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Bahn, Nikolaus: Das unschuldig vergoßne Blut. [Pirna], [1701].

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Das unschuldig vergossene Blut.
ernstlich straffen müsse/ wie etwan dergleichen Art zu reden gefunden
wird Gen. 18, 20. Es ist ein Geschrey zu Sodom und Gomorra/
das ist groß/ und ihre Sünde ist fast schwer.
Wie auch Hab. 3, 11:
Die Steine in der Mauer werden schreyen/ und die Balcken am
Gesparre werden ihnen antworten.
Gleicher Gestalt wird auch
hier dem Blute eine starcke Stimme zugelegt/ es habe das unschuldig-
vergossene Blut gleichsam Zungen bekommen/ es habe das Blut selber
um Rache zu schreyen angefangen/ und den Mörder fürs Gericht ge-
fordert. Worbey die Chaldäische Bibel angemercket/ daß hier eingefüh-
ret werden alle Nachkömmlinge/ die aus Abels Lenden hätten können
gezeuget und gebohren werden/ daß dieselbigen zu GOtt mit grossen
und unabläßigen Geschrey wider den Cain um Rache geschrien. (Lege
D. Gerhard. Comment. in h. l. p.
144.) Sonder allen Zweiffel
schrie Abels Blut/ wie dorten Hiobs Blut: Ach Erde verdecke mein
Blut nicht!
Job. 16, 18. sonder allen Zweiffel schrie Abels Blut/ wie
die Seelen der heiligen Märtyrer/ welche mit grosser Stimme schrien:
HErr/ du heiliger und Wahrhafftiger/ wie lange richtest du/
und rächest nicht unser Blut an denen/ die auf Erden wohnen/

Apoc. 6, 10. Wie nun nach der Inqvisition oder scharffen Verhör/ wie
auch nach Uberführung der That durch gewisse Zeugen/ über die Ubel-
thäter nach Urthel und RechtlicherErkäntniß geschickt wird/ also erfolg-
(b) Die
Verurthei-
lung.
te auch in unserm Texte (b) die Verurtheilung/ in diesen Worten:
Und nun verflucht seyst du auf der Erden/ die ihr Maul hat auff-
gethan/ und deines Bruders Blut von deinen Händen empfan-
gen.
Dieses sind erschreckliche Worte/ so alles Wehe in sich fassen. Das
Wort verflucht/ ist eines von den schrecklichsten Worten in der gantzen
heiligen Schrifft/ es ist dasjenige Donner-Wort/ wormit dermahleinst
Christus JEsus die Verdammten anreden und zu ihnen sagen wird:
Gehet hin von mir/ ihr Verfluchten/ in das ewige Feuer/ das be-
reitet ist dem Teusel und seinen Engeln/
Math. 25, 41. Mit eben
dem Worte wird auch hier Cain verurtheilet/ verflucht und verdammt.
Verflucht soll seyn des Mörders Leib/ weil er seinen leiblichen Bruder
ermordet: Verflucht soll seyn des Mörders Thun und Vornehmen/ so

lan-

Das unſchuldig vergoſſene Blut.
ernſtlich ſtraffen muͤſſe/ wie etwan dergleichen Art zu reden gefunden
wird Gen. 18, 20. Es iſt ein Geſchrey zu Sodom und Gomorra/
das iſt groß/ und ihre Suͤnde iſt faſt ſchwer.
Wie auch Hab. 3, 11:
Die Steine in der Mauer werden ſchreyen/ und die Balcken am
Geſparre werden ihnen antworten.
Gleicher Geſtalt wird auch
hier dem Blute eine ſtarcke Stimme zugelegt/ es habe das unſchuldig-
vergoſſene Blut gleichſam Zungen bekommen/ es habe das Blut ſelber
um Rache zu ſchreyen angefangen/ und den Moͤrder fuͤrs Gericht ge-
fordert. Worbey die Chaldaͤiſche Bibel angemercket/ daß hier eingefuͤh-
ret werden alle Nachkoͤmmlinge/ die aus Abels Lenden haͤtten koͤnnen
gezeuget und gebohren werden/ daß dieſelbigen zu GOtt mit groſſen
und unablaͤßigen Geſchrey wider den Cain um Rache geſchrien. (Lege
D. Gerhard. Comment. in h. l. p.
144.) Sonder allen Zweiffel
ſchrie Abels Blut/ wie dorten Hiobs Blut: Ach Erde verdecke mein
Blut nicht!
Job. 16, 18. ſonder allen Zweiffel ſchrie Abels Blut/ wie
die Seelen der heiligen Maͤrtyrer/ welche mit groſſer Stim̃e ſchrien:
HErr/ du heiliger und Wahrhafftiger/ wie lange richteſt du/
und raͤcheſt nicht unſer Blut an denen/ die auf Erden wohnen/

