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Bahn, Nikolaus: Das unschuldig vergoßne Blut. [Pirna], [1701].

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Das unschuldig vergossene Blut.
diese grausame Mord-Geschicht zur Busse leiten/ und ein schrecklich
Exempel seyn. Ihr wissets gar wohl/ was hier und dar vor wissentliche
und fürsetzliche Sünden im Schwange gehen. Mörder und Todt-
schläger sind nicht allein diejenigen/ die ihren Nächsten mit ihren Hän-
den erwürgen/ und dessen Blut unschuldig vergiessen/ wie also Cain sei-
nen Bruder/ Gen. 4, 8. seqq. Abimelech 70. seiner Brüder erwür-
get/ Jud. 9, 9. und der Idumaeer Döeg. 85. gesalbte Priester des
HErrn/ die alle leinene Leib-Röcke trugen/ erschlagen/ 1. Sam. 22, 18.
Sondern auch diejenigen sind und heissen Mörder/ welche die Em-
pfängniß verhindern/ und nicht gerne den Ehe-Se[e]gen haben wollen/
wie ein solcher Mörder der Onan war/ Gen. 38, 9. Mörder und Todt-
schläger sind alle diejenigen Weibs Personen/ die entweder durch böse
Geträncke/ oder auf andere Art und Weise die Leibes-Frucht abtreiben/
von welchen Augustinus Serm. 144. de Temp. schreibet: Daß sie
zäuberische Geträncke eigenommen/ damit sie nicht empfangen/
die seyn nun so vieler Todtschläge schuldig/ als viel sie Kinder hät-
ten können gebähren.
Dadurch kömmt eine Blut-Schuld nach der
andern/ zu reden aus dem Hos. 4, 12. Mörder und Todtschläger sind
auch die Diebe/ denn ein Dieb kömmt nicht/ denn daß er stehle/ wür-
ge und umbringe/
wie Christus JEsus klar sagt/ Joh. 10, 10. Wie
offte habe ich nicht um diese und andere Sünden mehr bißher geeifert?
so aber leider wenig gefruchtet/ es hat wohl eher von manchem geheissen:
Nach dem Worte/ das du im Nahmen des HErrn uns sagest/
wollen wir dir nicht gehorchen/ sondern wir wollen thun nach
alle dem Worte/ das aus unserm Munde gehet/
Jer. 44, 16. 17.
Hat Satan einem frommen Mann/ einem fleißigen Beter und Kir-
chengänger ein Bein unterschlagen/ und zu einer so grausamen Mord-
that verleiten können/ je wie solte er auch nicht nach euren armen See-
len trachten/ bedencket doch fleißig des Heil. Apostels Petri Worte:
Seyd nüchtern und wachet/ denn euer Widersacher/ der Teufel/
gehet umher/ wie ein brüllender Löwe/ und suchet/ welchen er
verschlinge/ dem widerstehet fest im Glauben/
1. Petr. 5, 8. 9. Es
ist mehr als zu wahr/ was der H. August. c. 27. Soliloq. p. [3]23. mel-

det:
D 3

Das unſchuldig vergoſſene Blut.
dieſe grauſame Mord-Geſchicht zur Buſſe leiten/ und ein ſchrecklich
Exempel ſeyn. Ihr wiſſets gar wohl/ was hier und dar vor wiſſentliche
und fuͤrſetzliche Suͤnden im Schwange gehen. Moͤrder und Todt-
ſchlaͤger ſind nicht allein diejenigen/ die ihren Naͤchſten mit ihren Haͤn-
den erwuͤrgen/ und deſſen Blut unſchuldig vergieſſen/ wie alſo Cain ſei-
nen Bruder/ Gen. 4, 8. ſeqq. Abimelech 70. ſeiner Bruͤder erwuͤr-
get/ Jud. 9, 9. und der Idumæer Döeg. 85. geſalbte Prieſter des
HErrn/ die alle leinene Leib-Roͤcke trugen/ erſchlagen/ 1. Sam. 22, 18.
Sondern auch diejenigen ſind und heiſſen Moͤrder/ welche die Em-
pfaͤngniß verhindern/ und nicht gerne den Ehe-Se[e]gen haben wollen/
wie ein ſolcher Moͤrder der Onan war/ Gen. 38, 9. Moͤrder und Todt-
ſchlaͤger ſind alle diejenigen Weibs Perſonen/ die entweder durch boͤſe
Getraͤncke/ oder auf andere Art und Weiſe die Leibes-Frucht abtreiben/
von welchen Auguſtinus Serm. 144. de Temp. ſchreibet: Daß ſie
zaͤuberiſche Getraͤncke eigenommen/ damit ſie nicht empfangen/
die ſeyn nun ſo vieler Todtſchlaͤge ſchuldig/ als viel ſie Kinder haͤt-
ten koͤnnen gebaͤhren.
Dadurch koͤmmt eine Blut-Schuld nach der
andern/ zu reden aus dem Hoſ. 4, 12. Moͤrder und Todtſchlaͤger ſind
auch die Diebe/ denn ein Dieb koͤm̃t nicht/ denn daß er ſtehle/ wuͤr-
ge und umbringe/
wie Chriſtus JEſus klar ſagt/ Joh. 10, 10. Wie
offte habe ich nicht um dieſe und andere Suͤnden mehr bißher geeifert?
ſo aber leider wenig gefruchtet/ es hat wohl eher von manchem geheiſſen:
Nach dem Worte/ das du im Nahmen des HErrn uns ſageſt/
wollen wir dir nicht gehorchen/ ſondern wir wollen thun nach
alle dem Worte/ das aus unſerm Munde gehet/
Jer. 44, 16. 17.
Hat Satan einem frommen Mann/ einem fleißigen Beter und Kir-
chengaͤnger ein Bein unterſchlagen/ und zu einer ſo grauſamen Mord-
that verleiten koͤnnen/ je wie ſolte er auch nicht nach euren armen See-
len trachten/ bedencket doch fleißig des Heil. Apoſtels Petri Worte:
Seyd nuͤchtern und wachet/ denn euer Widerſacher/ der Teufel/
gehet umher/ wie ein bruͤllender Loͤwe/ und ſuchet/ welchen er
verſchlinge/ dem widerſtehet feſt im Glauben/
1. Petr. 5, 8. 9. Es
iſt mehr als zu wahr/ was der H. Auguſt. c. 27. Soliloq. p. [3]23. mel-

