Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerlach, Benjamin: Ein recht-Christlicher und vollkommener Ritters-Mann. Breslau, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

in die Vorsorge deß Vater-Landes so verselb-
stet/ daß er auch in seinem schwächsten Alter
nicht davon lassen konte. Er wäre vergebens
ein guter Patriot gewesen/ wo er nicht auch ein
guter Christe gewesen. Der Grund seines Glau-
bens war richtig. Seine Bemühung war in
diesem Glauben zu leben/ was er lebete. Sei-
ne Sünden wusch er im Blute Christi bestän-
dig ab/ und suchte die Bestetigung seiner See-
ligkeit durch öfftere Genüssung deß hochwürdi-
gen Sacraments. Deß HERRN Haus war
seine liebste Wohnung. Die Bibel sein bester
Schatz. Es ist anderen zur Nachfolge an jhm
zu rühmen/ daß er die Bibel nicht so wol fast
unzehlich durchlesen/ als auch practiciret. Da
jhn sein hohes Alter gelähmet/ ließ er sich we-
der vom Bibel Lesen/ noch Kirchen-Fahren
und Tragen abhalten. Er bemühete sich alle-
zeit durch andächtige Kirchen-Andacht sich und
andere zu erbauen. Wo dem Evangelischen
Kirchen-Wesen Rath und Hülffe gebrach/ da
redet und sorget er/ ob andere schwiegen. Keine
ungnädige Augen oder besorgliche Unglücke
waren so gewaltig/ daß sie jhn nur auff einen
Augen-Blick hätten zu rücke halten können.
Er wäre gerne ein Zorobabel gewesen/ um die

nie-

in die Vorſorge deß Vater-Landes ſo verſelb-
ſtet/ daß er auch in ſeinem ſchwaͤchſten Alter
nicht davon laſſen konte. Er waͤre vergebens
ein guter Patriot geweſen/ wo er nicht auch ein
guter Chriſte geweſen. Der Grund ſeines Glau-
bens war richtig. Seine Bemuͤhung war in
dieſem Glauben zu leben/ was er lebete. Sei-
ne Suͤnden wuſch er im Blute Chriſti beſtaͤn-
dig ab/ und ſuchte die Beſtetigung ſeiner See-
ligkeit durch oͤfftere Genuͤſſung deß hochwuͤrdi-
gen Sacraments. Deß HERRN Haus war
ſeine liebſte Wohnung. Die Bibel ſein beſter
Schatz. Es iſt anderen zur Nachfolge an jhm
zu ruͤhmen/ daß er die Bibel nicht ſo wol faſt
unzehlich durchleſen/ als auch practiciret. Da
jhn ſein hohes Alter gelaͤhmet/ ließ er ſich we-
der vom Bibel Leſen/ noch Kirchen-Fahren
und Tragen abhalten. Er bemuͤhete ſich alle-
zeit durch andaͤchtige Kirchen-Andacht ſich und
andere zu erbauen. Wo dem Evangeliſchen
Kirchen-Weſen Rath und Huͤlffe gebrach/ da
redet und ſorget er/ ob andere ſchwiegen. Keine
ungnaͤdige Augen oder beſorgliche Ungluͤcke
waren ſo gewaltig/ daß ſie jhn nur auff einen
Augen-Blick haͤtten zu ruͤcke halten koͤnnen.
Er waͤre gerne ein Zorobabel geweſen/ um die