Apoc. 6, 10. Wie nun nach der Inqviſition oder ſcharffen Verhoͤr/ wie
auch nach Uberfuͤhrung der That durch gewiſſe Zeugen/ uͤber die Ubel-
thaͤter nach Urthel und RechtlicherErkaͤntniß geſchickt wird/ alſo erfolg-
(β) Die
Verurthei-
lung.
te auch in unſerm Texte (β) die Verurtheilung/ in dieſen Worten:
Und nun verflucht ſeyſt du auf der Erden/ die ihr Maul hat auff-
gethan/ und deines Bruders Blut von deinen Haͤnden empfan-
gen.
Dieſes ſind erſchreckliche Worte/ ſo alles Wehe in ſich faſſen. Das
Wort verflucht/ iſt eines von den ſchrecklichſten Worten in der gantzen
heiligen Schrifft/ es iſt dasjenige Donner-Wort/ wormit dermahleinſt
Chriſtus JEſus die Verdammten anreden und zu ihnen ſagen wird:
Gehet hin von mir/ ihr Verfluchten/ in das ewige Feuer/ das be-
reitet iſt dem Teuſel und ſeinen Engeln/
Math. 25, 41. Mit eben
dem Worte wird auch hier Cain verurtheilet/ verflucht und verdammt.
Verflucht ſoll ſeyn des Moͤrders Leib/ weil er ſeinen leiblichen Bruder
ermordet: Verflucht ſoll ſeyn des Moͤrders Thun und Vornehmen/ ſo

lan-
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[24[22]/0022] Das unſchuldig vergoſſene Blut. ernſtlich ſtraffen muͤſſe/ wie etwan dergleichen Art zu reden gefunden wird Gen. 18, 20. Es iſt ein Geſchrey zu Sodom und Gomorra/ das iſt groß/ und ihre Suͤnde iſt faſt ſchwer. Wie auch Hab. 3, 11: Die Steine in der Mauer werden ſchreyen/ und die Balcken am Geſparre werden ihnen antworten. Gleicher Geſtalt wird auch hier dem Blute eine ſtarcke Stimme zugelegt/ es habe das unſchuldig- vergoſſene Blut gleichſam Zungen bekommen/ es habe das Blut ſelber um Rache zu ſchreyen angefangen/ und den Moͤrder fuͤrs Gericht ge- fordert. Worbey die Chaldaͤiſche Bibel angemercket/ daß hier eingefuͤh- ret werden alle Nachkoͤmmlinge/ die aus Abels Lenden haͤtten koͤnnen gezeuget und gebohren werden/ daß dieſelbigen zu GOtt mit groſſen und unablaͤßigen Geſchrey wider den Cain um Rache geſchrien. (Lege D. Gerhard. Comment. in h. l. p. 144.) Sonder allen Zweiffel ſchrie Abels Blut/ wie dorten Hiobs Blut: Ach Erde verdecke mein Blut nicht! Job. 16, 18. ſonder allen Zweiffel ſchrie Abels Blut/ wie die Seelen der heiligen Maͤrtyrer/ welche mit groſſer Stim̃e ſchrien: HErr/ du heiliger und Wahrhafftiger/ wie lange richteſt du/ und raͤcheſt nicht unſer Blut an denen/ die auf Erden wohnen/ Apoc. 6, 10. Wie nun nach der Inqviſition oder ſcharffen Verhoͤr/ wie auch nach Uberfuͤhrung der That durch gewiſſe Zeugen/ uͤber die Ubel- thaͤter nach Urthel und RechtlicherErkaͤntniß geſchickt wird/ alſo erfolg- te auch in unſerm Texte (β) die Verurtheilung/ in dieſen Worten: Und nun verflucht ſeyſt du auf der Erden/ die ihr Maul hat auff- gethan/ und deines Bruders Blut von deinen Haͤnden empfan- gen. Dieſes ſind erſchreckliche Worte/ ſo alles Wehe in ſich faſſen. Das Wort verflucht/ iſt eines von den ſchrecklichſten Worten in der gantzen heiligen Schrifft/ es iſt dasjenige Donner-Wort/ wormit dermahleinſt Chriſtus JEſus die Verdammten anreden und zu ihnen ſagen wird: Gehet hin von mir/ ihr Verfluchten/ in das ewige Feuer/ das be- reitet iſt dem Teuſel und ſeinen Engeln/ Math. 25, 41. Mit eben dem Worte wird auch hier Cain verurtheilet/ verflucht und verdammt. Verflucht ſoll ſeyn des Moͤrders Leib/ weil er ſeinen leiblichen Bruder ermordet: Verflucht ſoll ſeyn des Moͤrders Thun und Vornehmen/ ſo lan- (β) Die Verurthei- lung.

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Zitationshilfe: Bahn, Nikolaus: Das unschuldig vergoßne Blut. [Pirna], [1701], S. 24[22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/421583/22>, abgerufen am 28.03.2024.