Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Adolph, Christian: mors beatorvm EXODUS MISERIÆ TERRESTRIS, ET PA RASCEVE GLORIÆ COELESTIS. Leipzig, 1636.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Leichpredigt.

liegen/ etwan die Füsse baden vnd salben lassen: Vnd denen
die an den Augen schmertzen haben/ Artzney vnd Pflaster in
den Nacken legen/ vnd dadurch den Schmertz fortziehen vnd
zertheilen: Also machts auch vnser lieber GOtt. Er schlägt
die Kinder vnd lest die Eltern weinen. Er legt die Oelzweige
vnter die Preß/ daß den Eltern die Augen davon vbergehen:
Damit bringet er es bey den Eltern so weit/ daß sie jhm jhre
Kinder desto williger folgen lassen/ da sie sonsten zu feste mit
halten würden. Ja so gar werden die Eltern durch der Kin-
der Leid vnd Kranckheit beweget/ daß sie GOTT noch darzu
bitten/ daß er jhre Kinder hinweg nehmen wolle.

Ich muß ewer Liebe ein Gleichnus de tempore geben.
Sehet vnd bedencket/ wie weit habens die Soldaten jetziger
Zeit bey vns bracht/ vnd vns so mild gemacht/ daß wir sie offt
vmb Gotts willen bitten/ daß sie nur das Geld von vns neh-
men wollen. Womit aber haben sie es darzu gebracht? Nicht
mit Glimpff vnd guten Worten/ sondern mit jhrem Trotz/
vnd gewaltsamen Beginnen/ also/ das man nur ein ärgers
verhüte.

Also auch/ wenn es vns GOtt jmmer liesse wolgehen/
würden wir nicht gern auß der Welt wollen/ auch die vnsrigen
GOtt vngerne folgen lassen: Drumb muß sich GOTT mit
Creutz vnd Kranckheit was ernster erzeigen/ an vns lauffen
wie ein Gewaltiger Job. 16. v. 14. daß wir nicht allein davon
Daumeln Psal. 60. v. 5. sondern wol gar darnieder fallen vnd
liegen bleiben/ daß/ da es zuvor bey guten Tagen vnd Glück
geheissen/ wie im 10. Psalm v. 6. steht: Ich werde nimmer-
mehr darnider ligen. Da heists alsdenn:

Hier ligich armes Würmelein
Kan regen weder Hand noch Bein

Leichpredigt.

liegen/ etwan die Fuͤſſe baden vnd ſalben laſſen: Vnd denen
die an den Augen ſchmertzen haben/ Artzney vnd Pflaſter in
den Nacken legen/ vnd dadurch den Schmertz fortziehen vnd
zertheilen: Alſo machts auch vnſer lieber GOtt. Er ſchlaͤgt
die Kinder vnd leſt die Eltern weinen. Er legt die Oelzweige
vnter die Preß/ daß den Eltern die Augen davon vbergehen:
Damit bringet er es bey den Eltern ſo weit/ daß ſie jhm jhre
Kinder deſto williger folgen laſſen/ da ſie ſonſten zu feſte mit
halten wuͤrden. Ja ſo gar werden die Eltern durch der Kin-
der Leid vnd Kranckheit beweget/ daß ſie GOTT noch darzu
bitten/ daß er jhre Kinder hinweg nehmen wolle.

Ich muß ewer Liebe ein Gleichnus de tempore geben.
Sehet vnd bedencket/ wie weit habens die Soldaten jetziger
Zeit bey vns bracht/ vnd vns ſo mild gemacht/ daß wir ſie offt
vmb Gotts willen bitten/ daß ſie nur das Geld von vns neh-
men wollen. Womit aber haben ſie es darzu gebracht? Nicht
mit Glimpff vnd guten Worten/ ſondern mit jhrem Trotz/
vnd gewaltſamen Beginnen/ alſo/ das man nur ein aͤrgers
verhuͤte.

Alſo auch/ wenn es vns GOtt jmmer lieſſe wolgehen/
wuͤrden wir nicht gern auß der Welt wollen/ auch die vnſrigen
GOtt vngerne folgen laſſen: Drumb muß ſich GOTT mit
Creutz vnd Kranckheit was ernſter erzeigen/ an vns lauffen
wie ein Gewaltiger Job. 16. v. 14. daß wir nicht allein davon
Daumeln Pſal. 60. v. 5. ſondern wol gar darnieder fallen vnd
liegen bleiben/ daß/ da es zuvor bey guten Tagen vnd Gluͤck
geheiſſen/ wie im 10. Pſalm v. 6. ſteht: Ich werde nimmer-
mehr darnider ligen. Da heiſts alsdenn:

