Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hyller, Martin: Exequiae Horstianae. Leipzig, 1625.

Bild:
<< vorherige Seite

Leichpredigt.
Erste seligster Gedächtnis starb/ darnach allenthal-
ben im Römischen Reich publicum luctum hielt/ vnd
Leichpredigten that/ darinne seiner May. Leben/ regie-
rung vnd Thaten zu ewigem Gedächtnüß ausgestrie-
chen worden/ also ward auch bey Samuelis Tode eine
allgemeine Landtrawer angestellet/ vnnd gantz Js-
rael versamleten sich/ vnd trugen Leide vmb
jhn.

Vnd zwar/ daß sie den Herrn Samuel so sehr be-
klagten/ vnnd so gros Leide vmb jhn trugen/ haben sie
hochwichtige Vrsach/ denn sie haben an jhn verlohren:

Einen trewen Propheten.
Einen krefftigen Beter.
Einen wolverdienten Richter.
Einen trewhertzigen Vater.

Jhr sollet aber/ meine hertzallerliebsten hierb eyObservatio.
Regenten
im Leben ge-
hasset/ wer-
den nach
dem Tode
beklaget.

lernen/ wisset jhrauch was? Dieses nemlich. Die Re-
genten die im Leben mit has werden geplaget/
die werden nach dem Tode beklaget.

Weich einen dapffern hochbegabten Richter hat-
ten die Jsraeliten an Samuel! er wil jhnen aber in die1. Sam. 8. v. 5.
1. Sam, 12.
v.
3.

länge nicht tauglich seyn/ sie werden seiner vberdrüssig/
sie verwerffen jhn/ sie wollen einen König haben. Da
sie aber sehen welche seltzame humores der newe König
hat/ welche grosse gravamina mit jhme einziehen/ O
wie wüntschen sie/ daß sie den vorigen Richter möchten
wieder haben/ O wie gros leid tragen sie vmb jhn: O
wie gern hetten sie jhn/ wenn es möglich gewest/ wieder
aus der Erden gekratzet/

Also

Leichpredigt.
Erſte ſeligſter Gedaͤchtnis ſtarb/ darnach allenthal-
ben im Roͤmiſchen Reich publicum luctum hielt/ vnd
Leichpredigten that/ darinne ſeiner May. Leben/ regie-
rung vnd Thaten zu ewigem Gedaͤchtnuͤß ausgeſtrie-
chen worden/ alſo ward auch bey Samuelis Tode eine
allgemeine Landtrawer angeſtellet/ vnnd gantz Jſ-
rael verſamleten ſich/ vnd trugen Leide vmb
jhn.

Vnd zwar/ daß ſie den Herrn Samuel ſo ſehr be-
klagten/ vnnd ſo gros Leide vmb jhn trugen/ haben ſie
hochwichtige Vrſach/ denn ſie haben an jhn verlohren:

Einen trewen Propheten.
Einen krefftigen Beter.
Einen wolverdienten Richter.
Einen trewhertzigen Vater.

Jhr ſollet aber/ meine hertzallerliebſten hierb eyObſervatio.
Regenten
im Leben ge-
haſſet/ wer-
den nach
dem Tode
beklaget.

lernen/ wiſſet jhrauch was? Dieſes nemlich. Die Re-
genten die im Leben mit has werden geplaget/
die werden nach dem Tode beklaget.

Weich einen dapffern hochbegabten Richter hat-
ten die Jſraeliten an Samuel! er wil jhnen aber in die1. Sam. 8. v. 5.
1. Sam, 12.
v.
3.

laͤnge nicht tauglich ſeyn/ ſie werden ſeiner vberdruͤſſig/
ſie verwerffen jhn/ ſie wollen einen Koͤnig haben. Da
ſie aber ſehen welche ſeltzame humores der newe Koͤnig
hat/ welche groſſe gravamina mit jhme einziehen/ O
wie wuͤntſchen ſie/ daß ſie den vorigen Richter moͤchten
wieder haben/ O wie gros leid tragen ſie vmb jhn: O
wie gern hetten ſie jhn/ wenn es moͤglich geweſt/ wieder
aus der Erden gekratzet/

Alſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0023" n="21"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leichpredigt.</hi></fw><lb/>
Er&#x017F;te &#x017F;elig&#x017F;ter Geda&#x0364;chtnis &#x017F;tarb/ darnach allenthal-<lb/>
ben im Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reich <hi rendition="#aq">publicum luctum</hi> hielt/ vnd<lb/>
Leichpredigten that/ darinne &#x017F;einer May. Leben/ regie-<lb/>
rung vnd Thaten zu ewigem Geda&#x0364;chtnu&#x0364;ß ausge&#x017F;trie-<lb/>
chen worden/ al&#x017F;o ward auch bey Samuelis Tode eine<lb/>
allgemeine Landtrawer ange&#x017F;tellet/ vnnd gantz <hi rendition="#fr">J&#x017F;-<lb/>
rael ver&#x017F;amleten &#x017F;ich/ vnd trugen Leide vmb<lb/>
jhn.</hi></p><lb/>
            <p>Vnd zwar/ daß &#x017F;ie den Herrn Samuel &#x017F;o &#x017F;ehr be-<lb/>
klagten/ vnnd &#x017F;o gros Leide vmb jhn trugen/ haben &#x017F;ie<lb/>
hochwichtige Vr&#x017F;ach/ denn &#x017F;ie haben an jhn verlohren:</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Einen trewen Propheten.</l><lb/>
              <l>Einen krefftigen Beter.</l><lb/>
              <l>Einen wolverdienten Richter.</l><lb/>
              <l>Einen trewhertzigen Vater.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Jhr &#x017F;ollet aber/ meine hertzallerlieb&#x017F;ten hierb ey<note place="right"><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervatio.</hi><lb/>
Regenten<lb/>
im Leben ge-<lb/>
ha&#x017F;&#x017F;et/ wer-<lb/>
den nach<lb/>
dem Tode<lb/>
beklaget.</note><lb/>
lernen/ wi&#x017F;&#x017F;et jhrauch was? Die&#x017F;es nemlich. <hi rendition="#fr">Die Re-<lb/>
genten die im Leben mit has werden geplaget/<lb/>
die werden nach dem Tode beklaget.</hi></p><lb/>
            <p>Weich einen dapffern hochbegabten Richter hat-<lb/>
ten die J&#x017F;raeliten an Samuel! er wil jhnen aber in die<note place="right">1. <hi rendition="#aq">Sam. 8. v. 5.<lb/>
1. Sam, 12.<lb/>
v.</hi> 3.</note><lb/>
la&#x0364;nge nicht tauglich &#x017F;eyn/ &#x017F;ie werden &#x017F;einer vberdru&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig/<lb/>
&#x017F;ie verwerffen jhn/ &#x017F;ie wollen einen Ko&#x0364;nig haben. Da<lb/>
&#x017F;ie aber &#x017F;ehen welche &#x017F;eltzame <hi rendition="#aq">humores</hi> der newe Ko&#x0364;nig<lb/>
hat/ welche gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">gravamina</hi> mit jhme einziehen/ O<lb/>
wie wu&#x0364;nt&#x017F;chen &#x017F;ie/ daß &#x017F;ie den vorigen Richter mo&#x0364;chten<lb/>
wieder haben/ O wie gros leid tragen &#x017F;ie vmb jhn: O<lb/>
wie gern hetten &#x017F;ie jhn/ wenn es mo&#x0364;glich gewe&#x017F;t/ wieder<lb/>
aus der Erden gekratzet/</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Al&#x017F;o</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0023] Leichpredigt. Erſte ſeligſter Gedaͤchtnis ſtarb/ darnach allenthal- ben im Roͤmiſchen Reich publicum luctum hielt/ vnd Leichpredigten that/ darinne ſeiner May. Leben/ regie- rung vnd Thaten zu ewigem Gedaͤchtnuͤß ausgeſtrie- chen worden/ alſo ward auch bey Samuelis Tode eine allgemeine Landtrawer angeſtellet/ vnnd gantz Jſ- rael verſamleten ſich/ vnd trugen Leide vmb jhn. Vnd zwar/ daß ſie den Herrn Samuel ſo ſehr be- klagten/ vnnd ſo gros Leide vmb jhn trugen/ haben ſie hochwichtige Vrſach/ denn ſie haben an jhn verlohren: Einen trewen Propheten. Einen krefftigen Beter. Einen wolverdienten Richter. Einen trewhertzigen Vater. Jhr ſollet aber/ meine hertzallerliebſten hierb ey lernen/ wiſſet jhrauch was? Dieſes nemlich. Die Re- genten die im Leben mit has werden geplaget/ die werden nach dem Tode beklaget. Obſervatio. Regenten im Leben ge- haſſet/ wer- den nach dem Tode beklaget. Weich einen dapffern hochbegabten Richter hat- ten die Jſraeliten an Samuel! er wil jhnen aber in die laͤnge nicht tauglich ſeyn/ ſie werden ſeiner vberdruͤſſig/ ſie verwerffen jhn/ ſie wollen einen Koͤnig haben. Da ſie aber ſehen welche ſeltzame humores der newe Koͤnig hat/ welche groſſe gravamina mit jhme einziehen/ O wie wuͤntſchen ſie/ daß ſie den vorigen Richter moͤchten wieder haben/ O wie gros leid tragen ſie vmb jhn: O wie gern hetten ſie jhn/ wenn es moͤglich geweſt/ wieder aus der Erden gekratzet/ 1. Sam. 8. v. 5. 1. Sam, 12. v. 3. Alſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508436
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508436/23
Zitationshilfe: Hyller, Martin: Exequiae Horstianae. Leipzig, 1625, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508436/23>, abgerufen am 23.11.2024.