Erklaͤrung.
JCh habe mich von nichts Frembden/ und
dem H. Paulo ungewoͤhnlichen Zureden
interwunden. Paulus war ein rechter
Politicus, und Ritters-Mann. Stehet
jhr an? Schluͤſſet was das ſey/ wenn er ſaget: Unſer
Phil. III. 20.Πολίτευμα iſt im Himmel. Πολίτευμα iſt das Recht ei-
ner Stadt. Es wird auff das Roͤmiſche Buͤrger-Recht
geziehlet. Wer dieſes erlangete/ muſte gewiß von denen
Gaben den Ruhm haben/ welche heute einen Politicum
darſtellẽ. Dieſe/ ſeine Politi, war im Himmel. Die Po-
litica der Welt gehet nach verkehrtẽ Principiis einher/
und endiget ſich gemeiniglich im Zorne Gottes. Paulus
ſchoͤpffete ſeine Regeln auß dem Wolgefallen GOttes/
und wendete ſie zum preiß Chriſti/ und wie deß Nechſten/
1. Cor. IX. 4.alſo ſeinem eigenem Heil eintzig an. Jch bin jederman
allerley worden/ auff daß ich allenthalben ja etliche
ſeelig
ſeelig mache. Er gedencket ſeiner Ritterſchafft. Die
Waffen unſerer Ritterſchafft ſind nicht fleiſchlich/1. Cor. X. 4.
ſondern maͤchtig fuͤr GOTT. Er vermahnet ſeinen
Timotheum: Jch befehle dir/ daß du eine gute Rit-1. Tim. I. 18.
terſchafft uͤbeſt. Jn dem verleſenen Texte ſtellet
er die Außuͤbung/ oder vielmehr die Vollendung: Jch
habe einen guten Kampff gekaͤmpffet/ ich habe den
Lauff vollendet/ ich habe Glauben gehalten. Her-
nach die Belohnung; Hinfort iſt mir beygelegt
die Krone der Gerechtigkeit/ zu letzt das Beyſpiel/
zu gleicher Nachfolge/ und Hoffnung dar: Nicht mir
aber allein/ ſondern auch allen/ die ſeine Erſchei-
nung lieb haben. Was Paulus geweſen/ ſollen alle
Chriſten ſeyn. Was alle Chriſten ohn Unterſcheid zu
ſeyn ſich befleiſſen/ das wird unſerm ſeeligen Herꝛn von
Zedlitz als ſein ſchuldiges Ehren-Lob nachzuruͤhmen
ſeyn. So laſſet uns denn einen recht-Chriſtlichen und
vollkommenen Ritters-Mann ins Mittel ſtellen/ wie
jhn Paulus fuͤrſtellet/ ein jeder Chriſt zum Fuͤrbild er-
greiffen ſolle/ und jhn unſer ſeeligſter Herꝛ Ober-
Recht-Sitzer practiciret.
Schauet an jhm
I. Seine Ritterliche Beſchaffenheiten.
Paulus ſtellet jhnen dreyerley fuͤr. Eine iſt der be-
ſtaͤndige Helden-Muth im Kampff/ und ſtreiten.
Jch habe einen guten Kampff gekaͤmpffet. Der
Apoſtel nimmet das Gleichnuͤß von den Griechen. Je-
ner Zeit ſuchten ſie alle jhre Luſt/ Ruhm/ und Gluͤcke in
den Kampff-Spielen. Dergeſtalt brachten ſie die Ju-
gend loͤblich zu/ uͤbten jhre Kraͤffte zur Wolfahrt deß
Vater-Landes/ und hatten/ wenn zu offentlichem Kriege
kam/
kam/ an allen Buͤrgern und Juͤnglingen hertzhaffte/
und geuͤbete Soldaten. Dieſe Kampff-Spiele wur-
den vornehmlich im vier beſondern Feſten gehalten.
Etliche hieſſen Olympioniſche zur Ehre Juppiters;
Etliche Pythiſche/ zur Ehre Apollo; Dieſe wurden
alle vier Jahre geleget; Etliche nennete Mann Nemei-
ſche/ zum Preiße deß Archemori, folgends deß Jup-
piters; Etliche Iſthmiſche/ zum Ruhm deß Palœ-
mons und Neptuni, dieſe wurden alle drey Jahre ge-
pflogen. Was Paulus/ der unter dieſen Heyden
ſein Evangelium predigte/ an dieſen Heyden ſahe/ wie
ſie jhren Goͤttern zu Ehren/ dem Vater-Lande zu Nutz/
und ſich zum Ruhm/ ſich ſolcher Muͤh und Gefahr un-
terworffen/ das eignete er ſich/ und denen/ die er be-
kehrete/ in jhrem Chriſtenthume zu. Jch/ ſagte er/
habe einen guten Kampff gekaͤmpffet. Als Paulus
Chriſti Glauben annahm/ wurde er zu einem Ritter
Chriſti. Damit krigte er eine gantze Helle/ Welt und
Buſen voll Feinde. Der Teuffel lieff jhn an mit An-
fechtung von jnnen/ und Schmach und Grauſamkeit
von auſſen. Er klaget uͤber deß Satans Engel/ der
jhn mit Faͤuſten ſchlaͤget. Aber er ruͤhmet auch/ daß er
in der Gemeinſchafft der Heilgen es mit allen Teuffeln
annehme/ und ſich ohne Scheu mit jhnen herum ſchluͤ-
Epeſ. VI. 12.ge. Wir haben mit Fuͤrſten und Gewaltigen zu
kaͤmffen/ nemlich mit dem Herꝛn der Welt/ die in
der Finſternuͤß dieſer Welt herꝛſchen/ mit den boͤ-
ſen Geiſtern unter den Himmel. Es war nicht
gnug/ daß die gantze Welt an falſchen Bruͤdern/ Hey-
den/ und was mehr war/ auff jhn loßſchlugen/ und er
jhre Streiche mit hertzhafftigem Muth/ entweder ver-
galt/
galt/ in dem er dennoch das Evangelium zu predigen
nicht nachließ/ oder mit hertzhafftiger Gedult ertruge/
was nicht zu aͤndern. Er fodert vielmehr die gantze
Welt/ und was genennet werden kan/ auff einmal zum
Kampff herauß. Wer wil uns ſcheiden vonder Lie-Rom. VIII.
be GOTTES? Truͤbſal oder Angſt? oder Ver-35.
folgung? oder Hunger? oder Bloͤſe? oder Fahr-38.
ligkeit? oder Schwerdt? Jch bin gewiß/ daß39.
weder Tod noch Leben/ weder Engel/ noch Fuͤr-
ſtenthum/ noch Gewalt/ weder Gegenwaͤrtiges
noch Zukuͤnfftiges/ weder Hohes noch Tiefes/ noch
keine andere Creatur mag uns ſcheiden von der Lie-
be GOTTES/ die in CHRJSTO JESU
iſt unſerm HERRN. Unter dieſem allen fand er
ſeinen ſchaͤdlichſten Feind im Buſen/ ſein verterbtes
Fleiſch und Blut. Seine eigne Glieder waffneten ſich
wider jhn durch die Luͤſte und Begierde der Ungerech-
tigkeit. Er hat gegen alle kaͤmpffende Theile ein hertz-
hafftiges Gemuͤthe blicken laſſen. Nur da er dieſen
Feind und Kampff recht anſahe/ ſchien es/ als er klein-
muͤtig wurde. Mich elenden/ ſeufftzet er/ wer wilVII.
mich erloͤſen von dem Leibe dieſes Todes? Aber ſein
Hertze erholte ſich wieder/ und blieb bey dieſer ritterli-
chen Ubung: Jch beteube meinen Leib/ und zaͤme1. Cor. IX. 27.
jhn. Das war ſeine hertzhafftigkeit im Kaͤmpffen. Die
Guͤtigkeit deß Kampffes fleuſt auß ſeinem Beruff und
dem End-Zwecke her. GOTT hatte jhn darzu beruf-
fen. Es war jhm allein umb die Ehre ſeines GOttes
zu thun. Dieſes machte ſeinen Kampff gut. Die Kraͤff-
te darzu waren vom Himmel nicht auß ſeinem Vermoͤ-
gen. Jch vermag alles durch den/ der mich maͤch-Phil. IV. 13.
Btig
tig machet/ Chriſtus. Das gantze Kunſt-Stuͤck
beſtand im rechten Glauben/ und deſſen Zuverſicht.
1. Tim. VI.
12.Deßwegen wird ſonſt dieſes Werck ein Kampff deß
Glaubens genennet/ nicht ſo wol/ weil er deß Glau-
bens wegen/ als daß der Kampff im Glauben gekaͤmpf-
fet wird. Durch den Glauben hanget er an CHRJ-
STO. Durch den Glauben wohnet CHRJ-
STUS in jhm; Alſo vermag er alles; Alſo
iſt er auch/ ehe er noch ſtirbet/ gewiß/ daß er ſeinen
Kampff unfehlbar wol außkaͤmpffen/ und das Feld be-
halten werde.
Paulus iſt eines jeden rechten Chriſten Fuͤrbild.