Hier ligich armes Wuͤrmelein
Kan regen weder Hand noch Bein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0017" n="15"/><fw type="header" place="top">Leichpredigt.</fw><lb/>
liegen/ etwan die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e baden vnd &#x017F;alben la&#x017F;&#x017F;en: Vnd denen<lb/>
die an den Augen &#x017F;chmertzen haben/ Artzney vnd Pfla&#x017F;ter in<lb/>
den Nacken legen/ vnd dadurch den Schmertz fortziehen vnd<lb/>
zertheilen: Al&#x017F;o machts auch vn&#x017F;er lieber GOtt. Er &#x017F;chla&#x0364;gt<lb/>
die Kinder vnd le&#x017F;t die Eltern weinen. Er legt die Oelzweige<lb/>
vnter die Preß/ daß den Eltern die Augen davon vbergehen:<lb/>
Damit bringet er es bey den Eltern &#x017F;o weit/ daß &#x017F;ie jhm jhre<lb/>
Kinder de&#x017F;to williger folgen la&#x017F;&#x017F;en/ da &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;ten zu fe&#x017F;te mit<lb/>
halten wu&#x0364;rden. Ja &#x017F;o gar werden die Eltern durch der Kin-<lb/>
der Leid vnd Kranckheit beweget/ daß &#x017F;ie GOTT noch darzu<lb/>
bitten/ daß er jhre Kinder hinweg nehmen wolle.</p><lb/>
            <p>Ich muß ewer Liebe ein Gleichnus <hi rendition="#aq">de tempore</hi> geben.<lb/>
Sehet vnd bedencket/ wie weit habens die Soldaten jetziger<lb/>
Zeit bey vns bracht/ vnd vns &#x017F;o mild gemacht/ daß wir &#x017F;ie offt<lb/>
vmb Gotts willen bitten/ daß &#x017F;ie nur das Geld von vns neh-<lb/>
men wollen. Womit aber haben &#x017F;ie es darzu gebracht? Nicht<lb/>
mit Glimpff vnd guten Worten/ &#x017F;ondern mit jhrem Trotz/<lb/>
vnd gewalt&#x017F;amen Beginnen/ al&#x017F;o/ das man nur ein a&#x0364;rgers<lb/>
verhu&#x0364;te.</p><lb/>
            <p>Al&#x017F;o auch/ wenn es vns GOtt jmmer lie&#x017F;&#x017F;e wolgehen/<lb/>
wu&#x0364;rden wir nicht gern auß der Welt wollen/ auch die vn&#x017F;rigen<lb/>
GOtt vngerne folgen la&#x017F;&#x017F;en: Drumb muß &#x017F;ich GOTT mit<lb/>
Creutz vnd Kranckheit was ern&#x017F;ter erzeigen/ an vns lauffen<lb/>
wie ein Gewaltiger <hi rendition="#aq">Job. 16. v.</hi> 14. daß wir nicht allein davon<lb/>
Daumeln <hi rendition="#aq">P&#x017F;al. 60. v.</hi> 5. &#x017F;ondern wol gar darnieder fallen vnd<lb/>
liegen bleiben/ daß/ da es zuvor bey guten Tagen vnd Glu&#x0364;ck<lb/>
gehei&#x017F;&#x017F;en/ wie im 10. <hi rendition="#aq">P&#x017F;alm v.</hi> 6. &#x017F;teht: Ich werde nimmer-<lb/>
mehr darnider ligen. Da hei&#x017F;ts alsdenn:</p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#fr">Hier ligich armes Wu&#x0364;rmelein<lb/>
Kan regen weder Hand noch Bein</hi> </quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom">C</fw>
            <fw type="catch" place="bottom">Da</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[15/0017] Leichpredigt. liegen/ etwan die Fuͤſſe baden vnd ſalben laſſen: Vnd denen die an den Augen ſchmertzen haben/ Artzney vnd Pflaſter in den Nacken legen/ vnd dadurch den Schmertz fortziehen vnd zertheilen: Alſo machts auch vnſer lieber GOtt. Er ſchlaͤgt die Kinder vnd leſt die Eltern weinen. Er legt die Oelzweige vnter die Preß/ daß den Eltern die Augen davon vbergehen: Damit bringet er es bey den Eltern ſo weit/ daß ſie jhm jhre Kinder deſto williger folgen laſſen/ da ſie ſonſten zu feſte mit halten wuͤrden. Ja ſo gar werden die Eltern durch der Kin- der Leid vnd Kranckheit beweget/ daß ſie GOTT noch darzu bitten/ daß er jhre Kinder hinweg nehmen wolle. Ich muß ewer Liebe ein Gleichnus de tempore geben. Sehet vnd bedencket/ wie weit habens die Soldaten jetziger Zeit bey vns bracht/ vnd vns ſo mild gemacht/ daß wir ſie offt vmb Gotts willen bitten/ daß ſie nur das Geld von vns neh- men wollen. Womit aber haben ſie es darzu gebracht? Nicht mit Glimpff vnd guten Worten/ ſondern mit jhrem Trotz/ vnd gewaltſamen Beginnen/ alſo/ das man nur ein aͤrgers verhuͤte. Alſo auch/ wenn es vns GOtt jmmer lieſſe wolgehen/ wuͤrden wir nicht gern auß der Welt wollen/ auch die vnſrigen GOtt vngerne folgen laſſen: Drumb muß ſich GOTT mit Creutz vnd Kranckheit was ernſter erzeigen/ an vns lauffen wie ein Gewaltiger Job. 16. v. 14. daß wir nicht allein davon Daumeln Pſal. 60. v. 5. ſondern wol gar darnieder fallen vnd liegen bleiben/ daß/ da es zuvor bey guten Tagen vnd Gluͤck geheiſſen/ wie im 10. Pſalm v. 6. ſteht: Ich werde nimmer- mehr darnider ligen. Da heiſts alsdenn: Hier ligich armes Wuͤrmelein Kan regen weder Hand noch Bein Da C

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/343019
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/343019/17
Zitationshilfe:	Adolph, Christian: mors beatorvm EXODUS MISERIÆ TERRESTRIS, ET PA RASCEVE GLORIÆ COELESTIS. Leipzig, 1636, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/343019/17>, abgerufen am 25.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.