Ich war wie vom Donner gerührt. Es dau- erte lange, bis ich die Sprache wieder fand. -- "Wie kann ein Knecht gegen seinen Herrn --?" Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: "Ein Knecht kann ein sehr ehrlicher Mann sein und einem Schattenlosen nicht dienen wollen, ich fordre meine Entlassung." Ich mußte andere Saiten aufziehen. "Aber, Rascal, lieber Rascal, wer hat Dich auf die unglückliche Idee gebracht, wie kannst Du denken -- --?" er fuhr im selben Tone fort: "Es wollen Leute behaupten, Sie hätten keinen Schatten -- und kurz, Sie zei- gen mir Ihren Schatten, oder geben mir meine Entlassung."
Bendel, bleich und zitternd, aber besonne- ner als ich, machte mir ein Zeichen, ich nahm zu dem Alles beschwichtigenden Golde meine Zu- flucht, -- auch das hatte seine Macht verloren -- er warf's mir vor die Füße: "von einem Schat- tenlosen nehme ich nichts an." Er kehrte mir den Rücken und ging, den Hut auf dem Kopf, ein Liedchen pfeifend, langsam aus dem Zimmer. Ich stand mit Bendel da wie versteint, gedan- ken- und regungslos ihm nachsehend.
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Ich war wie vom Donner gerührt. Es dau- erte lange, bis ich die Sprache wieder fand. — «Wie kann ein Knecht gegen ſeinen Herrn —?» Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: «Ein Knecht kann ein ſehr ehrlicher Mann ſein und einem Schattenloſen nicht dienen wollen, ich fordre meine Entlaſſung.» Ich mußte andere Saiten aufziehen. «Aber, Rascal, lieber Rascal, wer hat Dich auf die unglückliche Idee gebracht, wie kannſt Du denken — —?» er fuhr im ſelben Tone fort: «Es wollen Leute behaupten, Sie hätten keinen Schatten — und kurz, Sie zei- gen mir Ihren Schatten, oder geben mir meine Entlaſſung.»
Bendel, bleich und zitternd, aber beſonne- ner als ich, machte mir ein Zeichen, ich nahm zu dem Alles beſchwichtigenden Golde meine Zu- flucht, — auch das hatte ſeine Macht verloren — er warf’s mir vor die Füße: «von einem Schat- tenloſen nehme ich nichts an.» Er kehrte mir den Rücken und ging, den Hut auf dem Kopf, ein Liedchen pfeifend, langſam aus dem Zimmer. Ich ſtand mit Bendel da wie verſteint, gedan- ken- und regungslos ihm nachſehend.
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Ich war wie vom Donner gerührt. Es dau-
erte lange, bis ich die Sprache wieder fand. —
«Wie kann ein Knecht gegen ſeinen Herrn —?»
Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: «Ein Knecht
kann ein ſehr ehrlicher Mann ſein und einem
Schattenloſen nicht dienen wollen, ich fordre
meine Entlaſſung.» Ich mußte andere Saiten
aufziehen. «Aber, Rascal, lieber Rascal, wer
hat Dich auf die unglückliche Idee gebracht, wie
kannſt Du denken — —?» er fuhr im ſelben
Tone fort: «Es wollen Leute behaupten, Sie
hätten keinen Schatten — und kurz, Sie zei-
gen mir Ihren Schatten, oder geben mir meine
Entlaſſung.»
Bendel, bleich und zitternd, aber beſonne-
ner als ich, machte mir ein Zeichen, ich nahm zu
dem Alles beſchwichtigenden Golde meine Zu-
flucht, — auch das hatte ſeine Macht verloren —
er warf’s mir vor die Füße: «von einem Schat-
tenloſen nehme ich nichts an.» Er kehrte mir den
Rücken und ging, den Hut auf dem Kopf, ein
Liedchen pfeifend, langſam aus dem Zimmer.
Ich ſtand mit Bendel da wie verſteint, gedan-
ken- und regungslos ihm nachſehend.
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/83>, abgerufen am 23.07.2024.
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