Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Von grünen Blättern trug, den man in künftger Zeit
Dem ihm voreylenden an seiner statt geweyht;
Denn dort wird niemand mehr zum Lauffen aufgefodert,
Und trägt doch ohne Furcht den Crantz, der nicht vermodert.
Drum bleibt der Lehr-Stuhl leer, verwayste Musen-Schaar,
Der gestern noch gelehrt, liegt heut schon auf der Bahr!
Hier ruh! sein Leib entseelt, sein Geist soll dorten wachen,
Wo ihn die Wachsamkeit niemahls ermüdet machen
Und irgends schwächen kan. Gönn ihm die süsse Ruh,
Er setzte seine Krafft in deinem Dienste zu.
Wie endlich sich das Licht den Zufluß selbst verzehret,
Der seiner Flamme Schein zu unserm Nutz ernähret.
So stimme nun ein Lied auf deinen Lehrer an,
Versuche, wie Dein Danck ihn todt verehren kan!
Doch durch das summende Gethöne derer Glocken
Bist Du gantz ausser Dich gesetzet und erschrocken.
Ein jeder Glocken-Schlag trifft Dein erschrocknes Hertz,
Es fühlt Dein Helicon gantz einen fremden Schmertz,
Den er, o seltnes Glück! in mehr als funfzig Jahren
Nach seines Seidemanns Verscheiden nicht erfahren. *)
Ja, der ihn auch vorher nicht offt erschüttert hat,
Nachdem Capeli Fleiß und Cnemiandri Rath
Allhier ihn aufgeführt. **) Drum stritten mit der Neisse
Um ihrer Sayten Ruhm die Musen an dem Qveisse.
So
*) Herr M. Martin Seidemann starb, nachdem er das Rectorat hiesigen Ly-
cei zwantzig Jahre hindurch treulich verwaltet hatte, 1687. Sein Nachfol-
ger, Herr M. George Wende, wurde 1695. in das Gymnasium zu Thoren,
Herr M Gottfried Hoffmann 1708. an das Gymnasium in Zittau. Hr. M.
Friedrich Gude, 1710. in hiesiges Predigt-Amt beruffen, Herr M Johann
Paul Gumprecht
1731. pro emerito erkläret.
**) Caspar Capelus, und M. Martin Cnemiander, sind die ersten Rectores hie-
sigen Lycel gewesen. Der erstere trat in sein Amt 1526. und verwaltete das-
selbige biß 1539. Der andere folgte ihm 1540. und blieb darinn biß 1553.
Jhnen folgten Martinus Regu[l]us. Gregorius Albinus. M. Moses Nean-
der
. Lazarus Scherdinger.
M. Joachim Meister. M. Adam Close. M.
Petrus
Von gruͤnen Blaͤttern trug, den man in kuͤnftger Zeit
Dem ihm voreylenden an ſeiner ſtatt geweyht;
Denn dort wird niemand mehr zum Lauffen aufgefodert,
Und traͤgt doch ohne Furcht den Crantz, der nicht vermodert.
Drum bleibt der Lehr-Stuhl leer, verwayſte Muſen-Schaar,
Der geſtern noch gelehrt, liegt heut ſchon auf der Bahr!
Hier ruh! ſein Leib entſeelt, ſein Geiſt ſoll dorten wachen,
Wo ihn die Wachſamkeit niemahls ermuͤdet machen
Und irgends ſchwaͤchen kan. Goͤnn ihm die ſuͤſſe Ruh,
Er ſetzte ſeine Krafft in deinem Dienſte zu.
Wie endlich ſich das Licht den Zufluß ſelbſt verzehret,
Der ſeiner Flamme Schein zu unſerm Nutz ernaͤhret.
So ſtimme nun ein Lied auf deinen Lehrer an,
Verſuche, wie Dein Danck ihn todt verehren kan!
Doch durch das ſummende Gethoͤne derer Glocken
Biſt Du gantz auſſer Dich geſetzet und erſchrocken.
Ein jeder Glocken-Schlag trifft Dein erſchrocknes Hertz,
Es fuͤhlt Dein Helicon gantz einen fremden Schmertz,
Den er, o ſeltnes Gluͤck! in mehr als funfzig Jahren
Nach ſeines Seidemanns Verſcheiden nicht erfahren. *)
Ja, der ihn auch vorher nicht offt erſchuͤttert hat,
Nachdem Capeli Fleiß und Cnemiandri Rath
Allhier ihn aufgefuͤhrt. **) Drum ſtritten mit der Neiſſe
Um ihrer Sayten Ruhm die Muſen an dem Qveiſſe.
So
*) Herr M. Martin Seidemann ſtarb, nachdem er das Rectorat hieſigen Ly-
cei zwantzig Jahre hindurch treulich verwaltet hatte, 1687. Sein Nachfol-
ger, Herr M. George Wende, wurde 1695. in das Gymnaſium zu Thoren,
Herr M Gottfried Hoffmann 1708. an das Gymnaſium in Zittau. Hr. M.
