Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.

Bild:
<< vorherige Seite

ich es nicht bin, sondern geh', und erfreue Deinen Herrn
mit Nachrichten, auf denen seine alleinige Hoffnung beruht."

Er ging. Spät kam er und traurig zurück. Keiner
von den Leuten des Herrn John, keiner von seinen
Gästen, er hatte alle gesprochen, wußte sich nur entfernt
an den Mann im grauen Rocke zu erinnern. Der neue
Teleskop war da, und Keiner wußte, wo er hergekommen;
der Teppich, das Zelt waren da noch auf demselben Hügel
ausgebreitet und aufgeschlagen, die Knechte rühmten den
Reichthum ihres Herrn, und Keiner wußte, von wannen
diese neuen Kostbarkeiten ihm zugekommen. Er selbst
hatte sein Wohlgefallen daran, und ihn kümmerte es
nicht, daß er nicht wisse, woher er sie habe; die Pferde
hatten die jungen Herren, die sie geritten, in ihren
Ställen, und sie priesen die Freigebigkeit des Herrn John,
der sie ihnen an jenem Tage geschenkt. So viel erhellte
aus der ausführlichen Erzählung Bendels, dessen rascher
Eifer und verständige Führung, auch bei so fruchtlosem
Erfolge, mein verdientes Lob erhielten. Ich winkte ihm
düster, mich allein zu lassen.

"Ich habe," hub er wieder an, "meinem Herrn
Bericht abgestattet über die Angelegenheit, die ihm am
wichtigsten war. Mir bleibt noch ein Auftrag auszurichten,
den mir heute früh Jemand gegeben, welchem ich vor der
Thür begegnete, da ich zu dem Geschäfte ausging, wo
ich so unglücklich gewesen. Die eigenen Worte des Man-
nes waren: "Sagen Sie dem Herrn Peter Schlemihl,
"er würde mich hier nicht mehr sehen, da ich über's Meer

ich es nicht bin, ſondern geh’, und erfreue Deinen Herrn
mit Nachrichten, auf denen ſeine alleinige Hoffnung beruht.〞

Er ging. Spaͤt kam er und traurig zuruͤck. Keiner
von den Leuten des Herrn John, keiner von ſeinen
Gaͤſten, er hatte alle geſprochen, wußte ſich nur entfernt
an den Mann im grauen Rocke zu erinnern. Der neue
Teleſkop war da, und Keiner wußte, wo er hergekommen;
der Teppich, das Zelt waren da noch auf demſelben Huͤgel
ausgebreitet und aufgeſchlagen, die Knechte ruͤhmten den
Reichthum ihres Herrn, und Keiner wußte, von wannen
dieſe neuen Koſtbarkeiten ihm zugekommen. Er ſelbſt
hatte ſein Wohlgefallen daran, und ihn kuͤmmerte es
nicht, daß er nicht wiſſe, woher er ſie habe; die Pferde
hatten die jungen Herren, die ſie geritten, in ihren
Staͤllen, und ſie prieſen die Freigebigkeit des Herrn John,
der ſie ihnen an jenem Tage geſchenkt. So viel erhellte
aus der ausfuͤhrlichen Erzaͤhlung Bendels, deſſen raſcher
Eifer und verſtaͤndige Fuͤhrung, auch bei ſo fruchtloſem
Erfolge, mein verdientes Lob erhielten. Ich winkte ihm
duͤſter, mich allein zu laſſen.

