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Mahler, Georg Ernst: Entwurff oder Merckbild Eines Gottergebenen Christen-Menschen. Freyberg, 1675.

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Leichen-Predigt.

GOtt hat ihn geholet von dem Leibe dieses Todes. Geholet aus der Gru-
be des Verderbens. Seine Seele ist nun nach ausgestandener Angst wieder zu
frieden/ denn der HErr thut ihr guts. Er hat sein Auge von Thränen errettet/
seinen Fuß von gleiten. Er wandelt nun vor dem HErrn im Lande der Lebendi-
gen/ Ps. 116/9. Nur das jenige/ was irdisch ist/ hat ein Ende mit ihm genommen/
das Ubrige ist durch diesen Wechsel zu seiner Vollkommenheit gelanget. Seine
Vereinigung mit CHristo/ dessen Leib und Blut er allhier mit feuriger Andacht
zu seiner Seelen Labsal gebrauchte/ höret dort nicht auff. Der Leib zwar wird
in die Erden-Grufft durch Seile gesencket/ der Verwesung geschencket/ aber/ da-
mit er dermal eins wieder heraus geholet und mit himmlischer Klarheit möge
überkleidet werden.

Wir ingesambt lassen uns auch das Liebes-Seil GOttes bester massen an-
befohlen seyn/ lassen uns daran führen und leiten/ so lange wir in den Angst vollen
Labyrinth dieser Welt zu wandern haben/ befehlen demselben unser Leib und
Seel/ Außgang und Eingang (unser Leben und Sterben/ und so wirds geschehen/
daß er uns nicht verlassen noch versäumen kan/ er wird uns ans Licht bringen/ daß
wir unsere Lust an seiner Gnaden sehen/ Mich. 7/9. Wird uns in der Angst-
Grube nicht verderben lassen. Wird unser Leben erlösen/ nicht zwar nach den
Wunsch unsers Fleisches und Bluts/ sondern nach seinen allerheiligsten Willen/
von Verderben/ und uns krönen mit Gnad und Barmhertzigkeit/ Ps. 103/4.
Wird unsere Gebeine in den Schoß der Erden bewahren/ daß derer nicht eines
verlohren und zerbrochen werde/ Ps 34. Und endlich dahin holen/ wo keine Angst/
Leid und Geschrey mehr seyn wird/ sondern Freude die Fülle und liebliches We-
sen ewiglich/ Ps. 16. Wie er uns denn dessen längst versichert hat/ Joh. 5/24. &
Cap. 8/51. Welche Worte die Christliche Kirche also ausspricht.

[Beginn Spaltensatz]
Warlich warlich euch sage ich/
Wer mein Wort helt und gläubt an
Der wird nicht etc   (mich/
[Spaltenumbruch]
Sondern ich will mit starcker Hand
Jhn reissen aus des Todes-Band
Und zu mir nehmen in mein Reich etc.
[Ende Spaltensatz]

Drittens wird auch das aus der Anast-Grube gerückte Chri-
sten-Hertz von Himmel her reichlich erqvickt.
Denn den Frommen ge-
het doch immer das Licht auff in der Finsternüß/ von den gnädigen und barmher-
tzigen GOtt/ Ps. 112/4. Die Sonne der Gerechtigkeit/ die mit ihren Gnaden-
Glantz alle trübe Wolcken vertreibet/ bleibet nicht von uns aussen. Der helle
Stern aus Jacob gehet auff über uns mitten in der Anfechtung. Nach den
Ungewitter läst GOtt die Sonne wieder scheinen/ und nach den Weinen und
Heulen überschüttet er uns mit Freuden/ Tob. 3/23. So gebückt und den gantzen
Tag traurig wir zuvor hergegangen/ so munter und hurtig werden wir durch

Gött-
D
Leichen-Predigt.