Friedrich Gude, 1710. in hieſiges Predigt-Amt beruffen, Herr M Johann
Paul Gumprecht
1731. pro emerito erklaͤret.
**) Caſpar Capelus, und M. Martin Cnemiander, ſind die erſten Rectores hie-
ſigen Lycel geweſen. Der erſtere trat in ſein Amt 1526. und verwaltete daſ-
ſelbige biß 1539. Der andere folgte ihm 1540. und blieb darinn biß 1553.
Jhnen folgten Martinus Regu[l]us. Gregorius Albinus. M. Moſes Nean-
der
. Lazarus Scherdinger.
M. Joachim Meiſter. M. Adam Cloſe. M.
Petrus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsEpicedia" n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0069" n="68"/>
            <l>Von gru&#x0364;nen Bla&#x0364;ttern trug, den man in ku&#x0364;nftger Zeit</l><lb/>
            <l>Dem ihm voreylenden an &#x017F;einer &#x017F;tatt geweyht;</l><lb/>
            <l>Denn <hi rendition="#fr">dort</hi> wird niemand mehr zum Lauffen aufgefodert,</l><lb/>
            <l>Und tra&#x0364;gt doch ohne Furcht den Crantz, der nicht vermodert.</l><lb/>
            <l>Drum bleibt der <hi rendition="#fr">Lehr-Stuhl</hi> leer, <hi rendition="#fr">verway&#x017F;te Mu&#x017F;en-Schaar,</hi></l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Der</hi> ge&#x017F;tern noch gelehrt, liegt heut &#x017F;chon auf der Bahr!</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Hier</hi> ruh! &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Leib</hi> ent&#x017F;eelt, &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Gei&#x017F;t</hi> &#x017F;oll <hi rendition="#fr">dorten</hi> wachen,</l><lb/>
            <l>Wo <hi rendition="#fr">ihn</hi> die Wach&#x017F;amkeit niemahls ermu&#x0364;det machen</l><lb/>
            <l>Und irgends &#x017F;chwa&#x0364;chen kan. Go&#x0364;nn <hi rendition="#fr">ihm</hi> die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Ruh,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Er</hi> &#x017F;etzte &#x017F;eine <hi rendition="#fr">Krafft</hi> in deinem Dien&#x017F;te zu.</l><lb/>
            <l>Wie endlich &#x017F;ich das Licht den Zufluß &#x017F;elb&#x017F;t verzehret,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;einer Flamme Schein zu un&#x017F;erm Nutz erna&#x0364;hret.</l><lb/>
            <l>So &#x017F;timme nun ein Lied auf deinen <hi rendition="#fr">Lehrer</hi> an,</l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;uche, wie Dein Danck <hi rendition="#fr">ihn</hi> todt verehren kan!</l><lb/>
            <l>Doch durch das &#x017F;ummende Getho&#x0364;ne derer Glocken</l><lb/>
            <l>Bi&#x017F;t Du gantz au&#x017F;&#x017F;er Dich ge&#x017F;etzet und er&#x017F;chrocken.</l><lb/>
            <l>Ein jeder Glocken-Schlag trifft Dein er&#x017F;chrocknes Hertz,</l><lb/>
            <l>Es fu&#x0364;hlt Dein <hi rendition="#fr">Helicon</hi> gantz einen fremden Schmertz,</l><lb/>
            <l>Den er, o &#x017F;eltnes Glu&#x0364;ck! in mehr als <hi rendition="#fr">funfzig Jahren</hi></l><lb/>
            <l>Nach &#x017F;eines <hi rendition="#fr"><persName>Seidemanns</persName></hi> Ver&#x017F;cheiden nicht erfahren. <note place="foot" n="*)">Herr M. <hi rendition="#fr"><persName>Martin Seidemann</persName></hi> &#x017F;tarb, nachdem er das Rectorat hie&#x017F;igen Ly-<lb/>
cei zwantzig Jahre hindurch treulich verwaltet hatte, 1687. Sein Nachfol-<lb/>
ger, Herr M. <hi rendition="#fr"><persName>George Wende</persName>,</hi> wurde 1695. in das <choice><sic>Gymua&#x017F;ium</sic><corr>Gymna&#x017F;ium</corr></choice> zu Thoren,<lb/>
Herr M <hi rendition="#fr"><persName>Gottfried Hoffmann</persName></hi> 1708. an das Gymna&#x017F;ium in <placeName>Zittau</placeName>. Hr. M.<lb/><hi rendition="#fr"><persName>Friedrich Gude</persName>,</hi> 1710. in hie&#x017F;iges Predigt-Amt beruffen, Herr M <hi rendition="#fr"><persName>Johann<lb/>
Paul Gumprecht</persName></hi> 1731. <hi rendition="#aq">pro emerito</hi> erkla&#x0364;ret.</note></l><lb/>