Ein jeder rechtſchaffener Chriſte muß ein hertzhaffti-
2. Tim. II.ger Ritter und Streiter ſeyn. Leide dich als ein guter
Streiter JESU CHRJSTJ/ iſt zu allen ge-
ſagt/ welche Chriſten ſeyn wollen. Der Ritter-Orden
iſt etwas/ daß die Perſonen allein/ nicht die Nachfolge/
oder den Urſprung deß Gebluͤtes angehet. Man
haͤlt dafuͤr/ der Urſprung ſey von den alten Teutſchen
herzuholen/ welche jhre Juͤnglinge/ wenn jhnen von
einem Fuͤrſten ein Schild und Degen uͤberliefert wor-
den/ zu Rittern gemacht. Der Glorwuͤrdigſte
Kaiſer Carl der Groſſe ſchlug einen mit einem Backen-
Streich zum Ritter/ wie das Privilegium der Frie-
ſen noch heute bezeuget. Folgender Zeit ſchlug eine
Fuͤrſtliche Perſon einen mit ſeinem Schwerdt etwas
auff ſeine Schuldern/ damit wurde er ein Ritter. Die
Ehre war nun ſo viel groͤſſer/ wenn dieſes in freyem Fel-
de flugs nach dem Treffen geſchahe. Man brauchte
dabey gewiſſer Formuln. Menenius berichtet dieſe
Formul: Sis Eques in Nomine DOMINI. Sey
ein
ein Ritter im Namen deß HERRN Bey den Fran-
tzoſen und Englaͤndern bekommen die Ritter einen Nah-
men/ den ſie jhr Lebenlang behalten Jene heiſſen ei-
nen Ritter Meſſire, dieſe Sir. Es ſind der Ritter-Or-
den faſt unzehliche. Unter vielen nur zwey zu gedencken.
Die Ritter JESU CHRJSTJ ſind entweder
von Dionyſio Koͤnig in Portugall/ oder Johanne
XXII. umb den Portugeſen wider die Saracenen
Huͤlffe zu thun eingefuͤhret worden. Sie trugen auff
einem ſchwartzen Mantel ein halb rothes und halb
weiſſes Creutz/ wovon beym Megiſero und Azorio.
Pabſt Pius ordnet im Jahr 1560. die Geſellſchafft/
der (Piorum Militum) frommen und gottſeligen
Ritter. Sie muͤſſen auß lauter Grafen beſtehen/ be-
ſtaͤndig zu Rom ſeyn/ und/ wenn der Papſt Perſoͤhnlich
in den Krieg wider die Unglaͤubigen/ oder auff ein all-
gemein Concilium zeucht/ jhm an der Seite ſtehen.
Wovon beym Calefato. Chriſten entſpringen auß
keinem Gebluͤte. Sie muͤſſen auß Waſſer und Geiſt
wieder gebohren werden. Wenn unſer Erloͤſer mitten
in ſeinem Kampff der ſtreitenden Kirchen ſtehet/ und
jhm die ſuͤndlichen Geſchoͤpffe in der Tauffe fuͤrgetra-
gen werden/ faͤrbet er ſie mit ſeinem Blut/ zeichnet und
ſchlaͤget ſie gleichſam mit ſeinem Creutz/ und nihmt ſie
unter ſeinem Backen-Streich/ mit Verbuͤndnuͤß zur
Gedult in aller Schmach/ zu ſeinen Rittern an. Die
Formul iſt auß der Tauffe bekant. Jhr Nahmen iſt/
daß ſie jhr Lebenlang Chriſten heiſſen. Das ſind die
rechten Ritter JESU CHRJSTJ/ oder die Gott-
ſeeligen Ritter. Wo ſie hinſehen/ da finden ſie Fein-
de. Satan ſicht ſie je gefaͤhrlicher an/ um wie freund-
B ijlicher
licher er ſich ſtellet. Die Welt beut Bulerey auß. Dieſe
muß ein Ritter JESU CHRJSTJ außſchlagen.
1. Joh. II. 15.Habt nicht lieb die Welt. Damit wird die gantze
Welt ſein Feind. Bald zeiget ſie die Waffen der
Schmach/ bald der Verachtung/ bald der grauſamſten
Verfolgung. Sein eigen Fleiſch iſt ſein innerlicher
Feind. Wenn er am froͤmſten ſeyn wil/ ſo ſchmeiſſet
es auff jhn loß/ entweder durch Mangel deß Guten/ oder
durch Vollbringung deß Boͤſen. Dieſe zwey Haupt-
Streiche weiß es ſo behende/ und vermerckt zu vollbrin-
gen/ daß ſie ein Chriſt kaum gewar wird/ biß er ſie fuͤh-
let. Das ſind ſeine Feinde zur Lincken und zur Rech-
ten/ er wache oder ſchlaffe. Wer ein Ritter JESU
CHRJSTJ iſt/ muß ein Hertze haben/ und mit al-
len kaͤmpffen. Satan muß er widerſtehen; Petrus ver-
1. Petr. V. 8.
9.mahnet: Der Teuffel gehet umher/ wie einbruͤl-
lender Leu/ dem widerſtehet feſte im Glauben.
2. Petr. 1, 4.Die welt muß er fliehende niedertreten. Fliehet die
vergaͤngliche Luſt der Welt. Das Fleiſch muß er
Col. III. 5.durch taͤgliche Buſſe ertoͤdten. Toͤdtet eure Glieder/
die auff Erden ſeynd. Laß ſie alle miteinander libeln/
oder erſchrecklich dreuen. Eines Ritters JESU
CHRJSTJ ſeine Hertzhafftigkeit muß weder durch
Schmeicheley gebogen/ noch durch Dreuen gebrochen
werden. Hierzu gehoͤret der Glaube. Erkennet GOtt
rechtſchaffen auß ſeinem Wort/ befeſtiget taͤglich euren
Glauben auß demſelben/ und knuͤpffet euch an Chriſtum.
Was Chriſtus iſt und vermag/ wil er in- und durch euch
ſeyn. Der wird euch ein Hertze zu kaͤmpffen/ und auch
1. Joh. V.am Ende zu ſiegen verleihen und erhalten. Der Glau-
be iſt der Sieg/ der die Welt uͤberwindet. Der
das
das gute Werck in euch angefangen/ der wirds auchPhil. I. 6,
vollfuͤhren/ biß an den Tag JESU Chriſti.
Die andere Beſchaffenheit eines vollkommenen
Ritters JESU CHRJSTJ iſt die verbundene
Dienſt-Fertigkeit. Jch habe meinen Lauff vol-
lendet. Paulus ſihet auff den Lauff ſeines Amptes.
Was und wie jhm Chriſtus denſelben zufuͤhren anbe-
fohlen/ ſo hat er jhn angefangen und vollendet. Er
war ein allgemeiner Lehrer. Seine Inſtruction bezie-
lete die gantze Welt. Er muſte einem jeden/ von Ge-
wiſſens-wegen/ wie GOTTES Ehre und deſſelben
Heil es erfoderte zu lauffen/ und zu Dienſte ſeyn. Jch/2. Cor. XI. 23.
ſagt er/ habe mehr gearbeitet/ ich habe mehr Schlaͤ-
ge erlidten/ ich bin oͤffter gefangen/ offt in To-
des-Noͤten geweſt: Jch habe offt gereiſet/ ich bin26.
in Faͤhrligkeit geweſen zu Waſſer/ in Faͤhrligkeit
unter den Moͤrdern/ in Faͤhrligkeit unter den Juͤ-
den/ in Faͤhrligkeit unter den Heyden/ in Faͤhr-
ligkeit in den Staͤdten/ in Faͤhrligkeit in den Wuͤ-
ſten/ in Fahrligkeit auff dem Meer/ in Faͤhrlig-
keit unter den falſchen Bruͤdern. Jn Muͤhe und27.
in Arbeit/ in viel Wachen/ in Hunger und Durſt/
in viel faſten/ in Froſt und Bloͤſſe. Ohne was ſich28.
ſonſt zutraͤgt/ nemlich daß ich werde taͤglich ange-
lauffen/ und trage Sorge fuͤr alle Gemeinen.
Wer iſt ſchwach? Und ich werde nicht ſchwach?29.
Wer wird geaͤrgert/ und ich brenne nicht? Das
eine weiſet auff den hoͤchſten Nachdruck ſeiner Dienſt-
fertigkeit/ wenn er ſagt: Jch habe gewuͤntſchet ver-Rom. IX. 3.
bannet zu ſeyn von Chriſto/ fuͤr meine Bruͤder.
Alſo heiſt Lauffen in ſeinem Ampte mit hoͤchſten Fleiß/
B iijohne
Phil. II. 16.ohne Verdruß dienſtbar ſeyn. Deßwegen iſt Paulo
Lauffen und Arbeiten eines. Lernet weiter/ was einem
Ritter JESU CHRJSTJ eignet. Er muß einem
jeden Chriſtlicher Weiſe dienſtbar ſeyn/ und nicht ſo wol
ſich als andern zum Beſten Leben. Der irꝛdiſche Ritter-
und Adel-Stand ſucht einen groſſen Ruhm im Reiſen.
Jch weiß nicht/ ob ich das Reiſen mehr verwerffen/ als
loben ſoll. Das weiß ich wol/ daß die itzige Art ins ge-
mein zu reiſen/ nicht zu lobwuͤrdig/ ſchweige/ nuͤtzlich
iſt. Entweder ſie geſchicht/ weil die Reiſende noch zu
jung ſind. Unſere Weh-Muͤtter wiſſen/ daß einem
zarten Windel-Kinde das Haͤuptlein rund und lang/
nach dem man die Windeln einrichtet/ gebildet werden
kan. Schreibet man nicht auff ein weiſſes Papier was
man wil? Es iſt Gefahr dabey/ wo ſie nicht viel Fami-
lien beweinen/ daß man Kinder in die Ferne geſchickt
mit noch unbeſtetigtem Verſtande/ am Gemuͤthe wie
ein weiſſes Papier/ und ſie wiederum nach Hauſe be-
kommet mit verkehrtem Gemuͤthe und eingedruͤckten
Characteren der hoͤchſten Boßheit. Jch weiß nicht/
obs ein vernuͤnfftiges/ ſchweige/ Chriſtliches Menſch
glaubet/ daß man Sodom zum Vater-Lande auff eine
Zeit und Tugend und GOTTES-Furcht zu erler-
nen/ erwehlen muͤſte. Oder man ſtellt die Reiſen an/ um
was ſonderliches zu ſehen und zu lernen/ damit man in
Diſcurſen beliebt/ und in den Ubungen deß Leibes ge-
ſchickt ſey. Es iſt eine groſſe Thorheit/ Seele und Leib/
um eines eitelen Geſpraͤches und einer vergaͤnglichen
Ubung deß Fleiſches willen/ in ſo weitlaͤufftige Gefahr
ſetzen. Oder man reiſet/ der Voͤlcker Sitten/ der
Provinzien Gewonheit und Geſetze/ der Hoͤfe Art zu
herꝛ-
herꝛſchen und zu dienen/ zu lernen. Darauß wil man
jhm/ ſeinem Vater-Lande zu Nutze/ einen treuen Pa-
trioten abzugeben/ eine weitlaͤufftige Wiſſenſchafft
verſchaffen. Die Meinung iſt zu loben; Ob ſie aber
entlicher Weiſe zu practiciren/ moͤgen andere urthei-
len. Ein Pilgrim wird nimmer in die Heimligkeiten
eines Regiments zu kuͤcken Freyheit finden. Und ſo
ers findet/ was nutzet es? Villeicht kommet er nimmer
ein gantz Reich zu beherꝛſchen. Vielleicht darff er keine
Neuerung einfuͤhren. Vielleicht iſt der Zuſtand deß
Vater-Landes alleine heilger/ nuͤtzlicher und beſſer/
denn/ daß er durch eine frembde Tuͤcke und Leichtſinnig-
keit entheiliget und veraͤrgert werden duͤrffe. Mich
wundert/ daß man ſo viel Zeit/ Geld und Gefahr auff
das wendet/ was dem Vater-Lande nicht nuͤtzet. Al-
lermeiſt aber/ daß man der Gottſeeligkeit gantz vergiſt.
