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Kleiner, Johann Georg: Die doppelte Glückseligkeit der Gerechten. Brieg, 1722.

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Die doppelte Glückseligkeit
Zierde und Schmuck. Darum die Herrlichkeit der Gerechten
abermal vollkommen auszudrucken/ redet die Schrifft hin und
wieder von Cronen. Jn unserm Text wird die ewige Selig-
keit diadema tou kallous, Corona Pulchritudinis s. Decoris, eine schöne
Crone
genennet/ weil mit dieser Crone alles ein Mensch/
was schöne ist/ mit empfänget. Denn er empfänget vollkom-
mene Gerechtigkeit/ vollkommene Ehre/ und vollkommenes Le-
ben. Welche drey Stücke einen Menschen am schönsten zie-
2. Tm. 4.
v. 8.
1. Pet. 5.
v. 4.
Apocal. 2.
v.
10.
ren können. Darum gedenckt Paulus von der Crone der
Gerechtigkeit,
Petrus von der unverwelcklichen Crone der
Ehren,
und Christus von der Crone des Lebens, die die Ge-
rechten im ewigen Leben empfangen. Jrrdische Cronen brin-
gen bisweilen einen ums Leben/ wie etwan/ Platina von der
Crone des Pabstes Pauli II. gedencket/ daß/ weil in ihren E-
delgesteinen eine allzugrosse Krafft gewesen/ erjähen To-
des gestorben. Die Himmlische aber giebt das ewige Leben.
Jrrdische Cronen/ wenn sie auch noch so schön und kostbar wä-
ren/ wie etwan die Crone Alexandri des Grossen soll gewe-
sen seyn/ in welchem von lauter Edelgesteinen diese Worte künst-
lich zusammen gesetzt waren: Ortus & Occasus, Aquilo mihi ser-
vit & Auster,
Das ist: Ost und West/ und Nord und Sud/
stehen mir zu meinen Diensten; So führen sie doch ihre Be-
schwerlichkeit/ grosse Sorge und Bekümmernisse mit sich. Wel-
ches Cyrus gar nachdencklich zuerkennen gegeben/ wenn er ge-
sagt: Wenn einer wüste/ was vor Beschwerlichkeit eine Cro-
ne
mit sich führte/ würde er sie nicht einmal von der Erden
aufheben. Hingegen die Crone, die die Gerechten aus
der Hand des HErrn bekommen, führet lauter Vergnü-

Vid. Balth.
Stoschii
Parentat.
p.
548.
gen, immerwährende Freude und Wonne mit sich. Denn
sie bestehet aus zwölff unterschiedenen Edelgesteinen. Aus dem
Saphir der vollkommenen Erkenntniß und Wissenschafft:

Aus

Die doppelte Gluͤckſeligkeit
Zierde und Schmuck. Darum die Herrlichkeit der Gerechten
abermal vollkommen auszudrucken/ redet die Schrifft hin und
wieder von Cronen. Jn unſerm Text wird die ewige Selig-
keit διάδημα τοῦ κάλλους, Corona Pulchritudinis ſ. Decoris, eine ſchoͤne
Crone
genennet/ weil mit dieſer Crone alles ein Menſch/
was ſchoͤne iſt/ mit empfaͤnget. Denn er empfaͤnget vollkom-
mene Gerechtigkeit/ vollkommene Ehre/ und vollkommenes Le-
ben. Welche drey Stuͤcke einen Menſchen am ſchoͤnſten zie-
2. Tm. 4.
v. 8.
1. Pet. 5.
v. 4.
Apocal. 2.
v.
10.
ren koͤnnen. Darum gedenckt Paulus von der Crone der
Gerechtigkeit,
Petrus von der unverwelcklichen Crone der
Ehren,
und Chriſtus von der Crone des Lebens, die die Ge-
rechten im ewigen Leben empfangen. Jrrdiſche Cronen brin-
gen bisweilen einen ums Leben/ wie etwan/ Platina von der
Crone des Pabſtes Pauli II. gedencket/ daß/ weil in ihren E-
delgeſteinen eine allzugroſſe Krafft geweſen/ erjaͤhen To-
des geſtorben. Die Himmliſche aber giebt das ewige Leben.
Jrrdiſche Cronen/ wenn ſie auch noch ſo ſchoͤn und koſtbar waͤ-
ren/ wie etwan die Crone Alexandri des Groſſen ſoll gewe-
ſen ſeyn/ in welchem von lauter Edelgeſteinen dieſe Worte kuͤnſt-
lich zuſammen geſetzt waren: Ortus & Occaſus, Aquilo mihi ſer-
vit & Auſter,
Das iſt: Oſt und Weſt/ und Nord und Sud/
ſtehen mir zu meinen Dienſten; So fuͤhren ſie doch ihre Be-
ſchwerlichkeit/ groſſe Sorge und Bekuͤmmerniſſe mit ſich. Wel-
ches Cyrus gar nachdencklich zuerkennen gegeben/ wenn er ge-
ſagt: Wenn einer wuͤſte/ was vor Beſchwerlichkeit eine Cro-
ne
mit ſich fuͤhrte/ wuͤrde er ſie nicht einmal von der Erden
aufheben. Hingegen die Crone, die die Gerechten aus
der Hand des HErrn bekommen, fuͤhret lauter Vergnuͤ-

