Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
D. Richter.
Jn dem andern Theile derer Oden der deutschen
Gesellschafft p. 294.
Wer klagen will, klagt hier vergebens,
Jhm gläntzt die Sonne jenes Lebens;
Der Arm des HErrn nimmt ihn in Schutz.
Laßt uns ihm seine Ruhe gönnen,
Die Liebe sonder Eigennutz
Muß sich bey seinem Wohl mit trocknen Augen trennen.


Die Musen sind erwacht, wie? schläfft Apollo noch?
Jhr Lehrer? Dessen Spiel sie sonsten täglich doch
Aus ihrem Schlaf erweckt, hier sind sie ihn zu hören,
Die Sehnsucht reitzet sie zu seinen süssen Lehren.
Allein, ihr Wünschen bleibt vor diesmahl unerfüllt,
Der ihren heissen Durst des Wissens sonst gestillt,
Vergnüget heute nicht ihr brennendes Verlangen,
Er bleibt in Schlaf gewiegt, Er ist zur Ruh gegangen,
Und nicht allein zur Ruh, dort geht er vor den Thron
Der höchsten Majestät, Sie reichet ihm den Lohn.
Seht doch, wie ihre Hand sich um sein Hertz bemühe,
Den frischen Lorber-Crantz um seine Schläffe ziehe!
O wohlgecrönter Fleiß, o schön belohnte Treu!
Zugleich erklärt sie ihn von aller Arbeit frey,
Die er mit Freudigkeit, nicht ohne Schweiß und Sorgen,
Bey nahe dreyßig Jahr mit jedem frühen Morgen
Biß in die späte Nacht auf seine Schultern nahm.
Daß oft kein langer Schlaf ihm in die Augen kam.
Dies übertrifft den Lohn, den in Olympens Spiele
Des muntern Läuffers Haupt nach dem erreichten Ziele
Von
J 2
D. Richter.
Jn dem andern Theile derer Oden der deutſchen
Geſellſchafft p. 294.
Wer klagen will, klagt hier vergebens,
Jhm glaͤntzt die Sonne jenes Lebens;
Der Arm des HErrn nimmt ihn in Schutz.
Laßt uns ihm ſeine Ruhe goͤnnen,
Die Liebe ſonder Eigennutz
Muß ſich bey ſeinem Wohl mit trocknen Augen trennen.


Die Muſen ſind erwacht, wie? ſchlaͤfft Apollo noch?
Jhr Lehrer? Deſſen Spiel ſie ſonſten taͤglich doch
Aus ihrem Schlaf erweckt, hier ſind ſie ihn zu hoͤren,
Die Sehnſucht reitzet ſie zu ſeinen ſuͤſſen Lehren.
Allein, ihr Wuͤnſchen bleibt vor diesmahl unerfuͤllt,
Der ihren heiſſen Durſt des Wiſſens ſonſt geſtillt,
Vergnuͤget heute nicht ihr brennendes Verlangen,
Er bleibt in Schlaf gewiegt, Er iſt zur Ruh gegangen,
Und nicht allein zur Ruh, dort geht er vor den Thron
Der hoͤchſten Majeſtaͤt, Sie reichet ihm den Lohn.
Seht doch, wie ihre Hand ſich um ſein Hertz bemuͤhe,
Den friſchen Lorber-Crantz um ſeine Schlaͤffe ziehe!
O wohlgecroͤnter Fleiß, o ſchoͤn belohnte Treu!
Zugleich erklaͤrt ſie ihn von aller Arbeit frey,
Die er mit Freudigkeit, nicht ohne Schweiß und Sorgen,
Bey nahe dreyßig Jahr mit jedem fruͤhen Morgen
Biß in die ſpaͤte Nacht auf ſeine Schultern nahm.
Daß oft kein langer Schlaf ihm in die Augen kam.