GOtt hat ihn geholet von dem Leibe dieſes Todes. Geholet aus der Gru-
be des Verderbens. Seine Seele iſt nun nach ausgeſtandener Angſt wieder zu
frieden/ denn der HErr thut ihr guts. Er hat ſein Auge von Thraͤnen errettet/
ſeinen Fuß von gleiten. Er wandelt nun vor dem HErrn im Lande der Lebendi-
gen/ Pſ. 116/9. Nur das jenige/ was irdiſch iſt/ hat ein Ende mit ihm genom̃en/
das Ubrige iſt durch dieſen Wechſel zu ſeiner Vollkommenheit gelanget. Seine
Vereinigung mit CHriſto/ deſſen Leib und Blut er allhier mit feuriger Andacht
zu ſeiner Seelen Labſal gebrauchte/ hoͤret dort nicht auff. Der Leib zwar wird
in die Erden-Grufft durch Seile geſencket/ der Verweſung geſchencket/ aber/ da-
mit er dermal eins wieder heraus geholet und mit himmliſcher Klarheit moͤge
uͤberkleidet werden.

Wir ingeſambt laſſen uns auch das Liebes-Seil GOttes beſter maſſen an-
befohlen ſeyn/ laſſen uns daran fuͤhren und leiten/ ſo lange wir in den Angſt vollen
Labyrinth dieſer Welt zu wandern haben/ befehlen demſelben unſer Leib und
Seel/ Außgang und Eingang (unſer Leben und Sterben/ und ſo wirds geſchehen/
daß er uns nicht verlaſſen noch verſaͤumen kan/ er wird uns ans Licht bringen/ daß
wir unſere Luſt an ſeiner Gnaden ſehen/ Mich. 7/9. Wird uns in der Angſt-
Grube nicht verderben laſſen. Wird unſer Leben erloͤſen/ nicht zwar nach den
Wunſch unſers Fleiſches und Bluts/ ſondern nach ſeinen allerheiligſten Willen/
von Verderben/ und uns kroͤnen mit Gnad und Barmhertzigkeit/ Pſ. 103/4.
Wird unſere Gebeine in den Schoß der Erden bewahren/ daß derer nicht eines
verlohren und zerbrochen werde/ Pſ 34. Und endlich dahin holen/ wo keine Angſt/
Leid und Geſchrey mehr ſeyn wird/ ſondern Freude die Fuͤlle und liebliches We-
ſen ewiglich/ Pſ. 16. Wie er uns denn deſſen laͤngſt verſichert hat/ Joh. 5/24. &
Cap. 8/51. Welche Worte die Chriſtliche Kirche alſo ausſpricht.

[Beginn Spaltensatz]
Warlich warlich euch ſage ich/
Wer mein Wort helt und glaͤubt an
Der wird nicht etc   (mich/
[Spaltenumbruch]
Sondern ich will mit ſtarcker Hand
Jhn reiſſen aus des Todes-Band
Und zu mir nehmen in mein Reich ꝛc.
[Ende Spaltensatz]

Drittens wird auch das aus der Anaſt-Grube geruͤckte Chri-
ſten-Hertz von Himmel her reichlich erqvickt.
Denn den Frommen ge-
het doch immer das Licht auff in der Finſternuͤß/ von den gnaͤdigen und barmher-
tzigen GOtt/ Pſ. 112/4. Die Sonne der Gerechtigkeit/ die mit ihren Gnaden-
Glantz alle truͤbe Wolcken vertreibet/ bleibet nicht von uns auſſen. Der helle
Stern aus Jacob gehet auff uͤber uns mitten in der Anfechtung. Nach den
Ungewitter laͤſt GOtt die Sonne wieder ſcheinen/ und nach den Weinen und
Heulen uͤberſchuͤttet er uns mit Freuden/ Tob. 3/23. So gebuͤckt und den gantzen
Tag traurig wir zuvor hergegangen/ ſo munter und hurtig werden wir durch

