Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leichpredigt.
dieser Welt verborgen ist/ und dann das Himmlische
Leben/
das dorte in jener Welt offenbar werden sol.
Es ist zwar solches nicht ein zweyfaches Leben der sub-
stantz
und Wesen nach/ sintemal alle die Stücke/ die zum
wesen des Ewigen Lebens und der immerwehrenden See-
ligkeit gehören/ ein Christ allbereit hie auff Erden schon
in Besitzung hat/ nur daß solches alles dorte in jener Welt
desto klärer/ offenbarer und vollkomner werden sol/ dan-
nenhero Christus spricht/ Joh. 3/ 36. Wer an den Sohn
gläubet/ der hat das Ewige Leben/ und Joh. 5/ 24.
Wer mein Wort hält/ und gläubet dem/ der mich gesandt
hat/ der hat das Ewige Leben/ und ist vom Tode zum
Leben hindurch gedrungen. Hievon schreibet Herr D.Tom. 6.
Wittenb.
Lat. f. 700.
B.

Luther gar schön in seinem herrlichen Commentario
über Genesin cap. 48, 21. Fides nihil aliud est, nisi vita
vera in isto DEO. Tanta vis est fidei, quae nos vivos
facit ex mortuis. Ac sane ea ipsa hora qua incipimus
credere & verbum apprehendere, etiam vivere inci-
pimus vita aeterna,
Der Glaube ist nichts anders
als das ware Leben in GOtt. Der Glaube hat
eine solche Krafft/ die uns auß Todten Lebendig
machet/ und fürwar eben in derselben Stunde/ da
wir anfangen zu glauben/ und das Wort/ zuer-
greiffen/ da fangen wir auch an ein ewiges Leben
zu leben.
Gleichwol aber so bestehet der Unterscheid
zwischen dem Geistlichen und Himmlischen Leben an
sonderbahren Qualitäten/ und gewissen Zufällen und
Eigenschafften/ daß das jenige/ was allhier noch unvoll-
kommen ist/ dorte sol vollkommen werden/ was alhier
verborgen ist/ dorte sol offenbar werden/ was alhier mit
grossem Kampffe und Streite dermenget ist/ und dabey

wir
D iij

Chriſtliche Leichpredigt.
dieſer Welt verborgen iſt/ und dann das Himmliſche
Leben/
das dorte in jener Welt offenbar werden ſol.
Es iſt zwar ſolches nicht ein zweyfaches Leben der ſub-
ſtantz
und Weſen nach/ ſintemal alle die Stuͤcke/ die zum
weſen des Ewigen Lebens und der immerwehrenden See-
ligkeit gehoͤren/ ein Chriſt allbereit hie auff Erden ſchon
in Beſitzung hat/ nur daß ſolches alles dorte in jener Welt
deſto klaͤrer/ offenbarer und vollkomner werden ſol/ dan-
nenhero Chriſtus ſpricht/ Joh. 3/ 36. Wer an den Sohn
glaͤubet/ der hat das Ewige Leben/ und Joh. 5/ 24.
Wer mein Wort haͤlt/ und glaͤubet dem/ der mich geſandt
hat/ der hat das Ewige Leben/ und iſt vom Tode zum
Leben hindurch gedrungen. Hievon ſchreibet Herr D.Tom. 6.
Wittenb.
Lat. f. 700.
B.

Luther gar ſchoͤn in ſeinem herrlichen Commentario
uͤber Geneſin cap. 48, 21. Fides nihil aliud eſt, niſi vita
vera in iſto DEO. Tanta vis eſt fidei, quæ nos vivos
facit ex mortuis. Ac ſanè eâ ipsâ horâ quâ incipimus
credere & verbum apprehendere, etiam vivere inci-
pimus vitâ æternâ,
Der Glaube iſt nichts anders
als das ware Leben in GOtt. Der Glaube hat
eine ſolche Krafft/ die uns auß Todten Lebendig
machet/ und fuͤrwar eben in derſelben Stunde/ da
wir anfangen zu glauben/ und das Wort/ zuer-
greiffen/ da fangen wir auch an ein ewiges Leben
zu leben.
Gleichwol aber ſo beſtehet der Unterſcheid
zwiſchen dem Geiſtlichen und Himmliſchen Leben an
ſonderbahren Qualitaͤten/ und gewiſſen Zufaͤllen und
Eigenſchafften/ daß das jenige/ was allhier noch unvoll-
kommen iſt/ dorte ſol vollkommen werden/ was alhier
verborgen iſt/ dorte ſol offenbar werden/ was alhier mit
groſſem Kampffe und Streite dermenget iſt/ und dabey

