Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686.Abdanckungs-Rede. Hoch-Adel. Jungfr. Schwester eine treue Pflege-Mut-ter die übrigen eine theure Freundin/ eine gnädige Jungfr. eine Mildreicheste Wohlthäterin beweinet/ von welchen man gehöret viel Klagens/ Weinens und Heulens. Die Augen in denselben waren ähnlich denen Lebendigen Was- serbrunnen bey Tyro, welchen es niemahls auch in der grösten Hitze an Wasser ermangelt/ weil Sie alle viere von frischen Qvellen und den Libanon einen starcken zugang haben. Es ist uns eine ziemliche Nässe in die Erndte der Freuden gefallen/ ich trage sorge/ daß die Früchte völliger Vergnügung in der Garbe nicht schaden leiden: wir er- geben uns zwar gerne GOttes willen/ und gestehet viel- leicht jeder unter uns/ daß er einen beytrag zu dieser Col- lecte gethan/ welche den grossen GOtt beweget Unsere Wolthätige Thabeam uns auß den Augen/ und jhre wohl- thaten aus den Zähnen zureissen. Doch wollen wir nicht folgen der berussenen Schlesischen Fürstin Hedewig, wel- che nach etlicher bericht/ jhren Gemahl Henricum Bar- batum, dessen Tapfferkeit und unglückseliger Todesfall vil- leicht ein grösseres mittleiden verdienet/ und jhren Sohn Henricum Pium gar zu munter zu Grabe begleitet/ ohne zweifel darum/ weil Sie es eine Cyclopische Rebellion zu seyn erachtet/ von GOtt durch Zeitlichen Todt seiner allerliebsten Freunde geschlagen werden/ und jhm nicht mit gutem Muthe und munteren Augen die Ruhe küssen/ wel- ches ist die Meinung der Schul-Lehrer/ so von der Naar- heit des Thyrzi bey dem AEliano de var: Hist: wenig entfernet ist. Auch sey es ferne von uns/ daß wir mit Anaxagora, Lacone, und Amasi alles Mitleiden unter den Gedancken der Nothwendigkeit vergraben wolten; son- dern N 3
Abdanckungs-Rede. Hoch-Adel. Jungfr. Schweſter eine treue Pflege-Mut-ter die uͤbrigen eine theure Freundin/ eine gnaͤdige Jungfr. eine Mildreicheſte Wohlthaͤterin beweinet/ von welchen man gehoͤret viel Klagens/ Weinens und Heulens. Die Augen in denſelben waren aͤhnlich denen Lebendigen Waſ- ſerbrunnen bey Tyro, welchen es niemahls auch in der groͤſten Hitze an Waſſer ermangelt/ weil Sie alle viere von friſchen Qvellen und den Libanon einen ſtarcken zugang haben. Es iſt uns eine ziemliche Naͤſſe in die Erndte der Freuden gefallen/ ich trage ſorge/ daß die Fruͤchte voͤlliger Vergnuͤgung in der Garbe nicht ſchaden leiden: wir er- geben uns zwar gerne GOttes willen/ und geſtehet viel- leicht jeder unter uns/ daß er einen beytrag zu dieſer Col- lecte gethan/ welche den groſſen GOtt beweget Unſere Wolthaͤtige Thabeam uns auß den Augen/ und jhre wohl- thaten aus den Zaͤhnen zureiſſen. Doch wollen wir nicht folgen der beruſſenen Schleſiſchen Fuͤrſtin Hedewig, wel- che nach etlicher bericht/ jhren Gemahl Henricum Bar- batum, deſſen Tapfferkeit und ungluͤckſeliger Todesfall vil- leicht ein groͤſſeres mittleiden verdienet/ und jhren Sohn Henricum Pium gar zu munter zu Grabe begleitet/ ohne zweifel darum/ weil Sie es eine Cyclopiſche Rebellion zu ſeyn erachtet/ von GOtt durch Zeitlichen Todt ſeiner allerliebſten Freunde geſchlagen werden/ und jhm nicht mit gutem Muthe und munteren Augen die Ruhe kuͤſſen/ wel- ches iſt die Meinung der Schul-Lehrer/ ſo von der Naar- heit des Thyrzi bey dem Æliano de var: Hiſt: wenig entfernet iſt. Auch ſey es ferne von uns/ daß wir mit Anaxagora, Lacone, und Amaſi alles Mitleiden unter den Gedancken der Nothwendigkeit vergraben wolten; ſon- dern N 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="fsThanks" n="1"> <p><pb facs="#f0101" n="93[101]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/> Hoch-Adel. Jungfr. Schweſter eine treue Pflege-Mut-<lb/> ter die uͤbrigen eine theure Freundin/ eine gnaͤdige Jungfr.