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[0025] Leichen-Predigt. GOtt hat ihn geholet von dem Leibe dieſes Todes. Geholet aus der Gru- be des Verderbens. Seine Seele iſt nun nach ausgeſtandener Angſt wieder zu frieden/ denn der HErr thut ihr guts. Er hat ſein Auge von Thraͤnen errettet/ ſeinen Fuß von gleiten. Er wandelt nun vor dem HErrn im Lande der Lebendi- gen/ Pſ. 116/9. Nur das jenige/ was irdiſch iſt/ hat ein Ende mit ihm genom̃en/ das Ubrige iſt durch dieſen Wechſel zu ſeiner Vollkommenheit gelanget. Seine Vereinigung mit CHriſto/ deſſen Leib und Blut er allhier mit feuriger Andacht zu ſeiner Seelen Labſal gebrauchte/ hoͤret dort nicht auff. Der Leib zwar wird in die Erden-Grufft durch Seile geſencket/ der Verweſung geſchencket/ aber/ da- mit er dermal eins wieder heraus geholet und mit himmliſcher Klarheit moͤge uͤberkleidet werden. Wir ingeſambt laſſen uns auch das Liebes-Seil GOttes beſter maſſen an- befohlen ſeyn/ laſſen uns daran fuͤhren und leiten/ ſo lange wir in den Angſt vollen Labyrinth dieſer Welt zu wandern haben/ befehlen demſelben unſer Leib und Seel/ Außgang und Eingang (unſer Leben und Sterben/ und ſo wirds geſchehen/ daß er uns nicht verlaſſen noch verſaͤumen kan/ er wird uns ans Licht bringen/ daß wir unſere Luſt an ſeiner Gnaden ſehen/ Mich. 7/9. Wird uns in der Angſt- Grube nicht verderben laſſen. Wird unſer Leben erloͤſen/ nicht zwar nach den Wunſch unſers Fleiſches und Bluts/ ſondern nach ſeinen allerheiligſten Willen/ von Verderben/ und uns kroͤnen mit Gnad und Barmhertzigkeit/ Pſ. 103/4. Wird unſere Gebeine in den Schoß der Erden bewahren/ daß derer nicht eines verlohren und zerbrochen werde/ Pſ 34. Und endlich dahin holen/ wo keine Angſt/ Leid und Geſchrey mehr ſeyn wird/ ſondern Freude die Fuͤlle und liebliches We- ſen ewiglich/ Pſ. 16. Wie er uns denn deſſen laͤngſt verſichert hat/ Joh. 5/24. & Cap. 8/51. Welche Worte die Chriſtliche Kirche alſo ausſpricht. Warlich warlich euch ſage ich/ Wer mein Wort helt und glaͤubt an Der wird nicht etc (mich/ Sondern ich will mit ſtarcker Hand Jhn reiſſen aus des Todes-Band Und zu mir nehmen in mein Reich ꝛc. Drittens wird auch das aus der Anaſt-Grube geruͤckte Chri- ſten-Hertz von Himmel her reichlich erqvickt. Denn den Frommen ge- het doch immer das Licht auff in der Finſternuͤß/ von den gnaͤdigen und barmher- tzigen GOtt/ Pſ. 112/4. Die Sonne der Gerechtigkeit/ die mit ihren Gnaden- Glantz alle truͤbe Wolcken vertreibet/ bleibet nicht von uns auſſen. Der helle Stern aus Jacob gehet auff uͤber uns mitten in der Anfechtung. Nach den Ungewitter laͤſt GOtt die Sonne wieder ſcheinen/ und nach den Weinen und Heulen uͤberſchuͤttet er uns mit Freuden/ Tob. 3/23. So gebuͤckt und den gantzen Tag traurig wir zuvor hergegangen/ ſo munter und hurtig werden wir durch Goͤtt- D

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Zitationshilfe: Mahler, Georg Ernst: Entwurff oder Merckbild Eines Gottergebenen Christen-Menschen. Freyberg, 1675, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508321/25>, abgerufen am 24.11.2024.