            <l>Ja, der <hi rendition="#fr">ihn</hi> auch vorher nicht offt er&#x017F;chu&#x0364;ttert hat,</l><lb/>
            <l>Nachdem <hi rendition="#fr"><persName>Capeli</persName></hi> Fleiß und <hi rendition="#fr"><persName>Cnemiandri</persName></hi> Rath</l><lb/>
            <l>Allhier <hi rendition="#fr">ihn</hi> aufgefu&#x0364;hrt. <note xml:id="f16" n="**)" place="foot" next="#f17"><hi rendition="#fr"><persName>Ca&#x017F;par Capelus</persName>,</hi> und M. <hi rendition="#fr"><persName>Martin Cnemiander</persName>,</hi> &#x017F;ind die er&#x017F;ten Rectores hie-<lb/>
&#x017F;igen Lycel gewe&#x017F;en. Der er&#x017F;tere trat in &#x017F;ein Amt 1526. und verwaltete da&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elbige biß 1539. Der andere folgte ihm 1540. und blieb darinn biß 1553.<lb/>
Jhnen folgten <hi rendition="#fr"><persName>Martinus Regu<supplied>l</supplied>us</persName>. <persName>Gregorius Albinus</persName>.</hi> M. <hi rendition="#fr"><persName>Mo&#x017F;es Nean-<lb/>
der</persName>. <persName>Lazarus Scherdinger</persName>.</hi> M. <hi rendition="#fr"><persName>Joachim Mei&#x017F;ter</persName>.</hi> M. <hi rendition="#fr"><persName>Adam Clo&#x017F;e</persName>.</hi> M.<lb/>
<fw type="catch" place="bottom"><persName>Petrus</persName></fw></note> Drum &#x017F;tritten mit der <hi rendition="#fr"><placeName>Nei&#x017F;&#x017F;e</placeName></hi></l><lb/>
            <l>Um ihrer Sayten Ruhm die <hi rendition="#fr">Mu&#x017F;en an dem <placeName>Qvei&#x017F;&#x017F;e</placeName>.</hi></l><lb/>
            <fw type="catch" place="bottom">So</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0069] Von gruͤnen Blaͤttern trug, den man in kuͤnftger Zeit Dem ihm voreylenden an ſeiner ſtatt geweyht; Denn dort wird niemand mehr zum Lauffen aufgefodert, Und traͤgt doch ohne Furcht den Crantz, der nicht vermodert. Drum bleibt der Lehr-Stuhl leer, verwayſte Muſen-Schaar, Der geſtern noch gelehrt, liegt heut ſchon auf der Bahr! Hier ruh! ſein Leib entſeelt, ſein Geiſt ſoll dorten wachen, Wo ihn die Wachſamkeit niemahls ermuͤdet machen Und irgends ſchwaͤchen kan. Goͤnn ihm die ſuͤſſe Ruh, Er ſetzte ſeine Krafft in deinem Dienſte zu. Wie endlich ſich das Licht den Zufluß ſelbſt verzehret, Der ſeiner Flamme Schein zu unſerm Nutz ernaͤhret. So ſtimme nun ein Lied auf deinen Lehrer an, Verſuche, wie Dein Danck ihn todt verehren kan! Doch durch das ſummende Gethoͤne derer Glocken Biſt Du gantz auſſer Dich geſetzet und erſchrocken. Ein jeder Glocken-Schlag trifft Dein erſchrocknes Hertz, Es fuͤhlt Dein Helicon gantz einen fremden Schmertz, Den er, o ſeltnes Gluͤck! in mehr als funfzig Jahren Nach ſeines Seidemanns Verſcheiden nicht erfahren. *) Ja, der ihn auch vorher nicht offt erſchuͤttert hat, Nachdem Capeli Fleiß und Cnemiandri Rath Allhier ihn aufgefuͤhrt. **) Drum ſtritten mit der Neiſſe Um ihrer Sayten Ruhm die Muſen an dem Qveiſſe. So *) Herr M. Martin Seidemann ſtarb, nachdem er das Rectorat hieſigen Ly- cei zwantzig Jahre hindurch treulich verwaltet hatte, 1687. Sein Nachfol- ger, Herr M. George Wende, wurde 1695. in das Gymnaſium zu Thoren, Herr M Gottfried Hoffmann 1708. an das Gymnaſium in Zittau. Hr. M. Friedrich Gude, 1710. in hieſiges Predigt-Amt beruffen, Herr M Johann Paul Gumprecht 1731. pro emerito erklaͤret. **) Caſpar Capelus, und M. Martin Cnemiander, ſind die erſten Rectores hie- ſigen Lycel geweſen. Der erſtere trat in ſein Amt 1526. und verwaltete daſ- ſelbige biß 1539. Der andere folgte ihm 1540. und blieb darinn biß 1553. Jhnen folgten Martinus Regulus. Gregorius Albinus. M. Moſes Nean- der. Lazarus Scherdinger. M. Joachim Meiſter. M. Adam Cloſe. M. Petrus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508578
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508578/69
Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/69>, abgerufen am 24.11.2024.