Hübener, George: Epitaphium Zieglerianum Oder Zieglerisches Grab- und EhrenGedächtnüs. Tauchritz, 1666.Personalia. Küssen/ in der heiligen Tauffe befördert wurde/ dafür SieGott von Hertzen danckete! Hatte es doch keinen Bestand/ sondern bald des andern Tages/ als den 28. Julii, ereignete sich bey der sel. Frau Kindbetterin ein böses Fieber/ welches die ohne dis ermattete Glieder vollends schwächete und Krafftlos machete/ darzu denn auch allerhand Symptoma- ta kamen/ daraus die sel. Frau Zieglerin garwohl schliessen konte/ daß sie Jhres sel. Todes Vorboten wären/ darumb Sie sich auch auf ein selig Ende bereitete/ bald folgenden 29. Julii sich mit Gott und Menschen aussöhnete/ das heili- ge Abendmahl mit sonderbahrer Freude und Andacht em- pfieng/ und sich also Ihrem lieben Gott darauf zu leben und zu sterben willig ergab. Und ob es zwar an fleißiger Wartung und kostbaren Medicamenten und möglicher Hülffe im geringsten nicht ermangelte/ war doch alle mensch- liche Hülffe vergebens/ Gott wolte die sel. Frau Zieglerin als eine gebohrne Hohbergin/ bey sich auf seinem hohen HimmelsBerge wissen/ da solte Sie eine rechte Helena Sa- bina/ oder gewünschte schöne Sonne seyn/ darumb eilete Er mit Jhr fort aus diesem bösen Leben. Denn unter andern Zufällen/ ereigneten sich auch den folgenden 1. Augusti schwe- re SteckFlüsse/ denen wohl auch in etwas durch Hülffe der Herrn Medicorum gesteuret wurde. Was nun dabey die sel. Frau Zieglerin vor Leibes und Seelen-Angst erdulden muste/ können am Besten ausreden/ welche Jhr bey Jhrem SterbeBettel aufgewartet haben. Doch unter allen die- sen Schmertzen war Jhr Hertz voll Trost/ voll Gedult; Und wenn die sel. Frau Zieglerin Jhren Hertzliebsten Ehschatz sahe die Hände ringen/ und so heisse Zähren über Sie vergies- sen/ tröstete Sie Jhn in allen Schmertzen selber und sprach: Mein Kind/ mein liebster HertzensSchatz/ ie thut doch nicht also/ Jhr sollet mich/ als mein lieber Mann/ in meinen Schmer-
Perſonalia. Kuͤſſen/ in der heiligen Tauffe befoͤrdert wurde/ dafuͤr SieGott von Hertzen danckete! Hatte es doch keinen Beſtand/ ſondern bald des andern Tages/ als den 28. Julii, ereignete ſich bey der ſel. Frau Kindbetterin ein boͤſes Fieber/ welches die ohne dis ermattete Glieder vollends ſchwaͤchete und Krafftlos machete/ darzu denn auch allerhand Symptoma- ta kamen/ daraus die ſel. Frau Zieglerin garwohl ſchlieſſen konte/ daß ſie Jhres ſel. Todes Vorboten waͤren/ darumb Sie ſich auch auf ein ſelig Ende bereitete/ bald folgenden 29. Julii ſich mit Gott und Menſchen ausſoͤhnete/ das heili- ge Abendmahl mit ſonderbahrer Freude und Andacht em- pfieng/ und ſich alſo Ihrem lieben Gott darauf zu leben und zu ſterben willig ergab. Und ob es zwar an fleißiger Wartung und koſtbaren Medicamenten und moͤglicher Huͤlffe im geringſten nicht ermangelte/ war doch alle menſch- liche Huͤlffe vergebens/ Gott wolte die ſel. Frau Zieglerin als eine