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Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704].

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PERSONALIA.
ta fallax crescendo decrescens, mortis ludibrio qvot
illa qveas.
O du betrüglich Leben/ je mehr du zu-
nimmest/ nimmst du ab/ und wie viel bestrickst du/
wenn sie den Tod nicht betrachten. Es ist allerdin-
ges wahr daß/ wie jener Professor in Salamantica
a l. 11.Ferd: Nonius, wie Thuanus von ihm schreibet/ a
auff sein Grab in seinem letzten Willen die 4. Wor-
te zu hauen/ befohlen. Maximum vitae bonum
mors,
der Tod ist das gröste Gutt des Lebens.
Wenn ein Mensch/ weil er lebt/ GOtte lebet durch
den Glauben/ und daher sich selbst und der Welt
abstirbt/ so stirbt er nicht wenn er stirbt. Es ist
dem Menschen gesetzt einmahl zu sterben. Das
ist der Bund/ den wir mit dem Tode haben. Der
ist entsetzlich dem natürlichen Menschen/ der nicht
vernimmt/ was des Geistes GOTTes ist. Weil
wir leben/ so sterben wir täglich/ denn wir tragen
an uns den Leib des Todes. Wer aber in Sün-
den lebt/ ist lebendig tod/ und daher/ wenn er den
Weg aller Welt gehen soll/ so verfällt er in den ewi-
gen Tod/ welcher der Sünden/ der er gelebt/ gerech-
te Sold ist. Dessen Leben aber CHristus gewe-
sen/ dem ist sterben ein herrlicher Gewinn/ massen
er durch den Tod in das Leben eindringet/ qvitti-
rende ein Leben/ welches mehr ein Tod/ wegen der

steten

PERSONALIA.
ta fallax creſcendo decreſcens, mortis ludibrio qvot
illa qveas.
O du betruͤglich Leben/ je mehr du zu-
nimmeſt/ nimmſt du ab/ und wie viel beſtrickſt du/
wenn ſie den Tod nicht betrachten. Es iſt allerdin-
ges wahr daß/ wie jener Profeſſor in Salamantica
a l. 11.Ferd: Nonius, wie Thuanus von ihm ſchreibet/ a
auff ſein Grab in ſeinem letzten Willen die 4. Wor-
te zu hauen/ befohlen. Maximum vitæ bonum
mors,
der Tod iſt das groͤſte Gutt des Lebens.
Wenn ein Menſch/ weil er lebt/ GOtte lebet durch
den Glauben/ und daher ſich ſelbſt und der Welt
abſtirbt/ ſo ſtirbt er nicht wenn er ſtirbt. Es iſt
dem Menſchen geſetzt einmahl zu ſterben. Das
iſt der Bund/ den wir mit dem Tode haben. Der
iſt entſetzlich dem natuͤrlichen Menſchen/ der nicht
vernimmt/ was des Geiſtes GOTTes iſt. Weil
wir leben/ ſo ſterben wir taͤglich/ denn wir tragen
an uns den Leib des Todes. Wer aber in Suͤn-
den lebt/ iſt lebendig tod/ und daher/ wenn er den
Weg aller Welt gehen ſoll/ ſo verfaͤllt er in den ewi-
gen Tod/ welcher der Suͤnden/ der er gelebt/ gerech-
te Sold iſt. Deſſen Leben aber CHriſtus gewe-
ſen/ dem iſt ſterben ein herꝛlicher Gewinn/ maſſen
er durch den Tod in das Leben eindringet/ qvitti-
rende ein Leben/ welches mehr ein Tod/ wegen der

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[46/0046] PERSONALIA. ta fallax creſcendo decreſcens, mortis ludibrio qvot illa qveas. O du betruͤglich Leben/ je mehr du zu- nimmeſt/ nimmſt du ab/ und wie viel beſtrickſt du/ wenn ſie den Tod nicht betrachten. Es iſt allerdin- ges wahr daß/ wie jener Profeſſor in Salamantica Ferd: Nonius, wie Thuanus von ihm ſchreibet/ a auff ſein Grab in ſeinem letzten Willen die 4. Wor- te zu hauen/ befohlen. Maximum vitæ bonum mors, der Tod iſt das groͤſte Gutt des Lebens. Wenn ein Menſch/ weil er lebt/ GOtte lebet durch den Glauben/ und daher ſich ſelbſt und der Welt abſtirbt/ ſo ſtirbt er nicht wenn er ſtirbt. Es iſt dem Menſchen geſetzt einmahl zu ſterben. Das iſt der Bund/ den wir mit dem Tode haben. Der iſt entſetzlich dem natuͤrlichen Menſchen/ der nicht vernimmt/ was des Geiſtes GOTTes iſt. Weil wir leben/ ſo ſterben wir taͤglich/ denn wir tragen an uns den Leib des Todes. Wer aber in Suͤn- den lebt/ iſt lebendig tod/ und daher/ wenn er den Weg aller Welt gehen ſoll/ ſo verfaͤllt er in den ewi- gen Tod/ welcher der Suͤnden/ der er gelebt/ gerech- te Sold iſt. Deſſen Leben aber CHriſtus gewe- ſen/ dem iſt ſterben ein herꝛlicher Gewinn/ maſſen er durch den Tod in das Leben eindringet/ qvitti- rende ein Leben/ welches mehr ein Tod/ wegen der ſteten a l. 11.

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Zitationshilfe: Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704], S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392455/46>, abgerufen am 23.04.2024.