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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

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sein. Meine Stiefel befanden sich, wie man mich
versicherte, nebst Allem, was man bei mir ge-
funden, als ich hieher gebracht worden, in gu-
tem und sicherm Gewahrsam, um mir nach mei-
ner Genesung wieder zugestellt zu werden. Der
Ort, worin ich krank lag, hieß das SCHLE-
MIHLIUM;
was täglich von Peter Schlemihl
abgelesen wurde, war eine Ermahnung, für den-
selben, als den Urheber und Wohlthäter dieser
Stiftung, zu beten. Der freundliche Mann, den
ich an meinem Bette gesehen hatte, war Ben-
del
, die schöne Frau war Mina.

Ich genas unerkannt im Schlemihlio,
und erfuhr noch mehr, ich war in Bendel's
Vaterstadt, wo er aus dem Ueberrest meines
sonst nicht gesegneten Goldes dieses Hospitium,
wo Unglückliche mich segneten, unter meinem
Namen gestiftet hatte, und er führte über das-
selbe die Aufsicht. Mina war Wittwe, ein un-
glücklicher Kriminal-Proceß hatte dem Herrn
Rascal das Leben und ihr selbst ihr mehrstes
Vermögen gekostet. Ihre Eltern waren nicht
mehr. Sie lebte hier als eine gottesfürchtige
Wittwe, und übte Werke der Barmherzigkeit.

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ſein. Meine Stiefel befanden ſich, wie man mich
verſicherte, nebſt Allem, was man bei mir ge-
funden, als ich hieher gebracht worden, in gu-
tem und ſicherm Gewahrſam, um mir nach mei-
ner Geneſung wieder zugeſtellt zu werden. Der
Ort, worin ich krank lag, hieß das SCHLE-
MIHLIUM;
was täglich von Peter Schlemihl
abgeleſen wurde, war eine Ermahnung, für den-
ſelben, als den Urheber und Wohlthäter dieſer
Stiftung, zu beten. Der freundliche Mann, den
ich an meinem Bette geſehen hatte, war Ben-
del
, die ſchöne Frau war Mina.

Ich genas unerkannt im Schlemihlio,
und erfuhr noch mehr, ich war in Bendel’s
Vaterſtadt, wo er aus dem Ueberreſt meines
ſonſt nicht geſegneten Goldes dieſes Hoſpitium,
wo Unglückliche mich ſegneten, unter meinem
Namen geſtiftet hatte, und er führte über daſ-
ſelbe die Aufſicht. Mina war Wittwe, ein un-
glücklicher Kriminal-Proceß hatte dem Herrn
Rascal das Leben und ihr ſelbſt ihr mehrſtes
Vermögen gekoſtet. Ihre Eltern waren nicht
mehr. Sie lebte hier als eine gottesfürchtige
Wittwe, und übte Werke der Barmherzigkeit.

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[137/0159] ſein. Meine Stiefel befanden ſich, wie man mich verſicherte, nebſt Allem, was man bei mir ge- funden, als ich hieher gebracht worden, in gu- tem und ſicherm Gewahrſam, um mir nach mei- ner Geneſung wieder zugeſtellt zu werden. Der Ort, worin ich krank lag, hieß das SCHLE- MIHLIUM; was täglich von Peter Schlemihl abgeleſen wurde, war eine Ermahnung, für den- ſelben, als den Urheber und Wohlthäter dieſer Stiftung, zu beten. Der freundliche Mann, den ich an meinem Bette geſehen hatte, war Ben- del, die ſchöne Frau war Mina. Ich genas unerkannt im Schlemihlio, und erfuhr noch mehr, ich war in Bendel’s Vaterſtadt, wo er aus dem Ueberreſt meines ſonſt nicht geſegneten Goldes dieſes Hoſpitium, wo Unglückliche mich ſegneten, unter meinem Namen geſtiftet hatte, und er führte über daſ- ſelbe die Aufſicht. Mina war Wittwe, ein un- glücklicher Kriminal-Proceß hatte dem Herrn Rascal das Leben und ihr ſelbſt ihr mehrſtes Vermögen gekoſtet. Ihre Eltern waren nicht mehr. Sie lebte hier als eine gottesfürchtige Wittwe, und übte Werke der Barmherzigkeit. 9*

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/159>, abgerufen am 29.03.2024.