gebohrne Hohbergin/ bey ſich auf ſeinem hohen HimmelsBerge wiſſen/ da ſolte Sie eine rechte Helena Sa- bina/ oder gewuͤnſchte ſchoͤne Sonne ſeyn/ darumb eilete Er mit Jhr fort aus dieſem boͤſen Leben. Denn unter andern Zufaͤllen/ ereigneten ſich auch den folgenden 1. Auguſti ſchwe- re SteckFluͤſſe/ denen wohl auch in etwas durch Huͤlffe der Herrn Medicorum geſteuret wurde. Was nun dabey die ſel. Frau Zieglerin vor Leibes und Seelen-Angſt erdulden muſte/ koͤnnen am Beſten ausreden/ welche Jhr bey Jhrem SterbeBettel aufgewartet haben. Doch unter allen die- ſen Schmertzen war Jhr Hertz voll Troſt/ voll Gedult; Und wenn die ſel. Frau Zieglerin Jhren Hertzliebſten Ehſchatz ſahe die Haͤnde ringen/ und ſo heiſſe Zaͤhren uͤber Sie vergieſ- ſen/ troͤſtete Sie Jhn in allen Schmertzen ſelber und ſprach: Mein Kind/ mein liebſter HertzensSchatz/ ie thut doch nicht alſo/ Jhr ſollet mich/ als mein lieber Mann/ in meinen Schmer-
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Perſonalia.
Kuͤſſen/ in der heiligen Tauffe befoͤrdert wurde/ dafuͤr Sie
Gott von Hertzen danckete! Hatte es doch keinen Beſtand/
ſondern bald des andern Tages/ als den 28. Julii, ereignete
ſich bey der ſel. Frau Kindbetterin ein boͤſes Fieber/ welches
die ohne dis ermattete Glieder vollends ſchwaͤchete und
Krafftlos machete/ darzu denn auch allerhand Symptoma-
ta kamen/ daraus die ſel. Frau Zieglerin garwohl ſchlieſſen
konte/ daß ſie Jhres ſel. Todes Vorboten waͤren/ darumb
Sie ſich auch auf ein ſelig Ende bereitete/ bald folgenden
29. Julii ſich mit Gott und Menſchen ausſoͤhnete/ das heili-
ge Abendmahl mit ſonderbahrer Freude und Andacht em-
pfieng/ und ſich alſo Ihrem lieben Gott darauf zu leben
und zu ſterben willig ergab. Und ob es zwar an fleißiger
Wartung und koſtbaren Medicamenten und moͤglicher
Huͤlffe im geringſten nicht ermangelte/ war doch alle menſch-
liche Huͤlffe vergebens/ Gott wolte die ſel. Frau Zieglerin
als eine gebohrne Hohbergin/ bey ſich auf ſeinem hohen
HimmelsBerge wiſſen/ da ſolte Sie eine rechte Helena Sa-
bina/ oder gewuͤnſchte ſchoͤne Sonne ſeyn/ darumb eilete Er
mit Jhr fort aus dieſem boͤſen Leben. Denn unter andern
Zufaͤllen/ ereigneten ſich auch den folgenden 1. Auguſti ſchwe-
re SteckFluͤſſe/ denen wohl auch in etwas durch Huͤlffe der
Herrn Medicorum geſteuret wurde. Was nun dabey die
ſel. Frau Zieglerin vor Leibes und Seelen-Angſt erdulden
muſte/ koͤnnen am Beſten ausreden/ welche Jhr bey Jhrem
SterbeBettel aufgewartet haben. Doch unter allen die-
ſen Schmertzen war Jhr Hertz voll Troſt/ voll Gedult; Und
wenn die ſel. Frau Zieglerin Jhren Hertzliebſten Ehſchatz
ſahe die Haͤnde ringen/ und ſo heiſſe Zaͤhren uͤber Sie vergieſ-
ſen/ troͤſtete Sie Jhn in allen Schmertzen ſelber und ſprach:
Mein Kind/ mein liebſter HertzensSchatz/ ie thut doch nicht
alſo/ Jhr ſollet mich/ als mein lieber Mann/ in meinen
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