Ein Gottſeeliger Ritter JESU Chriſti muß einen
Lauff und Reiſe anſtellen/ die GOTTES Ehre ſei-
ner Seelen Heil und deß Vater-Landes Nutzen befoͤ-
deret. Er hat drey Koͤnigreiche zu beſuchen. Eines im
Himmel/ das andere im Gewiſſen/ das dritte in der
Gemeine der Heiligen. Sein einiger Hof-Meiſter iſt
der Heilige Geiſt. Seine Gefaͤrten ſind Glauben und
Gebet. Jm Himmel hat er den Willen ſeines GOttes/
ſeine Regierung aller Dinge und Vaͤterliche Fuͤrſorge
zu erlernen. Jm Gewiſſen muß er alle ſeine Luͤſte/ Ge-
dancken/ Willen und Fuͤrnehmen erforſchen/ und die-
ſelbe nirgends anders zu gewehnen/ denn daß ſie dem
Willen GOTTES einſtimmig werden/ ſeiner Re-
gierung beypflichten/ und ſich ſeiner heiligen Fuͤrſorge
unterwerffen. Jn der Gemeine der Heiligen findet er
Koͤni-
Koͤnige/ Oberen/ ſeines Gleichen/ Niedrigere als er/
Arm und Reiche/ Gluͤckſeelige und Ungluͤckſeelige.
Sie gehen alle GOTT und jhn an. Sie ſind mit ei-
ner Freundſchafft deß Chriſtenthums einander ver-
knuͤpfft. Eines iſt deß andern Glied. GOTT iſt aller
Vater und verſorget ſie. Sie muͤſſen ſich alle unter ſei-
nen Willen beugen/ und Jhn fuͤr jhren Koͤnig erkennen.
Sie ſind alle untereinander einer deß andern Knechte/
es ſey in was fuͤr einer Hierarchi und Abſehen es wolle.
Sie wollen alle in der Welt Gnade und Wolſtand und
droben Seeligkeit haben. GOTT wil einem jeden
gnaͤdig ſeyn. Ein jedes ſoll GOTT gehorſamen/ ſei-
nen Nechſten ſo wol als ſich ſelbſt in acht nehmen/ damit
er im Himmel GOTTES Wolgefallen erfuͤlle/ und
ſein eigen Gewiſſen unverletzet behalte. So ſolten die
Gottſeelige Ritter JESU CHRJSTJ lauffen
und reiſen. Sagt mir/ wuͤrde nicht ein jeder allen
dienſtbar ſeyn? Wuͤrde nicht das Vater-Land in allen
Staͤnden zum Paradieſe werden/ und in die alte guͤldene
Zeit treten? Wuͤrde nicht das Chriſtenthum recht koͤſtlich
1. Theſſ. IV.werden? Jhr habt alle den Befehl. Lieben Bruͤder!
1.wir ermahnen euch in dem HERRN JESU/
2.nach dem jhr von uns empfangen habt/ wie jhr ſol-
let wandeln und GOTT gefallen/ daß jhr immer
voͤlliger werdet. Denn jhr wiſſet/ welche Gebot
wir euch gegeben haben durch den HERRN
JESUM. Die Art aber/ wie man reiſen ſolle/
Col. I. 9.ſtehet anderwerts: Jch hoͤre nicht auff zu beten/ daß
10.jhr erfuͤllet werdet mit Erkaͤntnuͤß ſeines Willens/
in allerley geiſtlicher Weißheit und Verſtand.
Daß jhr wandelt wuͤrdiglich dem HERRN zu
allem
allem Gefallen/ und fruchtbar ſeyd in allen guten
Wercken. Das iſt die Liebe/ daß wir wandeln2. Joh. 6.
nach ſeinem Gebot. Das iſt das Gebot/ wie jhr
gehoͤret habt von Anfang/ auff daß jhr daſelbſt in-
nen wandelt. Lernet GOTT auß ſeinem Worte
recht erkennen. Befleiſſiget euch eines guten Gewiſſens
gegen GOTT/ jederman und euch ſelbſten und bewei-
ſet daſſelbige in alle euren Wercken. Beharret in dem
Gehorſam ſeines Willens. Das iſt der Lauff/ den ein
Gottſeeliger Ritter JESU CHRJSTJ vollen-
den ſoll.
Die dritte Eigenſchafft iſt die redliche Treu
und Auffrichtigkeit. Jch habe Glauben gehalten.
Paulus hatte ſeinem JESU ſich verſchworen/ daß er
die Lehre deß Evangelii und den ſeeligmachenden Glau-
ben alſo/ wie ers von jhm empfangen/ redlich und un-
verfaͤlſcht behalten/ und jhm darinne unter aller Gefahr
biß ans Ende treu bleiben wolle. Sein Eifer blicket
auß den harten Worten: So wir/ oder ein EngelGal. I. 8.
vom Himmel euch wuͤrde das Evangelium predi-
gen anders/ denn das wir euch geprediget haben/
der ſey verflucht. Mit dieſem Nahmen wolte er be-
ruͤhmet ſeyn: Dafuͤr halte uns jederman/ nemlich1. Cor. IV. 1.
fuͤr Chriſtus Diener und Haus-Halter uͤber
GOTTES Geheimnuͤß. Nun ſuchet man2.
nichts mehr an den Haus-Haltern/ denn daß ſie
treu erfunden werden. Sein Fuͤrſatz war eher ſter-
ben/ als den Glauben fallen laſſen. Weil wir denſel-2. Cor. IV. 13.
ben Geiſt deß Glaubens haben/ nach dem geſchrie-
ben ſtehet: Jch glaͤube/ darum rede ich. So14.
glauben wir auch/ darum reden wir auch. Und
Cwiſſen
wiſſen/ daß der/ ſo den HERRN JESUM
hat aufferweckt/ wird uns auch aufferwecken durch
JESUM. Deßwegen ruͤhmt er jetzo: Jch habe
den Lauff vollendet. Nehmets zu Hertzen.
Ein Gottſeliger Ritter JESU CHRJSTJ/
muß in ſeinem Glauben treu/ redlich und biß ans Ende
auffrichtig ſeyn. Es iſt kein Sieg/ wo man nicht biß
ans Ende kaͤmpffet: Kein Lohn/ wo man nicht biß auff
den Abend arbeitet; Keine Cron deß Lebens/ wo man
Apoc. II.nicht im Glauben treu verbleibet. Sey getreu biß in
den Tod/ ſo wil ich dir die Crone deß Lebens ge-
ben. An der Treu muß die Redligkeit und Auffrichtig-
keit hangen. Es ſind boßhafftige und Gott- und Ge-
wiſſens-loſe Gemuͤther/ welche ein anders im Hertzen
glauben/ ein anders mit den Worten bekennen. Das
ſind verworffene Leute. Sie gehoͤren JESUM
Pſ. XV. 1.nichts an. HERR? wer wird wohnen in deiner
2.Huͤtten? Wer wird bleiben auff deinem heiligen
Berge? Wer die Wahrheit von Hertzen redet.
Der Glauben kan auff zweyerley Weiſe verlaſſen wer-
den/ entweder/ wenn man denſelben durch eine frembde
Bekaͤntnuͤß veraͤndert/ oder/ wenn man jhn durch ein
ſchaͤndliches Leben zerbricht. Jhr Gottſeeligen Ritter
JESU CHRJSTJ muſt keines thun/ weder von
eurer Bekaͤntnuͤß abfallen/ noch eure Bekaͤntnuͤß mit
einiger Schand-That beſchimpffen. Wer mich be-
kennet fuͤr den Menſchen/ den wil ich auch bekennen fuͤr
meinem him̃liſchen Vater/ ſagt Chriſtus.