nie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="[42]"/>
in die Vor&#x017F;orge deß Vater-Landes &#x017F;o ver&#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;tet/ daß er auch in &#x017F;einem &#x017F;chwa&#x0364;ch&#x017F;ten Alter<lb/>
nicht davon la&#x017F;&#x017F;en konte. Er wa&#x0364;re vergebens<lb/>
ein guter <hi rendition="#aq">Patriot</hi> gewe&#x017F;en/ wo er nicht auch ein<lb/>
guter Chri&#x017F;te gewe&#x017F;en. Der Grund &#x017F;eines Glau-<lb/>
bens war richtig. Seine Bemu&#x0364;hung war in<lb/>
die&#x017F;em Glauben zu leben/ was er lebete. Sei-<lb/>
ne Su&#x0364;nden wu&#x017F;ch er im Blute Chri&#x017F;ti be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig ab/ und &#x017F;uchte die Be&#x017F;tetigung &#x017F;einer See-<lb/>
ligkeit durch o&#x0364;fftere Genu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung deß hochwu&#x0364;rdi-<lb/>
gen Sacraments. Deß HERRN Haus war<lb/>
&#x017F;eine lieb&#x017F;te Wohnung. Die Bibel &#x017F;ein be&#x017F;ter<lb/>
Schatz. Es i&#x017F;t anderen zur Nachfolge an jhm<lb/>
zu ru&#x0364;hmen/ daß er die Bibel nicht &#x017F;o wol fa&#x017F;t<lb/>
unzehlich durchle&#x017F;en/ als auch <hi rendition="#aq">practici</hi>ret. Da<lb/>
jhn &#x017F;ein hohes Alter gela&#x0364;hmet/ ließ er &#x017F;ich we-<lb/>
der vom Bibel Le&#x017F;en/ noch Kirchen-Fahren<lb/>
und Tragen abhalten. Er bemu&#x0364;hete &#x017F;ich alle-<lb/>
zeit durch anda&#x0364;chtige Kirchen-Andacht &#x017F;ich und<lb/>
andere zu erbauen. Wo dem Evangeli&#x017F;chen<lb/>
Kirchen-We&#x017F;en Rath und Hu&#x0364;lffe gebrach/ da<lb/>
redet und &#x017F;orget er/ ob andere &#x017F;chwiegen. Keine<lb/>
ungna&#x0364;dige Augen oder be&#x017F;orgliche Unglu&#x0364;cke<lb/>
waren &#x017F;o gewaltig/ daß &#x017F;ie jhn nur auff einen<lb/>
Augen-Blick ha&#x0364;tten zu ru&#x0364;cke halten ko&#x0364;nnen.<lb/>
Er wa&#x0364;re gerne ein <hi rendition="#aq">Zorobabel</hi> gewe&#x017F;en/ um die<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">nie-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[42]/0042] in die Vorſorge deß Vater-Landes ſo verſelb- ſtet/ daß er auch in ſeinem ſchwaͤchſten Alter nicht davon laſſen konte. Er waͤre vergebens ein guter Patriot geweſen/ wo er nicht auch ein guter Chriſte geweſen. Der Grund ſeines Glau- bens war richtig. Seine Bemuͤhung war in dieſem Glauben zu leben/ was er lebete. Sei- ne Suͤnden wuſch er im Blute Chriſti beſtaͤn- dig ab/ und ſuchte die Beſtetigung ſeiner See- ligkeit durch oͤfftere Genuͤſſung deß hochwuͤrdi- gen Sacraments. Deß HERRN Haus war ſeine liebſte Wohnung. Die Bibel ſein beſter Schatz. Es iſt anderen zur Nachfolge an jhm zu ruͤhmen/ daß er die Bibel nicht ſo wol faſt unzehlich durchleſen/ als auch practiciret. Da jhn ſein hohes Alter gelaͤhmet/ ließ er ſich we- der vom Bibel Leſen/ noch Kirchen-Fahren und Tragen abhalten. Er bemuͤhete ſich alle- zeit durch andaͤchtige Kirchen-Andacht ſich und andere zu erbauen. Wo dem Evangeliſchen Kirchen-Weſen Rath und Huͤlffe gebrach/ da redet und ſorget er/ ob andere ſchwiegen. Keine ungnaͤdige Augen oder beſorgliche Ungluͤcke waren ſo gewaltig/ daß ſie jhn nur auff einen Augen-Blick haͤtten zu ruͤcke halten koͤnnen. Er waͤre gerne ein Zorobabel geweſen/ um die nie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354493
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354493/42
Zitationshilfe: Gerlach, Benjamin: Ein recht-Christlicher und vollkommener Ritters-Mann. Breslau, 1669. , S. [42]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354493/42>, abgerufen am 28.11.2024.