Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Adolph, Christian: mors beatorvm EXODUS MISERIÆ TERRESTRIS, ET PA RASCEVE GLORIÆ COELESTIS. Leipzig, 1636.

Bild:
<< vorherige Seite
Christliche Abdanckung.
Must der ja gantz seyn ein Vnhold/
Der nicht auffs wengst fließäugeln solt.
Wer nun scheid vnd nicht wider kömpt
Ob der mir auch das Hertz mit nimbt?
Vrtheilt jhr Eltern/ jhr Eheleut/
Von euch wil ichs erlernen heut.

Schreibet mein auff der löblichen Universitet Leiptzig gewe-
ser Pivat-Praeceptor Herr M. Johann Hartranfft/ seliger
Gedächtnus. Drumb seind die hochgeehrte Eltern nicht
zu verdencken/ daß auch sie sich vber dem Todte jhres einigen
lieben Söhnleins
Jeremiae betrüben.

Sie sollen sich aber nicht so gar sehr betrüben/ in Be-
trachtung daß man damit nicht alleine nichts außrichte: Son-
dern daß man sich auch damit gröblich an GOtt dem Her-
ren
versündige/ vnd daß jhrem lieben Söhnlein durch sol-
chen frühzeitigen Todt nicht vbel/ sondern gar wol geschehen.

Da auff eine Zeit der Thebanische Fürst Epaminondas
gehöret/ das in der Schlacht ad Leuctras gehalten ein berühm-
ter Kriegsman geblieben/ hat er gesagt O Hercules! quod o-
tium hic vir nactus est; otium enim mors est, vita nego-
tium,
Ach wie ist der Mann so bald zur Ruhe kommen/ denn
der Todt ist Ruhe/ das Leben ist nur Mühe vnd Arbeit/
das können wir viel mehr vnd besser von dem selig verstorbenen
Söhnlein/ als einem getaufften Christen Kindlein sagen.
Von jhme können wir aus seinem Leich Text recht sagen Sap.
47. Es ist in der Ruhe.

Da Cicero seinen guten Freund den Titium trösten
vnd vermahnen wil/ daß er sich vber dem Todtesfall seines lie-

ben
Chriſtliche Abdanckung.
Muſt der ja gantz ſeyn ein Vnhold/
Der nicht auffs wengſt fließaͤugeln ſolt.
Wer nun ſcheid vnd nicht wider koͤmpt
Ob der mir auch das Hertz mit nimbt?
Vrtheilt jhr Eltern/ jhr Eheleut/
Von euch wil ichs erlernen heut.

Schreibet mein auff der loͤblichen Univerſitet Leiptzig gewe-
ſer Pivat-Præceptor Herr M. Johann Hartranfft/ ſeliger
Gedaͤchtnus. Drumb ſeind die hochgeehrte Eltern nicht
zu verdencken/ daß auch ſie ſich vber dem Todte jhres einigen
lieben Soͤhnleins
Jeremiæ betruͤben.

Sie ſollen ſich aber nicht ſo gar ſehr betruͤben/ in Be-
trachtung daß man damit nicht alleine nichts außrichte: Son-
dern daß man ſich auch damit groͤblich an GOtt dem Her-
ren
verſuͤndige/ vnd daß jhrem lieben Soͤhnlein durch ſol-
chen fruͤhzeitigen Todt nicht vbel/ ſondern gar wol geſchehen.

Da auff eine Zeit der Thebaniſche Fuͤrſt Epaminondas
gehoͤꝛet/ das in der Schlacht ad Leuctras gehalten ein beruͤhm-
ter Kriegsman geblieben/ hat er geſagt O Hercules! quod o-
tium hic vir nactus eſt; otium enim mors eſt, vita nego-
tium,
Ach wie iſt der Mann ſo bald zur Ruhe kommen/ denn
der Todt iſt Ruhe/ das Leben iſt nur Muͤhe vnd Arbeit/
das koͤnnen wir viel mehr vnd beſſer von dem ſelig verſtorbenen
Soͤhnlein/ als einem getaufften Chriſten Kindlein ſagen.
Von jhme koͤnnen wir aus ſeinem Leich Text recht ſagen Sap.
47. Es iſt in der Ruhe.

Da Cicero ſeinen guten Freund den Titium troͤſten
vnd vermahnen wil/ daß er ſich vber dem Todtesfall ſeines lie-