wir
D iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0029" n="[29]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leichpredigt.</hi></fw><lb/>
die&#x017F;er Welt <hi rendition="#fr">verborgen</hi> i&#x017F;t/ und dann <hi rendition="#fr">das Himmli&#x017F;che<lb/>
Leben/</hi> das dorte in jener Welt <hi rendition="#fr">offenbar</hi> werden &#x017F;ol.<lb/>
Es i&#x017F;t zwar &#x017F;olches nicht ein zweyfaches Leben der <hi rendition="#aq">&#x017F;ub-<lb/>
&#x017F;tantz</hi> und We&#x017F;en nach/ &#x017F;intemal alle die Stu&#x0364;cke/ die zum<lb/>
we&#x017F;en des Ewigen Lebens und der immerwehrenden See-<lb/>
ligkeit geho&#x0364;ren/ ein Chri&#x017F;t allbereit hie auff Erden &#x017F;chon<lb/>
in Be&#x017F;itzung hat/ nur daß &#x017F;olches alles dorte in jener <hi rendition="#fr">Welt</hi><lb/>
de&#x017F;to kla&#x0364;rer/ offenbarer und vollkomner werden &#x017F;ol/ dan-<lb/>
nenhero Chri&#x017F;tus &#x017F;pricht/ Joh. 3/ 36. Wer an den Sohn<lb/>
gla&#x0364;ubet/ <hi rendition="#fr">der hat das Ewige Leben/</hi> und Joh. 5/ 24.<lb/>
Wer mein Wort ha&#x0364;lt/ und gla&#x0364;ubet dem/ der mich ge&#x017F;andt<lb/>
hat/ <hi rendition="#fr">der hat das Ewige Leben/</hi> und i&#x017F;t vom Tode zum<lb/>
Leben hindurch gedrungen. Hievon &#x017F;chreibet Herr D.<note place="right"><hi rendition="#aq">Tom. 6.<lb/>
Wittenb.<lb/>
Lat. f. 700.<lb/>
B.</hi></note><lb/>
Luther gar &#x017F;cho&#x0364;n in &#x017F;einem herrlichen <hi rendition="#aq">Commentario</hi><lb/>
u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Gene&#x017F;in cap. 48, 21. Fides nihil aliud e&#x017F;t, ni&#x017F;i vita<lb/>
vera in i&#x017F;to DEO. Tanta vis e&#x017F;t fidei, quæ nos vivos<lb/>
facit ex mortuis. Ac &#x017F;anè eâ ipsâ horâ quâ incipimus<lb/>
credere &amp; verbum apprehendere, etiam vivere inci-<lb/>
pimus vitâ æternâ,</hi> <hi rendition="#fr">Der Glaube i&#x017F;t nichts anders<lb/>
als das ware Leben in GOtt. Der Glaube hat<lb/>
eine &#x017F;olche Krafft/ die uns auß Todten Lebendig<lb/>
machet/ und fu&#x0364;rwar eben in der&#x017F;elben Stunde/ da<lb/>
wir anfangen zu glauben/ und das Wort/ zuer-<lb/>
greiffen/ da fangen wir auch an ein ewiges Leben<lb/>
zu leben.</hi> Gleichwol aber &#x017F;o be&#x017F;tehet der Unter&#x017F;cheid<lb/>
zwi&#x017F;chen dem Gei&#x017F;tlichen und Himmli&#x017F;chen Leben an<lb/>
&#x017F;onderbahren Qualita&#x0364;ten/ und gewi&#x017F;&#x017F;en Zufa&#x0364;llen und<lb/>
Eigen&#x017F;chafften/ daß das jenige/ was allhier noch unvoll-<lb/>
kommen i&#x017F;t/ dorte &#x017F;ol vollkommen werden/ was alhier<lb/>
verborgen i&#x017F;t/ dorte &#x017F;ol offenbar werden/ was alhier mit<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;em Kampffe und Streite dermenget i&#x017F;t/ und dabey<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D iij</fw><fw place="bottom" type="catch">wir</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[29]/0029] Chriſtliche Leichpredigt. dieſer Welt verborgen iſt/ und dann das Himmliſche Leben/ das dorte in jener Welt offenbar werden ſol. Es iſt zwar ſolches nicht ein zweyfaches Leben der ſub- ſtantz und Weſen nach/ ſintemal alle die Stuͤcke/ die zum weſen des Ewigen Lebens und der immerwehrenden See- ligkeit gehoͤren/ ein Chriſt allbereit hie auff Erden ſchon in Beſitzung hat/ nur daß ſolches alles dorte in jener Welt deſto klaͤrer/ offenbarer und vollkomner werden ſol/ dan- nenhero Chriſtus ſpricht/ Joh. 3/ 36. Wer an den Sohn glaͤubet/ der hat das Ewige Leben/ und Joh. 5/ 24. Wer mein Wort haͤlt/ und glaͤubet dem/ der mich geſandt hat/ der hat das Ewige Leben/ und iſt vom Tode zum Leben hindurch gedrungen. Hievon ſchreibet Herr D. Luther gar ſchoͤn in ſeinem herrlichen Commentario uͤber Geneſin cap. 48, 21. Fides nihil aliud eſt, niſi vita vera in iſto DEO. Tanta vis eſt fidei, quæ nos vivos facit ex mortuis. Ac ſanè eâ ipsâ horâ quâ incipimus credere & verbum apprehendere, etiam vivere inci- pimus vitâ æternâ, Der Glaube iſt nichts anders als das ware Leben in GOtt. Der Glaube hat eine ſolche Krafft/ die uns auß Todten Lebendig machet/ und fuͤrwar eben in derſelben Stunde/ da wir anfangen zu glauben/ und das Wort/ zuer- greiffen/ da fangen wir auch an ein ewiges Leben zu leben. Gleichwol aber ſo beſtehet der Unterſcheid zwiſchen dem Geiſtlichen und Himmliſchen Leben an ſonderbahren Qualitaͤten/ und gewiſſen Zufaͤllen und Eigenſchafften/ daß das jenige/ was allhier noch unvoll- kommen iſt/ dorte ſol vollkommen werden/ was alhier verborgen iſt/ dorte ſol offenbar werden/ was alhier mit groſſem Kampffe und Streite dermenget iſt/ und dabey wir Tom. 6. Wittenb. Lat. f. 700. B. D iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/389173
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/389173/29
Zitationshilfe: Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659, S. [29]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/389173/29>, abgerufen am 20.04.2024.