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Mauschwitz, Karl Siegmund von: Schuldiger/ Aber/ ach leider! Breslau, [1672].

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bahre/ und in der Wahrheit vortreffliche Gabe deß Glü-
ckes und der Natur zunennen sey/ wenn eine edele und
vornehme Geburt mit einem noch edelern Leben gezieret
wird. Es ist uns in Wahrheit löblich und rühmlich/ wenn
wir den grauen Schild unserer Alten Anen von vielen
und undencklichen Jahren herzuführen wissen/ Ubi adhuc
magis incorruptis moribus vivebant homines.
Wo kei-
nem ein Vorzug vor dem andern ohne allein durch Tugend
und Meriten ist gegeben worden. Als Drusus deß Römi-
schen Kaisers Tiberii Sohn mit Tode abgegangen/ wor-
den jhm bey seinem Leich-Begängnüß/ die Bildnüsse deß
alten AEneae, der vormahlige Albanische König/ deß küh-
nen Romuli, und anderer berümmter Männer vorgetra-
gen/ als wahre Zeichen/ der vor vielen Hundert Jahren
erlangeten/ und stettig fortgepflantzeten Vortreffligkeit/
daß also auch bereit die alten einige Consideration auff
jhre Tugendhaffte Vorfahren gesetzet haben: So löblich
uns nun/ der auf uns geerbete Adel anstehet/ so löblich/ ja
Tausendmal löblicher stehet es/ wenn die Tugenden unse-
rer Vorfahren auch in uns zu leuchten/ und den bereits
veralteten Glantz wiederumb zuerneuren anfangen/ dem
wiedrigen Falles ist unser Adel/ nach Außspruch deß Ge-
lehrten Forstneri, nichts anders als ein kunstreiches und
prächtiges Gebäue/ von welchem das lange Alterthum
nur annoch etliche kostbare Rudera übrig gelassen/ welche
uns zwar zu einiger Verwunderung reitzen/ aber zu kei-
ner Nutzbarkeit dienen können/ daß also Boethius gar wol

saget
B 2

bahre/ und in der Wahrheit vortreffliche Gabe deß Gluͤ-
ckes und der Natur zunennen ſey/ wenn eine edele und
vornehme Geburt mit einem noch edelern Leben gezieret
wird. Es iſt uns in Wahrheit loͤblich und ruͤhmlich/ wenn
wir den grauen Schild unſerer Alten Anen von vielen
und undencklichen Jahren herzufuͤhren wiſſen/ Ubi adhuc
magis incorruptis moribus vivebant homines.
Wo kei-
nem ein Vorzug vor dem andern ohne allein durch Tugend
und Meriten iſt gegeben worden. Als Druſus deß Roͤmi-
ſchen Kaiſers Tiberii Sohn mit Tode abgegangen/ wor-
den jhm bey ſeinem Leich-Begaͤngnuͤß/ die Bildnuͤſſe deß
alten Æneæ, der vormahlige Albaniſche Koͤnig/ deß kuͤh-
nen Romuli, und anderer beruͤm̃ter Maͤnner vorgetra-
gen/ als wahre Zeichen/ der vor vielen Hundert Jahren
erlangeten/ und ſtettig fortgepflantzeten Vortreffligkeit/
daß alſo auch bereit die alten einige Conſideration auff
jhre Tugendhaffte Vorfahren geſetzet haben: So loͤblich
uns nun/ der auf uns geerbete Adel anſtehet/ ſo loͤblich/ ja
Tauſendmal loͤblicher ſtehet es/ wenn die Tugenden unſe-
rer Vorfahren auch in uns zu leuchten/ und den bereits
veralteten Glantz wiederumb zuerneuren anfangen/ dem
wiedrigen Falles iſt unſer Adel/ nach Außſpruch deß Ge-
lehrten Forſtneri, nichts anders als ein kunſtreiches und
praͤchtiges Gebaͤue/ von welchem das lange Alterthum
nur annoch etliche koſtbare Rudera uͤbrig gelaſſen/ welche
uns zwar zu einiger Verwunderung reitzen/ aber zu kei-
ner Nutzbarkeit dienen koͤnnen/ daß alſo Boethius gar wol

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[[11]/0011] bahre/ und in der Wahrheit vortreffliche Gabe deß Gluͤ- ckes und der Natur zunennen ſey/ wenn eine edele und vornehme Geburt mit einem noch edelern Leben gezieret wird. Es iſt uns in Wahrheit loͤblich und ruͤhmlich/ wenn wir den grauen Schild unſerer Alten Anen von vielen und undencklichen Jahren herzufuͤhren wiſſen/ Ubi adhuc magis incorruptis moribus vivebant homines. Wo kei- nem ein Vorzug vor dem andern ohne allein durch Tugend und Meriten iſt gegeben worden. Als Druſus deß Roͤmi- ſchen Kaiſers Tiberii Sohn mit Tode abgegangen/ wor- den jhm bey ſeinem Leich-Begaͤngnuͤß/ die Bildnuͤſſe deß alten Æneæ, der vormahlige Albaniſche Koͤnig/ deß kuͤh- nen Romuli, und anderer beruͤm̃ter Maͤnner vorgetra- gen/ als wahre Zeichen/ der vor vielen Hundert Jahren erlangeten/ und ſtettig fortgepflantzeten Vortreffligkeit/ daß alſo auch bereit die alten einige Conſideration auff jhre Tugendhaffte Vorfahren geſetzet haben: So loͤblich uns nun/ der auf uns geerbete Adel anſtehet/ ſo loͤblich/ ja Tauſendmal loͤblicher ſtehet es/ wenn die Tugenden unſe- rer Vorfahren auch in uns zu leuchten/ und den bereits veralteten Glantz wiederumb zuerneuren anfangen/ dem wiedrigen Falles iſt unſer Adel/ nach Außſpruch deß Ge- lehrten Forſtneri, nichts anders als ein kunſtreiches und praͤchtiges Gebaͤue/ von welchem das lange Alterthum nur annoch etliche koſtbare Rudera uͤbrig gelaſſen/ welche uns zwar zu einiger Verwunderung reitzen/ aber zu kei- ner Nutzbarkeit dienen koͤnnen/ daß alſo Boethius gar wol ſaget B 2

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Zitationshilfe: Mauschwitz, Karl Siegmund von: Schuldiger/ Aber/ ach leider! Breslau, [1672], S. [11]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354529/11>, abgerufen am 25.04.2024.