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Herr, Johannes: Desiderium sanctorum. Frankfurt (Oder), 1659.

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Abdanckung
eine andere oder frembde grausamkeit abschrecket/ so ist
die Welt schon überwunden.

Drittens/ so müssen wir noch ein Gänglein gehen/
und als rechte gute kämpffer ferner kämpffen und streiten.
Denn da haben wir

3. Cum Car-
nis Stimulo
instigante.
Luther.
Comment.
in Galat. cap.
5. Tom. 1. La-
tin. Jenens.
fol. m. 450. a.
Caro acriter
adversus Spi-
ritum con.
cupiscit, affi-
due murmu-
rat, impati-
ens est disci-
plinae, illicita
suggerit, nec
rationi ob-
temperat,
nec inhibe-
tur ullo ti-
more &c:
Bernhard.
Ser m. 5.
Quedrag.
fol. m. 27. F.
Genes. 6, 5.
cap. 8, 21.
Matth.
15, 19:
g) Carnis stimulum instigantem, unser eigen
Fleisch und Blut. Das das ist nu ein mächtig gefehr-
licher/ arger und schädlicher Feind/ von welchem der See-
lige Mann Lutherus schreibet und saget: Nemo credit,
quam profunda sit malitia Carnis,
niemand kans gläu-
ben/ wie tieff und unergründlich des Fleisches boßheit sey.
Ach freylich sehr tieff und unergründlich. Sintemahl wir
diesen Feind haben und tragen/ in unserm Hertzen/ in un-
serm Fleisch und Blut/ in allen unsern Adern/ ja in allen
unsern Gliedern/ also das unsere Augen nichts als alles
böses und gottloses gerne sehen/ unsere Ohren nichts als
alles böses und gottloses gerne hören/ unsere Zunge nichts
als alles böses und gottloses gerne redet/ unsere Hän-
de nichts als alles böses und gottloses gerne thun und ver-
richten/ unsere Füsse auff nichts/ als auff allen bösen und
gottlosen Wegen gerne gehen und stehen/ ja unser Hertz/
Sinn/ Muth und Willen nichts als alles böses und gott-
loses meditiren, gedencken und wollen. Welches denn
kein wunder/ all dieweil doch das tichten und trach-
ten des Menschlichen Hertzens nur böse ist von
der Jugend auff/ und immerdar: Vnd auß
dem Hertzen herkommen arge Gedancken/
Mord/ Ehebruch/ Hurerey/ Dieberey/ falsche

Ge-

Abdanckung
eine andere oder frembde grauſamkeit abſchrecket/ ſo iſt
die Welt ſchon überwunden.

Drittens/ ſo muͤſſen wir noch ein Gaͤnglein gehen/
und als rechte gute kaͤmpffer ferner kaͤmpffen und ſtreiten.
Denn da haben wir

