Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] Melancho-
ley/ schwere
Träum.
das Geblüt/ benimt die Melancholey und
schwere Träume/ so man darvon nach be-
lieben 6. oder 8. Loth trincket.

Die Conserva florum Borraginis, oder der
Burretsch-zucker wird wie der Rosenzucker
gemacht. Er stärcket das Hertz und die le-
Gifft/ trau-
rigkeit.
bendige Geister/ widerstehet allem Gifft/
fürnemlich aber ist er gut wider die Trau-
rigkeit/ so man darvon einer Muscatnuß
groß nach belieben offt nimmet.

Viel Medici rathen in der Melancholey
zu auffweckung der Lebens-geisteren/ den
Burretsch in brühen gesotten; aber hiedurch
verliehret er sein subtiles flüchtiges saltz/
von welchem die fürnembste würckung her-
rühret; weßwegen denn besser gethan wird/
wenn man neben dem Burretsch/ auch Scor-
zoneren-wurtzel/ Melissen/ Bibernellen/
Körbleinkraut und Ochsenzungen nimt/
und in einem wolverdeckten hafen mit brü-
hen siedet; so werden solche brühen desto
kräfftiger und kan man sie eine geraume zeit
Morgens und Abends einnehmen.

Will man einen Syrup davon haben/ so
kan man auß dem frischen und annoch zar-
ten kraut den safft außtrucken/ denselben ste-
hen lassen/ biß sich alles grobe zu boden ge-
setzt/ den lauteren safft nehme man oben ab/
und destilliere ihn in dem Marien-bad/ biß
daß von zwölff pfund saffts/ drey pfund
in dem Helm zuruck bleibet; diese drey
pfund giesse folgends über frische gestossene
blümlein von Burretsch/ laß vier und zwan-
tzig stund an einem warmen ort stehen/ giesse
hernach den safft wiederumb über frische
blümlein/ laß widerumb stehen; solches thue
man so fort zu dem dritten mahl: Trucke
hernach den safft wol durch ein tuch/ laß ihn
stehen/ biß er klar wird/ mit diesem klaren
safft vermische ferners drey pfund gestosse-
nen Zucker/ laß in einem wol vermachten
glaß eine weile an der Sonnen oder einem
warmen ort stehen/ biß der Zucker wol ver-
gangen; so hat man einen sehr guten Sy-
rup/ davon offt ein oder zwey löffelvoll ein-
genommen/ stärcket das Hertz/ erquicket und
belustiget die von Traurigkeit ermatteten
Lebensgeister; und ist also den Melancholi-
schen sehr dienstlich. Man kan aber solchen
Syrup wol mit dem auß dem safft in dem
destillieren überzogenen wasser zu einem Ju-
lep vermischen; ja bißweilen mit solchem
Burretsch-wasser/ das destillierte Melissen-
wasser auch vermischen.

Die blümlein von Burretsch werden heut
zu tag auch under die Salät gemischet/ nicht
allein für die zierd/ sondern auch wegen ih-
rer gesunden krafft/ und heilsamer wür-
ckung.

Ein sehr lieblich und Hertzstärckend
Krafft-
wasser.
Krafftwasser in allen Kranckheiten/ da der
Patient schwach ist/ nutzlich zu gebrauchen/
ist folgends: Nim Borretsch-wasser 3. loth/
Violen-wasser/ Schlehenblust-wasser/ Zim-
met-wasser/ Rosen-wasser jed. 2. loth/ Linden-
blust-wasser/ anderthalb loth/ Melissen-was-
ser/ schwartz Kirschen-wasser jedes ein loth/
Rosen-julep/ oder Citronen-syrup 2. loth/
vermisch alles under einander/ und gebrauch
es löffelweiß.

Auß den blümlein läßt sich mit Brann-
[Spaltenumbruch] tenwein eine Essentz ziehen/ welche auf 20.Burretsch-
Essentz.

oder mehr tropffen offt genommen/ sehr
hertzstärckend/ und frölich machend ist. Bes-
ser und kräfftiger wird die Essentz/ so man
sie mit der Spießglaß-tinctur/ und der Es-
sentz von Ringelblumen vermischt.

Das Zimmet-wasser pflegt man auch heut
zu tag mit dem außgepreßten Burretsch-safft
zu destillieren/ damit es desto hertzstärcken-
cker werde.

