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Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742.

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hung die Sprache ziemlich leicht worden. Den 8. Sept. saß er in
der Portugiesischen Gemeine das erste mal Beichte. Den 25. Nov.
mit dem Beschluß des Kirchen-Jahrs, predigte er das erste mal in
Malabarischer Sprache, und Nachmittage geschah darüber Cate-
chisation. (k) Jch habe seine ersten Predigten vor Augen gehabt,
welche alle mit Lateinischen Buchstaben von Wort zu Wort aufge-
setzt waren. Als er aber in folgender Zeit der Sprache mächtiger
worden, hat er zwar Malabarisch mit unter, aber mehrentheils
Teutsch concipiret.

§. 24.

Seinen Namen Walther hat er auf Malabarisch, um der Ein-
wohner willen, so die Europäischen Namen nicht wohl aussprechen
können, gleich den andern Mißionarien, ändern müssen, und sich
also in selbiger Sprache Njanaawalutar, geistlicher Verwalter, ge-
nennet. (*) Er hätte auch können den Namen Mal-dar annehmen,
welches einen Diener oder Hausvogt, der seines Herrn Güter un-
ter Händen hat, bedeutet. ()

Was nun unser Seliger in seinem Predigt-Amte fast 15 Jahr
lang verrichtet, solches ist aus den Ost-Jndischen Mißions-Berich-
ten weitläuftig zu ersehen. Er hat sein Amt mit Lehren, Predi-
gen, Catechisiren, Sacramente ausspenden, und was sonst zu ei-
nem Evangelischen Prediger gehöret, mit aller Treue in acht genom-
men. Jn den Portugiesischen und Malabarischen Schulen hat er
die Jugend in GOttes Wort unterwiesen und fleißig catechisiret.
Er ist auch bisweilen aufs Land gereiset, und hat daselbst so wol
Christen als Heyden zugeredet, und iedweden mit seinem Amte ge-
dienet. Er hat mir auch erzehlet, er sey einsmals in einem Mogul-
schen Grentz-Ort gekommen, da er auf öffentlicher Strasse mit eini-
gen zu ihm kommenden Heyden sich in ein Gespräch eingelassen. Es
habe aber der dasige Befehls-Haber dasselbe so übel aufgenommen,
daß er ihn nebst seinem Catecheten so gleich ins Gefängniß bringen
lassen. Doch sey er durch einen Königl. Dänischen Zoll-Bedienten
bald wieder losgemachet, der Catechet hingegen habe etwas länger

aus-
(k) Contin. XXI. p. 753.
(*) Contin. XXIX. p. 430.
() Contin. XXVI. p. 105.
C 2

hung die Sprache ziemlich leicht worden. Den 8. Sept. ſaß er in
der Portugieſiſchen Gemeine das erſte mal Beichte. Den 25. Nov.
mit dem Beſchluß des Kirchen-Jahrs, predigte er das erſte mal in
Malabariſcher Sprache, und Nachmittage geſchah daruͤber Cate-
chiſation. (k) Jch habe ſeine erſten Predigten vor Augen gehabt,
welche alle mit Lateiniſchen Buchſtaben von Wort zu Wort aufge-
ſetzt waren. Als er aber in folgender Zeit der Sprache maͤchtiger
worden, hat er zwar Malabariſch mit unter, aber mehrentheils
Teutſch concipiret.

§. 24.

Seinen Namen Walther hat er auf Malabariſch, um der Ein-
wohner willen, ſo die Europaͤiſchen Namen nicht wohl ausſprechen
koͤnnen, gleich den andern Mißionarien, aͤndern muͤſſen, und ſich
alſo in ſelbiger Sprache Njanaawâlutâr, geiſtlicher Verwalter, ge-
nennet. (*) Er haͤtte auch koͤnnen den Namen Mâl-dâr annehmen,
welches einen Diener oder Hausvogt, der ſeines Herrn Guͤter un-
ter Haͤnden hat, bedeutet. (✝)

