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Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

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Reichthum GöttlicherGüte.
ich ein Frembdling bin unter Mesech! Jch muß wohnen
Psal. 120,
v.
6. 7.
unter den Hütten Kedar. Es wird meiner Seelen lang zu-
wohnen bey denen/ die den Frieden hassen. Angst über-
fällt das Hertz/ wenn GOtt eine Land-Plage nach der an-
dern herein brechen lässet/ wenn es von nichts/ als Krieg
und Kriegs-Geschrey hören muß; sonderlich aber wenn
Gott ein Creutz-Ungewitter nach dem andern über selbiges
selbst herblitzen und donnern lässet/ wenn hie eine Trüb-
sahls-Welle/ dort wieder eine herein schläget/ und alle
Wasserwogen Gottes mit aller Gewalt zustürmen/ da es
gleich zu Leiden gemacht ist/ und immer ein Unglück nach
dem andern annehmen muß. Dazu ist doch geweihet ein
Christen-Hertz und Hauß/ Unglück geht drinnen ein und
aus. Laß dir Hiob ein Liedlein davon singen aus seines
Buchs ersten und andern capp. Fürnehmlich ist das
Angst/ wenn man dabey in die zagenden Gedancken fället/
als habe GOtt sein Angesicht für unserer Noth verborgen/
und uns aus seiner Gnade und Sorge fallen lassen; Wenn
Luc. 2, 48.Maria ihren verlohrnen Jesum mit Schmertzen suchet;
Wenn Zion klagt/ der Herr hat mich verlassen/ der Herr
Esa. 49, 14hat mein vergessen; und Assaph: Wird denn der Herr
ewiglich verstossen/ und keine Gnade mehr erzeigen? Jsts
denn gantz und gar aus mit seiner Güte/ und hat die Ver-
heissung ein Ende? Hat denn Gott vergessen/ gnädig zu-
Ps. 77, 8. 9.
10.
seyn/ und seine Barmhertzigkeit für Zorn verschlossen.
Endlich macht das Angst/ wenn man bedencket/ was doch
künfftig für gemein und sonderbahres Unglück zuerwarten/
und noch zuerleben sey? Wie man in schweren/ bösen Zei-
ten sich mit den Seinigen hinbringen und erhalten? wie
man die lieben Kinder wohl erziehen und versorgen? Sum-
ma/ was man für Noth/ Mühe/ Trangsahl und Elend

noch

Reichthum GoͤttlicherGuͤte.
ich ein Frembdling bin unter Meſech! Jch muß wohnen
Pſal. 120,
v.
6. 7.
unter den Huͤtten Kedar. Es wird meiner Seelen lang zu-
wohnen bey denen/ die den Frieden haſſen. Angſt uͤber-
faͤllt das Hertz/ wenn GOtt eine Land-Plage nach der an-
dern herein brechen läſſet/ wenn es von nichts/ als Krieg
und Kriegs-Geſchrey hoͤren muß; ſonderlich aber wenn
Gott ein Creutz-Ungewitter nach dem andern uͤber ſelbiges
ſelbſt herblitzen und donnern laͤſſet/ wenn hie eine Truͤb-
ſahls-Welle/ dort wieder eine herein ſchlaͤget/ und alle
Waſſerwogen Gottes mit aller Gewalt zuſtuͤrmen/ da es
gleich zu Leiden gemacht iſt/ und immer ein Ungluͤck nach
dem andern annehmen muß. Dazu iſt doch geweihet ein
Chriſten-Hertz und Hauß/ Ungluͤck geht drinnen ein und
aus. Laß dir Hiob ein Liedlein davon ſingen aus ſeines
Buchs erſten und andern capp. Fuͤrnehmlich iſt das
Angſt/ wenn man dabey in die zagenden Gedancken faͤllet/
als habe GOtt ſein Angeſicht fuͤr unſerer Noth verborgen/
und uns aus ſeiner Gnade und Sorge fallen laſſen; Wenn
Luc. 2, 48.Maria ihren verlohrnen Jeſum mit Schmertzen ſuchet;
Wenn Zion klagt/ der Herr hat mich verlaſſen/ der Herr
Eſa. 49, 14hat mein vergeſſen; und Aſſaph: Wird denn der Herr
ewiglich verſtoſſen/ und keine Gnade mehr erzeigen? Jſts
denn gantz und gar aus mit ſeiner Guͤte/ und hat die Ver-
heiſſung ein Ende? Hat denn Gott vergeſſen/ gnädig zu-
Pſ. 77, 8. 9.
10.
ſeyn/ und ſeine Barmhertzigkeit fuͤr Zorn verſchloſſen.
Endlich macht das Angſt/ wenn man bedencket/ was doch
kuͤnfftig fuͤr gemein und ſonderbahres Ungluͤck zuerwarten/
und noch zuerleben ſey? Wie man in ſchweren/ boͤſen Zei-
ten ſich mit den Seinigen hinbringen und erhalten? wie
man die lieben Kinder wohl erziehen und verſorgen? Sum-
ma/ was man fuͤr Noth/ Muͤhe/ Trangſahl und Elend

