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Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742.

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"die Worte erwecklich: Ja ich bitte, ich bitte von Jhnen inständigst,
"um diese so gar nothwendige Hülfe: Es bittets nebst mir die gantze
"zu Fortpflantzung des Glaubens bis in die äussersten Länder an-
"gestellte Societät: Es bitten dieses die wenigen Prediger, welche
"in Jndien noch übrig sind, und an diesem Wercke unaufhörlich ar-
"beiten: Es bitten solches die neuen Christen, welche durch deren
"Dienst zu der Gemeine hinzugethan sind. Endlich unser HErr
"und Heyland JEsus CHristus bittet nicht sowohl, sondern er
"forderts, verlangets und heischets mit Recht; und wird auch wohl
"hierinnen keine abschlägliche Antwort erhalten. (e) So geschahe
"es auch nicht von ungefähr, daß ich bey einem, der aus Ost-Jndien
"kam, und am Mißions-Wercke gearbeitet hatte, einen kleinen
"Anfang im Portugiesischen machte. Weiter fügte es die göttliche
"Providentz, daß im Paedagogio über Tische, wo ich speisete, die
"Malabarischen Nachrichten verlesen wurden: da ich erst einen
"recht lebendigen Begriff (so wie er da aufgeschrieben worden) von
"dem Wercke bekam, daß ich unvermerckt Speise und Tranck mit
"vielen Freuden-Thränen vermischte. Ferner geschahe es, daß ich
"erst nach Liefland als Reise-Prediger verlangt wurde, und mir
"hernach angetragen wurde, ob ich nicht eine Condition in Finn-
"land annehmen wolte? Beydes ging mir ungemein nahe; indem
"ich meine Abreise aus Halle noch weit hinausgesetzet hatte. Als
"aber solches wieder zurücke ging, und derjenige, so es mir ange-
"tragen hatte, zu mir sagte: Der weite Weg wird sie vielleicht ab-
"schrecken; antwortete ich: Jch frage nichts nach dem weiten
"Wege, wenn es auch nach Ost-Jndien wäre. Welche mir un-
"vermuthet entfallene Worte sogleich das Hertz schlugen, daß ich
"dachte: Wenn du nur nicht gar dahin geschicket wirst."

§. 19.

So weit gingen die göttlichen Vorspiele von diesem Werck,
endlich ward es Ernst: davon er uns selber an nur angezogenem
Orte die beste Nachricht giebet: "Als ich darauf zu Anfange des
"Aug. 1724. Abends in einem Garten des Paedagogii spatzieren ging,
"und mich erfreuete über dem, was bey Tische aus den Malabari-
"schen Nachrichten verlesen war: siehe, da kömmt einer von meinen

"Col-
(e) Contin. XIX. p. 370. seq.

„die Worte erwecklich: Ja ich bitte, ich bitte von Jhnen inſtaͤndigſt,
„um dieſe ſo gar nothwendige Huͤlfe: Es bittets nebſt mir die gantze
„zu Fortpflantzung des Glaubens bis in die aͤuſſerſten Laͤnder an-
„geſtellte Societaͤt: Es bitten dieſes die wenigen Prediger, welche
„in Jndien noch uͤbrig ſind, und an dieſem Wercke unaufhoͤrlich ar-
„beiten: Es bitten ſolches die neuen Chriſten, welche durch deren
„Dienſt zu der Gemeine hinzugethan ſind. Endlich unſer HErr
„und Heyland JEſus CHriſtus bittet nicht ſowohl, ſondern er
„forderts, verlangets und heiſchets mit Recht; und wird auch wohl
„hierinnen keine abſchlaͤgliche Antwort erhalten. (e) So geſchahe
„es auch nicht von ungefaͤhr, daß ich bey einem, der aus Oſt-Jndien
„kam, und am Mißions-Wercke gearbeitet hatte, einen kleinen
„Anfang im Portugieſiſchen machte. Weiter fuͤgte es die goͤttliche
„Providentz, daß im Pædagogio uͤber Tiſche, wo ich ſpeiſete, die
„Malabariſchen Nachrichten verleſen wurden: da ich erſt einen
„recht lebendigen Begriff (ſo wie er da aufgeſchrieben worden) von
„dem Wercke bekam, daß ich unvermerckt Speiſe und Tranck mit
„vielen Freuden-Thraͤnen vermiſchte. Ferner geſchahe es, daß ich
„erſt nach Liefland als Reiſe-Prediger verlangt wurde, und mir
„hernach angetragen wurde, ob ich nicht eine Condition in Finn-
„land annehmen wolte? Beydes ging mir ungemein nahe; indem
„ich meine Abreiſe aus Halle noch weit hinausgeſetzet hatte. Als
„aber ſolches wieder zuruͤcke ging, und derjenige, ſo es mir ange-
„tragen hatte, zu mir ſagte: Der weite Weg wird ſie vielleicht ab-
„ſchrecken; antwortete ich: Jch frage nichts nach dem weiten
„Wege, wenn es auch nach Oſt-Jndien waͤre. Welche mir un-
„vermuthet entfallene Worte ſogleich das Hertz ſchlugen, daß ich
„dachte: Wenn du nur nicht gar dahin geſchicket wirſt.„

