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Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

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Reichthum Göttlicher Güte.
hiesige/ damit alles Ungemach und Leiden so ihm in seinem
bittern/ und langwierigen Exilio zugestossen/ zubezeichnen;
1. Sam. 26,
v.
24.
Der HERR/ wünschet er für des Sauls Ohren/ der
HERR errette mich von allem Trübsahl. Der H. Geist
benahmet mit eben dem Wort die Angst der Gebärerin/ die
vid Magn
D D Gei-
er. in Psal.
IX,
10.
in schweren Kindesnöthen lieget. So wehmüthig bekla-
get Babels Unglück Esaias am 21. cap. Meine Lenden sind
voll Schmertzens/ und Angst hat mich ergriffen/ wie eine
Gebärerin/ ich krümme mich/ wenn ichs höre/ und erschre-
Esa. 21, 3.cke/ wenn ichs ansehe. Dem stimmet Jerem. im 4. c. bey/
Jer. 4, 31.
conf c.
30,
6. 7.
6. 49, 24.
den Jammer Zions also beseuffzende: Jch höre ein Ge-
schrey/ als einer Gebärerin/ eine Angst/ als einer/ die in
den erstenKindesnöthen ist/ ein Geschrey der Tochter Zion/
die da klaget/ und die Hände auswirfft; Ach wehe mir/ ich
muß schier vergehen für dem Würgen/ u. f. w. Dergleichen
häuffige Angst klaget David hier seinem GOtt. Nicht
ohn Ursach. Wer des H. Mannes Lebenslauff iemahls
gehöret oder gelesen/ wirds ihm glauben/ daß er die Angst-
Klage von Hertzen gemeinet habe.

2. Hertzlich.

Wie er es denn ferner eine hertzliche Angst nen-
net. Die Angst meines Hertzens. Jst das Hertz an der
Angst Schuld und Ursach mit seinen sündlichen straffwür-
digen Einfällen/ Anschlägen/ Gedancken/ Reg- und Be-
wegungen/ ach so muß es sich auch wohl am hefftigsten von
der Angstpeinigen lassen. Hertzens-Angst die ärgste. Jn
äusserlicher Verfolgung/ im äusserlichen Schmertz und der-
gleichen/ kan das Hertz zuweilen noch getrost/ und fröhlich
seyn. Wenn es aber selbst von der Angst angegriffen wird/
so fällt Muth/ Freude/ Lust und alles hin. Jnnerliche Un-
ruhe und Aufruhr ist viel ärger als äusserlicher Krieg. Jn-

nerliche

Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
hieſige/ damit alles Ungemach und Leiden ſo ihm in ſeinem
bittern/ und langwierigen Exilio zugeſtoſſen/ zubezeichnen;
1. Sam. 26,
v.
24.
Der HERR/ wuͤnſchet er fuͤr des Sauls Ohren/ der
HERR errette mich von allem Truͤbſahl. Der H. Geiſt
benahmet mit eben dem Wort die Angſt der Gebaͤrerin/ die
vid Magn
D D Gei-
er. in Pſal.
IX,
10.
in ſchweren Kindesnoͤthen lieget. So wehmuͤthig bekla-
get Babels Ungluͤck Eſaias am 21. cap. Meine Lenden ſind
voll Schmertzens/ und Angſt hat mich ergriffen/ wie eine
Gebärerin/ ich kruͤmme mich/ wenn ichs hoͤre/ und erſchre-
Eſa. 21, 3.cke/ wenn ichs anſehe. Dem ſtimmet Jerem. im 4. c. bey/
Jer. 4, 31.
conf c.
30,
6. 7.
6. 49, 24.
den Jammer Zions alſo beſeuffzende: Jch hoͤre ein Ge-
ſchrey/ als einer Gebaͤrerin/ eine Angſt/ als einer/ die in
den erſtenKindesnoͤthen iſt/ ein Geſchrey der Tochter Zion/
die da klaget/ und die Haͤnde auswirfft; Ach wehe mir/ ich
muß ſchier vergehen fuͤr dem Wuͤrgen/ u. f. w. Dergleichen
haͤuffige Angſt klaget David hier ſeinem GOtt. Nicht
ohn Urſach. Wer des H. Mannes Lebenslauff iemahls
gehoͤret oder geleſen/ wirds ihm glåuben/ daß er die Angſt-
Klage von Hertzen gemeinet habe.

