Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.schien, so wenig Aufmerksamkeit ihm auch die Andern schenk- Ich beschloß, mich aus der Gesellschaft zu stehlen, was Ich hatte mich schon wirklich durch den Rosenhain, 11 *
ſchien, ſo wenig Aufmerkſamkeit ihm auch die Andern ſchenk- Ich beſchloß, mich aus der Geſellſchaft zu ſtehlen, was Ich hatte mich ſchon wirklich durch den Roſenhain, 11 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="243"/> ſchien, ſo wenig Aufmerkſamkeit ihm auch die Andern ſchenk-<lb/> ten, ſo ward mir doch ſeine blaſſe Erſcheinung, von der<lb/> ich kein Auge abwenden konnte, ſo ſchauerlich, daß ich ſie<lb/> nicht laͤnger ertragen konnte.</p><lb/> <p>Ich beſchloß, mich aus der Geſellſchaft zu ſtehlen, was<lb/> bei der unbedeutenden Rolle, die ich darinnen ſpielte, mir<lb/> ein Leichtes ſchien. Ich wollte nach der Stadt zuruͤckkehren,<lb/> am andern Morgen mein Gluͤck beim Herrn <hi rendition="#g">John</hi> wieder<lb/> verſuchen, und, wenn ich den Muth dazu faͤnde, ihn uͤber<lb/> den ſeltſamen grauen Mann befragen. — Waͤre es mir<lb/> nur ſo zu entkommen gegluͤckt!</p><lb/> <p>Ich hatte mich ſchon wirklich durch den Roſenhain,<lb/> den Huͤgel hinab, gluͤcklich geſchlichen, und befand mich<lb/> auf einem freien Raſenplatz, als ich aus Furcht, außer<lb/> den Wegen durch’s Gras gehend angetroffen zu werden,<lb/> einen forſchenden Blick um mich warf. — Wie erſchrak<lb/> ich, als ich den Mann im grauen Rock hinter mir her<lb/> und auf mich zukommen ſah. Er nahm ſogleich den Hut<lb/> vor mir ab, und verneigte ſich ſo tief, als noch Niemand<lb/> vor mir gethan hatte. Es war kein Zweifel, er wollte<lb/> mich anreden, und ich konnte, ohne grob zu ſein, es nicht<lb/> vermeiden. Ich nahm den Hut auch ab, verneigte mich<lb/> wieder, und ſtand da in der Sonne mit bloßem Haupt<lb/> wie angewurzelt. Ich ſah ihn voller Furcht ſtier an, und<lb/> war wie ein Vogel, den eine Schlange gebannt hat. Er<lb/> ſelber ſchien ſehr verlegen zu ſein; er hob den Blick nicht<lb/> auf, verbeugte ſich zu verſchiedenen Malen, trat naͤher,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">11 *</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [243/0025]
ſchien, ſo wenig Aufmerkſamkeit ihm auch die Andern ſchenk-
ten, ſo ward mir doch ſeine blaſſe Erſcheinung, von der
ich kein Auge abwenden konnte, ſo ſchauerlich, daß ich ſie
nicht laͤnger ertragen konnte.
Ich beſchloß, mich aus der Geſellſchaft zu ſtehlen, was
bei der unbedeutenden Rolle, die ich darinnen ſpielte, mir
ein Leichtes ſchien. Ich wollte nach der Stadt zuruͤckkehren,
am andern Morgen mein Gluͤck beim Herrn John wieder
verſuchen, und, wenn ich den Muth dazu faͤnde, ihn uͤber
den ſeltſamen grauen Mann befragen. — Waͤre es mir
nur ſo zu entkommen gegluͤckt!
Ich hatte mich ſchon wirklich durch den Roſenhain,
den Huͤgel hinab, gluͤcklich geſchlichen, und befand mich
auf einem freien Raſenplatz, als ich aus Furcht, außer
den Wegen durch’s Gras gehend angetroffen zu werden,
einen forſchenden Blick um mich warf. — Wie erſchrak
ich, als ich den Mann im grauen Rock hinter mir her
und auf mich zukommen ſah. Er nahm ſogleich den Hut
vor mir ab, und verneigte ſich ſo tief, als noch Niemand
vor mir gethan hatte. Es war kein Zweifel, er wollte
mich anreden, und ich konnte, ohne grob zu ſein, es nicht
vermeiden. Ich nahm den Hut auch ab, verneigte mich
wieder, und ſtand da in der Sonne mit bloßem Haupt
wie angewurzelt. Ich ſah ihn voller Furcht ſtier an, und
war wie ein Vogel, den eine Schlange gebannt hat. Er
ſelber ſchien ſehr verlegen zu ſein; er hob den Blick nicht
auf, verbeugte ſich zu verſchiedenen Malen, trat naͤher,
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