Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

Bild:
<< vorherige Seite

Der sich selbst und die ihn hören
sargete Cörper ist/ des cum Tit. Hon. Deb. Herrn M. Gottfried Hoff-
manns/
gewesenen Hochverdiendten Rectoris unsers Gymnasii. Wenn
ich von demselben fage: Er hatte unser Volck lieb/ und hat uns diese
Schule gebauet/ so rede ich mit Grunde der Warheit. Von seiner Liebe
gegen unser Volck/ da er vor Zwölff Jahren eine Gehülffin/ (so den Verlust
seiner ersten Ehegenoßin ersetzte/) aus unsrer Stadt sich aussahe/ will ich
nichts sagen/ nur von der Liebe zu unserm jungen Studierenden Volcke/ daß
Er sein geliebtes Lauban und sein voriges Ambt verließ/ und zu uns in sol-
che Arbeit und Unruhe kam/ und seine Kräffte/ Leben/ auch Mittel und
Vermögen zusatzte. Zeiget das nicht von Liebe? Eigen-Liebe/ die man in
allen Ständen siehet/ spricht: Wer will sich aus der Ruhe in Unruhe setzen?
Wer will sich zu Tode arbeiten und eifern? Du must den Deinigen zu gute
noch länger leben. Wer will das Seinige wegwerffen? Man brauchets
vor sich und die Seinigen selbst. Die Eigen-Liebe sucht sich und das seinige
nicht nur zuerst/ sondern auch leyder vielmehr als den Neben-Menschen und
was desselben ist. Man siehet auch bey Lehrern das non propter, sed propter.
Wie hält mancher zurück/ bis ihm die Hand versilbert und vergoldet ist. A-
ber unser lieber Seeliger Herr Rector Hoffmann hat aus Liebe zu der
Studierenden Jugend viel anders gefahren; Unruhe und Arbeit nicht ge-
scheuet/ Kräffte und Leben selbst/ geschweige denn Mittel und Vermögen
in Wind geschlagen. Was Hertzog Magnus Julius von Braunschweig auf
Thaler und andere Sorten/ prägen ließ/ da der wilde Mann eine Lampe
hält/ mit der Beyschrifft: aliis inserviendo consumor, Jndem ich andern
leuchte oder diene/ werde ich selbst verzehret/ ist von unserm Herrn Rectore
allzuwahr und zu bekanndt. Hätte er nicht aus Sorge seinem Amte recht
vorzustehen/ und der Jugend zu dienen/ mit unzeitigen Studieren und Nacht-
Sitzen seine Kräffte/ und aus göttlichen Eyfer denen eingerissenen Lastern zu
wiederstehen/ seine Gesundheit ruiniret/ so hätte er noch lange leben können.
Wie er dasSeinige/ sowohl vorhin schon in Lauban/ als auch bey uns/ an die
Studierende Jugend verwandt/ brauchet keines Wortes/ die so viele in- und
auswärtig lebende Zeugen mögen davon reden. Was in dem Leben Bel-
larmini
erzehlet wird/ daß er einsten einem/ da er nicht Geld bey der Hand

gehabt/

Der ſich ſelbſt und die ihn hoͤren
ſargete Coͤrper iſt/ des cum Tit. Hon. Deb. Herrn M. Gottfried Hoff-
manns/
geweſenen Hochverdiendten Rectoris unſers Gymnaſii. Wenn
ich von demſelben fage: Er hatte unſer Volck lieb/ und hat uns dieſe
Schule gebauet/ ſo rede ich mit Grunde der Warheit. Von ſeiner Liebe
gegen unſer Volck/ da er vor Zwoͤlff Jahren eine Gehuͤlffin/ (ſo den Verluſt
ſeiner erſten Ehegenoßin erſetzte/) aus unſrer Stadt ſich ausſahe/ will ich
nichts ſagen/ nur von der Liebe zu unſerm jungen Studierenden Volcke/ daß
Er ſein geliebtes Lauban und ſein voriges Ambt verließ/ und zu uns in ſol-
che Arbeit und Unruhe kam/ und ſeine Kraͤffte/ Leben/ auch Mittel und
Vermoͤgen zuſatzte. Zeiget das nicht von Liebe? Eigen-Liebe/ die man in
allen Staͤnden ſiehet/ ſpricht: Wer will ſich aus der Ruhe in Unruhe ſetzen?
Wer will ſich zu Tode arbeiten und eifern? Du muſt den Deinigen zu gute
noch laͤnger leben. Wer will das Seinige wegwerffen? Man brauchets
vor ſich und die Seinigen ſelbſt. Die Eigen-Liebe ſucht ſich und das ſeinige
nicht nur zuerſt/ ſondern auch leyder vielmehr als den Neben-Menſchen und
was deſſelben iſt. Man ſiehet auch bey Lehrern das non propter, ſed propter.
Wie haͤlt mancher zuruͤck/ bis ihm die Hand verſilbert und vergoldet iſt. A-
ber unſer lieber Seeliger Herr Rector Hoffmann hat aus Liebe zu der
Studierenden Jugend viel anders gefahren; Unruhe und Arbeit nicht ge-
ſcheuet/ Kraͤffte und Leben ſelbſt/ geſchweige denn Mittel und Vermoͤgen
in Wind geſchlagen. Was Hertzog Magnus Julius von Braunſchweig auf
Thaler und andere Sorten/ praͤgen ließ/ da der wilde Mann eine Lampe
haͤlt/ mit der Beyſchrifft: aliis inſerviendo conſumor, Jndem ich andern
leuchte oder diene/ werde ich ſelbſt verzehret/ iſt von unſerm Herrn Rectore
allzuwahr und zu bekanndt. Haͤtte er nicht aus Sorge ſeinem Amte recht
vorzuſtehen/ und der Jugend zu dienen/ mit unzeitigen Studieren und Nacht-
Sitzen ſeine Kraͤffte/ und aus goͤttlichen Eyfer denen eingeriſſenen Laſtern zu
wiederſtehen/ ſeine Geſundheit ruiniret/ ſo haͤtte er noch lange leben koͤnnen.
Wie er dasSeinige/ ſowohl vorhin ſchon in Lauban/ als auch bey uns/ an die
Studierende Jugend verwandt/ brauchet keines Wortes/ die ſo viele in- und
auswaͤrtig lebende Zeugen moͤgen davon reden. Was in dem Leben Bel-
larmini
erzehlet wird/ daß er einſten einem/ da er nicht Geld bey der Hand