Was nun unſer Seliger in ſeinem Predigt-Amte faſt 15 Jahr
lang verrichtet, ſolches iſt aus den Oſt-Jndiſchen Mißions-Berich-
ten weitlaͤuftig zu erſehen. Er hat ſein Amt mit Lehren, Predi-
gen, Catechiſiren, Sacramente ausſpenden, und was ſonſt zu ei-
nem Evangeliſchen Prediger gehoͤret, mit aller Treue in acht genom-
men. Jn den Portugieſiſchen und Malabariſchen Schulen hat er
die Jugend in GOttes Wort unterwieſen und fleißig catechiſiret.
Er iſt auch bisweilen aufs Land gereiſet, und hat daſelbſt ſo wol
Chriſten als Heyden zugeredet, und iedweden mit ſeinem Amte ge-
dienet. Er hat mir auch erzehlet, er ſey einsmals in einem Mogul-
ſchen Grentz-Ort gekommen, da er auf oͤffentlicher Straſſe mit eini-
gen zu ihm kommenden Heyden ſich in ein Geſpraͤch eingelaſſen. Es
habe aber der daſige Befehls-Haber daſſelbe ſo uͤbel aufgenommen,
daß er ihn nebſt ſeinem Catecheten ſo gleich ins Gefaͤngniß bringen
laſſen. Doch ſey er durch einen Koͤnigl. Daͤniſchen Zoll-Bedienten
bald wieder losgemachet, der Catechet hingegen habe etwas laͤnger

aus-
(k) Contin. XXI. p. 753.
(*) Contin. XXIX. p. 430.
(✝) Contin. XXVI. p. 105.
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[19/0019] hung die Sprache ziemlich leicht worden. Den 8. Sept. ſaß er in der Portugieſiſchen Gemeine das erſte mal Beichte. Den 25. Nov. mit dem Beſchluß des Kirchen-Jahrs, predigte er das erſte mal in Malabariſcher Sprache, und Nachmittage geſchah daruͤber Cate- chiſation. (k) Jch habe ſeine erſten Predigten vor Augen gehabt, welche alle mit Lateiniſchen Buchſtaben von Wort zu Wort aufge- ſetzt waren. Als er aber in folgender Zeit der Sprache maͤchtiger worden, hat er zwar Malabariſch mit unter, aber mehrentheils Teutſch concipiret. §. 24. Seinen Namen Walther hat er auf Malabariſch, um der Ein- wohner willen, ſo die Europaͤiſchen Namen nicht wohl ausſprechen koͤnnen, gleich den andern Mißionarien, aͤndern muͤſſen, und ſich alſo in ſelbiger Sprache Njanaawâlutâr, geiſtlicher Verwalter, ge- nennet. (*) Er haͤtte auch koͤnnen den Namen Mâl-dâr annehmen, welches einen Diener oder Hausvogt, der ſeines Herrn Guͤter un- ter Haͤnden hat, bedeutet. (✝) Was nun unſer Seliger in ſeinem Predigt-Amte faſt 15 Jahr lang verrichtet, ſolches iſt aus den Oſt-Jndiſchen Mißions-Berich- ten weitlaͤuftig zu erſehen. Er hat ſein Amt mit Lehren, Predi- gen, Catechiſiren, Sacramente ausſpenden, und was ſonſt zu ei- nem Evangeliſchen Prediger gehoͤret, mit aller Treue in acht genom- men. Jn den Portugieſiſchen und Malabariſchen Schulen hat er die Jugend in GOttes Wort unterwieſen und fleißig catechiſiret. Er iſt auch bisweilen aufs Land gereiſet, und hat daſelbſt ſo wol Chriſten als Heyden zugeredet, und iedweden mit ſeinem Amte ge- dienet. Er hat mir auch erzehlet, er ſey einsmals in einem Mogul- ſchen Grentz-Ort gekommen, da er auf oͤffentlicher Straſſe mit eini- gen zu ihm kommenden Heyden ſich in ein Geſpraͤch eingelaſſen. Es habe aber der daſige Befehls-Haber daſſelbe ſo uͤbel aufgenommen, daß er ihn nebſt ſeinem Catecheten ſo gleich ins Gefaͤngniß bringen laſſen. Doch ſey er durch einen Koͤnigl. Daͤniſchen Zoll-Bedienten bald wieder losgemachet, der Catechet hingegen habe etwas laͤnger aus- (k) Contin. XXI. p. 753. (*) Contin. XXIX. p. 430. (✝) Contin. XXVI. p. 105. C 2

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Zitationshilfe: Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386596/19>, abgerufen am 24.11.2024.