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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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O Jammer! Wäre dieses nicht.
Was dürften wir ietzt Leide tragen?
Was dürften wir so ängstlich klagen?
Da selbst der Wahrheit Zeugniß spricht,
Daß Böttners Frömmigkeit und Tugend
Sein ganzes Leben ausgeziert,
Und die Jhm anvertraute Jugend
Zu gleichen Trieben angeführt,
Die nun um so viel stärker wimmert,
Jemehr Sein Fall ihr Heil zertrümmert.
Wer rühmt nicht Böttners Freundlichkeit,
Womit Sein Mund uns das gelehret,
Was zu der Wissenschafft gehöret?
Mit was für Unverdrossenheit
Hat nicht sein gründlich nützes Wissen,
Sein Einsehn, Witz, Verstand und Treu,
Sich stets mit Macht auf das befliessen,
Was Schul und Schülern heilsam sey,
Was beyder Flor und Wuchs geschützet,
Was beyder Hoffnung unterstützet?
Jhr Armen, sagt, wenn ists geschehn,
Daß ihr bey Böttners Vatersorgen
Nicht euer Absehn wie geborgen,
Und euren Wunsch erfüllt gesehn?
Sein Tisch und Beystand stund euch offen,
Er hatt' euch mehr als Väter lieb,
Er selbst half euch und eurem Hoffen.
Drum hilft auch nun Sein edler Trieb,
Stets wohl zuthun und mitzutheilen,
Sein Grab vor andern übersäulen.
Drum
O Jammer! Waͤre dieſes nicht.
Was duͤrften wir ietzt Leide tragen?
Was duͤrften wir ſo aͤngſtlich klagen?
Da ſelbſt der Wahrheit Zeugniß ſpricht,
Daß Boͤttners Froͤmmigkeit und Tugend
Sein ganzes Leben ausgeziert,
Und die Jhm anvertraute Jugend
Zu gleichen Trieben angefuͤhrt,
Die nun um ſo viel ſtaͤrker wimmert,
Jemehr Sein Fall ihr Heil zertruͤmmert.
Wer ruͤhmt nicht Boͤttners Freundlichkeit,
Womit Sein Mund uns das gelehret,
Was zu der Wiſſenſchafft gehoͤret?
Mit was fuͤr Unverdroſſenheit
Hat nicht ſein gruͤndlich nuͤtzes Wiſſen,
Sein Einſehn, Witz, Verſtand und Treu,
Sich ſtets mit Macht auf das beflieſſen,
Was Schul und Schuͤlern heilſam ſey,
Was beyder Flor und Wuchs geſchuͤtzet,
Was beyder Hoffnung unterſtuͤtzet?
Jhr Armen, ſagt, wenn iſts geſchehn,
Daß ihr bey Boͤttners Vaterſorgen
Nicht euer Abſehn wie geborgen,
Und euren Wunſch erfuͤllt geſehn?
Sein Tiſch und Beyſtand ſtund euch offen,
Er hatt’ euch mehr als Vaͤter lieb,
Er ſelbſt half euch und eurem Hoffen.
Drum hilft auch nun Sein edler Trieb,
Stets wohl zuthun und mitzutheilen,
Sein Grab vor andern uͤberſaͤulen.
Drum
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[98/0099] O Jammer! Waͤre dieſes nicht. Was duͤrften wir ietzt Leide tragen? Was duͤrften wir ſo aͤngſtlich klagen? Da ſelbſt der Wahrheit Zeugniß ſpricht, Daß Boͤttners Froͤmmigkeit und Tugend Sein ganzes Leben ausgeziert, Und die Jhm anvertraute Jugend Zu gleichen Trieben angefuͤhrt, Die nun um ſo viel ſtaͤrker wimmert, Jemehr Sein Fall ihr Heil zertruͤmmert. Wer ruͤhmt nicht Boͤttners Freundlichkeit, Womit Sein Mund uns das gelehret, Was zu der Wiſſenſchafft gehoͤret? Mit was fuͤr Unverdroſſenheit Hat nicht ſein gruͤndlich nuͤtzes Wiſſen, Sein Einſehn, Witz, Verſtand und Treu, Sich ſtets mit Macht auf das beflieſſen, Was Schul und Schuͤlern heilſam ſey, Was beyder Flor und Wuchs geſchuͤtzet, Was beyder Hoffnung unterſtuͤtzet? Jhr Armen, ſagt, wenn iſts geſchehn, Daß ihr bey Boͤttners Vaterſorgen Nicht euer Abſehn wie geborgen, Und euren Wunſch erfuͤllt geſehn? Sein Tiſch und Beyſtand ſtund euch offen, Er hatt’ euch mehr als Vaͤter lieb, Er ſelbſt half euch und eurem Hoffen. Drum hilft auch nun Sein edler Trieb, Stets wohl zuthun und mitzutheilen, Sein Grab vor andern uͤberſaͤulen. Drum

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/99>, abgerufen am 27.04.2024.