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Nerger, Jacob: Christliche LeichPredigt/ Vber dem plötzlichen/ jedoch Christlichen vnd Seligen Abgang. [s. l.], [1621].

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Weil aber der Wolgeborne Herr/ Christoph/
Herr von Redern S. G. auff der Seiten saß/ vnnd
ein warmes Tuch vmb jhren rechten Arm hielt/
Sagte er: Aller liebste Fraw Gevatter/ sie mache jhr
nicht solche Gedancken/ wir wollen hoffen/ daß jhr
Gott wol wieder wird auffhelffen.

Da Jhr G. ausgeredet hatten/ sagete ich: Wol-
benambte Fraw Gevatter/ wir wollen fleissig beten/Bernhardus.
Saepe Deus
non exaudit
ad volunta-
tem, ut exau-
diat ad salute

daß jhr der liebe Gott einen gesunden vnnd frölichen
Kirchgang verleihen/ vnnd dem jungen Adelichen
Töchterlein (wo gut vnd seliglichen) zum besten das
Leben verlengern wolle/ daß sie neben jhrem lieben
Herren viel freude vnd lust an demselbigen sehen vnd
haben möge.

Auff diese worte/ ward jhr alsbalde das Adeli-
che Kind von der Edelen/ Viel Ehrentugentreichen
Jungfrawen Barbara/ gebornen Rechenbergerin/
auffs Bette geleget/ also sagende: Jungefraw/ Se-
het jhr auch ewer liebstes Kind? Da streichete sie es
mit der Hand 2. mahl/ vnd wandte sich zum Her-
ren/ mit diesen worten: O liebes Hertz/ werde ich ja
sterben/ so hadt ja das Kind lieb vmb meinet willen.
Offte sahe sie den Herren S. G. starck an/ als wann
sie etwas sagen wolte/ vnd schweig doch/ vnd hub jhre
Augen alsdann empor.

Nach diesem wünschete sie offte: O wann ich
nur in meinem Bettlein lege!

Als dieses geschach/ ward ich abgefodert eine
LeichenPredigt zu halten/ da fragete ich/ ob ich auch
gehen solte? Antwortete sie: Ja gehet nur/ vnd kompt
als denn wieder. Da gieng ich/ vnd vermahnete für

vnd
G

Weil aber der Wolgeborne Herr/ Chriſtoph/
Herr von Redern S. G. auff der Seiten ſaß/ vnnd
ein warmes Tuch vmb jhren rechten Arm hielt/
Sagte er: Aller liebſte Fraw Gevatter/ ſie mache jhr
nicht ſolche Gedancken/ wir wollen hoffen/ daß jhr
Gott wol wieder wird auffhelffen.

Da Jhr G. ausgeredet hatten/ ſagete ich: Wol-
benambte Fraw Gevatter/ wir wollen fleiſſig beten/Bernhardus.
Sæpè Deus
non exaudit
ad volunta-
tem, ut exau-
diat ad ſaluté

daß jhr der liebe Gott einen geſunden vnnd froͤlichen
Kirchgang verleihen/ vnnd dem jungen Adelichen
Toͤchterlein (wo gut vnd ſeliglichen) zum beſten das
Leben verlengern wolle/ daß ſie neben jhrem lieben
Herren viel freude vnd luſt an demſelbigen ſehen vnd
haben moͤge.

Auff dieſe worte/ ward jhr alsbalde das Adeli-
che Kind von der Edelen/ Viel Ehrentugentreichen
Jungfrawen Barbara/ gebornen Rechenbergerin/
auffs Bette geleget/ alſo ſagende: Jungefraw/ Se-
het jhr auch ewer liebſtes Kind? Da ſtreichete ſie es
mit der Hand 2. mahl/ vnd wandte ſich zum Her-
ren/ mit dieſen worten: O liebes Hertz/ werde ich ja
ſterben/ ſo hadt ja das Kind lieb vmb meinet willen.
Offte ſahe ſie den Herren S. G. ſtarck an/ als wann
ſie etwas ſagen wolte/ vnd ſchweig doch/ vnd hub jhre
Augen alsdann empor.

Nach dieſem wuͤnſchete ſie offte: O wann ich
nur in meinem Bettlein lege!

Als dieſes geſchach/ ward ich abgefodert eine
LeichenPredigt zu halten/ da fragete ich/ ob ich auch
gehen ſolte? Antwortete ſie: Ja gehet nur/ vnd kompt
als denn wieder. Da gieng ich/ vnd vermahnete fuͤr

vnd
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Zitationshilfe: Nerger, Jacob: Christliche LeichPredigt/ Vber dem plötzlichen/ jedoch Christlichen vnd Seligen Abgang. [s. l.], [1621], S. [49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/387513/49>, abgerufen am 02.05.2024.