Wenn man das Kraut sampt den blüm-Burretsch-
geist.

lein zerhackt/ in die fermentation setzt/ her-
nach destilliert/ so kriegt man den Burretsch-
geist/ oder Spiritum, welchen man in allen
obangeregten Kranckheiten auff 15. biß 20.
tropffen offt geben kan.



CAPUT VIII.
[Abbildung] Gemeine Ochsenzung. Buglossum
vulgare.

Namen.

OChsen-zunge heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 6 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/
Buglossum, Lingua bubula, Lingua
bovis,
dieweil die blätter sich einer Ochsen-
zungen vergleichen. Jtaliänisch/ Buglossa.
Frantzösisch/ Buglose. Spanisch/ Borraja.
Englisch/ Buglosse/ Oxetongue. Dänisch/
Oxetunge. Niderländisch/ Buglosse.

Geschlecht und Gestalt.

1. Die gemeine Ochsenzunge/ Buglossum
vulgare, J. B. angustifolium majus, C. B.
über-
komt längere blätter als der Burretsch/ sie
sind aber auch rauch und stachlicht. Die runden
stachlichten/ rauch-haarigen stengel wachsen
fast 2. elen hoch/ daran stehen viel auffge-
reckte zweiglein/ so purpur-farbe/ und biß-
weilen weisse oder schwartze blümlein tra-

gen/
N n n n n 2

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] Melancho-
ley/ ſchwere
Traͤum.
das Gebluͤt/ benimt die Melancholey und
ſchwere Traͤume/ ſo man darvon nach be-
lieben 6. oder 8. Loth trincket.

Die Conſerva florum Borraginis, oder der
Burꝛetſch-zucker wird wie der Roſenzucker
gemacht. Er ſtaͤrcket das Hertz und die le-
Gifft/ trau-
rigkeit.
bendige Geiſter/ widerſtehet allem Gifft/
fuͤrnemlich aber iſt er gut wider die Trau-
rigkeit/ ſo man darvon einer Muſcatnuß
groß nach belieben offt nimmet.

Viel Medici rathen in der Melancholey
zu auffweckung der Lebens-geiſteren/ den
Burꝛetſch in bruͤhen geſotten; aber hiedurch
verliehret er ſein ſubtiles fluͤchtiges ſaltz/
von welchem die fuͤrnembſte wuͤrckung her-
ruͤhret; weßwegen denn beſſer gethan wird/
weñ man neben dem Burꝛetſch/ auch Scor-
zoneren-wurtzel/ Meliſſen/ Bibernellen/
Koͤrbleinkraut und Ochſenzungen nimt/
und in einem wolverdeckten hafen mit bruͤ-
hen ſiedet; ſo werden ſolche bruͤhen deſto
kraͤfftiger und kan man ſie eine geraume zeit
Morgens und Abends einnehmen.

Will man einen Syrup davon haben/ ſo
kan man auß dem friſchen und annoch zar-
ten kraut den ſafft außtrucken/ denſelben ſte-
hen laſſen/ biß ſich alles grobe zu boden ge-
ſetzt/ den lauteren ſafft nehme man oben ab/
und deſtilliere ihn in dem Marien-bad/ biß
daß von zwoͤlff pfund ſaffts/ drey pfund
in dem Helm zuruck bleibet; dieſe drey
pfund gieſſe folgends uͤber friſche geſtoſſene
bluͤmlein von Burꝛetſch/ laß vier und zwan-
tzig ſtund an einem warmen ort ſtehen/ gieſſe
hernach den ſafft wiederumb uͤber friſche
bluͤmlein/ laß widerumb ſtehen; ſolches thue
man ſo fort zu dem dritten mahl: Trucke
hernach den ſafft wol durch ein tuch/ laß ihn
ſtehen/ biß er klar wird/ mit dieſem klaren
ſafft vermiſche ferners drey pfund geſtoſſe-
nen Zucker/ laß in einem wol vermachten
glaß eine weile an der Sonnen oder einem
warmen ort ſtehen/ biß der Zucker wol ver-
gangen; ſo hat man einen ſehr guten Sy-
rup/ davon offt ein oder zwey loͤffelvoll ein-
genommen/ ſtaͤrcket das Hertz/ erquicket und
beluſtiget die von Traurigkeit ermatteten
Lebensgeiſter; und iſt alſo den Melancholi-
ſchen ſehr dienſtlich. Man kan aber ſolchen
Syrup wol mit dem auß dem ſafft in dem
deſtillieren uͤberzogenen waſſer zu einem Ju-
lep vermiſchen; ja bißweilen mit ſolchem
Burꝛetſch-waſſer/ das deſtillierte Meliſſen-
waſſer auch vermiſchen.

