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Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686.

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Eine in GOtt-ruhende
Er sich mit Unser Seligen als Seiner Braut verlobet und
Sie von der Welt erwehlet/ weil Sie durch das liebe Creutz
sehr mit genommen worden. Unserm JEsu hat beliebet
jhren Braut-Krantz von ritzenden Rofen-Zweigen zu flech-
ten/ ja Sie Jhm durchs Creutz wol zuzeichnen/ wie bey
den Thraciern ein Bräutigam seine Braut mit einem
glüenden Eisen an der Stirn zu zeichnen pflegete. (o)
Wie ein Vater/ der seinen Kindern Gaben austheilet/ dem
liebsten das gröste Stück giebt: (p) so hat der Himlische
Vater Jhr als Seiner werthesten Tochter auch ein grosses
Stück vom Creutz gegeben. Wer Sie gekant/ weiß von
Jhrem Creutz zu sagen/ aber das gröste ist vielleicht dem/
der alles weiß/ allein recht bekandt. Sie hat Sich zwar
für Sünden fleißig gehüttet/ und jhr Gewissen mit nichts/
(wie ich vor gewiß halte/) gröblich verletzet. Sie wolte
wol gerne dem lieben GOtt alles recht machen. Gleichwol
hat Sie hier/ wo noch niemand gewesen/ dessen Tugen-
den durch keine mit jhnen gräntzende Fehler verletzet wor-
Esa. 64, 6.den/ (q) wo wir allesamt wie die Unreinen sind/ und eine
notwendigkeit zu sündigen in uns haben/ (r) ohne Sün-
de nicht leben können. Sie hat mit Paulo empfunden/
daß in jhrem Fleische nichts gutes gewohnet/ und ob Sie
Rom. 7, 18.wol das wollen hätte/ dennoch das vollbringen des guten
nicht finden könte. Darüber hat Sie manchmal Sich sehr
Psal. 38, 3. 4.geängstet/ daß Sie mit David sagen können: Es ist kein
Friede in meinen Gebeinen für meiner Sünde. Denn

mei-
(o) Lankisch Mahl-Schatz p. 226. ex Horolog. Princ.
(p) Müller. Erqvickstund. p. 533.
(q) Plin. Pang. Trajan. dict. c. 4. Adhuc nemo extitit, cujus vir-
tutes nullo vitiorum confinio laederentur:
(r) Cyprian. cit. Fink. Can. Theol. XLII.

Eine in GOtt-ruhende
Er ſich mit Unſer Seligen als Seiner Braut verlobet und
Sie von der Welt erwehlet/ weil Sie durch das liebe Creutz
ſehr mit genommen worden. Unſerm JEſu hat beliebet
jhren Braut-Krantz von ritzenden Rofen-Zweigen zu flech-
ten/ ja Sie Jhm durchs Creutz wol zuzeichnen/ wie bey
den Thraciern ein Braͤutigam ſeine Braut mit einem
gluͤenden Eiſen an der Stirn zu zeichnen pflegete. (o)
Wie ein Vater/ der ſeinen Kindern Gaben austheilet/ dem
liebſten das groͤſte Stuͤck giebt: (p) ſo hat der Himliſche
Vater Jhr als Seiner wertheſten Tochter auch ein groſſes
Stuͤck vom Creutz gegeben. Wer Sie gekant/ weiß von
Jhrem Creutz zu ſagen/ aber das groͤſte iſt vielleicht dem/
der alles weiß/ allein recht bekandt. Sie hat Sich zwar
fuͤr Suͤnden fleißig gehuͤttet/ und jhr Gewiſſen mit nichts/
(wie ich vor gewiß halte/) groͤblich verletzet. Sie wolte
wol gerne dem lieben GOtt alles recht machen. Gleichwol
hat Sie hier/ wo noch niemand geweſen/ deſſen Tugen-
den durch keine mit jhnen graͤntzende Fehler verletzet wor-
Eſa. 64, 6.den/ (q) wo wir alleſamt wie die Unreinen ſind/ und eine
notwendigkeit zu ſuͤndigen in uns haben/ (r) ohne Suͤn-
de nicht leben koͤnnen. Sie hat mit Paulo empfunden/
daß in jhrem Fleiſche nichts gutes gewohnet/ und ob Sie
Rom. 7, 18.wol das wollen haͤtte/ dennoch das vollbringen des guten
nicht finden koͤnte. Daruͤber hat Sie manchmal Sich ſehr
Pſal. 38, 3. 4.geaͤngſtet/ daß Sie mit David ſagen koͤnnen: Es iſt kein
Friede in meinen Gebeinen fuͤr meiner Suͤnde. Denn

mei-
(o) Lankiſch Mahl-Schatz p. 226. ex Horolog. Princ.
(p) Müller. Erqvickſtund. p. 533.
(q) Plin. Pang. Trajan. dict. c. 4. Adhuc nemo extitit, cujus vir-
tutes nullo vitiorum confinio læderentur:
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Zitationshilfe: Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358833/10>, abgerufen am 19.04.2024.