〟Ich habe,〞 hub er wieder an, 〟meinem Herrn
Bericht abgeſtattet uͤber die Angelegenheit, die ihm am
wichtigſten war. Mir bleibt noch ein Auftrag auszurichten,
den mir heute fruͤh Jemand gegeben, welchem ich vor der
Thuͤr begegnete, da ich zu dem Geſchaͤfte ausging, wo
ich ſo ungluͤcklich geweſen. Die eigenen Worte des Man-
nes waren: 〟Sagen Sie dem Herrn Peter Schlemihl,
〟er wuͤrde mich hier nicht mehr ſehen, da ich uͤber’s Meer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0039" n="253"/>
ich es nicht bin, &#x017F;ondern geh&#x2019;, und erfreue Deinen Herrn<lb/>
mit Nachrichten, auf denen &#x017F;eine alleinige Hoffnung beruht.&#x301E;</p><lb/>
          <p>Er ging. Spa&#x0364;t kam er und traurig zuru&#x0364;ck. Keiner<lb/>
von den Leuten des Herrn <hi rendition="#g">John</hi>, keiner von &#x017F;einen<lb/>
Ga&#x0364;&#x017F;ten, er hatte alle ge&#x017F;prochen, wußte &#x017F;ich nur entfernt<lb/>
an den Mann im grauen Rocke zu erinnern. Der neue<lb/>
Tele&#x017F;kop war da, und Keiner wußte, wo er hergekommen;<lb/>
der Teppich, das Zelt waren da noch auf dem&#x017F;elben Hu&#x0364;gel<lb/>
ausgebreitet und aufge&#x017F;chlagen, die Knechte ru&#x0364;hmten den<lb/>
Reichthum ihres Herrn, und Keiner wußte, von wannen<lb/>
die&#x017F;e neuen Ko&#x017F;tbarkeiten ihm zugekommen. Er &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
hatte &#x017F;ein Wohlgefallen daran, und ihn ku&#x0364;mmerte es<lb/>
nicht, daß er nicht wi&#x017F;&#x017F;e, woher er &#x017F;ie habe; die Pferde<lb/>
hatten die jungen Herren, die &#x017F;ie geritten, in ihren<lb/>
Sta&#x0364;llen, und &#x017F;ie prie&#x017F;en die Freigebigkeit des Herrn <hi rendition="#g">John</hi>,<lb/>
der &#x017F;ie ihnen an jenem Tage ge&#x017F;chenkt. So viel erhellte<lb/>
aus der ausfu&#x0364;hrlichen Erza&#x0364;hlung <hi rendition="#g">Bendels</hi>, de&#x017F;&#x017F;en ra&#x017F;cher<lb/>
Eifer und ver&#x017F;ta&#x0364;ndige Fu&#x0364;hrung, auch bei &#x017F;o fruchtlo&#x017F;em<lb/>
Erfolge, mein verdientes Lob erhielten. Ich winkte ihm<lb/>
du&#x0364;&#x017F;ter, mich allein zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>&#x301F;Ich habe,&#x301E; hub er wieder an, &#x301F;meinem Herrn<lb/>
Bericht abge&#x017F;tattet u&#x0364;ber die Angelegenheit, die ihm am<lb/>
wichtig&#x017F;ten war. Mir bleibt noch ein Auftrag auszurichten,<lb/>
den mir heute fru&#x0364;h Jemand gegeben, welchem ich vor der<lb/>
Thu&#x0364;r begegnete, da ich zu dem Ge&#x017F;cha&#x0364;fte ausging, wo<lb/>
ich &#x017F;o unglu&#x0364;cklich gewe&#x017F;en. Die eigenen Worte des Man-<lb/>
nes waren: &#x301F;Sagen Sie dem Herrn <hi rendition="#g">Peter Schlemihl</hi>,<lb/>
&#x301F;er wu&#x0364;rde mich hier nicht mehr &#x017F;ehen, da ich u&#x0364;ber&#x2019;s Meer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0039] ich es nicht bin, ſondern geh’, und erfreue Deinen Herrn mit Nachrichten, auf denen ſeine alleinige Hoffnung beruht.〞 Er ging. Spaͤt kam er und traurig zuruͤck. Keiner von den Leuten des Herrn John, keiner von ſeinen Gaͤſten, er hatte alle geſprochen, wußte ſich nur entfernt an den Mann im grauen Rocke zu erinnern. Der neue Teleſkop war da, und Keiner wußte, wo er hergekommen; der Teppich, das Zelt waren da noch auf demſelben Huͤgel ausgebreitet und aufgeſchlagen, die Knechte ruͤhmten den Reichthum ihres Herrn, und Keiner wußte, von wannen dieſe neuen Koſtbarkeiten ihm zugekommen. Er ſelbſt hatte ſein Wohlgefallen daran, und ihn kuͤmmerte es nicht, daß er nicht wiſſe, woher er ſie habe; die Pferde hatten die jungen Herren, die ſie geritten, in ihren Staͤllen, und ſie prieſen die Freigebigkeit des Herrn John, der ſie ihnen an jenem Tage geſchenkt. So viel erhellte aus der ausfuͤhrlichen Erzaͤhlung Bendels, deſſen raſcher Eifer und verſtaͤndige Fuͤhrung, auch bei ſo fruchtloſem Erfolge, mein verdientes Lob erhielten. Ich winkte ihm duͤſter, mich allein zu laſſen. 〟Ich habe,〞 hub er wieder an, 〟meinem Herrn Bericht abgeſtattet uͤber die Angelegenheit, die ihm am wichtigſten war. Mir bleibt noch ein Auftrag auszurichten, den mir heute fruͤh Jemand gegeben, welchem ich vor der Thuͤr begegnete, da ich zu dem Geſchaͤfte ausging, wo ich ſo ungluͤcklich geweſen. Die eigenen Worte des Man- nes waren: 〟Sagen Sie dem Herrn Peter Schlemihl, 〟er wuͤrde mich hier nicht mehr ſehen, da ich uͤber’s Meer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2749/39
Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2749/39>, abgerufen am 24.11.2024.