Die bluͤmlein von Burꝛetſch werden heut
zu tag auch under die Salaͤt gemiſchet/ nicht
allein fuͤr die zierd/ ſondern auch wegen ih-
rer geſunden krafft/ und heilſamer wuͤr-
ckung.

Ein ſehr lieblich und Hertzſtaͤrckend
Krafft-
waſſer.
Krafftwaſſer in allen Kranckheiten/ da der
Patient ſchwach iſt/ nutzlich zu gebrauchen/
iſt folgends: Nim Borꝛetſch-waſſer 3. loth/
Violen-waſſer/ Schlehenbluſt-waſſer/ Zim-
met-waſſer/ Roſen-waſſer jed. 2. loth/ Linden-
bluſt-waſſer/ anderthalb loth/ Meliſſen-waſ-
ſer/ ſchwartz Kirſchen-waſſer jedes ein loth/
Roſen-julep/ oder Citronen-ſyrup 2. loth/
vermiſch alles under einander/ und gebrauch
es loͤffelweiß.

Auß den bluͤmlein laͤßt ſich mit Brann-
[Spaltenumbruch] tenwein eine Eſſentz ziehen/ welche auf 20.Burꝛetſch-
Eſſentz.

oder mehr tropffen offt genommen/ ſehr
hertzſtaͤrckend/ und froͤlich machend iſt. Beſ-
ſer und kraͤfftiger wird die Eſſentz/ ſo man
ſie mit der Spießglaß-tinctur/ und der Eſ-
ſentz von Ringelblumen vermiſcht.

Das Zim̃et-waſſer pflegt man auch heut
zu tag mit dem außgepreßten Burꝛetſch-ſafft
zu deſtillieren/ damit es deſto hertzſtaͤrcken-
cker werde.

Wenn man das Kraut ſampt den bluͤm-Burꝛetſch-
geiſt.

lein zerhackt/ in die fermentation ſetzt/ her-
nach deſtilliert/ ſo kriegt man den Burꝛetſch-
geiſt/ oder Spiritum, welchen man in allen
obangeregten Kranckheiten auff 15. biß 20.
tropffen offt geben kan.



CAPUT VIII.
[Abbildung] Gemeine Ochſenzung. Bugloſſum
vulgare.

Namen.

OChſen-zunge heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 6 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/
Bugloſſum, Lingua bubula, Lingua
bovis,
dieweil die blaͤtter ſich einer Ochſen-
zungen vergleichen. Jtaliaͤniſch/ Bugloſſa.
Frantzoͤſiſch/ Bugloſe. Spaniſch/ Borraja.
Engliſch/ Bugloſſe/ Oxetongue. Daͤniſch/
Oxetunge. Niderlaͤndiſch/ Bugloſſe.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Die gemeine Ochſenzunge/ Bugloſſum
vulgare, J. B. anguſtifolium majus, C. B.
uͤber-
komt laͤngere blaͤtter als der Burꝛetſch/ ſie
ſind aber auch rauch uñ ſtachlicht. Die rundẽ
ſtachlichten/ rauch-haarigen ſtengel wachſen
faſt 2. elen hoch/ daran ſtehen viel auffge-
reckte zweiglein/ ſo purpur-farbe/ und biß-
weilen weiſſe oder ſchwartze bluͤmlein tra-

