Spener, Philipp Jakob: Leichenpredigt auf den kurfürstlich-brandenburgischen Kammergerichtsadvokaten und Berliner Bürgermeister Martin Friedrich Elerdt (1644–1693). Frankfurt (Main), 1696.
Was endlich seine Krankheit und seligen Abschied auß dieser Welt DEm ewigen und unsterblichen Gott und himmlischen
Was endlich seine Krankheit und seligen Abschied auß dieser Welt DEm ewigen und unsterblichen Gott und himmlischen <TEI> <text> <body> <div type="fsPersonalia" n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="183"/><lb/> gefuͤhret hat; Seinen aͤusserlichen Wandel in der Welt hat er mit<lb/> Treue und Redlichkeit gegen jederman/ gefuͤhret/ ist gehorsam und ehrer-<lb/> bietig gegen die Obern/ liebreich und freundlich gegen seines gleichen/ dienst-<lb/> fertig und behuͤlfflich gegen die Nothleidende/ barmhertzig und milde ge-<lb/> gen die Arme gewesen/ also daß Er von Hohen und Niedrigen/ von Rei-<lb/> chen und Armen itzo beklaget wird.</p><lb/> <p>Was endlich seine Krankheit und seligen Abschied auß dieser Welt<lb/> betrifft/ so ist derselbe/ nach dem Er seine letzte Reise/ so er in gewissen An-<lb/> gelegenheiten an der Polnischen Graͤntze gehabt/ abgeleget/ und wieder<lb/> anhero zu den Seinigen gekommen/ nur einen Tag gesund verblieben/<lb/> darauff er mit einem hitzigen Fieber uͤberfallen/ so ihn der gestalt abgemat-<lb/> tet/ daß ohngeachtet es an dienlichen Medicamenten und fleißiger War-<lb/> tung der lieben Seinigen nicht ermangelt/ auff den neundten Tag/ als<lb/> den 2. <choice><abbr><hi rendition="#aq">Sept.</hi></abbr><expan>Septembris</expan></choice> nachdem Er 3. Tage vorher sich mit GOtt versoͤhnet/ und<lb/> der kostbaren Seelen-Speise vermittelst des heiligen Abendmahls theil-<lb/> hafftig geworden/ in wahrer Anruffung seines Erloͤsers und Seligma-<lb/> chers JEsu Christi/ und mit standhafftiger Bereitung zu seinem seeligen<lb/> Tode sanfft/ glaͤubig und selig im Herrn entschlaffen. Seines Alters<lb/> 49. Jahr/ 20. Wochen/ 2. Tage.</p><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Em ewigen und unsterblichen Gott und himmlischen<lb/> Vater sagen wir demuͤthigsten danck/ vor alle un-<lb/> serm seligen herrn und mitt-bruder erzeigte woltha-<lb/> ten/ sonderlich/ daß Er ihn auch zu einem gerechten in seines<lb/> Sohnes blut geheiliget/ und viele fruͤchte guten richtigen<lb/> wandels in ihm gewircket/ endlich nunmehro in seinen frieden<lb/> und ruhe eingefuͤhret hat : Derselbe erfreue ferner die seele<lb/> ewiglich mit sich selbs/ und fuͤhre auch den leichnam nach ge-<lb/> nossener ruhe zu jener herrlichkeit. Er troͤste auch die hoch-<lb/> betruͤbte <choice><abbr>Fr.</abbr><expan>Frau</expan></choice> Wittwe/ Soͤhne/ <choice><abbr>Jfr.</abbr><expan>Jungfer</expan></choice> Tochter/ und alle liebe<lb/> Angehoͤrige kraͤfftiglich durch seinen <choice><abbr>H.</abbr><expan>Heiligen</expan></choice> Geist in lebendiger<lb/> erkantnuͤs des seligen friedens und ruhe dessen/ den Sie gelie-<lb/> bet haben und lieben : Er seye auch selbst ihr Vater und ver-<lb/> sorger/ und ersetze durch seine gnade auff ihm bekante weise zu<lb/> dero fernern erziehung und aller wahren wolfahrt des jeni-<lb/> gen was ihnen an dem Seligverstorbenen abgegangen/ nach<lb/><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [183/0031]
gefuͤhret hat; Seinen aͤusserlichen Wandel in der Welt hat er mit
Treue und Redlichkeit gegen jederman/ gefuͤhret/ ist gehorsam und ehrer-
bietig gegen die Obern/ liebreich und freundlich gegen seines gleichen/ dienst-
fertig und behuͤlfflich gegen die Nothleidende/ barmhertzig und milde ge-
gen die Arme gewesen/ also daß Er von Hohen und Niedrigen/ von Rei-
chen und Armen itzo beklaget wird.
Was endlich seine Krankheit und seligen Abschied auß dieser Welt
betrifft/ so ist derselbe/ nach dem Er seine letzte Reise/ so er in gewissen An-
gelegenheiten an der Polnischen Graͤntze gehabt/ abgeleget/ und wieder
anhero zu den Seinigen gekommen/ nur einen Tag gesund verblieben/
darauff er mit einem hitzigen Fieber uͤberfallen/ so ihn der gestalt abgemat-
tet/ daß ohngeachtet es an dienlichen Medicamenten und fleißiger War-
tung der lieben Seinigen nicht ermangelt/ auff den neundten Tag/ als
den 2. Sept. nachdem Er 3. Tage vorher sich mit GOtt versoͤhnet/ und
der kostbaren Seelen-Speise vermittelst des heiligen Abendmahls theil-
hafftig geworden/ in wahrer Anruffung seines Erloͤsers und Seligma-
chers JEsu Christi/ und mit standhafftiger Bereitung zu seinem seeligen
Tode sanfft/ glaͤubig und selig im Herrn entschlaffen. Seines Alters
49. Jahr/ 20. Wochen/ 2. Tage.
DEm ewigen und unsterblichen Gott und himmlischen
Vater sagen wir demuͤthigsten danck/ vor alle un-
serm seligen herrn und mitt-bruder erzeigte woltha-
ten/ sonderlich/ daß Er ihn auch zu einem gerechten in seines
Sohnes blut geheiliget/ und viele fruͤchte guten richtigen
wandels in ihm gewircket/ endlich nunmehro in seinen frieden
und ruhe eingefuͤhret hat : Derselbe erfreue ferner die seele
ewiglich mit sich selbs/ und fuͤhre auch den leichnam nach ge-
nossener ruhe zu jener herrlichkeit. Er troͤste auch die hoch-
betruͤbte Fr. Wittwe/ Soͤhne/ Jfr. Tochter/ und alle liebe
Angehoͤrige kraͤfftiglich durch seinen H. Geist in lebendiger
erkantnuͤs des seligen friedens und ruhe dessen/ den Sie gelie-
bet haben und lieben : Er seye auch selbst ihr Vater und ver-
sorger/ und ersetze durch seine gnade auff ihm bekante weise zu
dero fernern erziehung und aller wahren wolfahrt des jeni-
gen was ihnen an dem Seligverstorbenen abgegangen/ nach
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Leichenpredigt auf den kurfürstlich-brandenburgischen Kammergerichtsadvokaten und Berliner Bürgermeister Martin Friedrich Elerdt (1644–1693). Frankfurt (Main), 1696, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/3490624_6/31>, abgerufen am 23.07.2024. |