thaler, das Tellertuch von Rolands Knappen, ein Galgenmännlein zu beliebigem Preis; doch, das wird wohl nichts für Sie sein: besser, For- tunati Wünschhütlein, neu und haltbar wieder restaurirt; auch ein Glücksseckel, wie der seine gewesen." -- "Fortunati Glücksseckel," fiel ich ihm in die Rede, und wie groß meine Angst auch war, hatte er mit dem einen Wort meinen ganzen Sinn gefangen. Ich bekam einen Schwindel, und es flimmerte mir wie doppelte Dukaten vor den Au- gen. --
"Belieben gnädigst der Herr diesen Seckel zu besichtigen und zu erproben." Er steckte die Hand in die Tasche und zog einen mäßig großen, fest- genähten Beutel, von starkem Korduanleder, an zwei tüchtigen ledernen Schnüren heraus und händigte mir selbigen ein. Ich griff hinein, und zog zehn Goldstücke daraus, und wieder zehn, und wieder zehn, und wieder zehn; ich hielt ihm schnell die Hand hin: "Topp! der Handel gilt, für den Beutel haben Sie meinen Schatten." Er schlug ein, kniete dann ungesäumt vor mir nieder, und mit einer bewundernswürdigen Ge- schicklichkeit sah ich ihn meinen Schatten, vom
thaler, das Tellertuch von Rolands Knappen, ein Galgenmännlein zu beliebigem Preis; doch, das wird wohl nichts für Sie ſein: beſſer, For- tunati Wünſchhütlein, neu und haltbar wieder reſtaurirt; auch ein Glücksſeckel, wie der ſeine geweſen.» — «Fortunati Glücksſeckel,» fiel ich ihm in die Rede, und wie groß meine Angſt auch war, hatte er mit dem einen Wort meinen ganzen Sinn gefangen. Ich bekam einen Schwindel, und es flimmerte mir wie doppelte Dukaten vor den Au- gen. —
«Belieben gnädigſt der Herr dieſen Seckel zu beſichtigen und zu erproben.» Er ſteckte die Hand in die Taſche und zog einen mäßig großen, feſt- genähten Beutel, von ſtarkem Korduanleder, an zwei tüchtigen ledernen Schnüren heraus und händigte mir ſelbigen ein. Ich griff hinein, und zog zehn Goldſtücke daraus, und wieder zehn, und wieder zehn, und wieder zehn; ich hielt ihm ſchnell die Hand hin: «Topp! der Handel gilt, für den Beutel haben Sie meinen Schatten.» Er ſchlug ein, kniete dann ungeſäumt vor mir nieder, und mit einer bewundernswürdigen Ge- ſchicklichkeit ſah ich ihn meinen Schatten, vom
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thaler, das Tellertuch von Rolands Knappen,
ein Galgenmännlein zu beliebigem Preis; doch,
das wird wohl nichts für Sie ſein: beſſer, For-
tunati Wünſchhütlein, neu und haltbar wieder
reſtaurirt; auch ein Glücksſeckel, wie der ſeine
geweſen.» — «Fortunati Glücksſeckel,» fiel ich ihm
in die Rede, und wie groß meine Angſt auch war,
hatte er mit dem einen Wort meinen ganzen Sinn
gefangen. Ich bekam einen Schwindel, und es
flimmerte mir wie doppelte Dukaten vor den Au-
gen. —
«Belieben gnädigſt der Herr dieſen Seckel zu
beſichtigen und zu erproben.» Er ſteckte die Hand
in die Taſche und zog einen mäßig großen, feſt-
genähten Beutel, von ſtarkem Korduanleder, an
zwei tüchtigen ledernen Schnüren heraus und
händigte mir ſelbigen ein. Ich griff hinein, und
zog zehn Goldſtücke daraus, und wieder zehn,
und wieder zehn, und wieder zehn; ich hielt ihm
ſchnell die Hand hin: «Topp! der Handel gilt,
für den Beutel haben Sie meinen Schatten.»
Er ſchlug ein, kniete dann ungeſäumt vor mir
nieder, und mit einer bewundernswürdigen Ge-
ſchicklichkeit ſah ich ihn meinen Schatten, vom
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/39>, abgerufen am 21.03.2023.
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