Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

sehen, wie unangenehm es mir sein würde,
wenn etwa die Beichte, die ein ehrlicher Mann
im Vertrauen auf meine Freundschaft und
Redlichkeit an meiner Brust ablegt, in einem
Dichterwerke an den Pranger geheftet würde,
oder nur wenn überhaupt unheilig verfahren
würde, wie mit einem Erzeugniß schlechten
Witzes, mit einer Sache, die das nicht ist und
sein darf. Freilich muß ich selbst gestehen,
daß es um die Geschichte Schad' ist, die un-
ter des guten Mannes Feder nur albern ge-
worden, daß sie nicht von einer geschickteren
fremden Hand in ihrer ganzen komischen Kraft
dargestellt werden kann. -- Was würde nicht
Jean Paul daraus gemacht haben! -- Uebri-
gens, lieber Freund, mögen hier Manche ge-
nannt sein, die noch leben; auch das will be-
achtet sein. --

Noch ein Wort über die Art, wie diese
Blätter an mich gelangt sind. Gestern früh

ſehen, wie unangenehm es mir ſein würde,
wenn etwa die Beichte, die ein ehrlicher Mann
im Vertrauen auf meine Freundſchaft und
Redlichkeit an meiner Bruſt ablegt, in einem
Dichterwerke an den Pranger geheftet würde,
oder nur wenn überhaupt unheilig verfahren
würde, wie mit einem Erzeugniß ſchlechten
Witzes, mit einer Sache, die das nicht iſt und
ſein darf. Freilich muß ich ſelbſt geſtehen,
daß es um die Geſchichte Schad’ iſt, die un-
ter des guten Mannes Feder nur albern ge-
worden, daß ſie nicht von einer geſchickteren
fremden Hand in ihrer ganzen komiſchen Kraft
dargeſtellt werden kann. — Was würde nicht
Jean Paul daraus gemacht haben! — Uebri-
gens, lieber Freund, mögen hier Manche ge-
nannt ſein, die noch leben; auch das will be-
achtet ſein. —

Noch ein Wort über die Art, wie dieſe
Blätter an mich gelangt ſind. Geſtern früh

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0013" n="V"/>
&#x017F;ehen, wie unangenehm es mir &#x017F;ein würde,<lb/>
wenn etwa die Beichte, die ein ehrlicher Mann<lb/>
im Vertrauen auf meine Freund&#x017F;chaft und<lb/>
Redlichkeit an meiner Bru&#x017F;t ablegt, in einem<lb/>
Dichterwerke an den Pranger geheftet würde,<lb/>
oder nur wenn überhaupt unheilig verfahren<lb/>
würde, wie mit einem Erzeugniß &#x017F;chlechten<lb/>
Witzes, mit einer Sache, die das nicht i&#x017F;t und<lb/>
&#x017F;ein darf. Freilich muß ich &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;tehen,<lb/>
daß es um die Ge&#x017F;chichte Schad&#x2019; i&#x017F;t, die un-<lb/>
ter des guten Mannes Feder nur albern ge-<lb/>
worden, daß &#x017F;ie nicht von einer ge&#x017F;chickteren<lb/>
fremden Hand in ihrer ganzen komi&#x017F;chen Kraft<lb/>
darge&#x017F;tellt werden kann. &#x2014; Was würde nicht<lb/><hi rendition="#g">Jean Paul</hi> daraus gemacht haben! &#x2014; Uebri-<lb/>
gens, lieber Freund, mögen hier Manche ge-<lb/>
nannt &#x017F;ein, die noch leben; auch das will be-<lb/>
achtet &#x017F;ein. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Noch ein Wort über die Art, wie die&#x017F;e<lb/>
Blätter an mich gelangt &#x017F;ind. Ge&#x017F;tern früh<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[V/0013] ſehen, wie unangenehm es mir ſein würde, wenn etwa die Beichte, die ein ehrlicher Mann im Vertrauen auf meine Freundſchaft und Redlichkeit an meiner Bruſt ablegt, in einem Dichterwerke an den Pranger geheftet würde, oder nur wenn überhaupt unheilig verfahren würde, wie mit einem Erzeugniß ſchlechten Witzes, mit einer Sache, die das nicht iſt und ſein darf. Freilich muß ich ſelbſt geſtehen, daß es um die Geſchichte Schad’ iſt, die un- ter des guten Mannes Feder nur albern ge- worden, daß ſie nicht von einer geſchickteren fremden Hand in ihrer ganzen komiſchen Kraft dargeſtellt werden kann. — Was würde nicht Jean Paul daraus gemacht haben! — Uebri- gens, lieber Freund, mögen hier Manche ge- nannt ſein, die noch leben; auch das will be- achtet ſein. — Noch ein Wort über die Art, wie dieſe Blätter an mich gelangt ſind. Geſtern früh

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/13
Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/13>, abgerufen am 24.11.2024.