Wir kommen nun auff euch/ jhr Seeligſter und
alles Preiſſes Wuͤrdigſter Herꝛ von Zedlitz. Man
weiß wie ruhmwuͤrdig jhr euren alten Ritter-Stand
nach
nach dem Anſehen der Welt beſeſſen. Jch laſſe die Al-
ten gar gerne den Unterſcheid machen unter (den raris-
ſimis) den ſeltzamſten Rittern/ welche von einem neuen
Kaiſer zum Streit fuͤr das Reich und Beobachtung der
Gerechtigkeit fuͤr Witwen und Weiſen geſchaffen wor-
den; Unter (den Precioſiſſimis) den theurſten Rit-
tern/ welche dieſe Wuͤrde im erſten Angriff deß Kampf-
fes erwarben; (den Digniſſimis) den Wuͤrdigſten/
welche beym Grabe deß HERRN gewachet/ und fuͤr
die Kirche und Religion Chriſti zu ſtreiten verbunden
worden. Jch bleibe alleine bey eurem guten Chri-
ſtenthum/ welches jhr in allen Faͤllen beobacht. Jhr
waret alles miteinander/ der ſeltzamſte/ der teurſte/ der
wuͤrdigſte Ritter JESU Chriſti. JESUS ſchlug
euch dazu in ſeinen Wunden/ darinnen Er euch ſein
gantzes Verdienſt und Seepter ſeines Reiches in der
Widergeburt mittheilete. Andere moͤchten mit den
weltlichen Ritter Titeln prangen. Euch ſtunde fuͤr alle
Titul/ was jhr ein Chriſte heiſſen und ſeynkuntet. Eur
hoͤchſtes Kleinod war der allein ſeeligmachende Glaube.
Damit hefftetet jhr euch an Chriſtum/ und Chriſtus
hielt an euch. Satans Liſt und Tuͤcke ſind zu ſchanden
worden. Jhr habt jhn uͤberwunden. Der Welt jhre
Lockung/ Schmeicheley und Grauſamkeit muͤſten leer
abziehen. Jhr untertratet ſie. Euer Fleiſch machte
euch vergebene Muͤh. Jhr truget eure Seele taͤglich in
Haͤnden/ lieber zu ſterben/ denn fuͤrſetzlicher Weiſe
euch dem Satan/ Welt und Fleiſche uͤberwunden zu ge-
ben. Jhr habet einen guten Kampff gekaͤmpffet. Jhr
haͤttet euren Lauff in der Handleitung deß Geiſtes und
Geſellſchafft deß Glaubens und Gebetes wol eingerich-
C ijtet.
tet. Jhr befandet euch taͤglich in dem Koͤnigreiche deß
Himmels bey GOTT/ und uͤbetet euch immer mehr
in der Erkaͤntnuͤß ſeines Willens und ſeiner Regierung.
Jhr durchwandertet taͤglich das Koͤnigreich eures guten
Gewiſſens/ um hierinnen vollkommen zu werden/ alles
nach deſſen erleuchteten Maßgeben fuͤrzunehmen. Jhr
waret allezeit in dem Reiche der Gemeinſchafft der Hei-
ligen gegenwaͤrtig. Jhr ſahet wie gekroͤnte Haupter/
eures gleichen/ und die geringſten alle aneinander als
Glieder in Chriſto hingen/ und jhr mit allen in Chriſto
einer/ und allen nach GOTTES/ mit gutem Ge-
wiſſen zu dienen verbunden waͤret. Tretet auff/ die jhr
koͤnnet/ wem hat er in ſeinen 56. Jaͤhrigen Landes-
Dienſten ſeines Rathes und ſeiner Huͤlffe benoͤthiget ge-
ſehen/ und nicht geleiſtet? Redet jhr Haͤuſer deß HErꝛn
und du geſam̃tes Kirchen-Weſen/ wie eifrig er ſich der
Ehre GOTTES und ſeiner Kirchen Heil angenom-
men. Bekennets jhr heiligen Stuͤle/ der Koͤnigliche
Mann und Ober-Gerichte/ wo war ein verwirꝛter
Fall/ den er nicht auffwickelte/ ein Kummer/ den er
nicht linderte/ ein Mittel der hoͤchſten Obrigkeit ſeine
gehorſamſte Treu und dem Vater-Lande einige Dienſte
zu erweiſen/ daß er nicht auch mit der hoͤchſten Gefahr
außgefuͤhret? Saget ein anders/ wers mit gutem Ge-
wiſſen thun kan/ oder ich bleibe/ wi es nicht anders ſeyn
kan/ dabey/ daß er ſeinen Lauff wol vollendet. Was
ſoll ich von eurer Glaubens-Treu und Auffrichtigkeit
ſagen? Das gantze Land weiß es/ daß jhr kein Heuchler
waret. Wie jhr glaubetet/ ſo redetet jhr. Es iſt zu we-
nig/ wenn ichſage/ jhr waret ein Alt-Teutſcher. Jch
muß ſagen/ jhr waret ein alter Chriſte. Jhr habt in
eurem
eurem Glauben nimmer gewancket/ man bot euch Ehre
oder Schmach/ Gluͤck oder Ungluͤck an. Euch/ jhr
Ehrwuͤrdigſter Ritter JESU CHRJSTJ/
gebuͤhret der Ruhm biß in euer Grab: Jhr habt Glau-
ben gehalten.
Wir ſchreiten weiter/ und betrachten/ einen voll-
kommen und recht Chriſtlichen Ritters-Mann
II. Nach ſeiner Belohnung.
Hinfort iſt mir beygelegt/ die Krone der Gerech-
tigkeit/ welche mir der HERR/ der gerechte
Richter an jenem Tage geben wird. Paulus ziehlet
wiederumb auff die Braͤuche der Heyden. Jene hatten
in jhren Kampff-Spielen gewiſſe auffgeſetzete Kronen
von Epheu/ Lorbern und dergleichen. So balde/ als
der Kampff angienge/ wurden die Kronen beygeleget
fuͤr den/ welcher gewinnen wuͤrde. Um dieſer vergaͤng-
lichen Belohnung willen ſchoneten die Kaͤmpffer keiner
Muͤhe und Gefahr. Das meinet Paulus: Ein jegli-1. Cor. IX. 25.
cher aber der da kaͤmpffet/ enthaͤlt ſich alles Din-
ges/ jene alſo/ daß ſie eine vergaͤngliche Krone
empfahen. Es war an der Krone nicht genug/ ſon-
dern ſie wurden auch mit Blaͤttern und Blumen gezieh-
ret/ zum Zeugnuͤß/ daß jhre Tugend nicht ſterben muͤſ-
ſe. Die Heyden hielten ſo viel auff die Belohnungen
der Tugend/ daß ſich Cicero zuſchreiben unterwunden/
es koͤnne keine Reſp. beſtehen/ wo der Tugend kein
Lohn/ und den Laſtern keine Straffe beſtimmet iſt.
Hippodamus nennet dieſe Reſp. die ſeeligſte/ wo de-
nen Wolverdienten mit gebuͤhrender Ehre begegnet
wird. Daher entſprangen bey den Roͤmern zur Zeit
deß Krieges/ die Krieges-Geſchencke/ Fahne/ Triumph-
C iijBogen
Bogen und die laurirten Briefe; Wie zur Friedens-
Zeit die Tituli, Bilder und Ehren-Seulen. Nun
ſchloß Paulus: Wenn die Menſchen jhre treue Kaͤmpf-
fer alſo belohnen wollen/ muß GOTT gewiß noch viel-
mehr geneigter ſeyn/ einen jeden glaͤubigen Streiter
Pſ. LXI. 6.zu belohnen. Das iſt GOTTES alter Ruhm: Du
belohneſt die wol/ die deinen Nahmen fuͤrchten.
Deßwegen heiſt Er ein gerechter Richter. GOTT
hat ſich in ſeinem Worte verbunden/ Er wolle einem je-
den nach ſeinen Wercken lohnen. Jſt GOTT gerecht/
2. Theſſ. I. 6.ſo muß Er ſein Wort halten. Es iſt recht bey GOtt/
7.Truͤbſal vergelten denen/ welche euch Truͤbſal an-
thun/ euch aber/ die jhr Truͤbſal leidet/ ruhe mit
uns. Eine Krone iſt Paulo das nicht allein/ was jhm
ſeine Schlaͤffe umzingeln ſolte. Eine Krone iſt ein Zei-
chen deß gantzen Reichs. Wer die Krone hat/ hat auch
ein gantzes dazu gehoͤriges Reich. Paulus wuſte/ daß
jhm zur Belohnung das gantze him̃liſche Reich der Eh-
re/ Freud und Herꝛligkeit von Ewigkeit her außgeſe-
tzet war. Dieſe heiſſet er eine Krone der Gerechtigkeit/
weil ſie jhm von Rechts wegen gebuͤhrete: Nicht nach
der Gerechtigkeit ſeiner Verdienſte/ welche er allemal
auff die Seite ſetzete/ wenn er ſagte: Nicht auß den
Wercken/ daß ſich nicht jemand ruͤhme/ ſondern
nach der Gerechtigkeit deß Verdienſtes Chriſti
und ſeiner Verheiſſung. Wenn Paulus an dieſe Kro-
ne gedachte/ ſahe er einen gantzen Himmel voll Freude/
Ehre/ Wolluſt und Herꝛligkeit fuͤr ſich zur Belohnung.
Es leuchtete jhm der Tag deß Gerichtes immer in die
Augen. Es mochte jhm begegnen was es wolte. Jch
1. Cor. IV.vergeſſe/ ſagt er: Alles was dahinten iſt/ und ſtre-
cke
cke mich nach dem das dafornen iſt. Die Welt
mochte jhn auff allen Richter-Stuͤhlen verdammen.
