Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686.Elisabeth. tzen günstig gewesen/ auch in der that jhre Gewogenheitmannichfältig gezeiget/ und eine grosse Stütze und wohl- thätige milde Versorgerin gewesen. Und soll ich in mei- nem Nahmen allein reden/ so muß ich Sie absonder- lich als ein Muster eines frommen Kirch-Kindes/ und einer Christlichen milden Lehns-Obrigkeit rühmen/ und (O daß ich das Wort nicht sagen dürffte!) beklagen. Ach wie sind wir billich betrübt! Ach wie greifft uns das Be- trübniß recht die Seelen an/ und gehet uns zu Hertzen! Wir klagen und befehlen es GOtt/ der die Wunde geschla- gen hat/ und wieder heilen kan. Jch muß aber auch an- zeigen/ daß mein vornehmstes Abseben auff das/ wovon ich geredet/ nicht gehe in der Klage: Mein GOTT/ betrübt ist meine Seele in mir. Jch eigne sie der seligst-verstorbe- nen/ und sage/ Sie habe solche billich geführet bey jhrem zeitlichen Leben. O wie ist jhre Seele offtmals in Jhr betrübt gewesen! Jch wil nicht sagen/ wie es Jhr zuge- setzet/ wenn Sie jhre Hoch-Adel. Eltern betraurete/ wel- che Sie so hoch geschätzet/ als einem wolgearteten Kinde ge- bühret. Wie vielen Leibes-Beschwerungen ist Sie unter- worffen gewesen/ daß man auf Sie wol deuten kan/ was von dem seligen Pfarrern zu Köben in Schlesien Johann Heermann gemeldet wird: Sein gantzes Leben ist ein ste- tiges siechen und krancken gewesen. (m) Wie der Ring ein Zeichen der Verlobung/ also ist die Trübsal ein Zeichen der Erwehlung/ hat ein nachdencklicher Mann geschrieben. (n) Der Himmlische Bräutigam hat also wol offt gewiesen/ daß Er (m) Scriver. Seelen-Sch. Part. IV. p. 144 (n) Olosius in catena aurea cit. Sigism. Pirscher. in Epigramm. Beati Gryphii p. 33. B
Eliſabeth. tzen guͤnſtig geweſen/ auch in der that jhre Gewogenheitmannichfaͤltig gezeiget/ und eine groſſe Stuͤtze und wohl- thaͤtige milde Verſorgerin geweſen. Und ſoll ich in mei- nem Nahmen allein reden/ ſo muß ich Sie abſonder- lich als ein Muſter eines frommen Kirch-Kindes/ und einer Chriſtlichen milden Lehns-Obrigkeit ruͤhmen/ und (O daß ich das Wort nicht ſagen duͤrffte!) beklagen. Ach wie ſind wir billich betruͤbt! Ach wie greifft uns das Be- truͤbniß recht die Seelen an/ und gehet uns zu Hertzen! Wir klagen und befehlen es GOtt/ der die Wunde geſchla- gen hat/ und wieder heilen kan. Jch muß aber auch an- zeigen/ daß mein vornehmſtes Abſeben auff das/ wovon ich geredet/ nicht gehe in der Klage: Mein GOTT/ betruͤbt iſt meine Seele in mir. Jch eigne ſie der ſeligſt-verſtorbe- nen/ und ſage/ Sie habe ſolche billich gefuͤhret bey jhrem zeitlichen Leben. O wie iſt jhre Seele offtmals in Jhr betruͤbt geweſen! Jch wil nicht ſagen/ wie es Jhr zuge- ſetzet/ wenn Sie jhre Hoch-Adel. Eltern betraurete/ wel- che Sie ſo hoch geſchaͤtzet/ als einem wolgearteten Kinde ge- buͤhret. Wie vielen Leibes-Beſchwerungen iſt Sie unter- worffen geweſen/ daß man auf Sie wol deuten kan/ was von dem ſeligen Pfarrern zu Koͤben in Schleſien Johann Heermann gemeldet wird: Sein gantzes Leben iſt ein ſte- tiges ſiechen und krancken geweſen. (m) Wie der Ring ein Zeichen der Verlobung/ alſo iſt die Truͤbſal ein Zeichen der Erwehlung/ hat ein nachdencklicher Mann geſchrieben. (n) Der Him̃liſche Braͤutigam hat alſo wol offt gewieſen/ daß Er (m) Scriver. Seelen-Sch. Part. IV. p. 144 (n) Oloſius in catenâ aureâ cit. Sigism. Pirſcher. in Epigramm. Beati Gryphii p. 33. B
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Eliſabeth.
tzen guͤnſtig geweſen/ auch in der that jhre Gewogenheit
mannichfaͤltig gezeiget/ und eine groſſe Stuͤtze und wohl-
thaͤtige milde Verſorgerin geweſen. Und ſoll ich in mei-
nem Nahmen allein reden/ ſo muß ich Sie abſonder-
lich als ein Muſter eines frommen Kirch-Kindes/ und
einer Chriſtlichen milden Lehns-Obrigkeit ruͤhmen/ und
(O daß ich das Wort nicht ſagen duͤrffte!) beklagen. Ach
wie ſind wir billich betruͤbt! Ach wie greifft uns das Be-
truͤbniß recht die Seelen an/ und gehet uns zu Hertzen!
Wir klagen und befehlen es GOtt/ der die Wunde geſchla-
gen hat/ und wieder heilen kan. Jch muß aber auch an-
zeigen/ daß mein vornehmſtes Abſeben auff das/ wovon ich
geredet/ nicht gehe in der Klage: Mein GOTT/ betruͤbt
iſt meine Seele in mir. Jch eigne ſie der ſeligſt-verſtorbe-
nen/ und ſage/ Sie habe ſolche billich gefuͤhret bey jhrem
zeitlichen Leben. O wie iſt jhre Seele offtmals in Jhr
betruͤbt geweſen! Jch wil nicht ſagen/ wie es Jhr zuge-
ſetzet/ wenn Sie jhre Hoch-Adel. Eltern betraurete/ wel-
che Sie ſo hoch geſchaͤtzet/ als einem wolgearteten Kinde ge-
buͤhret. Wie vielen Leibes-Beſchwerungen iſt Sie unter-
worffen geweſen/ daß man auf Sie wol deuten kan/ was
von dem ſeligen Pfarrern zu Koͤben in Schleſien Johann
Heermann gemeldet wird: Sein gantzes Leben iſt ein ſte-
tiges ſiechen und krancken geweſen. (m) Wie der Ring ein
Zeichen der Verlobung/ alſo iſt die Truͤbſal ein Zeichen der
Erwehlung/ hat ein nachdencklicher Mann geſchrieben. (n)
Der Him̃liſche Braͤutigam hat alſo wol offt gewieſen/ daß
Er
(m) Scriver. Seelen-Sch. Part. IV. p. 144
(n) Oloſius in catenâ aureâ cit. Sigism. Pirſcher. in Epigramm.
Beati Gryphii p. 33.
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Zitationshilfe: | Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358833/9>, abgerufen am 16.07.2024. |