Vid. Balth.
Stoſchii
Parentat.
p.
548.
gen, immerwaͤhrende Freude und Wonne mit ſich. Denn
ſie beſtehet aus zwoͤlff unterſchiedenen Edelgeſteinen. Aus dem
Saphir der vollkommenen Erkenntniß und Wiſſenſchafft:

Aus
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[34/0034] Die doppelte Gluͤckſeligkeit Zierde und Schmuck. Darum die Herrlichkeit der Gerechten abermal vollkommen auszudrucken/ redet die Schrifft hin und wieder von Cronen. Jn unſerm Text wird die ewige Selig- keit διάδημα τοῦ κάλλους, Corona Pulchritudinis ſ. Decoris, eine ſchoͤne Crone genennet/ weil mit dieſer Crone alles ein Menſch/ was ſchoͤne iſt/ mit empfaͤnget. Denn er empfaͤnget vollkom- mene Gerechtigkeit/ vollkommene Ehre/ und vollkommenes Le- ben. Welche drey Stuͤcke einen Menſchen am ſchoͤnſten zie- ren koͤnnen. Darum gedenckt Paulus von der Crone der Gerechtigkeit, Petrus von der unverwelcklichen Crone der Ehren, und Chriſtus von der Crone des Lebens, die die Ge- rechten im ewigen Leben empfangen. Jrrdiſche Cronen brin- gen bisweilen einen ums Leben/ wie etwan/ Platina von der Crone des Pabſtes Pauli II. gedencket/ daß/ weil in ihren E- delgeſteinen eine allzugroſſe Krafft geweſen/ erjaͤhen To- des geſtorben. Die Himmliſche aber giebt das ewige Leben. Jrrdiſche Cronen/ wenn ſie auch noch ſo ſchoͤn und koſtbar waͤ- ren/ wie etwan die Crone Alexandri des Groſſen ſoll gewe- ſen ſeyn/ in welchem von lauter Edelgeſteinen dieſe Worte kuͤnſt- lich zuſammen geſetzt waren: Ortus & Occaſus, Aquilo mihi ſer- vit & Auſter, Das iſt: Oſt und Weſt/ und Nord und Sud/ ſtehen mir zu meinen Dienſten; So fuͤhren ſie doch ihre Be- ſchwerlichkeit/ groſſe Sorge und Bekuͤmmerniſſe mit ſich. Wel- ches Cyrus gar nachdencklich zuerkennen gegeben/ wenn er ge- ſagt: Wenn einer wuͤſte/ was vor Beſchwerlichkeit eine Cro- ne mit ſich fuͤhrte/ wuͤrde er ſie nicht einmal von der Erden aufheben. Hingegen die Crone, die die Gerechten aus der Hand des HErrn bekommen, fuͤhret lauter Vergnuͤ- gen, immerwaͤhrende Freude und Wonne mit ſich. Denn ſie beſtehet aus zwoͤlff unterſchiedenen Edelgeſteinen. Aus dem Saphir der vollkommenen Erkenntniß und Wiſſenſchafft: Aus 2. Tm. 4. v. 8. 1. Pet. 5. v. 4. Apocal. 2. v. 10. Vid. Balth. Stoſchii Parentat. p. 548.

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Zitationshilfe: Kleiner, Johann Georg: Die doppelte Glückseligkeit der Gerechten. Brieg, 1722, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358654/34>, abgerufen am 28.03.2024.