Mir iſts/ ſagt er/ ein Geringes/ daß ich voneuch
gerichtet werde/ oder von einem menſchlichen Ta-
ge. Der HERR iſts/ der mich richtet. Die Thraͤ-
nen wurden jhm zum Jubel/ die Schmach zur Ehre/ die
Marter zur Kurtzweil/ der Tod zu einem Spiel/ wenn
jhm dieſe Crone in die Augen leuchtete. Hievon warff
er ſeine Augen auff die Gemeine der Heiligen: Nicht
mir aber alleine/ ſondern auch allen/ die ſeine Er-
ſcheinung lieb haben. Alle/ die in CHRJSTO
JESU ſind/ ſind Kaͤmpffer/ Laͤuffer und treue Leu-
te. Sie erweiſen eine Pflicht. GOTT wil jhnen ei-
nerley Gnaden-Belohnung geben. Paulus faſſet weit-
laͤufftige Dinge in die einige Liebhabung der Erſchei-
nung Chriſti. Er brauchet deß Geiſtes Oratori, und
beſchreibet das vorige mit kurtzen/ aber weit außſehen-
den Worten. Die Erſcheinung Chriſti hat jhre beſon-
dere Arten. Als Er/ der Sohn GOTTES ſich
durch die Jungfraͤuliche Geburt im Fleiſch offenbarete/
erſchiene Er fuͤr uns. Wenn Er durch das Am̃t deß
Geiſtes im Glauben ſich mit uns verbindet/ uns nach
ſeinem Willen bildet/ und in uns eine Geſtalt gewon-
nen/ ſo erſcheinet Er in uns. Dieſes wird hier nicht
gemeinet. Es iſt noch eine andere Art der Erſcheinung
fuͤr uns/ entweder als unſer Fuͤrſprecher uns bey
GOTT zu vertreten/ oder als unſer Richter. Dieſe
richterliche Erſcheinung an dem letzten Tage der Ver-
geltung und Rache iſt die ein Chriſte lieb haben muß. Es
ſind gewiſſe Urſachen. Jn dieſer Erſcheinung wird der
HERR ſein Volck ewig freyſprechen von aller Schuld.
Das
Das Lam/ das geſchlachtet worden/ erſcheinet als Rich-
ter. Was Er fuͤr Blut auß denen Wunden gegeſſen/
derer Narben als die Sonne glaͤntzen werden/ in dem-
ſelben wird ſein Schuld-Buch und alle Schulden ewig
getilget ſeyn. Jn dem Urtheil ſoll die ewige Freyſpre-
Matt. XXV.chung beſtehen: Kommet her jhr Geſegneten. Wer
wolte dieſe Erſcheinung nicht lieben? Uber dieſes ſoll
ſeines Volckes Unrecht in dieſer Erſcheinung die ge-
wuͤntſchte Rache erlangen. Wie lange muß der Gerech-
te in dieſer Zeit leiden? Er klagt/ man huͤlfft nicht. Er
ſeufftzet/ und wird nur verlacht. Man pflegt viel Eh-
ren-Kronen auß ſeiner Schmach und Schande zu bil-
den/ und achtets nicht/ wie er vertirbet. Dieſes alles
waͤret nur biß zum Tage der Erſcheinung. Jn dem ſu-
chet Chriſtus die Ehre ſeiner Frommen auß dem Stau-
be/ und kleidet jhre Feinde mit Schande ewiglich. Wie
die Frommen ewig jauchtzen/ ſo fuͤhlen die Gottloſen die
Rache GOTTES mit ewigem Ach und Weh. Jch
frage euch/ ſolte einer dieſe Erſcheinung nicht lieben?
Faſſet dieſes zu Hertzen. GOTT laͤſt Jhm nicht umb-
ſonſt dienen. Wer Jhm treu iſt/ dem iſt Er wieder
treu/ in dem Er jhm haͤlt/ was Er verſprochen hat.
Durch die Verheiſchungen wird GOTT zu einem
Schuldener aller Frommen. Die Verheiſchung weiſet
auff die Frucht ſeiner Gnade. Das iſt der Lohn der
Froͤmmigkeit. GOTT iſt alles in allem. Er weiß kei-
nen beſſern Lohn/ als wenn Er ſich den Frominen ſelber
Gen. XV. 1.gibt. Jch bin dein ſehr groſſer Lohn. Sihe/ der
Eſ. XL. 10.HERR kom̃t gewaltiglich. Siehe/ ſein Lohn iſt
bey jhm/ und ſeine Vergeltung iſt fuͤr jhm. Dem/
der GOTT hat/ kan nichts mangeln. Jſts nicht alle-
mal
mal/ daß er am Beſitzthum deß Jrꝛdiſchen reich iſt/ ſo
iſt er deſto reicher in GOTT. Was andern Welt-Be-
gierigen mangelt/ das beſitzet er ſchon durch ſeine Ver-
gnuͤgung. Sein groͤſtes Reichthum iſt die Hoffnung.
Jn der hat er GOTT/ die Krone deß Lebens/ den
neuen Himmel und die neue Erden. Werdet nun nicht
muͤde in eurer GOTTES-Furcht/ jhr frommen
Seelen! So gewiß euer GOTT iſt/ ſo gewiß iſt euer
Lohn. Es iſt ein GOTT/ eine Krone/ ein Himmel/
ein Tag zu gewarten. Dieſes einige wird ſich in der
Ewigkeit endigen. GOTT wil ſeine Krone/ ſeinen
Himmel euch zur ewigen Belohnung endlich ſchencken.
Gehets uns gleich nicht allemal/ wie wirs in der Welt
haben wollen/ ſo wiſſen wir/ daß es uns ewig im Him-
mel alſo gehen wird/ wie es uns GOTT verſprochen.
Wir ſind Kinder der Heiligen/ und warten auffTob. II. 17.
einander Leben/ welches GOTT geben wird de-18.
nen/ ſo im Glauben ſtarck und feſt bleiben fuͤr
Jhm. Hinfort iſt uns beygelegt die Krone der Gerech-
tigkeit/ welche mir der HERR/ der Gerechte Richter
geben wird.
Ein recht-Chriſtlich und vollkommener Ritters-
Mann muß den Himmel fuͤr Jhm allezeit offen/ den letz-
ten Tag in allen Augen-Blicken und die Krone deß
Richters immer im Hertzen haben. Wir kaͤmpffen1. Cor. IX. 25.
umb eine unvergaͤngliche Krone. Eines ſage ich/Phil. III. 13.
ich vergeſſe was dahinden iſt/ und ſtrecke mich zu14.
dem/ das dafornen iſt/ und jage nach dem fuͤrge-15.
ſteckten Ziel nach dem Kleinod/ welches fuͤrhaͤlt
die him̃liſche Beruffung GOTTES in Chriſto
JESU? Wie viel nun unſer vollkommen ſind/
Ddie
die laſt uns alſo geſinnet ſeyn. Unſer Wandel iſt
im Himmel/ von dannen wir auch warten deß
Heilandes JESU Chriſti deß HERRN/ wel-
cher unſern nichtigen Leib verklaͤren wird/ daß er
aͤhnlich werde ſeinem verklaͤrten Leibe. Wir koͤn-
nen unſere Liebe gegen die Erſcheinung JESU Chriſti
nicht anders uͤben und erklaͤren. Es iſt kein beſſer Mit-
tel fuͤr dem Zuruͤckfall und Abſpringung von unſerm
Kaͤmpffen/ Lauffen und Auffrichtigkeit deß Glaubens/
als wenn wir den Himmel/ den letzten Tag/ die Krone
deß Lebens allezeit im Hertzen haben. Thomas/ ein
fuͤrtrefflicher Lehrer/ ſtellet die Welt mit drey Kronen
fuͤr. Eine iſt von den Blumen der Geilheit ge-
macht; Die andere iſt auß dem Gold-aͤhnlichen Meſ-
ſing deß Geitzes gegoſſen; Die dritte/ von den Aeſten
der Hoffart zuſammen geflochten. Dieſe zeiget ſie uͤber-
all denen/ bey welchen einiger Ernſt der Gottſeeligkeit
verſpuͤhret wird. Es iſt eine Fabel/ welche aber heute
gnug in der Erfahrung ſchwebet. Atalanta war eine
unvergleichliche Laͤufferin/ derer Schenckel jhr keine
Krone verſageten. Hippomenes, ein nicht ungelaͤuff-
tiger Juͤngling/ traute mehr auff ſeine Liſt/ als Ge-
ſchwindigkeit. Die Krone war auff die Ereilung deß
Zieles geſetzet. Sie lieffen beyde. Wenn Atalanta et-
was zuvor kam/ ſchmieß Hippomenes guͤldene Aepf-
fel auß. Sie traute jhren Fuͤſſen/ und geluͤſtete nach
dem Golde. Daruͤber verlohr ſie das Ziel und jhre Kro-
ne. Machts die Welt was anders? Es lauffe einer den
Weg der Gebote GOTTES/ ſo eifrig als er wil.
Schmeiſt man jhm nicht guͤldne Aepffel in Weg/ um
jhn zu ruͤcke zu halten? Es hat jhm macher Hirte uͤber
dieſen
dieſen Worten faſt die Augen außgeweinet: Jhr lief-Gal. VII.
fet fein/ wer hat euch auffgehalten der Wahrheit
nicht zugehorchen. Habt nur GOTT/ Himmel/
den letzten Tag und die Krone deß Lebens in Hertzen/
ſo wird die Welt jhre Betruͤgerey wol vergebens an-
wenden. Jſt der letzte Tag und das Gerichte fuͤr Au-
gen/ was huͤlffts/ um Geld und Wolluſt willen/ GOtt
verlaſſen? Wer fraget nach der Ehr und Hoheit in der
Welt/ wenn er die ewige Ehre im Himmel allezeit im
Hertzen traͤget? Denn ſtincket einem ſolchen Ritter al-
les in der Welt an/ weil ſeine Seele voll him̃liſchen Bi-
ſam iſt. Er iſt kein Kind/ daß er Glaͤſer zu Lohne an-
nihmt/ wenn er Perlen haben kan. Laſt mich/ Hoch-
werthe Zuhoͤrer ein Wort zu euch reden/ die jhr ent-
weder als Saͤulen deß Vater-Landes unter den offent-
lichen Laſten ſtehet/ und euch fuͤr Muͤdigkeit deß Alters
faſt beuget/ oder die jhr dazu in eurer Hoffnung auff-
wachſet. Werdet nicht verdruͤßlich ob ſo vielen Muͤh-
ſeeligkeiten/ bey denen Undanck der gemeinſte Lohn in
der Welt iſt. Wendet den Reſt euerer grauen Haare
und der abgezehreten Kraͤffte vollends froͤlich auff das
Heil deß Vater-Landes. Jhr dienet GOTTE/ was
jhr dem Vater-Lande treulich dienet. Seyd viel zu
großmuͤthig/ denn daß jhr auff dergleichen Verdruͤß-
ligkeiten acht haben wollet. Jhr habt ſchon einen Him-
mel in der Welt durch dieſe groſſe Ehre beſtigen. Der
andere iſt uͤber euch in der Herꝛligkeit offen. Da ſind
die Kronen zu Lohn fuͤr euch/ die man euch in der Welt
vielleicht nicht giebet. Dort wohnet der HERR/ der
euch euer Alter unterſtuͤtzen/ eure Treu beſchirmen und
euren Nahmen auch in der Welt im Segen behalten
D ijwil.
