Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Adolph, Christian: mors beatorvm EXODUS MISERIÆ TERRESTRIS, ET PA RASCEVE GLORIÆ COELESTIS. Leipzig, 1636.

Bild:
<< vorherige Seite
Leichpredigt.

Davon entfreyet die lieben Kinder der frühzeitige Toot/
wie hier vnser Text sagt: Darumb eilet er mit jhm auß
dem bösen Leben
.

Böse ist dieses zeitliche Leben (1.) respectu Diaboli,
denn der böse Geist ein Fürst der Welt/ gewaltig wider die
Menschen streitet/ Ephes. 6 v. 11.

Böse (2.) respectu mundi immundi, denn die Welt-
kinder sind böse vnd ligen im argen 1 Joh. 5. v. 19.

Böse (3.) respectu peccati, denn wir können vns des
bösen vnd der Sünden nicht so gar enthalten/ weil in vnserm
Fleische nichts gutes wohnet/ wie Paulus schreibet Rom. 7. v. 18

Böse (4.) respectu periculi, denn hier stehet ein
Mensch in allerley Noth vnd Gefahr/ vnd diß Leben ist ein
elend jämmerlich ding Sir. 40. v. 1. also daß der Mensch gleich
ist Compendium miseriae, da alles Vnglück jhnen zu hauf-
fen stösset.

Totum quod homo est, calamitas est. Ach es ist
doch alles an den Menschen Elend/ Creutz vnd Vnglück.
Daher die Thracier weineten wann jhnen ein Kind gebohren
ward/ weil sie betrachteten/ daß es zu vielen Elend gebohren
würde.

Summa, Es bleibt wol mit den Menschen/ vnd sonder-
lich mit den Kindern GOttes bey des Herrn Christi Pro-
gnostico Johann. 16. vers.
33. In der Welt habt jhr Angst.
Wie solches auch das selige Kindlein vnd die lieben Eltern mit
jhm erfahren/ vnd bey seiner Kranckheit vnd vbeln Auffsein
manchen Hertzensschmertz fühlen müssen: Denn der Kin-
der Creutz ist auch der Eltern Creutz
/ welches jhnen je
schmertzlicher ist/ als wenn sie es an jhren eigenen Leibe füh-
len solten.

Denn gleich wie die Medici denen so am Hauptwehe

ligen
Leichpredigt.

Davon entfreyet die lieben Kinder der fruͤhzeitige Toot/
wie hier vnſer Text ſagt: Darumb eilet er mit jhm auß
dem boͤſen Leben
.

Boͤſe iſt dieſes zeitliche Leben (1.) reſpectu Diaboli,
denn der boͤſe Geiſt ein Fuͤrſt der Welt/ gewaltig wider die
Menſchen ſtreitet/ Epheſ. 6 v. 11.

Boͤſe (2.) reſpectu mundi immundi, denn die Welt-
kinder ſind boͤſe vnd ligen im argen 1 Joh. 5. v. 19.

Boͤſe (3.) reſpectu peccati, denn wir koͤnnen vns des
boͤſen vnd der Suͤnden nicht ſo gar enthalten/ weil in vnſerm
Fleiſche nichts gutes wohnet/ wie Paulus ſchreibet Rom. 7. v. 18

Boͤſe (4.) reſpectu periculi, denn hier ſtehet ein
Menſch in allerley Noth vnd Gefahr/ vnd diß Leben iſt ein
elend jaͤmmerlich ding Sir. 40. v. 1. alſo daß der Menſch gleich
iſt Compendium miſeriæ, da alles Vngluͤck jhnen zu hauf-
fen ſtoͤſſet.

Totum quod homo eſt, calamitas eſt. Ach es iſt
doch alles an den Menſchen Elend/ Creutz vnd Vngluͤck.
Daher die Thracier weineten wann jhnen ein Kind gebohren
ward/ weil ſie betrachteten/ daß es zu vielen Elend gebohren
wuͤrde.

Summa, Es bleibt wol mit den Menſchen/ vnd ſonder-
lich mit den Kindern GOttes bey des Herrn Chriſti Pro-
gnoſtico Johann. 16. verſ.
33. In der Welt habt jhr Angſt.
Wie ſolches auch das ſelige Kindlein vnd die lieben Eltern mit
jhm erfahren/ vnd bey ſeiner Kranckheit vnd vbeln Auffſein
manchen Hertzensſchmertz fuͤhlen muͤſſen: Denn der Kin-
der Creutz iſt auch der Eltern Creutz
/ welches jhnen je
ſchmertzlicher iſt/ als wenn ſie es an jhren eigenen Leibe fuͤh-
len ſolten.

