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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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gefallen. Derselbe versuchte ihn zwar, daß Er ihm seines
hertzgeliebten Eheseegens
gantz und gar beraubte; Er gönn-
te ihm aber hingegen das Vergnügen, daß Er viele seiner Schü-
ler auf hohen und niedern Schulen, an Höfen und auf Rath-
häusern, in Kirchen, und andern wichtigen Bedienungen,
mit Ruhme arbeiten sehen konnte.

Wiewohl den grösten Lohn empfing Er durch die innere
Versicherung des göttlichen Wohlgefallens. Und o wie herrlich
wird nicht sein erlöster Geist vor dem Stuhle des Lammes
desselben nunmehr versichert!

Er war bereit und willig, vor dem Richterstuhle GOt-
tes zu erscheinen. Was Er in seinem Todeskampfe mit
Worten nicht ausdrücken konnte, entdeckte der Hochseelige
Herr Rector
mit seinen Gebehrden. Sein iählinger Tod
war seelig, und eine Erfüllung seines Wunsches, daß ihn
der HErr über Leben und Tod nicht lange Zeit auf dem
Siechlager wolte liegen, und zu seiner Berufs-Arbeit
untüchtig werden lassen!
Er hatte sich auf sein Ende vor-
her zubereitet, und sich sonderlich durch die gefährliche
Kranckheit, die ihn etliche Monathe vorher überfallen, und
bey vier Wochen seiner Schul-Arbeit entzogen hatte, dazu
ermuntert. Die gutten Gedancken, welche GOtt dabey in
seiner Seele gewürcket, entdeckte Er auch seiner geliebten Ju-
gend, da Er dieselbe das erstemahl wiederum lehrte, und
ihr eine sehr erbauliche Betrachtung über den sittlichen
Nutzen derer Kranckheiten,
in die Feder mittheilte. (*)

Also
(*) Welchen auch C. Plinius erkannte wen er an seinen Maximum
schrieb: L. VII. 26. Nuper me cuiusdam amici languor ad-
monuit, optimos esse nos dum infirmi sumus. Quem enim
infirmum aut avaritia, aut libido solicitat? Non amoribus

servit,

gefallen. Derſelbe verſuchte ihn zwar, daß Er ihm ſeines
hertzgeliebten Eheſeegens
gantz und gar beraubte; Er goͤnn-
te ihm aber hingegen das Vergnuͤgen, daß Er viele ſeiner Schuͤ-
ler auf hohen und niedern Schulen, an Hoͤfen und auf Rath-
haͤuſern, in Kirchen, und andern wichtigen Bedienungen,
mit Ruhme arbeiten ſehen konnte.

Wiewohl den groͤſten Lohn empfing Er durch die innere
Verſicherung des goͤttlichen Wohlgefallens. Und o wie herrlich
wird nicht ſein erloͤſter Geiſt vor dem Stuhle des Lammes
deſſelben nunmehr verſichert!

Er war bereit und willig, vor dem Richterſtuhle GOt-
tes zu erſcheinen. Was Er in ſeinem Todeskampfe mit
Worten nicht ausdruͤcken konnte, entdeckte der Hochſeelige
Herr Rector
mit ſeinen Gebehrden. Sein iaͤhlinger Tod
war ſeelig, und eine Erfuͤllung ſeines Wunſches, daß ihn
der HErr uͤber Leben und Tod nicht lange Zeit auf dem
Siechlager wolte liegen, und zu ſeiner Berufs-Arbeit
untuͤchtig werden laſſen!
Er hatte ſich auf ſein Ende vor-
her zubereitet, und ſich ſonderlich durch die gefaͤhrliche
Kranckheit, die ihn etliche Monathe vorher uͤberfallen, und
bey vier Wochen ſeiner Schul-Arbeit entzogen hatte, dazu
ermuntert. Die gutten Gedancken, welche GOtt dabey in
ſeiner Seele gewuͤrcket, entdeckte Er auch ſeiner geliebten Ju-
gend, da Er dieſelbe das erſtemahl wiederum lehrte, und
ihr eine ſehr erbauliche Betrachtung uͤber den ſittlichen
Nutzen derer Kranckheiten,
in die Feder mittheilte. (*)

Alſo
(*) Welchen auch C. Plinius erkannte wen er an ſeinen Maximum
ſchrieb: L. VII. 26. Nuper me cuiusdam amici languor ad-
monuit, optimos eſſe nos dum infirmi ſumus. Quem enim
infirmum aut avaritia, aut libido ſolicitat? Non amoribus

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[54/0055] gefallen. Derſelbe verſuchte ihn zwar, daß Er ihm ſeines hertzgeliebten Eheſeegens gantz und gar beraubte; Er goͤnn- te ihm aber hingegen das Vergnuͤgen, daß Er viele ſeiner Schuͤ- ler auf hohen und niedern Schulen, an Hoͤfen und auf Rath- haͤuſern, in Kirchen, und andern wichtigen Bedienungen, mit Ruhme arbeiten ſehen konnte. Wiewohl den groͤſten Lohn empfing Er durch die innere Verſicherung des goͤttlichen Wohlgefallens. Und o wie herrlich wird nicht ſein erloͤſter Geiſt vor dem Stuhle des Lammes deſſelben nunmehr verſichert! Er war bereit und willig, vor dem Richterſtuhle GOt- tes zu erſcheinen. Was Er in ſeinem Todeskampfe mit Worten nicht ausdruͤcken konnte, entdeckte der Hochſeelige Herr Rector mit ſeinen Gebehrden. Sein iaͤhlinger Tod war ſeelig, und eine Erfuͤllung ſeines Wunſches, daß ihn der HErr uͤber Leben und Tod nicht lange Zeit auf dem Siechlager wolte liegen, und zu ſeiner Berufs-Arbeit untuͤchtig werden laſſen! Er hatte ſich auf ſein Ende vor- her zubereitet, und ſich ſonderlich durch die gefaͤhrliche Kranckheit, die ihn etliche Monathe vorher uͤberfallen, und bey vier Wochen ſeiner Schul-Arbeit entzogen hatte, dazu ermuntert. Die gutten Gedancken, welche GOtt dabey in ſeiner Seele gewuͤrcket, entdeckte Er auch ſeiner geliebten Ju- gend, da Er dieſelbe das erſtemahl wiederum lehrte, und ihr eine ſehr erbauliche Betrachtung uͤber den ſittlichen Nutzen derer Kranckheiten, in die Feder mittheilte. (*) Alſo (*) Welchen auch C. Plinius erkannte wen er an ſeinen Maximum ſchrieb: L. VII. 26. Nuper me cuiusdam amici languor ad- monuit, optimos eſſe nos dum infirmi ſumus. Quem enim infirmum aut avaritia, aut libido ſolicitat? Non amoribus ſervit,

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/55>, abgerufen am 24.11.2024.