gehabt/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="preface" n="2">
          <p><pb facs="#f0006" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und die ihn ho&#x0364;ren</hi></fw><lb/>
&#x017F;argete Co&#x0364;rper i&#x017F;t/ des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cum Tit. Hon. Deb.</hi></hi> <hi rendition="#fr">Herrn</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M.</hi></hi> <hi rendition="#fr">Gottfried Hoff-<lb/>
manns/</hi> gewe&#x017F;enen Hochverdiendten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rectoris</hi></hi> un&#x017F;ers <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gymna&#x017F;ii.</hi></hi> Wenn<lb/>
ich von dem&#x017F;elben fage: Er hatte un&#x017F;er Volck lieb/ und hat uns die&#x017F;e<lb/>
Schule gebauet/ &#x017F;o rede ich mit Grunde der Warheit. Von &#x017F;einer Liebe<lb/>
gegen un&#x017F;er Volck/ da er vor Zwo&#x0364;lff Jahren eine Gehu&#x0364;lffin/ (&#x017F;o den Verlu&#x017F;t<lb/>
&#x017F;einer er&#x017F;ten Ehegenoßin er&#x017F;etzte/) aus un&#x017F;rer Stadt &#x017F;ich aus&#x017F;ahe/ will ich<lb/>
nichts &#x017F;agen/ nur von der Liebe zu un&#x017F;erm jungen Studierenden Volcke/ daß<lb/>
Er &#x017F;ein geliebtes <hi rendition="#fr">Lauban</hi> und &#x017F;ein voriges Ambt verließ/ und zu uns in &#x017F;ol-<lb/>
che Arbeit und Unruhe kam/ und &#x017F;eine Kra&#x0364;ffte/ Leben/ auch Mittel und<lb/>
Vermo&#x0364;gen zu&#x017F;atzte. Zeiget das nicht von Liebe? Eigen-Liebe/ die man in<lb/>
allen Sta&#x0364;nden &#x017F;iehet/ &#x017F;pricht: Wer will &#x017F;ich aus der Ruhe in Unruhe &#x017F;etzen?<lb/>
Wer will &#x017F;ich zu Tode arbeiten und eifern? Du mu&#x017F;t den Deinigen zu gute<lb/>
noch la&#x0364;nger leben. Wer will das Seinige wegwerffen? Man brauchets<lb/>
vor &#x017F;ich und die Seinigen &#x017F;elb&#x017F;t. Die Eigen-Liebe &#x017F;ucht &#x017F;ich und das &#x017F;einige<lb/>
nicht nur zuer&#x017F;t/ &#x017F;ondern auch leyder vielmehr als den Neben-Men&#x017F;chen und<lb/>
was de&#x017F;&#x017F;elben i&#x017F;t. Man &#x017F;iehet auch bey Lehrern das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">non propter, &#x017F;ed propter.</hi></hi><lb/>
Wie ha&#x0364;lt mancher zuru&#x0364;ck/ bis ihm die Hand ver&#x017F;ilbert und vergoldet i&#x017F;t. A-<lb/>
ber un&#x017F;er lieber Seeliger Herr <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rector</hi></hi> <hi rendition="#fr">Hoffmann</hi> hat aus Liebe zu der<lb/>
Studierenden Jugend viel anders gefahren; Unruhe und Arbeit nicht ge-<lb/>
&#x017F;cheuet/ Kra&#x0364;ffte und Leben &#x017F;elb&#x017F;t/ ge&#x017F;chweige denn Mittel und Vermo&#x0364;gen<lb/>
in Wind ge&#x017F;chlagen. Was Hertzog <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Magnus Julius</hi></hi> von Braun&#x017F;chweig auf<lb/>
Thaler und andere Sorten/ pra&#x0364;gen ließ/ da der wilde Mann eine Lampe<lb/>
ha&#x0364;lt/ mit der Bey&#x017F;chrifft: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">aliis in&#x017F;erviendo con&#x017F;umor,</hi></hi> Jndem ich andern<lb/>
leuchte oder diene/ werde ich &#x017F;elb&#x017F;t verzehret/ i&#x017F;t von un&#x017F;erm Herrn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rectore</hi></hi><lb/>
allzuwahr und zu bekanndt. Ha&#x0364;tte er nicht aus Sorge &#x017F;einem Amte recht<lb/>
vorzu&#x017F;tehen/ und der Jugend zu dienen/ mit unzeitigen Studieren und Nacht-<lb/>
