Schkopp, Wilhelm Christoph von: Heu! Coclidem zedlicensem. Breslau, 1669.Er hat gelebet gravire, und also von dem Tod und VIXIT! Die Himmels Lichter überzeugen uns der Gewißheit Grabe
Er hat gelebet gravire, und alſo von dem Tod und VIXIT! Die Himmels Lichter uͤberzeugen uns der Gewißheit Grabe
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Er hat gelebet gravire, und alſo von dem Tod und
deſſen Gewißheit anzufangen mir vorgenommen ha-
be: Solches nicht unbillich! Dann/ als vor Zei-
ten ein Heydniſches Oraculum befraget/ wo wol der
Menſch die meiſte Weißheit lernen/ gab es zur Ant-
wort? Bey den Todten/ bey denen/ ſo da geſtorben/
und ein Gedaͤchtnuͤß hinterlaſſen haͤtten: Wenn wir
demnach den geraden Buchſtaben nach/ dieſes Woͤrt-
lein VIXIT
wollen probiren/ und uns in Hiſtorien umbſchauen/
ſo werden die Præficæ und Roͤmiſche Præcones uns al-
lenthalben Nænias, Todten-Lieder ſingen und zuruf-
fen: Bey den Monarchien den Anfang zu machen/ ſo
ſehen wir/ wie das guͤldne Haupt der Chaldeer ſich ge-
leget/ und jhr Scepter zu brochen worden! Wie Da-
rius mit ſeiner ſilbernen Bruſt und Armen untergan-
gen! Wie der aͤrtzene Bauch Alexandri deß Groſſen/
den Wuͤrmen zur delicaten Speiſe-Kammer worden!
Und wie die vierdte Monarchie ſolche wunderſeltzame
Farben an ſich genommen/ und dieſe von Eiſen und
Thon vermiſchete Fuͤſſe ſo abgemattet/ daß man nicht
ohne groſſe Beſtuͤrtzung ebenfalls jhre Ruin und Un-
tergang muß præſagiren!
VIXIT!
Die Himmels Lichter uͤberzeugen uns der Gewißheit
unſerer Mortalitet: Dann die Sonne/ wann ſie jhren
Glantz beym Niedergang verleuret/ und gleichſam zu
Grabe
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Zitationshilfe: | Schkopp, Wilhelm Christoph von: Heu! Coclidem zedlicensem. Breslau, 1669, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354495/6>, abgerufen am 16.02.2025. |