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Seilerus, Tobias: THRENOLOGIA. Christliche Leich vnd EhrenSermon, Bey dem Adelichen Leichbegengniß Der Edlen/ viel- Ehren Tugendtreichen Frawen Barbaræ/ gebornen Zettritzin. Leipzig, 1605.

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Christliche Leichpredigt.
Transiuere patres, simul hinc transibimus omnes,
In coelo Patriam, qui bene transit, habet.

All vnser Veter sind dauon/
Wir müssen auch an diese bahn.
Wer aber stirbt im Glauben wol/
Ein guten mut er haben soll.
Jm Himmel find er sein Vaterland/
Da ist ein rechter frewdenstand.

Die Latini nennen den Todt Mors a mora, das erMors a mera.
einen stetten expectanten gibt/ allen Menschen auff den
dienst wartet/ vnd sie letzlich hinreist.

Quocunq; ingrederis, sequitur, mors corporis
vmbra:
Est commune mori, mors nulli parcit honori.

Es ist kein Mensch so lieb vnd werth/
Er wird das sein niemand begehrt.

Wann nun der Leutfressende Menschwürgende
Todt einen Menschen erschleicht/ auff das Siechbette
bringet/ vnd Leib vnd Seel die allerbesten Freunde sich
scheiden sollen.

Wann der Mensch kompt in Sterbens not/
Vnd ringet mit dem bittern Todt/
Wann jhm vergeht all sein Gesicht/
Vnd seine Ohren hören nicht.

Wann jhm all Menschlich Hülff zurind/ vnd nun
das Hertz brechen wil. Da pfleget der Satan fürnemlichSpicula mortis.
diese zweene Mordpfeile/ in das todkrancke Menschen-
hertz zuschiessen.

Der Erste ist Metus futuri iudicij, die furcht vnd1.
schrecken für dem bald angehenden Jüngsten Gericht.

Der
Chriſtliche Leichpredigt.
Tranſiuêre patres, ſimul hinc tranſibimus omnes,
In cœlo Patriam, qui benè tranſit, habet.

All vnſer Veter ſind dauon/
Wir muͤſſen auch an dieſe bahn.
Wer aber ſtirbt im Glauben wol/
Ein guten mut er haben ſoll.
Jm Himmel find er ſein Vaterland/
Da iſt ein rechter frewdenſtand.

Die Latini nennen den Todt Mors à morâ, das erMors â mera.
einen ſtetten expectanten gibt/ allen Menſchen auff den
dienſt wartet/ vnd ſie letzlich hinreiſt.

Quocunq; ingrederis, ſequitur, mors corporis
vmbra:
Eſt commune mori, mors nulli parcit honori.

Es iſt kein Menſch ſo lieb vnd werth/
Er wird das ſein niemand begehrt.

Wann nun der Leutfreſſende Menſchwuͤrgende
Todt einen Menſchen erſchleicht/ auff das Siechbette
bringet/ vnd Leib vnd Seel die allerbeſten Freunde ſich
ſcheiden ſollen.

Wann der Menſch kompt in Sterbens not/
Vnd ringet mit dem bittern Todt/
Wann jhm vergeht all ſein Geſicht/
Vnd ſeine Ohren hoͤren nicht.

Wann jhm all Menſchlich Huͤlff zurind/ vnd nun
das Hertz brechen wil. Da pfleget der Satan fuͤrnemlichSpicula mortis.
dieſe zweene Mordpfeile/ in das todkrancke Menſchen-
hertz zuſchieſſen.

Der Erſte iſt Metus futuri iudicij, die furcht vnd1.
ſchrecken fuͤr dem bald angehenden Juͤngſten Gericht.

Der
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[5/0023] Chriſtliche Leichpredigt. Tranſiuêre patres, ſimul hinc tranſibimus omnes, In cœlo Patriam, qui benè tranſit, habet. All vnſer Veter ſind dauon/ Wir muͤſſen auch an dieſe bahn. Wer aber ſtirbt im Glauben wol/ Ein guten mut er haben ſoll. Jm Himmel find er ſein Vaterland/ Da iſt ein rechter frewdenſtand. Die Latini nennen den Todt Mors à morâ, das er einen ſtetten expectanten gibt/ allen Menſchen auff den dienſt wartet/ vnd ſie letzlich hinreiſt. Mors â mera. Quocunq; ingrederis, ſequitur, mors corporis vmbra: Eſt commune mori, mors nulli parcit honori. Es iſt kein Menſch ſo lieb vnd werth/ Er wird das ſein niemand begehrt. Wann nun der Leutfreſſende Menſchwuͤrgende Todt einen Menſchen erſchleicht/ auff das Siechbette bringet/ vnd Leib vnd Seel die allerbeſten Freunde ſich ſcheiden ſollen. Wann der Menſch kompt in Sterbens not/ Vnd ringet mit dem bittern Todt/ Wann jhm vergeht all ſein Geſicht/ Vnd ſeine Ohren hoͤren nicht. Wann jhm all Menſchlich Huͤlff zurind/ vnd nun das Hertz brechen wil. Da pfleget der Satan fuͤrnemlich dieſe zweene Mordpfeile/ in das todkrancke Menſchen- hertz zuſchieſſen. Spicula mortis. Der Erſte iſt Metus futuri iudicij, die furcht vnd ſchrecken fuͤr dem bald angehenden Juͤngſten Gericht. 1. Der

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Zitationshilfe: Seilerus, Tobias: THRENOLOGIA. Christliche Leich vnd EhrenSermon, Bey dem Adelichen Leichbegengniß Der Edlen/ viel- Ehren Tugendtreichen Frawen Barbaræ/ gebornen Zettritzin. Leipzig, 1605, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/343014/23>, abgerufen am 25.11.2024.