2. Hertzlich.

Wie er es denn ferner eine hertzliche Angſt nen-
net. Die Angſt meines Hertzens. Jſt das Hertz an der
Angſt Schuld und Urſach mit ſeinen ſuͤndlichen ſtraffwuͤr-
digen Einfaͤllen/ Anſchlaͤgen/ Gedancken/ Reg- und Be-
wegungen/ ach ſo muß es ſich auch wohl am hefftigſten von
der Angſtpeinigen laſſen. Hertzens-Angſt die aͤrgſte. Jn
aͤuſſerlicher Verfolgung/ im aͤuſſerlichen Schmertz und der-
gleichen/ kan das Hertz zuweilen noch getroſt/ und froͤhlich
ſeyn. Wenn es aber ſelbſt von der Angſt angegriffen wird/
ſo faͤllt Muth/ Freude/ Luſt und alles hin. Jnnerliche Un-
ruhe und Aufruhr iſt viel aͤrger als aͤuſſerlicher Krieg. Jn-

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[12/0012] Reichthum Goͤttlicher Guͤte. hieſige/ damit alles Ungemach und Leiden ſo ihm in ſeinem bittern/ und langwierigen Exilio zugeſtoſſen/ zubezeichnen; Der HERR/ wuͤnſchet er fuͤr des Sauls Ohren/ der HERR errette mich von allem Truͤbſahl. Der H. Geiſt benahmet mit eben dem Wort die Angſt der Gebaͤrerin/ die in ſchweren Kindesnoͤthen lieget. So wehmuͤthig bekla- get Babels Ungluͤck Eſaias am 21. cap. Meine Lenden ſind voll Schmertzens/ und Angſt hat mich ergriffen/ wie eine Gebärerin/ ich kruͤmme mich/ wenn ichs hoͤre/ und erſchre- cke/ wenn ichs anſehe. Dem ſtimmet Jerem. im 4. c. bey/ den Jammer Zions alſo beſeuffzende: Jch hoͤre ein Ge- ſchrey/ als einer Gebaͤrerin/ eine Angſt/ als einer/ die in den erſtenKindesnoͤthen iſt/ ein Geſchrey der Tochter Zion/ die da klaget/ und die Haͤnde auswirfft; Ach wehe mir/ ich muß ſchier vergehen fuͤr dem Wuͤrgen/ u. f. w. Dergleichen haͤuffige Angſt klaget David hier ſeinem GOtt. Nicht ohn Urſach. Wer des H. Mannes Lebenslauff iemahls gehoͤret oder geleſen/ wirds ihm glåuben/ daß er die Angſt- Klage von Hertzen gemeinet habe. 1. Sam. 26, v. 24. vid Magn D D Gei- er. in Pſal. IX, 10. Eſa. 21, 3. Jer. 4, 31. conf c. 30, 6. 7. 6. 49, 24. Wie er es denn ferner eine hertzliche Angſt nen- net. Die Angſt meines Hertzens. Jſt das Hertz an der Angſt Schuld und Urſach mit ſeinen ſuͤndlichen ſtraffwuͤr- digen Einfaͤllen/ Anſchlaͤgen/ Gedancken/ Reg- und Be- wegungen/ ach ſo muß es ſich auch wohl am hefftigſten von der Angſtpeinigen laſſen. Hertzens-Angſt die aͤrgſte. Jn aͤuſſerlicher Verfolgung/ im aͤuſſerlichen Schmertz und der- gleichen/ kan das Hertz zuweilen noch getroſt/ und froͤhlich ſeyn. Wenn es aber ſelbſt von der Angſt angegriffen wird/ ſo faͤllt Muth/ Freude/ Luſt und alles hin. Jnnerliche Un- ruhe und Aufruhr iſt viel aͤrger als aͤuſſerlicher Krieg. Jn- nerliche

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Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/12>, abgerufen am 16.04.2024.