§. 19.

So weit gingen die goͤttlichen Vorſpiele von dieſem Werck,
endlich ward es Ernſt: davon er uns ſelber an nur angezogenem
Orte die beſte Nachricht giebet: „Als ich darauf zu Anfange des
„Aug. 1724. Abends in einem Garten des Pædagogii ſpatzieren ging,
„und mich erfreuete uͤber dem, was bey Tiſche aus den Malabari-
„ſchen Nachrichten verleſen war: ſiehe, da koͤmmt einer von meinen

„Col-
(e) Contin. XIX. p. 370. ſeq.
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[15/0015] „die Worte erwecklich: Ja ich bitte, ich bitte von Jhnen inſtaͤndigſt, „um dieſe ſo gar nothwendige Huͤlfe: Es bittets nebſt mir die gantze „zu Fortpflantzung des Glaubens bis in die aͤuſſerſten Laͤnder an- „geſtellte Societaͤt: Es bitten dieſes die wenigen Prediger, welche „in Jndien noch uͤbrig ſind, und an dieſem Wercke unaufhoͤrlich ar- „beiten: Es bitten ſolches die neuen Chriſten, welche durch deren „Dienſt zu der Gemeine hinzugethan ſind. Endlich unſer HErr „und Heyland JEſus CHriſtus bittet nicht ſowohl, ſondern er „forderts, verlangets und heiſchets mit Recht; und wird auch wohl „hierinnen keine abſchlaͤgliche Antwort erhalten. (e) So geſchahe „es auch nicht von ungefaͤhr, daß ich bey einem, der aus Oſt-Jndien „kam, und am Mißions-Wercke gearbeitet hatte, einen kleinen „Anfang im Portugieſiſchen machte. Weiter fuͤgte es die goͤttliche „Providentz, daß im Pædagogio uͤber Tiſche, wo ich ſpeiſete, die „Malabariſchen Nachrichten verleſen wurden: da ich erſt einen „recht lebendigen Begriff (ſo wie er da aufgeſchrieben worden) von „dem Wercke bekam, daß ich unvermerckt Speiſe und Tranck mit „vielen Freuden-Thraͤnen vermiſchte. Ferner geſchahe es, daß ich „erſt nach Liefland als Reiſe-Prediger verlangt wurde, und mir „hernach angetragen wurde, ob ich nicht eine Condition in Finn- „land annehmen wolte? Beydes ging mir ungemein nahe; indem „ich meine Abreiſe aus Halle noch weit hinausgeſetzet hatte. Als „aber ſolches wieder zuruͤcke ging, und derjenige, ſo es mir ange- „tragen hatte, zu mir ſagte: Der weite Weg wird ſie vielleicht ab- „ſchrecken; antwortete ich: Jch frage nichts nach dem weiten „Wege, wenn es auch nach Oſt-Jndien waͤre. Welche mir un- „vermuthet entfallene Worte ſogleich das Hertz ſchlugen, daß ich „dachte: Wenn du nur nicht gar dahin geſchicket wirſt.„ §. 19. So weit gingen die goͤttlichen Vorſpiele von dieſem Werck, endlich ward es Ernſt: davon er uns ſelber an nur angezogenem Orte die beſte Nachricht giebet: „Als ich darauf zu Anfange des „Aug. 1724. Abends in einem Garten des Pædagogii ſpatzieren ging, „und mich erfreuete uͤber dem, was bey Tiſche aus den Malabari- „ſchen Nachrichten verleſen war: ſiehe, da koͤmmt einer von meinen „Col- (e) Contin. XIX. p. 370. ſeq.

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Zitationshilfe: Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386596/15>, abgerufen am 29.03.2024.