Denn gleich wie die Medici denen ſo am Hauptwehe

ligen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0016" n="14"/>
            <fw type="header" place="top">Leichpredigt.</fw><lb/>
            <p>Davon entfreyet die lieben Kinder der fru&#x0364;hzeitige Toot/<lb/>
wie hier vn&#x017F;er <hi rendition="#fr">Text</hi> &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Darumb eilet er mit jhm auß<lb/>
dem bo&#x0364;&#x017F;en Leben</hi>.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Bo&#x0364;&#x017F;e i&#x017F;t die&#x017F;es zeitliche Leben</hi> (1.) <hi rendition="#aq">re&#x017F;pectu Diaboli,</hi><lb/>
denn der bo&#x0364;&#x017F;e Gei&#x017F;t ein Fu&#x0364;r&#x017F;t der Welt/ gewaltig wider die<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;treitet/ <hi rendition="#aq">Ephe&#x017F;. 6 v.</hi> 11.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Bo&#x0364;&#x017F;e</hi> (2.) <hi rendition="#aq">re&#x017F;pectu mundi immundi,</hi> denn die Welt-<lb/>
kinder &#x017F;ind bo&#x0364;&#x017F;e vnd ligen im argen 1 <hi rendition="#aq">Joh. 5. v.</hi> 19.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Bo&#x0364;&#x017F;e</hi> (3.) <hi rendition="#aq">re&#x017F;pectu peccati,</hi> denn wir ko&#x0364;nnen vns des<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en vnd der Su&#x0364;nden nicht &#x017F;o gar enthalten/ weil in vn&#x017F;erm<lb/>
Flei&#x017F;che nichts gutes wohnet/ wie <hi rendition="#aq">Paulus</hi> &#x017F;chreibet <hi rendition="#aq">Rom. 7. v.</hi> 18</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Bo&#x0364;&#x017F;e</hi> (4.) <hi rendition="#aq">re&#x017F;pectu periculi,</hi> denn hier &#x017F;tehet ein<lb/>
Men&#x017F;ch in allerley Noth vnd Gefahr/ vnd diß Leben i&#x017F;t ein<lb/>
elend ja&#x0364;mmerlich ding <hi rendition="#aq">Sir. 40. v.</hi> 1. al&#x017F;o daß der Men&#x017F;ch gleich<lb/>
i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Compendium mi&#x017F;eriæ,</hi> da alles Vnglu&#x0364;ck jhnen zu hauf-<lb/>
fen &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Totum quod homo e&#x017F;t, calamitas e&#x017F;t.</hi> Ach es i&#x017F;t<lb/>
doch alles an den Men&#x017F;chen Elend/ Creutz vnd Vnglu&#x0364;ck.<lb/>
Daher die <hi rendition="#aq">Thracier</hi> weineten wann jhnen ein Kind gebohren<lb/>
ward/ weil &#x017F;ie betrachteten/ daß es zu vielen Elend gebohren<lb/>
wu&#x0364;rde.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Summa,</hi> Es bleibt wol mit den Men&#x017F;chen/ vnd &#x017F;onder-<lb/>
lich mit den Kindern GOttes bey des <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herrn</hi></hi> Chri&#x017F;ti <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
gno&#x017F;tico Johann. 16. ver&#x017F;.</hi> 33. In der Welt habt jhr Ang&#x017F;t.<lb/>
Wie &#x017F;olches auch das &#x017F;elige Kindlein vnd die lieben Eltern mit<lb/>
jhm erfahren/ vnd bey &#x017F;einer Kranckheit vnd vbeln Auff&#x017F;ein<lb/>
manchen Hertzens&#x017F;chmertz fu&#x0364;hlen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: Denn <hi rendition="#fr">der Kin-<lb/>
der Creutz i&#x017F;t auch der Eltern Creutz</hi>/ welches jhnen je<lb/>
&#x017F;chmertzlicher i&#x017F;t/ als wenn &#x017F;ie es an jhren eigenen Leibe fu&#x0364;h-<lb/>
len &#x017F;olten.</p><lb/>
            <p>Denn gleich wie die <hi rendition="#aq">Medici</hi> denen &#x017F;o am Hauptwehe<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">ligen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0016] Leichpredigt. Davon entfreyet die lieben Kinder der fruͤhzeitige Toot/ wie hier vnſer Text ſagt: Darumb eilet er mit jhm auß dem boͤſen Leben. Boͤſe iſt dieſes zeitliche Leben (1.) reſpectu Diaboli, denn der boͤſe Geiſt ein Fuͤrſt der Welt/ gewaltig wider die Menſchen ſtreitet/ Epheſ. 6 v. 11. Boͤſe (2.) reſpectu mundi immundi, denn die Welt- kinder ſind boͤſe vnd ligen im argen 1 Joh. 5. v. 19. Boͤſe (3.) reſpectu peccati, denn wir koͤnnen vns des boͤſen vnd der Suͤnden nicht ſo gar enthalten/ weil in vnſerm Fleiſche nichts gutes wohnet/ wie Paulus ſchreibet Rom. 7. v. 18 Boͤſe (4.) reſpectu periculi, denn hier ſtehet ein Menſch in allerley Noth vnd Gefahr/ vnd diß Leben iſt ein elend jaͤmmerlich ding Sir. 40. v. 1. alſo daß der Menſch gleich iſt Compendium miſeriæ, da alles Vngluͤck jhnen zu hauf- fen ſtoͤſſet. Totum quod homo eſt, calamitas eſt. Ach es iſt doch alles an den Menſchen Elend/ Creutz vnd Vngluͤck. Daher die Thracier weineten wann jhnen ein Kind gebohren ward/ weil ſie betrachteten/ daß es zu vielen Elend gebohren wuͤrde. Summa, Es bleibt wol mit den Menſchen/ vnd ſonder- lich mit den Kindern GOttes bey des Herrn Chriſti Pro- gnoſtico Johann. 16. verſ. 33. In der Welt habt jhr Angſt. Wie ſolches auch das ſelige Kindlein vnd die lieben Eltern mit jhm erfahren/ vnd bey ſeiner Kranckheit vnd vbeln Auffſein manchen Hertzensſchmertz fuͤhlen muͤſſen: Denn der Kin- der Creutz iſt auch der Eltern Creutz/ welches jhnen je ſchmertzlicher iſt/ als wenn ſie es an jhren eigenen Leibe fuͤh- len ſolten. Denn gleich wie die Medici denen ſo am Hauptwehe ligen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/343019
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/343019/16
Zitationshilfe: Adolph, Christian: mors beatorvm EXODUS MISERIÆ TERRESTRIS, ET PA RASCEVE GLORIÆ COELESTIS. Leipzig, 1636, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/343019/16>, abgerufen am 22.11.2024.