3. Cum Car-
nis Stimulo
inſtigante.
Luther.
Comment.
in Galat. cap.
5. Tom. 1. La-
tin. Jenenſ.
fol. m. 450. a.
Caro acriter
adverſus Spi-
ritum con.
cupiſcit, affi-
due murmu-
rat, impati-
ens eſt diſci-
plinæ, illicita
ſuggerit, nec
rationi ob-
temperat,
nec inhibe-
tur ullo ti-
more &c:
Bernhard.
Ser m. 5.
Quedrag.
fol. m. 27. F.
Geneſ. 6, 5.
cap. 8, 21.
Matth.
15, 19:
γ) Carnis ſtimulum inſtigantem, unſer eigen
Fleiſch und Blut. Das das iſt nu ein maͤchtig gefehr-
licher/ arger und ſchaͤdlicher Feind/ von welchem der See-
lige Mann Lutherus ſchreibet und ſaget: Nemo credit,
quàm profunda ſit malitia Carnis,
niemand kans glaͤu-
ben/ wie tieff und unergruͤndlich des Fleiſches boßheit ſey.
Ach freylich ſehr tieff und unergruͤndlich. Sintemahl wir
dieſen Feind haben und tragen/ in unſerm Hertzen/ in un-
ſerm Fleiſch und Blut/ in allen unſern Adern/ ja in allen
unſern Gliedern/ alſo das unſere Augen nichts als alles
boͤſes und gottloſes gerne ſehen/ unſere Ohren nichts als
alles boͤſes und gottloſes gerne hoͤren/ unſere Zunge nichts
als alles boͤſes und gottloſes gerne redet/ unſere Haͤn-
de nichts als alles boͤſes und gottloſes gerne thun und ver-
richten/ unſere Fuͤſſe auff nichts/ als auff allen boͤſen und
gottloſen Wegen gerne gehen und ſtehen/ ja unſer Hertz/
Sinn/ Muth und Willen nichts als alles boͤſes und gott-
loſes meditiren, gedencken und wollen. Welches denn
kein wunder/ all dieweil doch das tichten und trach-
ten des Menſchlichen Hertzens nur boͤſe iſt von
der Jugend auff/ und immerdar: Vnd auß
dem Hertzen herkommen arge Gedancken/
Mord/ Ehebruch/ Hurerey/ Dieberey/ falſche

Ge-
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[[62]/0062] Abdanckung eine andere oder frembde grauſamkeit abſchrecket/ ſo iſt die Welt ſchon überwunden. Drittens/ ſo muͤſſen wir noch ein Gaͤnglein gehen/ und als rechte gute kaͤmpffer ferner kaͤmpffen und ſtreiten. Denn da haben wir γ) Carnis ſtimulum inſtigantem, unſer eigen Fleiſch und Blut. Das das iſt nu ein maͤchtig gefehr- licher/ arger und ſchaͤdlicher Feind/ von welchem der See- lige Mann Lutherus ſchreibet und ſaget: Nemo credit, quàm profunda ſit malitia Carnis, niemand kans glaͤu- ben/ wie tieff und unergruͤndlich des Fleiſches boßheit ſey. Ach freylich ſehr tieff und unergruͤndlich. Sintemahl wir dieſen Feind haben und tragen/ in unſerm Hertzen/ in un- ſerm Fleiſch und Blut/ in allen unſern Adern/ ja in allen unſern Gliedern/ alſo das unſere Augen nichts als alles boͤſes und gottloſes gerne ſehen/ unſere Ohren nichts als alles boͤſes und gottloſes gerne hoͤren/ unſere Zunge nichts als alles boͤſes und gottloſes gerne redet/ unſere Haͤn- de nichts als alles boͤſes und gottloſes gerne thun und ver- richten/ unſere Fuͤſſe auff nichts/ als auff allen boͤſen und gottloſen Wegen gerne gehen und ſtehen/ ja unſer Hertz/ Sinn/ Muth und Willen nichts als alles boͤſes und gott- loſes meditiren, gedencken und wollen. Welches denn kein wunder/ all dieweil doch das tichten und trach- ten des Menſchlichen Hertzens nur boͤſe iſt von der Jugend auff/ und immerdar: Vnd auß dem Hertzen herkommen arge Gedancken/ Mord/ Ehebruch/ Hurerey/ Dieberey/ falſche Ge- 3. Cum Car- nis Stimulo inſtigante. Luther. Comment. in Galat. cap. 5. Tom. 1. La- tin. Jenenſ. fol. m. 450. a. Caro acriter adverſus Spi- ritum con. cupiſcit, affi- due murmu- rat, impati- ens eſt diſci- plinæ, illicita ſuggerit, nec rationi ob- temperat, nec inhibe- tur ullo ti- more &c: Bernhard. Ser m. 5. Quedrag. fol. m. 27. F. Geneſ. 6, 5. cap. 8, 21. Matth. 15, 19:

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Zitationshilfe: Herr, Johannes: Desiderium sanctorum. Frankfurt (Oder), 1659, S. [62]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360677/62>, abgerufen am 22.11.2024.