gen/
N n n n n 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0851" n="835"/><fw place="top" type="header">Von den Kra&#x0364;uteren.</fw><lb/><cb/><note place="left">Melancho-<lb/>
ley/ &#x017F;chwere<lb/>
Tra&#x0364;um.</note>das Geblu&#x0364;t/ benimt die Melancholey und<lb/>
&#x017F;chwere Tra&#x0364;ume/ &#x017F;o man darvon nach be-<lb/>
lieben 6. oder 8. Loth trincket.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Con&#x017F;erva florum Borraginis,</hi> oder der<lb/>
Bur&#xA75B;et&#x017F;ch-zucker wird wie der Ro&#x017F;enzucker<lb/>
gemacht. Er &#x017F;ta&#x0364;rcket das Hertz und die le-<lb/><note place="left">Gifft/ trau-<lb/>
rigkeit.</note>bendige Gei&#x017F;ter/ wider&#x017F;tehet allem Gifft/<lb/>
fu&#x0364;rnemlich aber i&#x017F;t er gut wider die Trau-<lb/>
rigkeit/ &#x017F;o man darvon einer Mu&#x017F;catnuß<lb/>
groß nach belieben offt nimmet.</p><lb/>
            <p>Viel <hi rendition="#aq">Medici</hi> rathen in der Melancholey<lb/>
zu auffweckung der Lebens-gei&#x017F;teren/ den<lb/>
Bur&#xA75B;et&#x017F;ch in bru&#x0364;hen ge&#x017F;otten; aber hiedurch<lb/>
verliehret er &#x017F;ein &#x017F;ubtiles flu&#x0364;chtiges &#x017F;altz/<lb/>
von welchem die fu&#x0364;rnemb&#x017F;te wu&#x0364;rckung her-<lb/>
ru&#x0364;hret; weßwegen denn be&#x017F;&#x017F;er gethan wird/<lb/>
weñ man neben dem Bur&#xA75B;et&#x017F;ch/ auch Scor-<lb/>
zoneren-wurtzel/ Meli&#x017F;&#x017F;en/ Bibernellen/<lb/>
Ko&#x0364;rbleinkraut und Och&#x017F;enzungen nimt/<lb/>
und in einem wolverdeckten hafen mit bru&#x0364;-<lb/>
hen &#x017F;iedet; &#x017F;o werden &#x017F;olche bru&#x0364;hen de&#x017F;to<lb/>
kra&#x0364;fftiger und kan man &#x017F;ie eine geraume zeit<lb/>
Morgens und Abends einnehmen.</p><lb/>
            <p>Will man einen Syrup davon haben/ &#x017F;o<lb/>
kan man auß dem fri&#x017F;chen und annoch zar-<lb/>
ten kraut den &#x017F;afft außtrucken/ den&#x017F;elben &#x017F;te-<lb/>
hen la&#x017F;&#x017F;en/ biß &#x017F;ich alles grobe zu boden ge-<lb/>
&#x017F;etzt/ den lauteren &#x017F;afft nehme man oben ab/<lb/>
und de&#x017F;tilliere ihn in dem Marien-bad/ biß<lb/>
daß von zwo&#x0364;lff pfund &#x017F;affts/ drey pfund<lb/>
in dem Helm zuruck bleibet; die&#x017F;e drey<lb/>
pfund gie&#x017F;&#x017F;e folgends u&#x0364;ber fri&#x017F;che ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ene<lb/>
blu&#x0364;mlein von Bur&#xA75B;et&#x017F;ch/ laß vier und zwan-<lb/>
tzig &#x017F;tund an einem warmen ort &#x017F;tehen/ gie&#x017F;&#x017F;e<lb/>
hernach den &#x017F;afft wiederumb u&#x0364;ber fri&#x017F;che<lb/>
blu&#x0364;mlein/ laß widerumb &#x017F;tehen; &#x017F;olches thue<lb/>
man &#x017F;o fort zu dem dritten mahl: Trucke<lb/>
hernach den &#x017F;afft wol durch ein tuch/ laß ihn<lb/>
&#x017F;tehen/ biß er klar wird/ mit die&#x017F;em klaren<lb/>
&#x017F;afft vermi&#x017F;che ferners drey pfund ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
nen Zucker/ laß in einem wol vermachten<lb/>
glaß eine weile an der Sonnen oder einem<lb/>
warmen ort &#x017F;tehen/ biß der Zucker wol ver-<lb/>
gangen; &#x017F;o hat man einen &#x017F;ehr guten Sy-<lb/>
rup/ davon offt ein oder zwey lo&#x0364;ffelvoll ein-<lb/>
genommen/ &#x017F;ta&#x0364;rcket das Hertz/ erquicket und<lb/>