wil. Die jhr aber zur Hoffnung deß Heils im Vater-
Lande auffwachſet/ laſt euch den Letzten Tag/ den Rich-
ter/ den Himmel/ die Krone der Gerechtigkeit nimmer
auß eurem Hertzen. Jhr lebet in der Welt. Euer Stand
iſt weltlich. Die Welt bult euch gewaltig um eure Glau-
bens-Treu. Dort haͤlt ſie euch dar die Blumen-Krone
der Geilheit. Tretet ſie zu Boden. Es wird lauter ſtin-
ckender und ſchaͤndlicher Teuffels-Dreck darauß. Hier
zeuget ſie euch die meſſene Krone deß Geitzes/ und wirf-
fet euch viel guͤldene Aepffel ins Geſicht. Verſchmaͤhet
ſie jhr/ ſolt eure Seeligkeit vergeitzen/ und das ver-
gaͤngliche Gold fuͤr GOtt annehmen. Hier koͤm̃t ſie
mit der aͤſtichten Krone der hoffaͤrtigen Ehren-Titeln
und Stellen. Wendet die Augen von dieſer Eitelkeit.
Wo iſt Lucifer, der Hoffaͤrtige? Wie biſt du gefallen/
du ſchoͤner Morgen-Stern? Sehet JESUM an.
Seyd dem treu. Er iſt ſo guͤtig/ daß Er wil/ und ſo
weiß/ und allmaͤchtig/ daß er euch in der Welt mit Eh-
re/ Segen und Freude belohnen kan. Bedencket an
jenen Tag der Rache und der Velgeltung. Die Jhm
hier nicht gut kaͤmpffen/ den Lauff vollenden/ wie ſie
jhn angefangen und den Glauben halten/ denen wil Er
nicht aͤherne Krone auff das Haupt nageln/ wie Alexus
Comnenus jenem Abtrinnigen that/ ſondern eine von
ewigen Feuer-Flammen auff Leib und Seele werffen.
Menſchen/ ſagte jener Kaiſer/ GOTT wird noch
ſchrecklicher Worte ſagen: Hier haſt du die Krone/
nach welcher du gerungen. Es mißgoͤnnet dir ſie
niemand. Geneuß deines ſo fehr verlangeten We-
ſens. Aber wie ſeelig wirds euch ſeyn/ wenn euch
GOTT das/ was euch hier gemangelt mit der unver-
welck-
welcklichen Krone der ewigen Herꝛligkeit vergelten wird.
Henricus der III. im Franckreich erwehlte jhm zu
ſeinem Bilde zwey Kronen/ die Polniſche/ und die
Frantzoͤſiſche/ uͤber welchen eine auß dem Himmel hin-
ge mit der Beyſchrifft: Manet ultima Cœlo, die letzte
wird im Himmel erwartet. Solte ich euch euer
Symbolum außmahlen/ ſo wolt ich euch die drey Kro-
nen im Koth auff der Erden/ und eine Krone im Him-
mel mahlen. Meine Schrifft ſolte dieſe ſeyn: Manet
optima Cœlo. Die beſte iſt im Himmel.
Sehet unſern ſeeligſten Herꝛn von Zedlitz an.
Sein gerechter Richter und JESUS war jhm eins.
Er konte ohne den nimmer ſeyn/ in welchem er lebete.
Sein Tag deß Gerichtes und der Erſcheinung/ waren
jhm alle Tage nahe. Er lebete ſtuͤndlich alſo/ wie er ſei-
nen Richter und dieſer jhn empfangen ſolte. Der Him-
mel war in ſeinem Hertzen und auch fuͤr ſeinen Augen.
Die Welt zeigte jhm die Krone deß Geitzes/ und ſtreue-
te jhm goldene Aepffel. Er trat ſie/ wie Moſes die Egy-
ptiſche/ mit Fuͤſſen. Er hatte Geld gnug/ weil er ei-
nen gnaͤdigen GOTT hatte. Sie bot jhm an die Kro-
ne der Uppigkeit. Er hat ſie in der Jugend alſo zerriſ-
ſen/ daß ſie jhm in Alter nimmermehr einkommen doͤrf-
fen. Sie ſtellte fuͤr die Krone der Hoffarth. Er ſahe ſie
nicht einmal an. Er hatte Ehre gnug/ daß er ein guter
Chriſte und treuer Patriote war. Damit gieng er auß
der Welt. Nun betrachtet ſeinen Lohn im Himmel.
Wie herꝛlich ſind ſeine Ehrwuͤrdige graue Haar gekroͤ-
net? Welche Guͤter deß Hauſes GOTTES beſitzet
er? Jn was fuͤr Wolluſt und Ehre lebet er nun ewig?Apoc. III.
12.
Der hier eine gute Saͤule deß Landes geweſen/ iſt dorte
D jijunter
unter den Pfeilern deß neuen Jeruſalems/ und traͤgt den
neuen Nahmen CHRJSTJ.
Nicht mir/ nicht mir aber allein/ wiederfaͤhret ſol-
ches/ ſagt unſer ſeeligſter Herꝛ/ ſondern auch euch/
meinen lieben Kindern/ ſolls begegnen. Jhr habt keine
Urſachen zur Traurigkeit. Er hat in der Gnade GOt-
tes und in Ehren gelebet/ ſo lange er gelebet. GOTT
ließ jhm den Tod nicht eher begegnen/ als biß er den
hoͤchſten Zweck deß Lebens erreichet. Das danckbare
Vater-Land wird ſeinen Nahmen nicht vertreten. Er
lebet fuͤr GOTT in ewiger Herꝛligkeit. Das war jhr
liebſter Herꝛ und Vater. Die Krone/ die er traͤget/
wartet euer im Himmel. Habet Chriſti Erſcheinung
Lieb. Verſchmaͤhet dieſe Eitelkeit. Kaͤmpffet den gu-
ten Kampff beſtaͤndig/ lauffet die Bahn der Gottſeelig-
keit biß zu Ende. Bleibet GOTT im Glauben getreu.
Der HERR JESUS helff es euch/ und kroͤne euch
hier mit Gnaden/ dort mit Herꝛligkeit. Amen.
Notæ.
Lege Diodor. Sicul. in Biblioth.
Πολίτευμα vita civilis. Phil. III. 20. redditur: noſtræ
civitas, ubi cives ſumus, cœlum eſt, à Leigh. in Crit. S.
pag. 215. conf. Heinſ. not. in l. Πολιτέυσϑαι dicuntur non
modo qui publico aliquo munere funguntur. ſed etiam
privati homines: quod ad ea quidem attinet, quæ in
communi ad omnes ſpectant, qualia ſunt militia, religio,
& ſi qua ſunt ejusmodi. Beza in Actor. XXIII. i. Hino
collige vim mandati πολιτέυεσϑαι Phil. l. 27.
Vid. noſtrum Schmid. in prologom. ad Pindarum.
Nemo miles naſcitur, ſed hodie è ſolo principe, qui hanc
militaris auctor amenti poteſt atem ſibi reſumſit ejus erea-
tur. Höppinus. de Jur. Inſignium. p. 106. a.
(e) Aven-
Aventin. in Boicis l. 5. p. 401. Beſold. in Th. Pract. voc.
Ritter.
Lege de his omnibus accuratum Höpping. l. c. p. 105.
106. 96. a.
è Svevo Höpping. l. c. p. 456.
Vid. Middendorp. & Milleſium ap Höpping. l. c. p. 187.
188.
Textum integrum invenies apud Thomam ſerm. de
S. Stephano, & Bonaventuram ſerm. 2. de S. Bartho-
lomæo.
Nicetas Choniates l. i. hiſtor.
Typotius in Symbol. p. 93,Lebens- und Todes-Geſchichte/
Deß
Seligſten Herꝛn von Zedlitz.
EJn tugendhaff tes Gemuͤte gleichet
der Sonne. Es ſchmeiſt den ſchoͤn-
ſten Glantz der Tugenden und fuͤr-
trefflichen Dienſte von ſich/ und
weiß doch ſelber nicht/ daß es glaͤntzet. Der
weyland Hoch-Wol-Edelgebohrne/ Geſtren-
ge und Hochbenahmte Herꝛ/ Herꝛ Niclas
von Zedlitz auff Wilckau/ Frauenhain/
Pfaffen-Dorff und Rungenpuſch/ der bey-
den Koͤmgl. Erb-Fuͤrſtenthuͤmer/ Schweid-
nitz und Jauer/ Hochverdienter Ober-Recht-
Sitzer und Landes-Aelteſter/ wie auch deß
Hoch-
Hochloͤbl. Kayſer- und Koͤniglichen Mann-
Rechts Hothverordneter Hof-Meiſter und
Hof-Richter zur Schweidnitz/ hat wie eine
Sonne in dieſem Schweidniſch-Jauriſchen
Hemiſphœrio geſtanden/ und mehr Strah-
len ſeiner Tugend und guten Dienſte von ſich
leuchten laſſen/ als jhm eingebildet. Es iſt
an dem Urſprung ein groſſes Theil der Gnade
von GOTT und der Ehre in der Wele zu neh-
men.