Dies uͤbertrifft den Lohn, den in Olympens Spiele
Des muntern Laͤuffers Haupt nach dem erreichten Ziele
Von
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsEpicedia" n="1">
        <pb facs="#f0068" n="67"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">D. Richter.</hi><lb/>
Jn dem andern Theile derer Oden der deut&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft p. 294.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wer klagen will, klagt hier vergebens,</l><lb/>
            <l>Jhm gla&#x0364;ntzt die Sonne jenes Lebens;</l><lb/>
            <l>Der Arm des HErrn nimmt ihn in Schutz.</l><lb/>
            <l>Laßt uns ihm &#x017F;eine Ruhe go&#x0364;nnen,</l><lb/>
            <l>Die Liebe &#x017F;onder Eigennutz</l><lb/>
            <l>Muß &#x017F;ich bey &#x017F;einem Wohl mit trocknen Augen trennen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Mu&#x017F;en &#x017F;ind erwacht, wie? &#x017F;chla&#x0364;fft <hi rendition="#fr">Apollo</hi> noch?</l><lb/>
            <l>Jhr <hi rendition="#fr">Lehrer?</hi> De&#x017F;&#x017F;en Spiel &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;ten ta&#x0364;glich doch</l><lb/>
            <l>Aus ihrem Schlaf erweckt, hier &#x017F;ind &#x017F;ie <hi rendition="#fr">ihn</hi> zu ho&#x0364;ren,</l><lb/>
            <l>Die Sehn&#x017F;ucht reitzet &#x017F;ie zu &#x017F;einen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Lehren.</l><lb/>
            <l>Allein, ihr Wu&#x0364;n&#x017F;chen bleibt vor diesmahl unerfu&#x0364;llt,</l><lb/>
            <l>Der ihren hei&#x017F;&#x017F;en Dur&#x017F;t des Wi&#x017F;&#x017F;ens &#x017F;on&#x017F;t ge&#x017F;tillt,</l><lb/>
            <l>Vergnu&#x0364;get heute nicht ihr brennendes Verlangen,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Er</hi> bleibt in Schlaf gewiegt, <hi rendition="#fr">Er</hi> i&#x017F;t zur Ruh gegangen,</l><lb/>
            <l>Und nicht allein zur Ruh, <hi rendition="#fr">dort</hi> geht er vor den Thron</l><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#fr">ho&#x0364;ch&#x017F;ten Maje&#x017F;ta&#x0364;t, Sie</hi> reichet <hi rendition="#fr">ihm</hi> den Lohn.</l><lb/>
            <l>Seht doch, wie <hi rendition="#fr">ihre</hi> Hand &#x017F;ich um &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Hertz</hi> bemu&#x0364;he,</l><lb/>
            <l>Den fri&#x017F;chen Lorber-Crantz um &#x017F;eine <hi rendition="#fr">Schla&#x0364;ffe</hi> ziehe!</l><lb/>
            <l>O wohlgecro&#x0364;nter Fleiß, o &#x017F;cho&#x0364;n belohnte Treu!</l><lb/>
            <l>Zugleich erkla&#x0364;rt <hi rendition="#fr">&#x017F;ie ihn</hi> von aller Arbeit frey,</l><lb/>
            <l>Die er mit Freudigkeit, nicht ohne Schweiß und Sorgen,</l><lb/>
            <l>Bey nahe <hi rendition="#fr">dreyßig Jahr</hi> mit jedem fru&#x0364;hen Morgen</l><lb/>
            <l>Biß in die &#x017F;pa&#x0364;te Nacht auf &#x017F;eine Schultern nahm.</l><lb/>
            <l>Daß oft kein langer Schlaf <hi rendition="#fr">ihm</hi> in die Augen kam.</l><lb/>
            <l>Dies u&#x0364;bertrifft den Lohn, den in <hi rendition="#fr">Olympens Spiele</hi></l><lb/>
            <l>Des muntern La&#x0364;uffers Haupt nach dem erreichten Ziele</l><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom">J 2</fw>
            <fw type="catch" place="bottom">Von</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0068] D. Richter. Jn dem andern Theile derer Oden der deutſchen Geſellſchafft p. 294. Wer klagen will, klagt hier vergebens, Jhm glaͤntzt die Sonne jenes Lebens; Der Arm des HErrn nimmt ihn in Schutz. Laßt uns ihm ſeine Ruhe goͤnnen, Die Liebe ſonder Eigennutz Muß ſich bey ſeinem Wohl mit trocknen Augen trennen. Die Muſen ſind erwacht, wie? ſchlaͤfft Apollo noch? Jhr Lehrer? Deſſen Spiel ſie ſonſten taͤglich doch Aus ihrem Schlaf erweckt, hier ſind ſie ihn zu hoͤren, Die Sehnſucht reitzet ſie zu ſeinen ſuͤſſen Lehren. Allein, ihr Wuͤnſchen bleibt vor diesmahl unerfuͤllt, Der ihren heiſſen Durſt des Wiſſens ſonſt geſtillt, Vergnuͤget heute nicht ihr brennendes Verlangen, Er bleibt in Schlaf gewiegt, Er iſt zur Ruh gegangen, Und nicht allein zur Ruh, dort geht er vor den Thron Der hoͤchſten Majeſtaͤt, Sie reichet ihm den Lohn. Seht doch, wie ihre Hand ſich um ſein Hertz bemuͤhe, Den friſchen Lorber-Crantz um ſeine Schlaͤffe ziehe! O wohlgecroͤnter Fleiß, o ſchoͤn belohnte Treu! Zugleich erklaͤrt ſie ihn von aller Arbeit frey, Die er mit Freudigkeit, nicht ohne Schweiß und Sorgen, Bey nahe dreyßig Jahr mit jedem fruͤhen Morgen Biß in die ſpaͤte Nacht auf ſeine Schultern nahm. Daß oft kein langer Schlaf ihm in die Augen kam. Dies uͤbertrifft den Lohn, den in Olympens Spiele Des muntern Laͤuffers Haupt nach dem erreichten Ziele Von J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508578
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508578/68
Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/68>, abgerufen am 24.11.2024.