Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schkopp, Wilhelm Christoph von: Heu! Coclidem zedlicensem. Breslau, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Grabe gehet/ ist dieses nicht ein Vorbild der Sterb-
ligkeit? Der Mond hat seine vielfältige Paroxis-
mos,
und ist vielen Veränderungen unterworffen!
Die Purpur-stralende Sterne/ diese Nacht-Later-
nen/ verstecken und leschen sich für unsern Augen auß/
wenn der Tag anbricht/ und geben der Sonnen/ als
jhrem Haupte die Ehre! Ja das Firmament deß
Himmels selbsten soll sich von Ptolomaei Zeiten nach
vieler Gelehrten Meynung etzliche hundert Meilen
zu uns gesencket haben!

VIXIT!

Die Erde probiret die Verwesung: Die Berge
Olympus und Pernassus können so weit nicht mehr ge-
sehen werden als für diesem! Alle Kräffte der Kräuter
und deß Erd-Gewächses nehmen abe: Und kein Gale-
nus
und Hippocrates vermögen selbige zu conservi-
r
en!

VIXIT!

Die aller-berühmtesten Städte und Respublicae ruf-
fen auß jhren Untergang! Dann hat deß Nebucadne-
sors grosses Babel nicht ein Ende genommen? Sin-
get nicht Ovidius von Ilion, jam seges est, ubi Troja
fuit?
Gewißlich/ woferne das alte Rom als eine Zer-
treterin der Monarchien/ in der Tyber/ als Narcissus
in seinem Brunnen jtzt sich spiegeln solte/ entweder er
würde sich hinein stürtzen/ oder wüntschen/ sich nie-

mals

Grabe gehet/ iſt dieſes nicht ein Vorbild der Sterb-
ligkeit? Der Mond hat ſeine vielfaͤltige Paroxis-
mos,
und iſt vielen Veraͤnderungen unterworffen!
Die Purpur-ſtralende Sterne/ dieſe Nacht-Later-
nen/ verſtecken und leſchen ſich fuͤr unſern Augen auß/
wenn der Tag anbricht/ und geben der Sonnen/ als
jhrem Haupte die Ehre! Ja das Firmament deß
Himmels ſelbſten ſoll ſich von Ptolomæi Zeiten nach
vieler Gelehrten Meynung etzliche hundert Meilen
zu uns geſencket haben!

VIXIT!

Die Erde probiret die Verweſung: Die Berge
Olympus und Pernaſſus koͤnnen ſo weit nicht mehr ge-
ſehen werden als fuͤr dieſem! Alle Kraͤffte der Kraͤuter
und deß Erd-Gewaͤchſes nehmen abe: Und kein Gale-
nus
und Hippocrates vermoͤgen ſelbige zu conſervi-
r
en!

VIXIT!

Die aller-beruͤhmteſten Staͤdte und Reſpublicæ ruf-
fen auß jhren Untergang! Dann hat deß Nebucadne-
ſors groſſes Babel nicht ein Ende genommen? Sin-
get nicht Ovidius von Ilion, jam ſeges eſt, ubi Troja
fuit?
Gewißlich/ woferne das alte Rom als eine Zer-
treterin der Monarchien/ in der Tyber/ als Narciſſus
in ſeinem Brunnen jtzt ſich ſpiegeln ſolte/ entweder er
wuͤrde ſich hinein ſtuͤrtzen/ oder wuͤntſchen/ ſich nie-