Sein Hochgeehrter Herꝛ Vater war
(Tit.) Herꝛ Niclas von Zedlitz/ deß
Loͤbl. Koͤniglichen Mann-Gerichts der
beyden Fuͤrſtenthuͤmer/ Schweidnitz
und Jauer Hof-Meiſter und Hof-Rich-
ter zu Schweidnitz/ auß dem Hauſe Wil-
ckau im Schweidniſchen Kreiß.
Seine liebſte Frau Mutter (Tit.)
Frau Chriſtina/ gebohrne von Schel-
lendorffin/ auß dem Hauſe Lobendau/
in Liegnitſchen Fuͤrſtenthum.
Die Frau Groß-Mutter/ Vaͤter-
licher Seiten/ eine Schenckin auß dem
Hauſe Marſchwitz im Ohlauiſchen.
Die
Die Frau Groß-Mutter/ Muͤtter-
licher Seiten eine Uchtritzin/ auß dem
Hauſe Bersdorff im Hainiſchen.
Die aͤltere Frau Mutter/ Vaͤter-
licher Seiten eine Seidlitzin/ auß dem
Hauſe Kreiſau im Schweidnitſchen.
Die aͤltere Frau Mutter/ Muͤtter-
licher Seiten eine Schellendorffin/ auß
dem Hauſe Reiſicht.
Die Ober-aͤltere Frau Mutter/
Vaͤterlicher Seiten eine Heidin/ auß
dem Hauſe Lauterbach im Reichenbaͤchi-
ſchen.
Die Ober-aͤltere Frau Mutter/
Muͤtterlicher Seiten eine Rothkirchin/
auß dem Hauſe Panten im Liegnitſchen.
Die uhraͤltere Fr. Mutter/ Vaͤter-
licher Seiten eine Nimbtſchin/ außdem
Hauſe Steffenshain im Schweidnit-
ſchen.
Die uhraͤltere Frau Mutter/ Muͤt-
terlicher Seiten eine Schindelin/ auß
Edem
dem Hauſe Blumenau/ im Polckenhai-
niſchen.
Die uhr-ober-aͤltere Frau Mutter/
Vaͤterlicher Seiten eine Nimitzin/ auß
dem Hauſe Dirſchdorff im Nimbtſchi-
ſchen.
Die uhr-ober-aͤltere Frau Mutter/
Muͤtterlicher Seiten eine Zedlitzin/ auß
dem Hauſe Nimmerſat im Polckenhai-
niſchen.
Die vor-uhr-ober-aͤltere Frau Mut-
ter/ Vaͤterlicher Seiten eine Porſchni-
tzin/ auß dem Hauſe Tſchechen im Breß-
lauiſchen.
Die vor-uhr-ober-aͤltere Frau Mut-
ter/ Muͤtterlicher Seiten eine Pritwi-
tzin auß dem Hauſe Leßkowitz im Ohli-
ſchen.
Die vor-uhr-ober-aͤltere/ aͤltere
Frau Mutter/ Vaͤterlicher Seiten eine
Seidlitzin/ auß dem Hauſe Kuin im
Nimbtſchen.
Die
Die vor-uhr-ober-aͤltere/ aͤltere
Mutter/ Mitterlicher Seiten eine
Stangin/ auß dem Hauſe Erdmanns-
dorff im Hirſchbergiſchen.
Es koͤnnen die Ritterlichen Perſonen die
Kleinodier jhrer Ritterſchafft nicht ſo gezieree
haben/ als dieſer zuſammen gekettete Ring
ſo herꝛlicher und tugendhaffter Ahnen unſern
Seeligſten ziereten. Seinen Eingang in dieſe
Welt hielt er durch den Segen GOTTES
1588. im Monat April zu Gogelau auff dem
Ober-Forwege. Jn der Welt ſetzen viel jh-
ren Grund darinn/ daß ſie die (fumoſas Ima-
gines) beraucherteſten Bilder jhrer Ahnen
nach den Seculis zeigen koͤnnen. Unſers ſee-
ligſten Herꝛn Eltern gruͤndeten ſich auff ſolche
Eitelkeit nicht. Sie wolten eben ſo Chriſtlich
als Adelich ſeyn. Jhr einger Stam̃-Baum
war JESUS. Jhre ſeeligſte Ahnen die
Zahl der Erſt-Gebornen in Himmel. Jn je-
nen pfropffeten ſie jhn durch die heilige Tauffe/
daß er ſeinen Stand unter dieſen haben moͤch-
te. Die noch Kindiſchen Gemuͤther ſind dem
Golde aͤhnlich. Sie wollen wol durchgeſuchet/
und/ ehe ſie in jhre Feine ereten/ wol gepfle-
get werden. Als unſer Seeligſter in Windeln
E ijlag/
lag/ war er in den Hertzen der Chriſtlichen
Eltern ſchon ein Gottſeeliger und wolgerathe-
ner Mann. Denn dahin zielte jhr Gebet. Dem
Gebete folgete eine fuͤrſichtige Aufferziehung.
Der Grund wurde zu Wilkau in der Vaͤterli-
chen Auffſicht unter der Hand eines haͤußlichen
Præceptoris geleget. Die fuͤrtrefflichen Schu-
len Schweidnitz und Goldberg muſten das
angefangene Werck loͤblicher Weiſe außfuͤhren.
Er hat keine dieſer Schulen geſegnet/ ohne den
Nachruhm/ daß er ſeinen Lehrern gehorſam
geweſen/ ſeinen Schuͤlern ein gutes Exempel
gegeben/ ſich gegen GOTT Gottsfuͤrchtig er-
wieſen/ und ſich ſelbſt fleiſſig und zuͤchtig in acht
genommen. Es war ein feuriges Gemuͤth in
jhm/ daß ſein Centrum in der Hoͤhe hatte/
und ſich ſelbſt uͤberſtiege. Jm 16. Jahre ſeines
Alters begruͤſſete er die Franckfurtiſche Aca-
demi an der Oder. Die fuͤnff Viertel Jahre/
welche er allhier zubracht/ brachten jhn zu der
erſten Staffel aller Kunſt und Tugenden der
Verwunderung. Er ſahe den geoͤffnettn Pal-
laſt/ worinn Kunſt/ Tugend/ Ehr und die
hoͤchſte Gluͤckſeligkeit jhre Wohnung gemachet.
Dieſe ſetzten jhn nicht ſo wol in Verwunde-
rung/ als einen eiſernen Fleiß/ dahin zuſtre-
ben/
ben/ daß er in dieſem Palatio auch ſeinen eige-
nen Stand erwerben und behaupten moͤchte.
Jn dieſem Eifer bewarb er ſich umb das Buͤr-
ger-Recht der beyden Welt-beruͤhmten Acade-
mien Marpurg und Heidelberg. Jn jener
aber hatte er ſeine beſtaͤndige Wohnung viel
Jahr nach einander. Sein Umgang war mit
den unſterblichen Lichtern in dem Tempel der
heiligen Juſtiz, den Vultejis, Gœddeis, An-
toniis Matthæis, Kirchmannis, Dionyſiis
Gotofredis und Calvinis, derer Ruhm an-
ders nicht/ als mit der gelehrten Welt ſterben
wird. Er ließ andern die Mißart den Studiis
der Eitelkeit nachzugehen. Fuͤr ſich hieng er
als ein Schatten an dieſen Hoch-Gelaͤhrten
Koͤrpern. Jch halte dafuͤr/ dieſes/ daß man
unſern ſeeligen Herꝛn den Marpurgiſchen Stu-
denten genennet/ ſey ein weitlaͤufftiges Zeug-
nuͤß/ wie fleiſſig und geſegnet er ſeine Acade-
miſche Studia getrieben. Endlich zogen jhn die
Nothdurfften ſeines Wolſtandes/ oder viel mehr
deß Vater-Landes/ wieder nach Hauſe. Man
wird nicht irren/ wenn man ſaget/ das Va-
ter-Land habe in einer Perſon jhrer zwey zu-
ruͤcke bekommen einen vollkommenen Edel-
Mann und Juriſten. Niemand iſt jhm ſelbſt
E iijgeboh-
gebohren. Es iſt ein Pfliecht der Natur und
deß Gewiſſens/ ſich der Ordnung/ die der
HERR zur Vermehrung ſeines Geſchlechtes
geſetzet/ unterwerffen. Nicht lange nach ſei-
ner Anheimkunfft vermaͤhlete er ſich mit (Tit.)
Jungfer Hedewigis, gebohrner von Zedlitz
auff Peterjo. Dieſe Ehe war voller Friede/
Vergnuͤgung und Segen/ und hatte keinen
Mangel/ als die Langwierigkeit. Der Hoͤch-
ſte gab jhm ein Pfand dieſer Ehe/ welches er
nachmals an (Tit.) Herꝛn Hans Heinrich
Noſtitz auff Gaſſendorff und Nois/ Woh-
lauiſchen Landes-Hauptmann vermaͤhlet/
und nahm jhm ſeinen teuerſten Schatz durch
den zeitlichen Tod. Nachdem er deſſen Verluſt
gantzer acht Jahr betrauret/ erwehlete er jhm
zur andern Ehe-Gemahlin/ die (Tit.) Jung.
fer Urſula/ gebohrne von Rederin/ auff Ober-
Falckenhain. Er wuͤrde/ ſo er das Urthel zu
ſprechen genoͤchiget worden/ gewiß geſaget ha-
ben/ dieſe 37. Jahr jhrer Ehe ſeyn jhm nur
37. Tage geweſen. So gar war bey jhnen ein
Ja und Nein. Es war jhm kein Kummer ſo
groß/ den jhm dieſes Beyſpiel Gottſeeliger und
Tugendhaffter Ehe-Frauen/ durch jhre Be-
ſcheidenheit und Holdſeeligkeit nicht linderte.
Der
Der Hoͤchſte ließ jhnen jhren ehelichen Segen
biß in die ſtebende Zahl wachſen. Zwey Soͤh-
ne und eine Tochter ſuchten jhre Vollkommen-
heit durch den ſeeligen Tod balde im Himmel.
