.
Sir.
41, 1.

Jüden vom [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]vmkh rlm, dem Engel des Todes und sei-
nen gifftigen Gallen-Tropffen dichten/ damit mögen sie
sich selbst belustigen. Der Tod ist freylich bitter/ wie Si-
rach von den Unbereiteten anmercket. Wenn das Hertz
im Sterben mit Stöckflüssen und allen Zufällen berennet
wird/ das Geblüth und alle Lebens-Geisterlein neh-
men ihre letzte Retirade dahin/ so hat der Tod recht sei-
ne Belagerung des Hertzens angestellet/ biß er endlich mit
Macht einbricht/ und den Garaus machet. Angst erhebt
sich dabey/ wenn wir die lieben unserigen vor uns sehen heu-
len/ weinen/ klagen/ und uns damit das Hertz müssen bre-Act. 21, 13.
chen lassen. Da/ da geht die Angst erst an/ wenn die Seele die
erschreckliche Stimme hören muß: Veni ad judicium, komm
für Gericht. Da wacht das Hündlein unter der lincken
Brust auf/ und schneffelt alle längst vergessene oder verbor-
gene Missethaten aus. Da kömmt Satan mit der grossen
Sünden-Rolle/ und klagt hefftig an. O anima, quis erit
ille pavor, cum tibi occurrentia catervatim illa teterri-
Bernhar-
dus.

ma monstra videbis? sagt Bernhardus an einem Orthe.
O Seele/ was wird das für ein Schrecken seyn/ wenn du
dieselbigen abscheulichen Höllen-Thiere und Ungeheuer dir
wirst mit Hauffen entgegen kommen sehen? Da wirfft Mose
aus seinem feurigen Gesetz lauter Donnerkeule. Da erschre-
cket der entbrandte Zorn Gottes. Da steht der rauchende
und Feuer-speiende Höllen-Rachen offen. Da mag Angst
seyn/ da mags heissen: Stricke des Todes haben mich üm-
fangen/ und Angst der Höllen hat mich troffen/ ich kommePsal. 116, 3.
in Jammer und Noth. Nun wie da zuthun? Je wie Da-
vid ferner daselbst fortfähret; Aber ich rieff an den Namen

des
C

Reichthum GoͤttlicherGuͤte.
noch werde auszuſtehen haben? Jnſonderheit aber/ wie bit-
ter einmahl der letzte Feind/ der Tod ſeyn werde? Der eben/
der iſt der rechte Angſt Gaſt unſers Hertzens. Was dievid. inter
alios Bux-
torf Lex.
Talm. col.

1181. nec
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p. m. 712.
Sir.
41, 1.

Juͤden vom [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ומח ראלמ, dem Engel des Todes und ſei-
nen gifftigen Gallen-Tropffen dichten/ damit moͤgen ſie
ſich ſelbſt beluſtigen. Der Tod iſt freylich bitter/ wie Si-
rach von den Unbereiteten anmercket. Wenn das Hertz
im Sterben mit Stoͤckfluͤſſen und allen Zufaͤllen berennet
wird/ das Gebluͤth und alle Lebens-Geiſterlein neh-
men ihre letzte Retirade dahin/ ſo hat der Tod recht ſei-
ne Belagerung des Hertzens angeſtellet/ biß er endlich mit
Macht einbricht/ und den Garaus machet. Angſt erhebt
ſich dabey/ wenn wir die lieben unſerigen vor uns ſehen heu-
len/ weinen/ klagen/ und uns damit das Hertz muͤſſen bre-Act. 21, 13.
chen laſſen. Da/ da geht die Angſt erſt an/ weñ die Seele die
erſchreckliche Stimme hoͤren muß: Veni ad judicium, kom̃
fuͤr Gericht. Da wacht das Huͤndlein unter der lincken
Bruſt auf/ und ſchneffelt alle laͤngſt vergeſſene oder verbor-
gene Miſſethaten aus. Da koͤmmt Satan mit der groſſen
Suͤnden-Rolle/ und klagt hefftig an. O anima, quis erit
ille pavor, cum tibi occurrentia catervatim illa teterri-
Bernhar-
dus.

