Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.Also fand ihn der Tod in gutter Bereitschafft, durch Dahin richte nun ihre weinende Augen die hinterlassene ängste- servit, non appetit honores, opes negligit, & quantulum
cunque ut relicturus satis habet. Tunc Deos, tunc ho- minem esse se meminit; invidet nemini, neminem miratur, neminem despicit, ac ne sermonibus quidem malignis aut attendit aut alitur; balnea imaginatur & fontes. Haec sum- ma curarum, summa votorum, mollemque imposterum & pingvem, si contingat evadere, hoc est, innoxiam beatam- que destinat vitam. Possum ego, quod pluribus verbis, plu- ribus etiam voluminibus philosophi docere conantur, ipse breviter tibi mihique praecipere ut tales esse sani perseve- remus, quales nos futuri profitemur infirmi. Die hier vor- getragenen Gedancken sind so schöne, daß ich denen, so der lateini- schen Sprache nicht kundig sind, die Ubersetzung mittheilen muß, welche Herr M. Schwabe der von ihm verfertigten Ubersetzung der Anweisung des Herrn Rollins zu denen freyen Künsten, im ersten Theile p. 489. einverleibet hat: Es brachte mich neulich die Unpäßlichkeit eines guten Freundes auf die Ge- dancken, daß wir bey einer kleinen Leibes-Schwachheit die besten Leute seyn. Denn wer solte sich wohl, so er kranck ist, den Geitz, und die Wollust regieren lassen? Er sagt seinen Liebes-Grillen den Sclaven Dienst auf, strebt weiter nach keiner Alſo fand ihn der Tod in gutter Bereitſchafft, durch Dahin richte nun ihre weinende Augen die hinterlaſſene aͤngſte- ſervit, non appetit honores, opes negligit, & quantulum
cunque ut relicturus ſatis habet. Tunc Deos, tunc ho- minem eſſe ſe meminit; invidet nemini, neminem miratur, neminem deſpicit, ac ne ſermonibus quidem malignis aut attendit aut alitur; balnea imaginatur & fontes. Haec ſum- ma curarum, ſumma votorum, mollemque impoſterum & pingvem, ſi contingat evadere, hoc eſt, innoxiam beatam- que deſtinat vitam. Poſſum ego, quod pluribus verbis, plu- ribus etiam voluminibus philoſophi docere conantur, ipſe breviter tibi mihique praecipere ut tales eſſe ſani perſeve- remus, quales nos futuri profitemur infirmi. Die hier vor- getragenen Gedancken ſind ſo ſchoͤne, daß ich denen, ſo der lateini- ſchen Sprache nicht kundig ſind, die Uberſetzung mittheilen muß, welche Herr M. Schwabe der von ihm verfertigten Uberſetzung der Anweiſung des Herrn Rollins zu denen freyen Kuͤnſten, im erſten Theile p. 489. einverleibet hat: Es brachte mich neulich die Unpaͤßlichkeit eines guten Freundes auf die Ge- dancken, daß wir bey einer kleinen Leibes-Schwachheit die beſten Leute ſeyn. Denn wer ſolte ſich wohl, ſo er kranck iſt, den Geitz, und die Wolluſt regieren laſſen? Er ſagt ſeinen Liebes-Grillen den Sclaven Dienſt auf, ſtrebt weiter nach keiner <TEI> <text> <body> <div type="fsOration" n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0056" n="55"/> <p>Alſo fand ihn der Tod in gutter Bereitſchafft, durch<lb/> den Er von ſeinem GOtt, dem Er getreu gedienet, in den<lb/> Wohnplatz der allerhoͤchſten Weißheit erhoben wurde, nach-<lb/> dem Er die Woche vorher unter ſeinen Schuͤlern eine Ver-<lb/> ſetzung aus denen untern Ordnungen in die obern vorgenom-<lb/> men hatte. <hi rendition="#fr">Er iſt nun uͤber viel geſetzet, und in ſeines<lb/> HErrn Freude eingegangen!