gen und Spannung, hing er an meinen Lip- pen, bis ich vollendet hatte; nicht erwarten konnte er, die persönliche Bekanntschaft des Dichters zu machen, und, sonst jeder Nach- ahmung so abhold, widerstand er doch der Ver- suchung nicht, die Idee des verlornen Schat- tens in seiner Erzählung: Die Abentheuer der Sylvesternacht *), durch das verlorne Spie- gelbild des Erasmus Spikher, ziemlich un- glücklich zu variiren. Ja -- unter die Kin- der hat sich unsre wundersame Historie ihre Bahn zu brechen gewußt; denn als ich einst, an einem hellen Winterabend, mit ihrem Er- zähler die Burgstraße hinaufging, und er ei- nen über ihn lachenden, auf der Glitschbahn beschäftigten Jungen unter seinen Dir wohl bekannten Bärenmantel nahm und fortschlepp-
*) Fantasiestücke in Callot's Manier, im letzten Theil. Vergl. auch: Aus Hoffmanns Leben und Nachlaß. Bd. II. S. 112.
gen und Spannung, hing er an meinen Lip- pen, bis ich vollendet hatte; nicht erwarten konnte er, die perſönliche Bekanntſchaft des Dichters zu machen, und, ſonſt jeder Nach- ahmung ſo abhold, widerſtand er doch der Ver- ſuchung nicht, die Idee des verlornen Schat- tens in ſeiner Erzählung: Die Abentheuer der Sylveſternacht *), durch das verlorne Spie- gelbild des Erasmus Spikher, ziemlich un- glücklich zu variiren. Ja — unter die Kin- der hat ſich unſre wunderſame Hiſtorie ihre Bahn zu brechen gewußt; denn als ich einſt, an einem hellen Winterabend, mit ihrem Er- zähler die Burgſtraße hinaufging, und er ei- nen über ihn lachenden, auf der Glitſchbahn beſchäftigten Jungen unter ſeinen Dir wohl bekannten Bärenmantel nahm und fortſchlepp-
*) Fantaſieſtücke in Callot’s Manier, im letzten Theil. Vergl. auch: Aus Hoffmanns Leben und Nachlaß. Bd. II. S. 112.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0022"n="16"/>
gen und Spannung, hing er an meinen Lip-<lb/>
pen, bis ich vollendet hatte; nicht erwarten<lb/>
konnte er, die perſönliche Bekanntſchaft des<lb/>
Dichters zu machen, und, ſonſt jeder Nach-<lb/>
ahmung ſo abhold, widerſtand er doch der Ver-<lb/>ſuchung nicht, die Idee des verlornen Schat-<lb/>
tens in ſeiner Erzählung: Die Abentheuer der<lb/>
Sylveſternacht <noteplace="foot"n="*)">Fantaſieſtücke in Callot’s Manier, im letzten<lb/>
Theil. Vergl. auch: Aus Hoffmanns Leben<lb/>
und Nachlaß. Bd. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 112.</note>, durch das verlorne Spie-<lb/>
gelbild des Erasmus Spikher, ziemlich un-<lb/>
glücklich zu variiren. Ja — unter die Kin-<lb/>
der hat ſich unſre wunderſame Hiſtorie ihre<lb/>
Bahn zu brechen gewußt; denn als ich einſt,<lb/>
an einem hellen Winterabend, mit ihrem Er-<lb/>
zähler die Burgſtraße hinaufging, und er ei-<lb/>
nen über ihn lachenden, auf der Glitſchbahn<lb/>
beſchäftigten Jungen unter ſeinen Dir wohl<lb/>
bekannten Bärenmantel nahm und fortſchlepp-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[16/0022]
gen und Spannung, hing er an meinen Lip-
pen, bis ich vollendet hatte; nicht erwarten
konnte er, die perſönliche Bekanntſchaft des
Dichters zu machen, und, ſonſt jeder Nach-
ahmung ſo abhold, widerſtand er doch der Ver-
ſuchung nicht, die Idee des verlornen Schat-
tens in ſeiner Erzählung: Die Abentheuer der
Sylveſternacht *), durch das verlorne Spie-
gelbild des Erasmus Spikher, ziemlich un-
glücklich zu variiren. Ja — unter die Kin-
der hat ſich unſre wunderſame Hiſtorie ihre
Bahn zu brechen gewußt; denn als ich einſt,
an einem hellen Winterabend, mit ihrem Er-
zähler die Burgſtraße hinaufging, und er ei-
nen über ihn lachenden, auf der Glitſchbahn
beſchäftigten Jungen unter ſeinen Dir wohl
bekannten Bärenmantel nahm und fortſchlepp-
*) Fantaſieſtücke in Callot’s Manier, im letzten
Theil. Vergl. auch: Aus Hoffmanns Leben
und Nachlaß. Bd. II. S. 112.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/22>, abgerufen am 21.03.2023.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2023. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.