ma monſtra videbis? ſagt Bernhardus an einem Orthe.
O Seele/ was wird das fuͤr ein Schrecken ſeyn/ wenn du
dieſelbigen abſcheulichen Hoͤllen-Thiere und Ungeheuer dir
wirſt mit Hauffen entgegen kom̃en ſehen? Da wirfft Moſe
aus ſeinem feurigen Geſetz lauter Donnerkeule. Da erſchre-
cket der entbrandte Zorn Gottes. Da ſteht der rauchende
und Feuer-ſpeiende Hoͤllen-Rachen offen. Da mag Angſt
ſeyn/ da mags heiſſen: Stricke des Todes haben mich uͤm-
fangen/ und Angſt der Hoͤllen hat mich troffen/ ich kommePſal. 116, 3.
in Jammer und Noth. Nun wie da zuthun? Je wie Da-
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[17/0017] Reichthum GoͤttlicherGuͤte. noch werde auszuſtehen haben? Jnſonderheit aber/ wie bit- ter einmahl der letzte Feind/ der Tod ſeyn werde? Der eben/ der iſt der rechte Angſt Gaſt unſers Hertzens. Was die Juͤden vom _ומח ראלמ, dem Engel des Todes und ſei- nen gifftigen Gallen-Tropffen dichten/ damit moͤgen ſie ſich ſelbſt beluſtigen. Der Tod iſt freylich bitter/ wie Si- rach von den Unbereiteten anmercket. Wenn das Hertz im Sterben mit Stoͤckfluͤſſen und allen Zufaͤllen berennet wird/ das Gebluͤth und alle Lebens-Geiſterlein neh- men ihre letzte Retirade dahin/ ſo hat der Tod recht ſei- ne Belagerung des Hertzens angeſtellet/ biß er endlich mit Macht einbricht/ und den Garaus machet. Angſt erhebt ſich dabey/ wenn wir die lieben unſerigen vor uns ſehen heu- len/ weinen/ klagen/ und uns damit das Hertz muͤſſen bre- chen laſſen. Da/ da geht die Angſt erſt an/ weñ die Seele die erſchreckliche Stimme hoͤren muß: Veni ad judicium, kom̃ fuͤr Gericht. Da wacht das Huͤndlein unter der lincken Bruſt auf/ und ſchneffelt alle laͤngſt vergeſſene oder verbor- gene Miſſethaten aus. Da koͤmmt Satan mit der groſſen Suͤnden-Rolle/ und klagt hefftig an. O anima, quis erit ille pavor, cum tibi occurrentia catervatim illa teterri- ma monſtra videbis? ſagt Bernhardus an einem Orthe. O Seele/ was wird das fuͤr ein Schrecken ſeyn/ wenn du dieſelbigen abſcheulichen Hoͤllen-Thiere und Ungeheuer dir wirſt mit Hauffen entgegen kom̃en ſehen? Da wirfft Moſe aus ſeinem feurigen Geſetz lauter Donnerkeule. Da erſchre- cket der entbrandte Zorn Gottes. Da ſteht der rauchende und Feuer-ſpeiende Hoͤllen-Rachen offen. Da mag Angſt ſeyn/ da mags heiſſen: Stricke des Todes haben mich uͤm- fangen/ und Angſt der Hoͤllen hat mich troffen/ ich komme in Jammer und Noth. Nun wie da zuthun? Je wie Da- vid ferner daſelbſt fortfaͤhret; Aber ich rieff an den Namen des vid. inter alios Bux- torf Lex. Talm. col. 1181. nec non Syna- gog. c. 49. p. m. 712. Sir. 41, 1. Act. 21, 13. Bernhar- dus. Pſal. 116, 3. C

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Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/17>, abgerufen am 28.03.2024.