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Mauritius, Joachim: Adelicher vnd anderer vornehmen Geschlechter erster Anfang vnd endlicher Untergang. Wittenberg, 1626.

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Christliche
zugleich mit demselben alles menschliche elende ausgespro-
chen.

So ist das im anfange elendes gnug/ das der Mensch
vom Weibe geboren ist. Den zuvor war er nach dem herrli-
chen Ebenbilde Gottes formiret vnd erschaffen: Nach dem
fall aber zeugete Adam einen Sohn der seinem bilde ehnlich
war/ Gen 5. Das ist: einen Sohn der in Sünden vnd mit
erhitzten lüsten empfangen vnd geboren/ Psalm. 51. Vnnd
solche Erbschuld bleibet noch jmmerdar bey der gantzen
posteritet vnd allen nachkommen Adams. Vmb welcher
willen allerley vnfall dem Menschen/ so bald er auff diese
Welt geboren/ zukömpt/ wie sich solches nachmals ereu-
get.

II. In vitae progreßu, in seines lebens lauff vnnd fort-
gang. Denn da findet sich: 1. Vitae brevitas, die kurtze zeit
Menschliches lebens. Der Mensch war anfenglich vnsterb-
lich/ oder zum ewigen leben erschaffen/ Sap. 2. Denn da die
Sünde nicht war/ war auch kein todt/ durch die Sünde a-
ber ist der todt in die Welt kommen/ Rom. 5. Vnnd heist nu-
mehr: Nascentes morimur finisque ab origine pendet.
So bald wir geboren werden/ fangen wir an zu sterben/ vnd
ist also vnsers leben anfang vnd ende nicht weit von einan-
der. Wie denn auch die tägliche erfahrung weit vnd breit/
ja in der gantzen Welt bezeugen thut/ das mehr Kinderlein
oder Junge Leute offt in der besten blüte jhrer Jungen Jah-
re/ als verlebte Personen dahin sterben/ wie es denn sonderlich
in diesen letzten zeiten an grawen Heuptern vnnd graviteti-
schen tüchtigen Leuten fast in allen dreyen Ständen man-
geln wil/ da vor zeiten man dieselbigen so wol in Regimen-
ten als im Predigampte in grösserer anzahl vnnd mit
lust angesehen vnnd beschawet hat.

Darnach

Chriſtliche
zugleich mit demſelben alles menſchliche elende ausgeſpro-
chen.

So iſt das im anfange elendes gnug/ das der Menſch
vom Weibe geboren iſt. Den zuvor war er nach dem herrli-
chen Ebenbilde Gottes formiret vnd erſchaffen: Nach dem
fall aber zeugete Adam einen Sohn der ſeinem bilde ehnlich
war/ Gen 5. Das iſt: einen Sohn der in Suͤnden vnd mit
erhitzten luͤſten empfangen vnd geboren/ Pſalm. 51. Vnnd
ſolche Erbſchuld bleibet noch jmmerdar bey der gantzen
poſteritet vnd allen nachkommen Adams. Vmb welcher
willen allerley vnfall dem Menſchen/ ſo bald er auff dieſe
Welt geboren/ zukoͤmpt/ wie ſich ſolches nachmals ereu-
get.

II. In vitæ progreßu, in ſeines lebens lauff vnnd fort-
gang. Denn da findet ſich: 1. Vitæ brevitas, die kurtze zeit
Menſchliches lebens. Der Menſch war anfenglich vnſterb-
lich/ oder zum ewigen leben erſchaffen/ Sap. 2. Denn da die
Suͤnde nicht war/ war auch kein todt/ durch die Suͤnde a-
ber iſt der todt in die Welt kommen/ Rom. 5. Vnnd heiſt nu-
mehr: Naſcentes morimur finisque ab origine pendet.
So bald wir geboren werden/ fangen wir an zu ſterben/ vnd
iſt alſo vnſers leben anfang vnd ende nicht weit von einan-
der. Wie denn auch die taͤgliche erfahrung weit vnd breit/
ja in der gantzen Welt bezeugen thut/ das mehr Kinderlein
oder Junge Leute offt in der beſten bluͤte jhrer Jungen Jah-
re/ als verlebte Perſonen dahin ſterben/ wie es deñ ſonderlich
in dieſen letzten zeiten an grawen Heuptern vnnd graviteti-
ſchen tuͤchtigen Leuten faſt in allen dreyen Staͤnden man-
geln wil/ da vor zeiten man dieſelbigen ſo wol in Regimen-
ten als im Predigampte in groͤſſerer anzahl vnnd mit
luſt angeſehen vnnd beſchawet hat.

Darnach
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[4/0006] Chriſtliche zugleich mit demſelben alles menſchliche elende ausgeſpro- chen. So iſt das im anfange elendes gnug/ das der Menſch vom Weibe geboren iſt. Den zuvor war er nach dem herrli- chen Ebenbilde Gottes formiret vnd erſchaffen: Nach dem fall aber zeugete Adam einen Sohn der ſeinem bilde ehnlich war/ Gen 5. Das iſt: einen Sohn der in Suͤnden vnd mit erhitzten luͤſten empfangen vnd geboren/ Pſalm. 51. Vnnd ſolche Erbſchuld bleibet noch jmmerdar bey der gantzen poſteritet vnd allen nachkommen Adams. Vmb welcher willen allerley vnfall dem Menſchen/ ſo bald er auff dieſe Welt geboren/ zukoͤmpt/ wie ſich ſolches nachmals ereu- get. II. In vitæ progreßu, in ſeines lebens lauff vnnd fort- gang. Denn da findet ſich: 1. Vitæ brevitas, die kurtze zeit Menſchliches lebens. Der Menſch war anfenglich vnſterb- lich/ oder zum ewigen leben erſchaffen/ Sap. 2. Denn da die Suͤnde nicht war/ war auch kein todt/ durch die Suͤnde a- ber iſt der todt in die Welt kommen/ Rom. 5. Vnnd heiſt nu- mehr: Naſcentes morimur finisque ab origine pendet. So bald wir geboren werden/ fangen wir an zu ſterben/ vnd iſt alſo vnſers leben anfang vnd ende nicht weit von einan- der. Wie denn auch die taͤgliche erfahrung weit vnd breit/ ja in der gantzen Welt bezeugen thut/ das mehr Kinderlein oder Junge Leute offt in der beſten bluͤte jhrer Jungen Jah- re/ als verlebte Perſonen dahin ſterben/ wie es deñ ſonderlich in dieſen letzten zeiten an grawen Heuptern vnnd graviteti- ſchen tuͤchtigen Leuten faſt in allen dreyen Staͤnden man- geln wil/ da vor zeiten man dieſelbigen ſo wol in Regimen- ten als im Predigampte in groͤſſerer anzahl vnnd mit luſt angeſehen vnnd beſchawet hat. Darnach

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Zitationshilfe: Mauritius, Joachim: Adelicher vnd anderer vornehmen Geschlechter erster Anfang vnd endlicher Untergang. Wittenberg, 1626, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508146/6>, abgerufen am 29.03.2024.