mals
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0007" n="[7]"/>
Grabe gehet/ i&#x017F;t die&#x017F;es nicht ein Vorbild der Sterb-<lb/>
ligkeit? Der Mond hat &#x017F;eine vielfa&#x0364;ltige <hi rendition="#aq">Paroxis-<lb/>
mos,</hi> und i&#x017F;t vielen Vera&#x0364;nderungen unterworffen!<lb/>
Die Purpur-&#x017F;tralende Sterne/ die&#x017F;e Nacht-Later-<lb/>
nen/ ver&#x017F;tecken und le&#x017F;chen &#x017F;ich fu&#x0364;r un&#x017F;ern Augen auß/<lb/>
wenn der Tag anbricht/ und geben der Sonnen/ als<lb/>
jhrem Haupte die Ehre! Ja das <hi rendition="#aq">Firmament</hi> deß<lb/>
Himmels &#x017F;elb&#x017F;ten &#x017F;oll &#x017F;ich von <hi rendition="#aq">Ptolomæi</hi> Zeiten nach<lb/>
vieler Gelehrten Meynung etzliche hundert Meilen<lb/>
zu uns ge&#x017F;encket haben!</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">VIXIT!</hi> </hi> </hi> </p><lb/>
        <p>Die Erde <hi rendition="#aq">probiret</hi> die Verwe&#x017F;ung: Die Berge<lb/><hi rendition="#aq">Olympus</hi> und <hi rendition="#aq">Perna&#x017F;&#x017F;us</hi> ko&#x0364;nnen &#x017F;o weit nicht mehr ge-<lb/>
&#x017F;ehen werden als fu&#x0364;r die&#x017F;em! Alle Kra&#x0364;ffte der Kra&#x0364;uter<lb/>
und deß Erd-Gewa&#x0364;ch&#x017F;es nehmen abe: Und kein <hi rendition="#aq">Gale-<lb/>
nus</hi> und <hi rendition="#aq">Hippocrates</hi> vermo&#x0364;gen &#x017F;elbige zu <hi rendition="#aq">con&#x017F;ervi-<lb/>
r</hi>en!</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">VIXIT!</hi> </hi> </hi> </p><lb/>
        <p>Die aller-beru&#x0364;hmte&#x017F;ten Sta&#x0364;dte und <hi rendition="#aq">Re&#x017F;publicæ</hi> ruf-<lb/>
fen auß jhren Untergang! Dann hat deß Nebucadne-<lb/>
&#x017F;ors gro&#x017F;&#x017F;es Babel nicht ein Ende genommen? Sin-<lb/>
get nicht <hi rendition="#aq">Ovidius</hi> von <hi rendition="#aq">Ilion, jam &#x017F;eges e&#x017F;t, ubi Troja<lb/>
fuit?</hi> Gewißlich/ woferne das alte Rom als eine Zer-<lb/>
treterin der <hi rendition="#aq">Monarchi</hi>en/ in der Tyber/ als <hi rendition="#aq">Narci&#x017F;&#x017F;us</hi><lb/>
in &#x017F;einem Brunnen jtzt &#x017F;ich &#x017F;piegeln &#x017F;olte/ entweder er<lb/>
wu&#x0364;rde &#x017F;ich hinein &#x017F;tu&#x0364;rtzen/ oder wu&#x0364;nt&#x017F;chen/ &#x017F;ich nie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mals</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[7]/0007] Grabe gehet/ iſt dieſes nicht ein Vorbild der Sterb- ligkeit? Der Mond hat ſeine vielfaͤltige Paroxis- mos, und iſt vielen Veraͤnderungen unterworffen! Die Purpur-ſtralende Sterne/ dieſe Nacht-Later- nen/ verſtecken und leſchen ſich fuͤr unſern Augen auß/ wenn der Tag anbricht/ und geben der Sonnen/ als jhrem Haupte die Ehre! Ja das Firmament deß Himmels ſelbſten ſoll ſich von Ptolomæi Zeiten nach vieler Gelehrten Meynung etzliche hundert Meilen zu uns geſencket haben! VIXIT! Die Erde probiret die Verweſung: Die Berge Olympus und Pernaſſus koͤnnen ſo weit nicht mehr ge- ſehen werden als fuͤr dieſem! Alle Kraͤffte der Kraͤuter und deß Erd-Gewaͤchſes nehmen abe: Und kein Gale- nus und Hippocrates vermoͤgen ſelbige zu conſervi- ren! VIXIT! Die aller-beruͤhmteſten Staͤdte und Reſpublicæ ruf- fen auß jhren Untergang! Dann hat deß Nebucadne- ſors groſſes Babel nicht ein Ende genommen? Sin- get nicht Ovidius von Ilion, jam ſeges eſt, ubi Troja fuit? Gewißlich/ woferne das alte Rom als eine Zer- treterin der Monarchien/ in der Tyber/ als Narciſſus in ſeinem Brunnen jtzt ſich ſpiegeln ſolte/ entweder er wuͤrde ſich hinein ſtuͤrtzen/ oder wuͤntſchen/ ſich nie- mals

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354495
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354495/7
Zitationshilfe: Schkopp, Wilhelm Christoph von: Heu! Coclidem zedlicensem. Breslau, 1669, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354495/7>, abgerufen am 21.11.2024.