Die uͤbrigen beyden Herren Soͤhne leben
noch/ im Fuͤrſatz/ GOTT/ jhrem Vater-
Lande und der Ehre deß Herꝛn Vatern jhr
gantzes Leben zu opffern/ nebſt zweyen Frauen
Toͤchtern/ welche an Tugend und Gottſeelig-
keit den Edelen jhres Geſchlechtes nichts nach-
zugeben entſchloſſen ſind. Koͤnige konten fuͤr
Zeiten denen geſchickten Leuten keine beſſere
Gnade erweiſen/ welche ſie zu Verfolgung der
Tugend eifrig machte/ als daß ſie ſie mit denen
Batheis, oder Ritter-Guͤrteln/ welche mit
guͤldenen Bullen und andern Zeichen behangen
waren/ umguͤrtete. Die hoͤchſte Ehre war/
wann einer geguͤrtet einher gieng. Nun ſehen
wir auff die Gnade derer/ die die Stelle der
hoͤchſten Obrigkeit deß Vater-Landes vertre-
ten. Dieſe wolten einen geguͤrteten Ritter an
unſerm Seeligen haben/ der nicht ſo viel guͤl-
dene Bullas und Zeichen/ als ruhmwuͤrdige
Aempter truͤge. Jm Jahr 1613. wurde er
von dem ſeeligen deß heiligen Roͤmiſchen Reichs
ſemper frey/ Jhr Gnaden/ dem Herꝛn Graf
von
von Schafgotſch/ zum Præſide deß Koͤnigli-
chen Mann-Berichts erkohren. Er erwieſe/
daß er ſo wol modeſt, als klug zu ſeyn/ geler-
net hatte/ und ließ ſeiner Jugend/ auff Be-
redung deß (Tit.) Herꝛn David von Rohr/ im
Nahmen der Loͤblichen Herren Staͤnde/ lieber
den Titul eines Beyſitzers/ als Hauptes ſelbi-
gen Gerichtes/ einnoͤchigen. Die Fruͤchte/
welche er mit ſuͤſſer Zeitigkeit in dieſer Ver-
waltung ſchmecken ließ/ drangen ſo Seine
Hoch-Graͤffliche Gnaden/ deß heiligen Roͤmi-
ſchen Reichs ſemper frey obgedachten Herꝛn
Grafen/ als dieſer Fuͤrſtenthuͤmer vollmaͤch-
tigen Koͤniglichen Landes-Haupt-Mann/ Sei-
nen Geſtrengen Herꝛn von Warnsdorff/ daß
ſie jhn Anno 1625. zum Koͤniglichen Hof-
Gerichts Præſide und der Fuͤrſtenthuͤmer
Ober-Recht-Sitzer/ wie vorher Anno 1621.
zum Landes-Aelteſten erkohren/ und jhm/
welches keinem Hof-Richter wiederfahren/
eine ordentliche Beſoldung geſetzet. Nach Ehre
ſtreben iſt ein loͤbliches. Aber zu Ehren-Aemp-
tern gezwungen werden/ iſt ein unvergleichli-
ches. Unſer Seeliger wuſte/ daß ſolche Aemp-
ter Perſonen/ nicht aber die Perſonen Aemp-
ter haben muͤſten. Alles was er that/ ſuchte er
alſo
alſo zu thun/ daß er ſeinen Aemptern ein Gnuͤ-
gen thaͤte. Seine Meriten und der Ruhm da-
von wuchſen mit den Jahren. Er unterſtuͤtze-
te das Vater-Land/ wie im Friede alſo im Krie-
ge/ mit unverdroſſenem Rath und Fuͤrſorge.
Sein Haus war ein Aſylum der Nothwendig-
keiten deß Vater-Landes/ und ſein Mund ein
Oraculum der beſten Rath-Schlaͤge in ſeinen
Amptsſtellen. Seine loͤblich verrichtete Com-
miſſiones, Erb-Vertraͤge/ und dergleichen
ſind unzehlich. Es gienge nicht leicht etwas fuͤr/
worzu man jhn auß ſonderbarer Affection und
Confidenz zu ſeiner bekanten Auff richtigkeit
nicht erbeten. Er war niemanden verdruͤßlich/
ohne den Laſtern und der Ungerechtigkeit.
Sonſt ſtund er allen zu Dienſte. Die Witwen
fanden an jhm einen Mann/ die Weiſen einen
Vater/ die Unterthanen einen Pfleger/ die
Verlaſſenen einen Helffer/ die Bekuͤmmer-
ten einen Troͤſter und Rath-Geber/ ſeine loͤbli-
che Herren Collegen ein Lebendiges Regiſter
und das gantze Land ein unfehlbares Reperto-
rium in fuͤrfallendem gemeinen Anliegen.
Jm Jahr 1633. jagte jhn die unſicherſte Zeit
in Polen/ aber das Koͤnigliche Ampt zog jhn
zum Heil deß Landes wieder zuruͤck. Er war
Fin
in die Vorſorge deß Vater-Landes ſo verſelb-
ſtet/ daß er auch in ſeinem ſchwaͤchſten Alter
nicht davon laſſen konte. Er waͤre vergebens
ein guter Patriot geweſen/ wo er nicht auch ein
guter Chriſte geweſen. Der Grund ſeines Glau-
bens war richtig. Seine Bemuͤhung war in
dieſem Glauben zu leben/ was er lebete. Sei-
ne Suͤnden wuſch er im Blute Chriſti beſtaͤn-
dig ab/ und ſuchte die Beſtetigung ſeiner See-
ligkeit durch oͤfftere Genuͤſſung deß hochwuͤrdi-
gen Sacraments. Deß HERRN Haus war
ſeine liebſte Wohnung. Die Bibel ſein beſter
Schatz. Es iſt anderen zur Nachfolge an jhm
zu ruͤhmen/ daß er die Bibel nicht ſo wol faſt
unzehlich durchleſen/ als auch practiciret. Da
jhn ſein hohes Alter gelaͤhmet/ ließ er ſich we-
der vom Bibel Leſen/ noch Kirchen-Fahren
und Tragen abhalten. Er bemuͤhete ſich alle-
zeit durch andaͤchtige Kirchen-Andacht ſich und
andere zu erbauen. Wo dem Evangeliſchen
Kirchen-Weſen Rath und Huͤlffe gebrach/ da
redet und ſorget er/ ob andere ſchwiegen. Keine
ungnaͤdige Augen oder beſorgliche Ungluͤcke
waren ſo gewaltig/ daß ſie jhn nur auff einen
Augen-Blick haͤtten zu ruͤcke halten koͤnnen.
Er waͤre gerne ein Zorobabel geweſen/ um die
nie-
niedergeworffene Mauren Jeruſalems wieder
auff zurichten. Deß Creutzes war er nicht ent-
uͤbriget. Es iſt natuͤrlich/ daß die Donner eher
die hohen Thuͤrme als niedrige Huͤtten treffen.
Er war ſo Chriſtlich/ daß er alle Wetter der
Truͤbſal gedultig uͤber ſich gehen ließ. Die vier-
tzig jaͤhrige Gicht war ſeine beſtaͤndige Folter.
Er hat keine andere Artzeney dawider/ als Be-
ten/ Singen und gedultig ſeyn gebrauchet. Es
muſte endlich geſtorben/ oder vielmehr ein ſo
guter Chriſte und treuer Patriote verewiget
ſeyn. Der Hoͤchſte bahnte durch die gewoͤhnli-
che Gicht und dabey folgende Steck-Fluͤſſe den
weg dazu. Es war kein Schmertz uͤber ſeinen
Glauben und Gedult. Was er ſein Lebenlang
im Chriſtenthum practiciret/ das wiederholete
er in ſeiner letzten Niederlage. Er ließ oͤffent-
lich fuͤr ſich bitten/ und betete mit den Seinen
hertzlich zu Hauſe. So lange er konte/ hube er
die Gebete an/ und ſprach ſie vollkommentlich
nach. Endlich brachen die Augen und die Kraͤff-
te/ nicht ſein Glauben. Er beſtetigte alle Ge-
bete mit Ja und Amen/ und leſchete endlich wie
ein Licht auß/ das andern geleuchtet/ und ſich
ſelbſt verzehret/ ſeines hohen Alters 81. Jahr/
inner welchen er das Koͤnigliche Hof-Gerichte
als
als Præſes und Beyſttzer 56. und die Ober-
Recht und Landes Aelteſten Sorge 48. Jahr
in einem raren Exempel ruhmwuͤrdigſt vertre-
ten.
Wir preiſen die Guͤte GOTTES/ welche
unſern ſeeligſten Herꝛn von Zedlitz von Ju-
gend auff gefuͤhret/ und jhn auch im hohen Al-
ter nicht verlaſſen. Seine Seele jauchtze fuͤr
dem Stule GOttes unter der Zahl der Aelte-
ſten. Die abgearbeiteten und verzehreten Glte-
der ſchluͤſſe die Hand GOttes in jhrer Grufft
in eine ſanffte Ruhe. Er laſſe denen Betruͤb-
ten die Krone ſeiner Genade und deß Segens zu
einem beſtaͤndigen Troſt auff jhrem Haupte ſte-
hen. Der treue und nimmer ſchlaff ende Huͤter
ſeines Schweidnitſch-Jauriſchen Jſraels er-
barme ſich uͤber uns; Heile die Bruͤche/ welche
er durch ſo viel Todes-Faͤlle in das loͤbliche Col-
legium deß Herꝛn Ober-Rechts-Sitzer und
Landes-Aelteſten gemacht: Erhalte die noch
uͤbrigen/ und fuͤlle uns alle fruͤh mit ſeiner Ge-
nade/ daß wir in jhm ruͤhmen und froͤlich
ſeyn moͤgen unſer Leben-
lang!