belu&#x017F;tiget die von Traurigkeit ermatteten<lb/>
Lebensgei&#x017F;ter; und i&#x017F;t al&#x017F;o den Melancholi-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;ehr dien&#x017F;tlich. Man kan aber &#x017F;olchen<lb/>
Syrup wol mit dem auß dem &#x017F;afft in dem<lb/>
de&#x017F;tillieren u&#x0364;berzogenen wa&#x017F;&#x017F;er zu einem Ju-<lb/>
lep vermi&#x017F;chen; ja bißweilen mit &#x017F;olchem<lb/>
Bur&#xA75B;et&#x017F;ch-wa&#x017F;&#x017F;er/ das de&#x017F;tillierte Meli&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er auch vermi&#x017F;chen.</p><lb/>
            <p>Die blu&#x0364;mlein von Bur&#xA75B;et&#x017F;ch werden heut<lb/>
zu tag auch under die Sala&#x0364;t gemi&#x017F;chet/ nicht<lb/>
allein fu&#x0364;r die zierd/ &#x017F;ondern auch wegen ih-<lb/>
rer ge&#x017F;unden krafft/ und heil&#x017F;amer wu&#x0364;r-<lb/>
ckung.</p><lb/>
            <p>Ein &#x017F;ehr lieblich und Hertz&#x017F;ta&#x0364;rckend<lb/><note place="left">Krafft-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er.</note>Krafftwa&#x017F;&#x017F;er in allen Kranckheiten/ da der<lb/>
Patient &#x017F;chwach i&#x017F;t/ nutzlich zu gebrauchen/<lb/>
i&#x017F;t folgends: Nim Bor&#xA75B;et&#x017F;ch-wa&#x017F;&#x017F;er 3. loth/<lb/>
Violen-wa&#x017F;&#x017F;er/ Schlehenblu&#x017F;t-wa&#x017F;&#x017F;er/ Zim-<lb/>
met-wa&#x017F;&#x017F;er/ Ro&#x017F;en-wa&#x017F;&#x017F;er jed. 2. loth/ Linden-<lb/>
blu&#x017F;t-wa&#x017F;&#x017F;er/ anderthalb loth/ Meli&#x017F;&#x017F;en-wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er/ &#x017F;chwartz Kir&#x017F;chen-wa&#x017F;&#x017F;er jedes ein loth/<lb/>
Ro&#x017F;en-julep/ oder Citronen-&#x017F;yrup 2. loth/<lb/>
vermi&#x017F;ch alles under einander/ und gebrauch<lb/>
es lo&#x0364;ffelweiß.</p><lb/>
            <p>Auß den blu&#x0364;mlein la&#x0364;ßt &#x017F;ich mit Brann-<lb/><cb/>
tenwein eine E&#x017F;&#x017F;entz ziehen/ welche auf 20.<note place="right">Bur&#xA75B;et&#x017F;ch-<lb/>
E&#x017F;&#x017F;entz.</note><lb/>
oder mehr tropffen offt genommen/ &#x017F;ehr<lb/>
hertz&#x017F;ta&#x0364;rckend/ und fro&#x0364;lich machend i&#x017F;t. Be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er und kra&#x0364;fftiger wird die E&#x017F;&#x017F;entz/ &#x017F;o man<lb/>
&#x017F;ie mit der Spießglaß-tinctur/ und der E&#x017F;-<lb/>
&#x017F;entz von Ringelblumen vermi&#x017F;cht.</p><lb/>
            <p>Das Zim&#x0303;et-wa&#x017F;&#x017F;er pflegt man auch heut<lb/>
zu tag mit dem außgepreßten Bur&#xA75B;et&#x017F;ch-&#x017F;afft<lb/>
zu de&#x017F;tillieren/ damit es de&#x017F;to hertz&#x017F;ta&#x0364;rcken-<lb/>
cker werde.</p><lb/>
            <p>Wenn man das Kraut &#x017F;ampt den blu&#x0364;m-<note place="right">Bur&#xA75B;et&#x017F;ch-<lb/>
gei&#x017F;t.</note><lb/>
lein zerhackt/ in die <hi rendition="#aq">fermentation</hi> &#x017F;etzt/ her-<lb/>
nach de&#x017F;tilliert/ &#x017F;o kriegt man den Bur&#xA75B;et&#x017F;ch-<lb/>
gei&#x017F;t/ oder <hi rendition="#aq">Spiritum,</hi> welchen man in allen<lb/>
obangeregten Kranckheiten auff 15. biß 20.<lb/>
tropffen offt geben kan.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT VIII</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Gemeine Och&#x017F;enzung.</hi> <hi rendition="#aq">Buglo&#x017F;&#x017F;um<lb/>
