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Barthisius, Henoch: Geistlicher SterbeKittel gleubiger Christenhertzen. Leipzig, 1614.

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Christliche Leichpredigt.
Gott/ als das bonum desideratum, bonum dulce, bo-
num aeternum,
das gewünschte/ süsse/ selige/ ewige Gut
ist/ vnd dem HErrn auffzuheben geben/ der es verwahren
vnd wiedergeben kan. Wer wolle nun nicht mit König
David beten: In manus tuas commendo spiritum
meum,
Jn deine Hände befehl ich meinen Geist.

O HErr/ wenn ich nicht mehr reden kan/
So nimm meinen letzten Seufftzer an.

Zum andern soll auch diß Hertzgebetlein Davids/II.
eines jeden Christenhertzens Seufftzer seyn/ vnd dasselbe
ein jeder jme gleich zum geistlichen Sterbekittel zulegen/
Ratione manus Dei, quae potentissima, von wegen
der gewaltigen Hand Gottes/ gleich als eines [s]eligen/
sichern vnd herrlichen Kästleins/ darein wir durch dieses
Stoßgebetlein/ das edele Seelichen/ den lieben Schatz/
schicken vnd verwahren/ Dann so spricht David: In
manus tuas,
oder/ in manum tuam, wie es in der heili-
gen Sprache lautet: Jn deine Hand befehle ich meinen
Geist. Von diesem herrlichen vnd seligen Seelenkäst-
lein vnd geistlichen Sterbekittel/ wissen die Schüler des
weisen Heyden Aristotelis gar nichts/ drumb als sie jren
Praecptorem trösten wolten/ sprachen sie: Qui suscipit
animas Philosophorum, suscipiat etiam tuam,
Der
auffnimpt die Seelen der weisen Leute/ der neme auch deine
Seele zu sich. O die elenden vnd blinden Leute/ der selige
Ort ist jnen gantz verborgen vnd verschlossen gewest. Py-
thagoras
der weise Mann hat auch eine metemuukhosin ein-
gefüret/ vnd fürgegeben/ die Seele führe in andere Leiber
der Menschen vnd des Viehes/ vnd diesen seligen Ort/ da
das Seelichen am besten verwaret ist in seiner/ thörichten

Ver-
C

Chriſtliche Leichpredigt.
Gott/ als das bonum deſideratum, bonum dulce, bo-
num æternum,
das gewuͤnſchte/ ſuͤſſe/ ſelige/ ewige Gut
iſt/ vnd dem HErrn auffzuheben geben/ der es verwahren
vnd wiedergeben kan. Wer wolle nun nicht mit Koͤnig
David beten: In manus tuas commendo ſpiritum
meum,
Jn deine Haͤnde befehl ich meinen Geiſt.

O HErr/ wenn ich nicht mehr reden kan/
So nim̃ meinen letzten Seufftzer an.

Zum andern ſoll auch diß Hertzgebetlein Davids/II.
eines jeden Chriſtenhertzens Seufftzer ſeyn/ vnd daſſelbe
ein jeder jme gleich zum geiſtlichen Sterbekittel zulegen/
Ratione manus Dei, quæ potentiſsima, von wegen
der gewaltigen Hand Gottes/ gleich als eines [s]eligen/
ſichern vnd herꝛlichen Kaͤſtleins/ darein wir durch dieſes
Stoßgebetlein/ das edele Seelichen/ den lieben Schatz/
ſchicken vnd verwahren/ Dann ſo ſpricht David: In
manus tuas,
oder/ in manum tuam, wie es in der heili-
gen Sprache lautet: Jn deine Hand befehle ich meinen
Geiſt. Von dieſem herrlichen vnd ſeligen Seelenkaͤſt-
lein vnd geiſtlichen Sterbekittel/ wiſſen die Schuͤler des
weiſen Heyden Ariſtotelis gar nichts/ drumb als ſie jren
Præcptorem troͤſten wolten/ ſprachen ſie: Qui ſuſcipit
animas Philoſophorum, ſuſcipiat etiam tuam,
Der
auffnimpt die Seelẽ der weiſen Leute/ der neme auch deine
Seele zu ſich. O die elenden vnd blinden Leute/ der ſelige
Ort iſt jnen gantz verborgen vnd verſchloſſen geweſt. Py-
thagoras
der weiſe Mañ hat auch eine μετεμϋύχωσιν ein-
gefuͤret/ vnd fuͤrgegeben/ die Seele fuͤhre in andere Leiber
der Menſchen vnd des Viehes/ vnd dieſen ſeligen Ort/ da
das Seelichen am beſten verwaret iſt in ſeiner/ thoͤrichten

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C
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[0017] Chriſtliche Leichpredigt. Gott/ als das bonum deſideratum, bonum dulce, bo- num æternum, das gewuͤnſchte/ ſuͤſſe/ ſelige/ ewige Gut iſt/ vnd dem HErrn auffzuheben geben/ der es verwahren vnd wiedergeben kan. Wer wolle nun nicht mit Koͤnig David beten: In manus tuas commendo ſpiritum meum, Jn deine Haͤnde befehl ich meinen Geiſt. O HErr/ wenn ich nicht mehr reden kan/ So nim̃ meinen letzten Seufftzer an. Zum andern ſoll auch diß Hertzgebetlein Davids/ eines jeden Chriſtenhertzens Seufftzer ſeyn/ vnd daſſelbe ein jeder jme gleich zum geiſtlichen Sterbekittel zulegen/ Ratione manus Dei, quæ potentiſsima, von wegen der gewaltigen Hand Gottes/ gleich als eines seligen/ ſichern vnd herꝛlichen Kaͤſtleins/ darein wir durch dieſes Stoßgebetlein/ das edele Seelichen/ den lieben Schatz/ ſchicken vnd verwahren/ Dann ſo ſpricht David: In manus tuas, oder/ in manum tuam, wie es in der heili- gen Sprache lautet: Jn deine Hand befehle ich meinen Geiſt. Von dieſem herrlichen vnd ſeligen Seelenkaͤſt- lein vnd geiſtlichen Sterbekittel/ wiſſen die Schuͤler des weiſen Heyden Ariſtotelis gar nichts/ drumb als ſie jren Præcptorem troͤſten wolten/ ſprachen ſie: Qui ſuſcipit animas Philoſophorum, ſuſcipiat etiam tuam, Der auffnimpt die Seelẽ der weiſen Leute/ der neme auch deine Seele zu ſich. O die elenden vnd blinden Leute/ der ſelige Ort iſt jnen gantz verborgen vnd verſchloſſen geweſt. Py- thagoras der weiſe Mañ hat auch eine μετεμϋύχωσιν ein- gefuͤret/ vnd fuͤrgegeben/ die Seele fuͤhre in andere Leiber der Menſchen vnd des Viehes/ vnd dieſen ſeligen Ort/ da das Seelichen am beſten verwaret iſt in ſeiner/ thoͤrichten Ver- II. C

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Zitationshilfe: Barthisius, Henoch: Geistlicher SterbeKittel gleubiger Christenhertzen. Leipzig, 1614, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508611/17>, abgerufen am 19.04.2024.