Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.den Sie zu der Hand Ihrer Geliebten und zu Ich muß gestehen, daß ich mich überaus 6
den Sie zu der Hand Ihrer Geliebten und zu Ich muß geſtehen, daß ich mich überaus 6
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0093" n="81"/> den Sie zu der Hand Ihrer Geliebten und zu<lb/> der Erfüllung aller Ihrer Wünſche gelangen<lb/> können. Wollen Sie lieber ſelbſt das arme<lb/> junge Blut dem niederträchtigen Schurken, dem<lb/><hi rendition="#g">Rascal</hi> zuſtoßen und ausliefern? — Nein, das<lb/> müſſen Sie doch mit eigenen Augen anſehen;<lb/> kommen Sie, ich leihe Ihnen die Tarnkappe<lb/> hier,» (er zog etwas aus der Taſche) «und<lb/> wir wallfahrten ungeſehen nach dem Förſtergar-<lb/> ten.» —</p><lb/> <p>Ich muß geſtehen, daß ich mich überaus<lb/> ſchämte, von dieſem Manne ausgelacht zu wer-<lb/> den. Er war mir von Herzensgrunde verhaßt,<lb/> und ich glaube, daß mich dieſer perſönliche Wi-<lb/> derwille mehr als Grundſätze oder Vorurtheile<lb/> abhielt, meinen Schatten, ſo nothwendig er mir<lb/> auch war, mit der begehrten Unterſchrift zu er-<lb/> kaufen. Auch war mir der Gedanke unerträglich,<lb/> den Gang, den er mir antrug, in ſeiner Ge-<lb/> ſellſchaft zu unternehmen. Dieſen häßlichen Schlei-<lb/> cher, dieſen hohnlächelnden Kobold, zwiſchen mich<lb/> und meine Geliebte, zwei blutig zerriſſene Her-<lb/> zen, ſpöttiſch hintreten zu ſehen, empörte mein<lb/> innigſtes Gefühl. Ich nahm, was geſchehen war,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">6</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [81/0093]
den Sie zu der Hand Ihrer Geliebten und zu
der Erfüllung aller Ihrer Wünſche gelangen
können. Wollen Sie lieber ſelbſt das arme
junge Blut dem niederträchtigen Schurken, dem
Rascal zuſtoßen und ausliefern? — Nein, das
müſſen Sie doch mit eigenen Augen anſehen;
kommen Sie, ich leihe Ihnen die Tarnkappe
hier,» (er zog etwas aus der Taſche) «und
wir wallfahrten ungeſehen nach dem Förſtergar-
ten.» —
Ich muß geſtehen, daß ich mich überaus
ſchämte, von dieſem Manne ausgelacht zu wer-
den. Er war mir von Herzensgrunde verhaßt,
und ich glaube, daß mich dieſer perſönliche Wi-
derwille mehr als Grundſätze oder Vorurtheile
abhielt, meinen Schatten, ſo nothwendig er mir
auch war, mit der begehrten Unterſchrift zu er-
kaufen. Auch war mir der Gedanke unerträglich,
den Gang, den er mir antrug, in ſeiner Ge-
ſellſchaft zu unternehmen. Dieſen häßlichen Schlei-
cher, dieſen hohnlächelnden Kobold, zwiſchen mich
und meine Geliebte, zwei blutig zerriſſene Her-
zen, ſpöttiſch hintreten zu ſehen, empörte mein
innigſtes Gefühl. Ich nahm, was geſchehen war,
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