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Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742.

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war sein bestes Collegium, als Herr D Johann Heinrich Michaelis die
gantze Hebräische Bibel durchging, da er von Anfange bis zu Ende
ausgehalten, und seine Theologische Wissenschaft sehr vermehret.
Er berichtete mir auch von Zeit zu Zeit, was er sonderbares angemer-
cket. Ein halb Jahr nach seiner Ankunft ward ihm eine Jnforma-
tion im Wäysen-Hause aufgetragen, welche aber nach Verlauf
eines Jahres wieder aufhörete; und er war im Stande, sein Stu-
diren mit desto grösserm Fleiß vor die Hand zu nehmen. Nach der
Zeit ist er auch unter die Präceptores des Königl. Paedagogii aufge-
nommen worden, und auch dabey bis auf seinen Abzug geblieben.

§. 18.

Jn seinem Aufsatze gestehet er, er habe zu Halle viel besondere
Kennzeichen der göttlichen Providentz verspüret, darunter er die-
ses vornansetzet und mit höchstem Danck erkennet, daß er zu der hei-
ligen Schrift fleißig angehalten, und sowohl dem Wort-Verstan-
de, als auch der Sache selbst nach, (b) wohl geübet worden. Das
andere Werck der göttlichen Providentz zu Halle ist wohl dieses ge-
wesen, daß dieselbige ihn von Zeit zu Zeit zu dem Dänischen Mißions-
Werck in Ost-Jndien zubereiten lassen. Wie er denn davon selbst
also schreibet: (c) "Als zuweilen auf der Universität Halle in den
"Collegiis paraeneticis davon gedacht ward, so habe ich solches nie-
"malen ohne Bewegung angehöret. Sonderlich da a. 1722. aus
"dem Briefe des Ertz-Bischoffs zu Canterbury die Worte verlesen
"wurden: Jch bitte und ermahne Sie um der Barmhertzigkeit
"GOttes und der heissen Liebe JEsu CHristi willen, bey guter
"Zeit Sorge zu tragen, damit in dortigen Landen immer Predi-
"ger vorhanden seyn, und nicht zuzugeben, daß das Licht des Ev-
"angelii daselbst ausgelöschet werde, als mit welchem so viel Seelen
"vorlängst erleuchtet, und zu dem Dienst unsers Heylandes ge-
"bracht worden, und täglich immer mehr sich zu dem Bekäntniß der
"wahren Religion begeben werden; (d) da es eben war, als wäre
"mir ein Eimer mit heissem Wasser über den Leib gegossen worden.
"Nicht weniger waren mir aus dessen andern Briefe von a. 1725.

"die
(b) tam philologice, quam exegetice.
(c) Contin. XXI. p. 680.
(d) Contin. XIX. p. 369.

war ſein beſtes Collegium, als Herr D Johann Heinrich Michaelis die
gantze Hebraͤiſche Bibel durchging, da er von Anfange bis zu Ende
ausgehalten, und ſeine Theologiſche Wiſſenſchaft ſehr vermehret.
Er berichtete mir auch von Zeit zu Zeit, was er ſonderbares angemer-
cket. Ein halb Jahr nach ſeiner Ankunft ward ihm eine Jnforma-
tion im Waͤyſen-Hauſe aufgetragen, welche aber nach Verlauf
eines Jahres wieder aufhoͤrete; und er war im Stande, ſein Stu-
diren mit deſto groͤſſerm Fleiß vor die Hand zu nehmen. Nach der
Zeit iſt er auch unter die Praͤceptores des Koͤnigl. Pædagogii aufge-
nommen worden, und auch dabey bis auf ſeinen Abzug geblieben.

§. 18.