<lb/> eine Mildreicheſte Wohlthaͤterin beweinet/ von welchen<lb/> man gehoͤret viel Klagens/ Weinens und Heulens. Die<lb/> Augen in denſelben waren aͤhnlich denen Lebendigen Waſ-<lb/> ſerbrunnen bey <hi rendition="#aq">Tyro,</hi> welchen es niemahls auch in der<lb/> groͤſten Hitze an Waſſer ermangelt/ weil Sie alle viere<lb/> von friſchen Qvellen und den Libanon einen ſtarcken zugang<lb/> haben. Es iſt uns eine ziemliche Naͤſſe in die Erndte der<lb/> Freuden gefallen/ ich trage ſorge/ daß die Fruͤchte voͤlliger<lb/> Vergnuͤgung in der Garbe nicht ſchaden leiden: wir er-<lb/> geben uns zwar gerne GOttes willen/ und geſtehet viel-<lb/> leicht jeder unter uns/ daß er einen beytrag zu dieſer <hi rendition="#aq">Col-<lb/> lecte</hi> gethan/ welche den groſſen GOtt beweget Unſere<lb/> Wolthaͤtige <hi rendition="#aq">Thabeam</hi> uns auß den Augen/ und jhre wohl-<lb/> thaten aus den Zaͤhnen zureiſſen. Doch wollen wir nicht<lb/> folgen der beruſſenen Schleſiſchen Fuͤrſtin <hi rendition="#aq">Hedewig,</hi> wel-<lb/> che nach etlicher bericht/ jhren Gemahl <hi rendition="#aq">Henricum Bar-<lb/> batum,</hi> deſſen Tapfferkeit und ungluͤckſeliger Todesfall vil-<lb/> leicht ein groͤſſeres mittleiden verdienet/ und jhren Sohn<lb/><hi rendition="#aq">Henricum Pium</hi> gar zu munter zu Grabe begleitet/ ohne<lb/> zweifel darum/ weil Sie es eine <hi rendition="#aq">Cyclo</hi>piſche <hi rendition="#aq">Rebellion</hi><lb/> zu ſeyn erachtet/ von GOtt durch Zeitlichen Todt ſeiner<lb/> allerliebſten Freunde geſchlagen werden/ und jhm nicht mit<lb/> gutem Muthe und munteren Augen die Ruhe kuͤſſen/ wel-<lb/> ches iſt die Meinung der Schul-Lehrer/ ſo von der Naar-<lb/> heit des <hi rendition="#aq">Thyrzi</hi> bey dem <hi rendition="#aq">Æliano de var: Hiſt:</hi> wenig<lb/> entfernet iſt. Auch ſey es ferne von uns/ daß wir mit<lb/><hi rendition="#aq">Anaxagora, Lacone,</hi> und <hi rendition="#aq">Amaſi</hi> alles Mitleiden unter<lb/> den Gedancken der Nothwendigkeit vergraben wolten; ſon-<lb/> <fw type="sig" place="bottom">N 3</fw><fw type="catch" place="bottom">dern</fw><lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [93[101]/0101]
Abdanckungs-Rede.
Hoch-Adel. Jungfr. Schweſter eine treue Pflege-Mut-
ter die uͤbrigen eine theure Freundin/ eine gnaͤdige Jungfr.
eine Mildreicheſte Wohlthaͤterin beweinet/ von welchen
man gehoͤret viel Klagens/ Weinens und Heulens. Die
Augen in denſelben waren aͤhnlich denen Lebendigen Waſ-
ſerbrunnen bey Tyro, welchen es niemahls auch in der
groͤſten Hitze an Waſſer ermangelt/ weil Sie alle viere
von friſchen Qvellen und den Libanon einen ſtarcken zugang
haben. Es iſt uns eine ziemliche Naͤſſe in die Erndte der
Freuden gefallen/ ich trage ſorge/ daß die Fruͤchte voͤlliger
Vergnuͤgung in der Garbe nicht ſchaden leiden: wir er-
geben uns zwar gerne GOttes willen/ und geſtehet viel-
leicht jeder unter uns/ daß er einen beytrag zu dieſer Col-
lecte gethan/ welche den groſſen GOtt beweget Unſere
Wolthaͤtige Thabeam uns auß den Augen/ und jhre wohl-
thaten aus den Zaͤhnen zureiſſen. Doch wollen wir nicht
folgen der beruſſenen Schleſiſchen Fuͤrſtin Hedewig, wel-
che nach etlicher bericht/ jhren Gemahl Henricum Bar-
batum, deſſen Tapfferkeit und ungluͤckſeliger Todesfall vil-
leicht ein groͤſſeres mittleiden verdienet/ und jhren Sohn
Henricum Pium gar zu munter zu Grabe begleitet/ ohne
zweifel darum/ weil Sie es eine Cyclopiſche Rebellion
zu ſeyn erachtet/ von GOtt durch Zeitlichen Todt ſeiner
allerliebſten Freunde geſchlagen werden/ und jhm nicht mit
gutem Muthe und munteren Augen die Ruhe kuͤſſen/ wel-
ches iſt die Meinung der Schul-Lehrer/ ſo von der Naar-
heit des Thyrzi bey dem Æliano de var: Hiſt: wenig
entfernet iſt. Auch ſey es ferne von uns/ daß wir mit
Anaxagora, Lacone, und Amaſi alles Mitleiden unter
den Gedancken der Nothwendigkeit vergraben wolten; ſon-
dern
N 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/358833 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/358833/101 |
Zitationshilfe: | Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686, S. 93[101]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358833/101>, abgerufen am 16.07.2024. |