</hi></p><lb/> <p>Dahin richte nun ihre weinende Augen die hinterlaſſene<lb/><hi rendition="#fr">Hochbetruͤbte Frau Wittwe,</hi> dahin erhebe Sie ihr ge-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">aͤngſte-</fw><lb/><note n="(*)" xml:id="f14" prev="#f13" place="foot" next="#f15"><hi rendition="#aq">ſervit, non appetit honores, opes negligit, & quantulum<lb/> cunque ut relicturus ſatis habet. Tunc Deos, tunc ho-<lb/> minem eſſe ſe meminit; invidet nemini, neminem miratur,<lb/> neminem deſpicit, ac ne ſermonibus quidem malignis aut<lb/> attendit aut alitur; balnea imaginatur & fontes. Haec ſum-<lb/> ma curarum, ſumma votorum, mollemque impoſterum &<lb/> pingvem, ſi contingat evadere, hoc eſt, innoxiam beatam-<lb/> que deſtinat vitam. Poſſum ego, quod pluribus verbis, plu-<lb/> ribus etiam voluminibus philoſophi docere conantur, ipſe<lb/> breviter tibi mihique praecipere ut tales eſſe ſani perſeve-<lb/> remus, quales nos futuri profitemur infirmi.</hi> Die hier vor-<lb/> getragenen Gedancken ſind ſo ſchoͤne, daß ich denen, ſo der lateini-<lb/> ſchen Sprache nicht kundig ſind, die Uberſetzung mittheilen muß,<lb/> welche Herr M. <hi rendition="#fr"><persName>Schwabe</persName></hi> der von ihm verfertigten Uberſetzung<lb/> der <hi rendition="#fr">Anweiſung</hi> des Herrn <hi rendition="#b"><persName>Rollins</persName></hi> <hi rendition="#fr">zu denen freyen Kuͤnſten,<lb/> im erſten Theile</hi> p. 489. einverleibet hat: <hi rendition="#fr">Es brachte mich<lb/> neulich die Unpaͤßlichkeit eines guten Freundes auf die Ge-<lb/> dancken, daß wir bey einer kleinen Leibes-Schwachheit die<lb/> beſten Leute ſeyn. Denn wer ſolte ſich wohl, ſo er kranck iſt,<lb/> den Geitz, und die Wolluſt regieren laſſen? Er ſagt ſeinen<lb/> Liebes-Grillen den Sclaven Dienſt auf, ſtrebt weiter nach</hi><lb/> <fw type="catch" place="bottom"><hi rendition="#fr">keiner</hi></fw></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0056]
Alſo fand ihn der Tod in gutter Bereitſchafft, durch
den Er von ſeinem GOtt, dem Er getreu gedienet, in den
Wohnplatz der allerhoͤchſten Weißheit erhoben wurde, nach-
dem Er die Woche vorher unter ſeinen Schuͤlern eine Ver-
ſetzung aus denen untern Ordnungen in die obern vorgenom-
men hatte. Er iſt nun uͤber viel geſetzet, und in ſeines
HErrn Freude eingegangen!
Dahin richte nun ihre weinende Augen die hinterlaſſene
Hochbetruͤbte Frau Wittwe, dahin erhebe Sie ihr ge-
aͤngſte-
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(*) ſervit, non appetit honores, opes negligit, & quantulum
cunque ut relicturus ſatis habet. Tunc Deos, tunc ho-
minem eſſe ſe meminit; invidet nemini, neminem miratur,
neminem deſpicit, ac ne ſermonibus quidem malignis aut
attendit aut alitur; balnea imaginatur & fontes. Haec ſum-
ma curarum, ſumma votorum, mollemque impoſterum &
pingvem, ſi contingat evadere, hoc eſt, innoxiam beatam-
que deſtinat vitam. Poſſum ego, quod pluribus verbis, plu-
ribus etiam voluminibus philoſophi docere conantur, ipſe
breviter tibi mihique praecipere ut tales eſſe ſani perſeve-
remus, quales nos futuri profitemur infirmi. Die hier vor-
getragenen Gedancken ſind ſo ſchoͤne, daß ich denen, ſo der lateini-
ſchen Sprache nicht kundig ſind, die Uberſetzung mittheilen muß,
welche Herr M. Schwabe der von ihm verfertigten Uberſetzung
der Anweiſung des Herrn Rollins zu denen freyen Kuͤnſten,
im erſten Theile p. 489. einverleibet hat: Es brachte mich
neulich die Unpaͤßlichkeit eines guten Freundes auf die Ge-
dancken, daß wir bey einer kleinen Leibes-Schwachheit die
beſten Leute ſeyn. Denn wer ſolte ſich wohl, ſo er kranck iſt,
den Geitz, und die Wolluſt regieren laſſen? Er ſagt ſeinen
Liebes-Grillen den Sclaven Dienſt auf, ſtrebt weiter nach
keiner
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