vulgare.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">O</hi>Ch&#x017F;en-zunge heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="2"/></foreign>-<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="6"/></foreign>, <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Buglo&#x017F;&#x017F;um, Lingua bubula, Lingua<lb/>
bovis,</hi> dieweil die bla&#x0364;tter &#x017F;ich einer Och&#x017F;en-<lb/>
zungen vergleichen. Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Buglo&#x017F;&#x017F;a.</hi><lb/>
Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Buglo&#x017F;e.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Borraja.</hi><lb/>
Engli&#x017F;ch/ Buglo&#x017F;&#x017F;e/ Oxetongue. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/<lb/>
Oxetunge. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Buglo&#x017F;&#x017F;e.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>1. Die gemeine Och&#x017F;enzunge/ <hi rendition="#aq">Buglo&#x017F;&#x017F;um<lb/>
vulgare, <hi rendition="#i">J. B.</hi> angu&#x017F;tifolium majus, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> u&#x0364;ber-<lb/>
komt la&#x0364;ngere bla&#x0364;tter als der Bur&#xA75B;et&#x017F;ch/ &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ind aber auch rauch uñ &#x017F;tachlicht. Die rund&#x1EBD;<lb/>
&#x017F;tachlichten/ rauch-haarigen &#x017F;tengel wach&#x017F;en<lb/>
fa&#x017F;t 2. elen hoch/ daran &#x017F;tehen viel auffge-<lb/>
reckte zweiglein/ &#x017F;o purpur-farbe/ und biß-<lb/>
weilen wei&#x017F;&#x017F;e oder &#x017F;chwartze blu&#x0364;mlein tra-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n n n n 2</fw><fw place="bottom" type="catch">gen/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[835/0851] Von den Kraͤuteren. das Gebluͤt/ benimt die Melancholey und ſchwere Traͤume/ ſo man darvon nach be- lieben 6. oder 8. Loth trincket. Melancho- ley/ ſchwere Traͤum. Die Conſerva florum Borraginis, oder der Burꝛetſch-zucker wird wie der Roſenzucker gemacht. Er ſtaͤrcket das Hertz und die le- bendige Geiſter/ widerſtehet allem Gifft/ fuͤrnemlich aber iſt er gut wider die Trau- rigkeit/ ſo man darvon einer Muſcatnuß groß nach belieben offt nimmet. Gifft/ trau- rigkeit. Viel Medici rathen in der Melancholey zu auffweckung der Lebens-geiſteren/ den Burꝛetſch in bruͤhen geſotten; aber hiedurch verliehret er ſein ſubtiles fluͤchtiges ſaltz/ von welchem die fuͤrnembſte wuͤrckung her- ruͤhret; weßwegen denn beſſer gethan wird/ weñ man neben dem Burꝛetſch/ auch Scor- zoneren-wurtzel/ Meliſſen/ Bibernellen/ Koͤrbleinkraut und Ochſenzungen nimt/ und in einem wolverdeckten hafen mit bruͤ- hen ſiedet; ſo werden ſolche bruͤhen deſto kraͤfftiger und kan man ſie eine geraume zeit Morgens und Abends einnehmen. Will man einen Syrup davon haben/ ſo kan man auß dem friſchen und annoch zar- ten kraut den ſafft außtrucken/ denſelben ſte- hen laſſen/ biß ſich alles grobe zu boden ge- ſetzt/ den lauteren ſafft nehme man oben ab/ und deſtilliere ihn in dem Marien-bad/ biß daß von zwoͤlff pfund ſaffts/ drey pfund in dem Helm zuruck bleibet; dieſe drey pfund gieſſe folgends uͤber friſche geſtoſſene