ben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0030" n="28"/>
          <fw type="header" place="top">Chri&#x017F;tliche Abdanckung.</fw><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Mu&#x017F;t der ja gantz &#x017F;eyn ein Vnhold/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Der nicht auffs weng&#x017F;t fließa&#x0364;ugeln &#x017F;olt.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Wer nun &#x017F;cheid vnd nicht wider ko&#x0364;mpt</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Ob der mir auch das Hertz mit nimbt?</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Vrtheilt jhr Eltern/ jhr Eheleut/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Von euch wil ichs erlernen heut.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Schreibet mein auff der lo&#x0364;blichen <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;itet</hi> Leiptzig gewe-<lb/>
&#x017F;er <hi rendition="#aq">Pivat-Præceptor</hi> Herr <hi rendition="#aq">M. Johann</hi> Hartranfft/ &#x017F;eliger<lb/>
Geda&#x0364;chtnus. Drumb &#x017F;eind die <hi rendition="#fr">hochgeehrte Eltern</hi> nicht<lb/>
zu verdencken/ daß auch &#x017F;ie &#x017F;ich vber dem Todte jhres <hi rendition="#fr">einigen<lb/>
lieben So&#x0364;hnleins</hi> <hi rendition="#aq">Jeremiæ</hi> betru&#x0364;ben.</p><lb/>
        <p>Sie &#x017F;ollen &#x017F;ich aber nicht &#x017F;o gar &#x017F;ehr betru&#x0364;ben/ in Be-<lb/>
trachtung daß man damit nicht alleine nichts außrichte: Son-<lb/>
dern daß man &#x017F;ich auch damit gro&#x0364;blich an GOtt dem <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Her-<lb/>
ren</hi></hi> ver&#x017F;u&#x0364;ndige/ vnd daß jhrem lieben So&#x0364;hnlein durch &#x017F;ol-<lb/>
chen fru&#x0364;hzeitigen Todt nicht vbel/ &#x017F;ondern gar wol ge&#x017F;chehen.</p><lb/>
        <p>Da auff eine Zeit der Thebani&#x017F;che Fu&#x0364;r&#x017F;t <hi rendition="#aq">Epaminondas</hi><lb/>
geho&#x0364;&#xA75B;et/ das in der Schlacht <hi rendition="#aq">ad Leuctras</hi> gehalten ein beru&#x0364;hm-<lb/>
ter Kriegsman geblieben/ hat er ge&#x017F;agt <hi rendition="#aq">O Hercules! quod o-<lb/>
tium hic vir nactus e&#x017F;t; otium enim mors e&#x017F;t, vita nego-<lb/>
tium,</hi> Ach wie i&#x017F;t der Mann &#x017F;o bald zur Ruhe kommen/ denn<lb/>
der Todt i&#x017F;t Ruhe/ das Leben i&#x017F;t nur Mu&#x0364;he vnd Arbeit/<lb/>
das ko&#x0364;nnen wir viel mehr vnd be&#x017F;&#x017F;er von dem &#x017F;elig ver&#x017F;torbenen<lb/>
So&#x0364;hnlein/ als einem getaufften Chri&#x017F;ten Kindlein &#x017F;agen.<lb/>
Von jhme ko&#x0364;nnen wir aus &#x017F;einem Leich Text recht &#x017F;agen <hi rendition="#aq">Sap.</hi><lb/>
47. <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t in der Ruhe</hi>.</p><lb/>
        <p>Da <hi rendition="#aq">Cicero</hi> &#x017F;einen guten Freund den <hi rendition="#aq">Titium</hi> tro&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
vnd vermahnen wil/ daß er &#x017F;ich vber dem Todtesfall &#x017F;eines lie-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">ben</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0030] Chriſtliche Abdanckung. Muſt der ja gantz ſeyn ein Vnhold/ Der nicht auffs wengſt fließaͤugeln ſolt. Wer nun ſcheid vnd nicht wider koͤmpt Ob der mir auch das Hertz mit nimbt? Vrtheilt jhr Eltern/ jhr Eheleut/ Von euch wil ichs erlernen heut. Schreibet mein auff der loͤblichen Univerſitet Leiptzig gewe- ſer Pivat-Præceptor Herr M. Johann Hartranfft/ ſeliger Gedaͤchtnus. Drumb ſeind die hochgeehrte Eltern nicht zu verdencken/ daß auch ſie ſich vber dem Todte jhres einigen lieben Soͤhnleins Jeremiæ betruͤben. Sie ſollen ſich aber nicht ſo gar ſehr betruͤben/ in Be- trachtung daß man damit nicht alleine nichts außrichte: Son- dern daß man ſich auch damit groͤblich an GOtt dem Her- ren verſuͤndige/ vnd daß jhrem lieben Soͤhnlein durch ſol- chen fruͤhzeitigen Todt nicht vbel/ ſondern gar wol geſchehen. Da auff eine Zeit der Thebaniſche Fuͤrſt Epaminondas gehoͤꝛet/ das in der Schlacht ad Leuctras gehalten ein beruͤhm- ter Kriegsman geblieben/ hat er geſagt O Hercules! quod o- tium hic vir nactus eſt; otium enim mors eſt, vita nego- tium, Ach wie iſt der Mann ſo bald zur Ruhe kommen/ denn der Todt iſt Ruhe/ das Leben iſt nur Muͤhe vnd Arbeit/ das koͤnnen wir viel mehr vnd beſſer von dem ſelig verſtorbenen Soͤhnlein/ als einem getaufften Chriſten Kindlein ſagen. Von jhme koͤnnen wir aus ſeinem Leich Text recht ſagen Sap. 47. Es iſt in der Ruhe. Da Cicero ſeinen guten Freund den Titium troͤſten vnd vermahnen wil/ daß er ſich vber dem Todtesfall ſeines lie- ben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/343019
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/343019/30
Zitationshilfe: Adolph, Christian: mors beatorvm EXODUS MISERIÆ TERRESTRIS, ET PA RASCEVE GLORIÆ COELESTIS. Leipzig, 1636, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/343019/30>, abgerufen am 22.11.2024.