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[16/0016] Reichthum GoͤttlicherGuͤte. ich ein Frembdling bin unter Meſech! Jch muß wohnen unter den Huͤtten Kedar. Es wird meiner Seelen lang zu- wohnen bey denen/ die den Frieden haſſen. Angſt uͤber- faͤllt das Hertz/ wenn GOtt eine Land-Plage nach der an- dern herein brechen läſſet/ wenn es von nichts/ als Krieg und Kriegs-Geſchrey hoͤren muß; ſonderlich aber wenn Gott ein Creutz-Ungewitter nach dem andern uͤber ſelbiges ſelbſt herblitzen und donnern laͤſſet/ wenn hie eine Truͤb- ſahls-Welle/ dort wieder eine herein ſchlaͤget/ und alle Waſſerwogen Gottes mit aller Gewalt zuſtuͤrmen/ da es gleich zu Leiden gemacht iſt/ und immer ein Ungluͤck nach dem andern annehmen muß. Dazu iſt doch geweihet ein Chriſten-Hertz und Hauß/ Ungluͤck geht drinnen ein und aus. Laß dir Hiob ein Liedlein davon ſingen aus ſeines Buchs erſten und andern capp. Fuͤrnehmlich iſt das Angſt/ wenn man dabey in die zagenden Gedancken faͤllet/ als habe GOtt ſein Angeſicht fuͤr unſerer Noth verborgen/ und uns aus ſeiner Gnade und Sorge fallen laſſen; Wenn Maria ihren verlohrnen Jeſum mit Schmertzen ſuchet; Wenn Zion klagt/ der Herr hat mich verlaſſen/ der Herr hat mein vergeſſen; und Aſſaph: Wird denn der Herr ewiglich verſtoſſen/ und keine Gnade mehr erzeigen? Jſts denn gantz und gar aus mit ſeiner Guͤte/ und hat die Ver- heiſſung ein Ende? Hat denn Gott vergeſſen/ gnädig zu- ſeyn/ und ſeine Barmhertzigkeit fuͤr Zorn verſchloſſen. Endlich macht das Angſt/ wenn man bedencket/ was doch kuͤnfftig fuͤr gemein und ſonderbahres Ungluͤck zuerwarten/ und noch zuerleben ſey? Wie man in ſchweren/ boͤſen Zei- ten ſich mit den Seinigen hinbringen und erhalten? wie man die lieben Kinder wohl erziehen und verſorgen? Sum- ma/ was man fuͤr Noth/ Muͤhe/ Trangſahl und Elend noch Pſal. 120, v. 6. 7. Luc. 2, 48. Eſa. 49, 14 Pſ. 77, 8. 9. 10.

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Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/16>, abgerufen am 20.04.2024.