bluͤmlein von Burꝛetſch/ laß vier und zwan- tzig ſtund an einem warmen ort ſtehen/ gieſſe hernach den ſafft wiederumb uͤber friſche bluͤmlein/ laß widerumb ſtehen; ſolches thue man ſo fort zu dem dritten mahl: Trucke hernach den ſafft wol durch ein tuch/ laß ihn ſtehen/ biß er klar wird/ mit dieſem klaren ſafft vermiſche ferners drey pfund geſtoſſe- nen Zucker/ laß in einem wol vermachten glaß eine weile an der Sonnen oder einem warmen ort ſtehen/ biß der Zucker wol ver- gangen; ſo hat man einen ſehr guten Sy- rup/ davon offt ein oder zwey loͤffelvoll ein- genommen/ ſtaͤrcket das Hertz/ erquicket und beluſtiget die von Traurigkeit ermatteten Lebensgeiſter; und iſt alſo den Melancholi- ſchen ſehr dienſtlich. Man kan aber ſolchen Syrup wol mit dem auß dem ſafft in dem deſtillieren uͤberzogenen waſſer zu einem Ju- lep vermiſchen; ja bißweilen mit ſolchem Burꝛetſch-waſſer/ das deſtillierte Meliſſen- waſſer auch vermiſchen. Die bluͤmlein von Burꝛetſch werden heut zu tag auch under die Salaͤt gemiſchet/ nicht allein fuͤr die zierd/ ſondern auch wegen ih- rer geſunden krafft/ und heilſamer wuͤr- ckung. Ein ſehr lieblich und Hertzſtaͤrckend Krafftwaſſer in allen Kranckheiten/ da der Patient ſchwach iſt/ nutzlich zu gebrauchen/ iſt folgends: Nim Borꝛetſch-waſſer 3. loth/ Violen-waſſer/ Schlehenbluſt-waſſer/ Zim- met-waſſer/ Roſen-waſſer jed. 2. loth/ Linden- bluſt-waſſer/ anderthalb loth/ Meliſſen-waſ- ſer/ ſchwartz Kirſchen-waſſer jedes ein loth/ Roſen-julep/ oder Citronen-ſyrup 2. loth/ vermiſch alles under einander/ und gebrauch es loͤffelweiß. Krafft- waſſer. Auß den bluͤmlein laͤßt ſich mit Brann- tenwein eine Eſſentz ziehen/ welche auf 20. oder mehr tropffen offt genommen/ ſehr hertzſtaͤrckend/ und froͤlich machend iſt. Beſ- ſer und kraͤfftiger wird die Eſſentz/ ſo man ſie mit der Spießglaß-tinctur/ und der Eſ- ſentz von Ringelblumen vermiſcht. Burꝛetſch- Eſſentz. Das Zim̃et-waſſer pflegt man auch heut zu tag mit dem außgepreßten Burꝛetſch-ſafft zu deſtillieren/ damit es deſto hertzſtaͤrcken- cker werde. Wenn man das Kraut ſampt den bluͤm- lein zerhackt/ in die fermentation ſetzt/ her- nach deſtilliert/ ſo kriegt man den Burꝛetſch- geiſt/ oder Spiritum, welchen man in allen obangeregten Kranckheiten auff 15. biß 20. tropffen offt geben kan. Burꝛetſch- geiſt. CAPUT VIII. [Abbildung Gemeine Ochſenzung. Bugloſſum vulgare. ] Namen. OChſen-zunge heißt Griechiſch/ __- ______, _. Lateiniſch/ Bugloſſum, Lingua bubula, Lingua bovis, dieweil die blaͤtter ſich einer Ochſen- zungen vergleichen. Jtaliaͤniſch/ Bugloſſa. Frantzoͤſiſch/ Bugloſe. Spaniſch/ Borraja. Engliſch/ Bugloſſe/ Oxetongue. Daͤniſch/ Oxetunge. Niderlaͤndiſch/ Bugloſſe. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Die gemeine Ochſenzunge/ Bugloſſum vulgare, J. B. anguſtifolium majus, C. B. uͤber- komt laͤngere blaͤtter als der Burꝛetſch/ ſie ſind aber auch rauch uñ ſtachlicht. Die rundẽ ſtachlichten/ rauch-haarigen ſtengel wachſen faſt 2. elen hoch/ daran ſtehen viel auffge- reckte zweiglein/ ſo purpur-farbe/ und biß- weilen weiſſe oder ſchwartze bluͤmlein tra- gen/ N n n n n 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/851
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/851>, abgerufen am 21.12.2024.