Jn ſeinem Aufſatze geſtehet er, er habe zu Halle viel beſondere
Kennzeichen der goͤttlichen Providentz verſpuͤret, darunter er die-
ſes vornanſetzet und mit hoͤchſtem Danck erkennet, daß er zu der hei-
ligen Schrift fleißig angehalten, und ſowohl dem Wort-Verſtan-
de, als auch der Sache ſelbſt nach, (b) wohl geuͤbet worden. Das
andere Werck der goͤttlichen Providentz zu Halle iſt wohl dieſes ge-
weſen, daß dieſelbige ihn von Zeit zu Zeit zu dem Daͤniſchen Mißions-
Werck in Oſt-Jndien zubereiten laſſen. Wie er denn davon ſelbſt
alſo ſchreibet: (c) „Als zuweilen auf der Univerſitaͤt Halle in den
Collegiis paræneticis davon gedacht ward, ſo habe ich ſolches nie-
„malen ohne Bewegung angehoͤret. Sonderlich da a. 1722. aus
„dem Briefe des Ertz-Biſchoffs zu Canterbury die Worte verleſen
„wurden: Jch bitte und ermahne Sie um der Barmhertzigkeit
„GOttes und der heiſſen Liebe JEſu CHriſti willen, bey guter
„Zeit Sorge zu tragen, damit in dortigen Landen immer Predi-
„ger vorhanden ſeyn, und nicht zuzugeben, daß das Licht des Ev-
„angelii daſelbſt ausgeloͤſchet werde, als mit welchem ſo viel Seelen
„vorlaͤngſt erleuchtet, und zu dem Dienſt unſers Heylandes ge-
„bracht worden, und taͤglich immer mehr ſich zu dem Bekaͤntniß der
„wahren Religion begeben werden; (d) da es eben war, als waͤre
„mir ein Eimer mit heiſſem Waſſer uͤber den Leib gegoſſen worden.
„Nicht weniger waren mir aus deſſen andern Briefe von a. 1725.

„die
(b) tam philologice, quam exegetice.
(c) Contin. XXI. p. 680.
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[14/0014] war ſein beſtes Collegium, als Herr D Johann Heinrich Michaelis die gantze Hebraͤiſche Bibel durchging, da er von Anfange bis zu Ende ausgehalten, und ſeine Theologiſche Wiſſenſchaft ſehr vermehret. Er berichtete mir auch von Zeit zu Zeit, was er ſonderbares angemer- cket. Ein halb Jahr nach ſeiner Ankunft ward ihm eine Jnforma- tion im Waͤyſen-Hauſe aufgetragen, welche aber nach Verlauf eines Jahres wieder aufhoͤrete; und er war im Stande, ſein Stu- diren mit deſto groͤſſerm Fleiß vor die Hand zu nehmen. Nach der Zeit iſt er auch unter die Praͤceptores des Koͤnigl. Pædagogii aufge- nommen worden, und auch dabey bis auf ſeinen Abzug geblieben. §. 18. Jn ſeinem Aufſatze geſtehet er, er habe zu Halle viel beſondere Kennzeichen der goͤttlichen Providentz verſpuͤret, darunter er die- ſes vornanſetzet und mit hoͤchſtem Danck erkennet, daß er zu der hei- ligen Schrift fleißig angehalten, und ſowohl dem Wort-Verſtan- de, als auch der Sache ſelbſt nach, (b) wohl geuͤbet worden. Das andere Werck der goͤttlichen Providentz zu Halle iſt wohl dieſes ge- weſen, daß dieſelbige ihn von Zeit zu Zeit zu dem Daͤniſchen Mißions- Werck in Oſt-Jndien zubereiten laſſen. Wie er denn davon ſelbſt alſo ſchreibet: (c) „Als zuweilen auf der Univerſitaͤt Halle in den „Collegiis paræneticis davon gedacht ward, ſo habe ich ſolches nie- „malen ohne Bewegung angehoͤret. Sonderlich da a. 1722. aus „dem Briefe des Ertz-Biſchoffs zu Canterbury die Worte verleſen „wurden: Jch bitte und ermahne Sie um der Barmhertzigkeit „GOttes und der heiſſen Liebe JEſu CHriſti willen, bey guter „Zeit Sorge zu tragen, damit in dortigen Landen immer Predi- „ger vorhanden ſeyn, und nicht zuzugeben, daß das Licht des Ev- „angelii daſelbſt ausgeloͤſchet werde, als mit welchem ſo viel Seelen „vorlaͤngſt erleuchtet, und zu dem Dienſt unſers Heylandes ge- „bracht worden, und taͤglich immer mehr ſich zu dem Bekaͤntniß der „wahren Religion begeben werden; (d) da es eben war, als waͤre „mir ein Eimer mit heiſſem Waſſer uͤber den Leib gegoſſen worden. „Nicht weniger waren mir aus deſſen andern Briefe von a. 1725. „die (b) tam philologice, quam exegetice. (c) Contin. XXI. p. 680. (d) Contin. XIX. p. 369.

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Zitationshilfe: Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386596/14>, abgerufen am 28.03.2024.