Sitzen &#x017F;eine Kra&#x0364;ffte/ und aus go&#x0364;ttlichen Eyfer denen eingeri&#x017F;&#x017F;enen La&#x017F;tern zu<lb/>
wieder&#x017F;tehen/ &#x017F;eine Ge&#x017F;undheit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ruini</hi></hi>ret/ &#x017F;o ha&#x0364;tte er noch lange leben ko&#x0364;nnen.<lb/>
Wie er dasSeinige/ &#x017F;owohl vorhin &#x017F;chon in Lauban/ als auch bey uns/ an die<lb/>
Studierende Jugend verwandt/ brauchet keines Wortes/ die &#x017F;o viele in- und<lb/>
auswa&#x0364;rtig lebende Zeugen mo&#x0364;gen davon reden. Was in dem Leben <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bel-<lb/>
larmini</hi></hi> erzehlet wird/ daß er ein&#x017F;ten einem/ da er nicht Geld bey der Hand<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gehabt/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0006] Der ſich ſelbſt und die ihn hoͤren ſargete Coͤrper iſt/ des cum Tit. Hon. Deb. Herrn M. Gottfried Hoff- manns/ geweſenen Hochverdiendten Rectoris unſers Gymnaſii. Wenn ich von demſelben fage: Er hatte unſer Volck lieb/ und hat uns dieſe Schule gebauet/ ſo rede ich mit Grunde der Warheit. Von ſeiner Liebe gegen unſer Volck/ da er vor Zwoͤlff Jahren eine Gehuͤlffin/ (ſo den Verluſt ſeiner erſten Ehegenoßin erſetzte/) aus unſrer Stadt ſich ausſahe/ will ich nichts ſagen/ nur von der Liebe zu unſerm jungen Studierenden Volcke/ daß Er ſein geliebtes Lauban und ſein voriges Ambt verließ/ und zu uns in ſol- che Arbeit und Unruhe kam/ und ſeine Kraͤffte/ Leben/ auch Mittel und Vermoͤgen zuſatzte. Zeiget das nicht von Liebe? Eigen-Liebe/ die man in allen Staͤnden ſiehet/ ſpricht: Wer will ſich aus der Ruhe in Unruhe ſetzen? Wer will ſich zu Tode arbeiten und eifern? Du muſt den Deinigen zu gute noch laͤnger leben. Wer will das Seinige wegwerffen? Man brauchets vor ſich und die Seinigen ſelbſt. Die Eigen-Liebe ſucht ſich und das ſeinige nicht nur zuerſt/ ſondern auch leyder vielmehr als den Neben-Menſchen und was deſſelben iſt. Man ſiehet auch bey Lehrern das non propter, ſed propter. Wie haͤlt mancher zuruͤck/ bis ihm die Hand verſilbert und vergoldet iſt. A- ber unſer lieber Seeliger Herr Rector Hoffmann hat aus Liebe zu der Studierenden Jugend viel anders gefahren; Unruhe und Arbeit nicht ge- ſcheuet/ Kraͤffte und Leben ſelbſt/ geſchweige denn Mittel und Vermoͤgen in Wind geſchlagen. Was Hertzog Magnus Julius von Braunſchweig auf Thaler und andere Sorten/ praͤgen ließ/ da der wilde Mann eine Lampe haͤlt/ mit der Beyſchrifft: aliis inſerviendo conſumor, Jndem ich andern leuchte oder diene/ werde ich ſelbſt verzehret/ iſt von unſerm Herrn Rectore allzuwahr und zu bekanndt. Haͤtte er nicht aus Sorge ſeinem Amte recht vorzuſtehen/ und der Jugend zu dienen/ mit unzeitigen Studieren und Nacht- Sitzen ſeine Kraͤffte/ und aus goͤttlichen Eyfer denen eingeriſſenen Laſtern zu wiederſtehen/ ſeine Geſundheit ruiniret/ ſo haͤtte er noch lange leben koͤnnen. Wie er dasSeinige/ ſowohl vorhin ſchon in Lauban/ als auch bey uns/ an die Studierende Jugend verwandt/ brauchet keines Wortes/ die ſo viele in- und auswaͤrtig lebende Zeugen moͤgen davon reden. Was in dem Leben Bel- larmini erzehlet wird/ daß er einſten einem/ da er nicht Geld bey der Hand gehabt/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/360149
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/360149/6
Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/6>, abgerufen am 22.11.2024.