det:
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[29[27]/0027] Das unſchuldig vergoſſene Blut. dieſe grauſame Mord-Geſchicht zur Buſſe leiten/ und ein ſchrecklich Exempel ſeyn. Ihr wiſſets gar wohl/ was hier und dar vor wiſſentliche und fuͤrſetzliche Suͤnden im Schwange gehen. Moͤrder und Todt- ſchlaͤger ſind nicht allein diejenigen/ die ihren Naͤchſten mit ihren Haͤn- den erwuͤrgen/ und deſſen Blut unſchuldig vergieſſen/ wie alſo Cain ſei- nen Bruder/ Gen. 4, 8. ſeqq. Abimelech 70. ſeiner Bruͤder erwuͤr- get/ Jud. 9, 9. und der Idumæer Döeg. 85. geſalbte Prieſter des HErrn/ die alle leinene Leib-Roͤcke trugen/ erſchlagen/ 1. Sam. 22, 18. Sondern auch diejenigen ſind und heiſſen Moͤrder/ welche die Em- pfaͤngniß verhindern/ und nicht gerne den Ehe-Seegen haben wollen/ wie ein ſolcher Moͤrder der Onan war/ Gen. 38, 9. Moͤrder und Todt- ſchlaͤger ſind alle diejenigen Weibs Perſonen/ die entweder durch boͤſe Getraͤncke/ oder auf andere Art und Weiſe die Leibes-Frucht abtreiben/ von welchen Auguſtinus Serm. 144. de Temp. ſchreibet: Daß ſie zaͤuberiſche Getraͤncke eigenommen/ damit ſie nicht empfangen/ die ſeyn nun ſo vieler Todtſchlaͤge ſchuldig/ als viel ſie Kinder haͤt- ten koͤnnen gebaͤhren. Dadurch koͤmmt eine Blut-Schuld nach der andern/ zu reden aus dem Hoſ. 4, 12. Moͤrder und Todtſchlaͤger ſind auch die Diebe/ denn ein Dieb koͤm̃t nicht/ denn daß er ſtehle/ wuͤr- ge und umbringe/ wie Chriſtus JEſus klar ſagt/ Joh. 10, 10. Wie offte habe ich nicht um dieſe und andere Suͤnden mehr bißher geeifert? ſo aber leider wenig gefruchtet/ es hat wohl eher von manchem geheiſſen: Nach dem Worte/ das du im Nahmen des HErrn uns ſageſt/ wollen wir dir nicht gehorchen/ ſondern wir wollen thun nach alle dem Worte/ das aus unſerm Munde gehet/ Jer. 44, 16. 17. Hat Satan einem frommen Mann/ einem fleißigen Beter und Kir- chengaͤnger ein Bein unterſchlagen/ und zu einer ſo grauſamen Mord- that verleiten koͤnnen/ je wie ſolte er auch nicht nach euren armen See- len trachten/ bedencket doch fleißig des Heil. Apoſtels Petri Worte: Seyd nuͤchtern und wachet/ denn euer Widerſacher/ der Teufel/ gehet umher/ wie ein bruͤllender Loͤwe/ und ſuchet/ welchen er verſchlinge/ dem widerſtehet feſt im Glauben/ 1. Petr. 5, 8. 9. Es iſt mehr als zu wahr/ was der H. Auguſt. c. 27. Soliloq. p. 323. mel- det: D 3

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Zitationshilfe: Bahn, Nikolaus: Das unschuldig vergoßne Blut. [Pirna], [1701], S. 29[27]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/421583/27>, abgerufen am 22.11.2024.