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Francke, Melchior: Kind- und Erbschafft der Gläubigen. Liegnitz, 1678.

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Jhr eingeschencket/ daß Sie Aschen isset wie Brodt/ und
trincket ihren Tranck mit Weinen: und seyn muß/ wie ein
Esa. 54.verlassen und betrübtes Weib: Jhre Sonne ist Jhr un-
Ion. 4, 17.tergangen: Der Schattenreiche Kürbiß verwelcket; Die
Iob. 19.Crone des Hauptes abgenommen.

Die lieben Kinder/ (auf welche der vielfrom-
me GOtt den Seegen ihres lieben Herrn Vaters fortsiam-
men wolle/ als die itzo noch nicht wissen/ was recht oder
linckisch) müssen klagen: Wir sind Wäysen/ und haben
Thren. 5.keinen Vater.

Die Hochansehnliche leidtragende Freund-
schafft/ derer Herren Gebrüder/ Frau Schwe-
stern und Schwäger/ sehen Jhm betrübet nach/ als
die im Leben grosse Freude und Wonne an Jhm gehabet;
Nunmehro aber ihn/ als Commune Bonum schmertz-
2. Sam. 1.lich vermissen.

Die nassen Augen dieser Gemeinden und Kirch-
fahrt/ kommen mir für wie dem Salomo die voll angelauf-
Cant. 7.fenen Teiche zu Heßbon: Ursache ist/ das Auge/ so auff
Ier. 1.seiner Hutt gestanden/ ist verdunckelt: Der gelehrte Mund/
Matth. 12.so auß seinem Schatze Altes und Neues herfürgebracht/ ist
Rom. 10.geschlossen: Die Füsse/ die das Evangelium des Friedes/
und das Gutte zuverkündigen geeilet/ und offt über Ver-
mögen sich bemühet/ sind erstarret: Die Mühsamen Hände/
die viel neugebohrne Kindlein bey der geistlichen Wieder-
Zach. 12.Geburt auß dem Heilbrunnen Jsraelis besprenget: Viel
in Sünden beschwerte und beladene vermöge des befohle-
nen Ambtes loßgezehlet/ und den Gnaden-Hungrigen und
Heildurstigen Seelen das theureste Pfand des wahren we-
sentlichen Leibes und Bluttes JESU Christi/ nach seiner

Ord-

Jhr eingeſchencket/ daß Sie Aſchen iſſet wie Brodt/ und
trincket ihren Tranck mit Weinen: und ſeyn muß/ wie ein
Eſa. 54.verlaſſen und betrübtes Weib: Jhre Sonne iſt Jhr un-
Ion. 4, 17.tergangen: Der Schattenreiche Kuͤrbiß verwelcket; Die
Iob. 19.Crone des Hauptes abgenommen.

Die lieben Kinder/ (auf welche der vielfrom-
me GOtt den Seegen ihres lieben Herꝛn Vaters fortſiam-
men wolle/ als die itzo noch nicht wiſſen/ was recht oder
linckiſch) muͤſſen klagen: Wir ſind Waͤyſen/ und haben
Thren. 5.keinen Vater.

Die Hochanſehnliche leidtragende Freund-
ſchafft/ derer Herꝛen Gebruͤder/ Frau Schwe-
ſtern und Schwaͤger/ ſehen Jhm betruͤbet nach/ als
die im Leben groſſe Freude und Wonne an Jhm gehabet;
Nunmehro aber ihn/ als Commune Bonum ſchmertz-
2. Sam. 1.lich vermiſſen.

Die naſſen Augen dieſer Gemeinden und Kirch-
fahrt/ kommen mir fuͤr wie dem Salomo die voll angelauf-
Cant. 7.fenen Teiche zu Heßbon: Urſache iſt/ das Auge/ ſo auff
Ier. 1.ſeiner Hutt geſtanden/ iſt verdunckelt: Der gelehrte Mund/
Matth. 12.ſo auß ſeinem Schatze Altes und Neues herfuͤrgebracht/ iſt
Rom. 10.geſchloſſen: Die Füſſe/ die das Evangelium des Friedes/
und das Gutte zuverkuͤndigen geeilet/ und offt über Ver-
moͤgen ſich bemuͤhet/ ſind erſtarret: Die Muͤhſamen Haͤnde/
die viel neugebohrne Kindlein bey der geiſtlichen Wieder-
Zach. 12.Geburt auß dem Heilbrunnen Jſraelis beſprenget: Viel
in Suͤnden beſchwerte und beladene vermoͤge des befohle-
nen Ambtes loßgezehlet/ und den Gnaden-Hungrigen und
Heildurſtigen Seelen das theureſte Pfand des wahren we-
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Ord-
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Zitationshilfe: Francke, Melchior: Kind- und Erbschafft der Gläubigen. Liegnitz, 1678, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/353338/6>, abgerufen am 28.04.2024.